sich umarmende Holzpuppen, schwarzweiß

Sorge und Mitgefühl sind beim empfindsamen Selbst ausgeprägt. © Jan Smith under cc

Wenn das empfindsame Selbst die Bühne betritt, geht es oft heiß her, weil es nicht selten im Zentrum hoch emotionaler Debatten steht, wie etwa bei den Kontroversen um Gender, Sexismus (die #metoo Debatte), den Klimawandel, Nationalismus und Kapitalismus, Täter und Opfer, sowie Fake News, um nur ein paar zu nennen. Wenn wir die Reihe der Weltbilder als eine Reise durch die hierarchische Entfaltung derselben verstehen, dann muss zuerst skizziert werden, was das empfindsame Selbst nun auszeichnet und einzig macht. Da ist einerseits der emotionale Gehalt. Das empfindsame Selbst nimmt Emotionen ernst, völlig zurecht.

Zugleich ist es eine intellektuell anspruchsvolle und tragische Geschichte, weil auch viele der besten Vertreter der Zunft einen aus ihrer Ideologie geborenen Schatten mitbringen, den sie selten durchdringen. Bewegen wir uns also langsam immer tiefer in das Thema hinein. Denn tatsächlich ist das empfindsame Selbst hoch komplex, im Kern sehr gut gemeint und in der Praxis oft ein riesiges Problem.

Das empfindsame Selbst

Das empfindsame Selbst ist geboren aus der Behauptung, dass es neben dem Wahren, auch noch das Gute und das Schöne gibt, was den Menschen ausstattet und zum eigentlichen Menschen macht. Das ist keine neumodische Erfindung, sondern wir finden diese Bereiche schon bei Platon. Es geht vor allem im zwischenmenschlichen Bereich nicht einfach nur um kühlen Funktionalismus und die Durchsetzung von Interessen. Es geht auch um Rücksicht, Empathie und Gleichberechtigung, oder ein Streben danach. Und darum, denen, die keine eigene Stimme haben, eine Stimme zu leihen, auch für sie zu kämpfen und zu argumentieren.

Wozu Argumente gut sind, darüber gibt es zwei sehr verschiedene Auffassungen. Für die einen sind Argumente nichts als Gerede: Reden kann man viel, doch wichtig ist, dass man was tut. Geredet wurde schon zu viel, das bringt nichts. Diametral entgegengesetzt ist die Auffassung, dass wir vor allem diskursive Wesen sind, die sich in einem metaphorischen ‚Raum der Gründe‘ befinden und bei denen das Geben und Nehmen/Verlangen von Gründen das ist, was sie wesentlich auszeichnet.

Richtiger ist die letzte Variante, vor allem, wenn man sie zu einer Sicht erweitert wird, in der Handlungen und Argumente keinen Gegensatz bilden, sondern sich ergänzen. Der Philosoph Robert Brandom hat ein dickes und anspruchsvolles Buch vorgelegt, das im Deutschen den Titel Expressive Vernunft trägt (im Original: Making it Explixit) und in dem er versucht, das theoretisch einzufangen, was wir praktisch im Alltag ohnehin machen und das ist: einander Begründungen geben.

Psychologisch erscheint der Gedanke keinesfalls weltfremd, wenn wir daran denken, dass Freud bei den Hypnoseexperimenten von Charcot, erlebte, wie Menschen auch dann noch erklären, dass sie etwas genauso gewollt hätten wie sie es taten und dies wortreich begründen, wenn gesichert ist, dass sie einem posthypnotischen Befehl folgen. Uns Menschen ist es extrem wichtig, für unser eigenes Verhalten rationale Gründe zu finden. Der Wunsch zu begründen, liegt also auch dann vor, wenn wir mit uns allein sind und wir wissen, dass auch unsere Selbstgespräche oft in dialogischer Form ablaufen. Aber nicht weil wir rationale Wesen wären, das ist zu unscharf.

Wir sind, so Brandom, normative Wesen, die Behauptungen aufstellen und wissen, dass sie diese einlösen müssen, entweder durch weitere Erklärungen oder Handlungen, die zu den Behauptungen passen. Aber nicht jedes Reden ist ein Argument und nicht alles, was man behauptet, wird eingelöst. Idealerweise schon, aber wir weichen mehr oder weniger weit von diesen Idealen ab. Wir bewegen uns in einem Spektrum zwischen dem Bemühen hohe Ideale zu erfüllen und dem, was man leeres Gerede nennt. Unsere Rede und die Tat sollte idealerweise nicht nur wahr, sondern auch wahrhaftig und gerecht sein.

Tiere, die in der Massentierhaltung ihr jämmerliches Dasein fristen, können nicht sagen, wie es ihnen geht. Man kann diesen lebenden, fühlenden und leidensfähigen, aber nicht diskursiven Wesen seine Stimme erheben. Das gilt nicht nur für Tiere, auch für kleine Kinder, demente Alte und manche Menschen, mit geistiger Behinderung. Sie alle können nicht mehr adäquat und noch seltener medienwirksam und geschliffen ausdrücken, was ihnen fehlt. Ein Herz für all diese fühlenden Wesen zu haben, auch ihre Bedürfnisse zu berücksichtigen, die Vorteile zu erkennen, die ein Miteinander bietet, das und mehr sind die echten Einsichten, die das empfindsame Selbst gewinnt. Man spürt auch dann, wie es anderen geht, wenn sie es nicht sagen können. Dafür haben wir ein Sensorium, wir können Affekte lesen. Diese Fähigkeit ist zig mal experimentell nachgewiesen, wir müssen dafür auch nicht ein Buch über Affekttheorie studieren, es ist uns angeboren, die Spiegelneuronen sind die biologische Grundlage. Ein Erbe der Säugetierzeit, bei denen sich Affekte ausbildeten, vor allem, um die Brutpflege effektiver zu gestalten.

Doch allein ein großes Herz zu haben ist nicht, was die Ebene des empfindsamen Selbst ausmacht. Es ist nicht primär eine gefühlige Ebene, von der wir hier reden, sondern sie hat all die Stufen des Archaischen, Magischen, Mythisch-Rationalen und des wirklich Wissenschaftlich-Technischen integriert, verstanden und ein Stück weit überwunden. Das sind Menschen, die kognitiv in der Lage sind hochkomplexe Zusammenhänge zu erfassen und verschiedene Systeme gedanklich in Beziehung zu setzen. Die einfachste Beziehung zweier Systeme ist das einer Schnecke die vorwärts über ein Brett kriecht, während man gleichzeitig das Brett zurück zieht. Abhängig von der Geschwindigkeit mit der man zieht bewegt sich die Schnecke nun entweder langsamer vorwärts oder sogar insgesamt rückwärts. Das ist noch einfach. Aber wenn wir uns vorstellen, dass dieser Versuch in einem großen Lkw stattfindet, wird es komplizierter. Denn in welche Richtung bewegt sich die Schnecke nun? Aber eigentlich müssen wir noch berücksichtigen, dass sich der Lkw samt Autobahn und Erde ja ständig dreht, um die Sonne kreist, das ganze Sonnensystem am Rande unserer Spiralgalaxie in rasender Geschwindigkeiten um das Zentrum wirbelt und nichts im Universum still steht. Was ist nun die wahre Bewegung der Schnecke?

Die Reduktion von Komplexität

Sau mit Ferkeln

Das empfindsame Selbst fände es schön, wenn wir uns alle sauwohl fühlten. © woodleywonderworks under cc

Das wird schnell unübersichtlich und um diese Unübersichtlichkeit einzudämmen und nicht bereits an den einfachsten Fragen zu scheitern, hat sich ein Mechanismus eingebürgert, nämlich die Fähigkeit einen Großteil all dieser Daten vollkommen zu ignorieren. Reduktion von Komplexität heißt dieser Vorgang für soziale Systeme und meint, alles auszublenden, was wir für einen bestimmten Bereich nicht unbedingt brauchen.

Zu einem Teil sorgt unsere Biologie schon dafür, dass wir das tun. Die Drehbewegung der Erde und ihre rasende Fahrt durchs Universum nehmen wir höchstens indirekt wahr, durch den Lauf der Sterne über den Himmel, einen direkten Sinn dafür haben wir aber nicht, sehr wohl aber für die Bewegung eines Fahrstuhls oder Zugs. Für Temperaturunterschiede im Bereich Zimmertemperatur sind wir sehr sensibel, schon im Bereich von weniger als einem Grad, aber einen Unterschied zwischen 6.500° und 6.800° Celsius bemerken wir nicht.

Doch wir reduzieren nicht nur biologisch, sondern auch sozial. Für den Arbeitgeber ist wichtig, dass unsere Fähigkeiten gut zum Berufsbild passen, es spielt in der Regel keine Rolle, dass man gut Schach spielt oder HSV Fan ist. Bei einer Gerichtsverhandlung im Steuerrecht geht es nicht darum, ob jemand einen guten Kunstgeschmack hat oder ausdauernd jodeln kann. Auch für gesellschaftliche oder kulturelle Gruppen gilt das. Ob man Christ, Vegetarier oder JuSo ist, für alle gelten bestimmte Regeln, um zu dieser Gemeinschaft dazu zu gehören auch hier wird selektiert oder reduziert. Den ganzen Menschen betrachtet man oft nur im Kreise der Familie, der engen Freunde und der Partnerschaft – das macht sie so bedeutsam – und auch da längst nicht die ganze Zeit. Wenn uns also ein Zuviel an Informationen und Sinnesdaten komplett überfordert und nichts zu wissen und wahrzunehmen aber erkennbar auch nicht gut ist, dann ergibt sich daraus eine Frage, nämlich:

Wie reduziert man denn richtig?

Hier sind wir bereits im Herzen den Problems, denn darauf gibt es keine allgemeingültige Antwort. Richtige Reduktion ist jene, die das Überleben sichert, ist eine bestimmt passende Antwort. So hat die biologische Evolution über Jahrmillionen funktioniert, aber die Sicherung des unmittelbaren Überlebens ist heute für die meisten Menschen auf der Welt kein Thema mehr. Längst sind auch weltweit die Folgen des Übergewichts dramatischer geworden, als die des Hungers und wenn wir zurück überlegen, an wie vielen Tagen der letzten zehn Jahre wir in Lebensgefahr und froh waren, die Situation irgendwie überstanden zu haben, dann werden die meisten von uns sehr wenige Ereignisse finden.

Wenn das Überleben halbwegs gesichert ist, ploppen andere Bedürfnisse auf, man will ja nicht nur überleben, sondern unser Ziel ist es ein sinnerfülltes, gelungenes und gutes Leben zu führen. Aber was ein solches ausmacht wird individuell verschieden gesehen und unsere ganze Serie über die Entwicklungsstufen der Weltbilder ist auch eine Skizze dieser unterschiedlichen Bedürfnisse und sozialen Vorstellungen dessen, was gut und wichtig ist: Überleben, familiäre Bande und Macht, die Werte-Gemeinschaft, sowie die gut funktionierende, rationale Gesellschaft. Alle haben etwas andere Vorstellungen, alle haben sich als auf ihre Art als sehr durchsetzungsstark erwiesen.

Das empfindsame Selbst hat ebenfalls seine eigenen Vorstellungen, will den Blick aber auch weiten. Themen, die uns alle angehen sind sein Anliegen, sowie ein Modus der Sorge, vor allem, um die Schwachen und bislang entrechteten Mitglieder einer Gemeinschaft. Alle bisherigen Weltbilder kümmern sich nur um einen bestimmten Kreis: die eigene Familie; diejenigen, die nützlich sind; die Brüder und Schwestern im Glauben (religiöser oder weltanschaulicher Art) oder eben jene, die bei der Idee von Wirtschaft, Wissenschaft und Technik begeistert mitmachen. Wer das nicht will oder kann, wird recht erbarmungslos aussortiert.

Das empfindsame Selbst möchte es anders machen, will einschließen, statt ausschließen und den Kreis ganz weit ziehen, zielt oft auf Ganzheitlichkeit ab und das, was uns alle betrifft. Das Wohl der Natur ist auch unser Wohl, der Klimawandel geht uns alle an, gleich welchen Glauben oder welche politischen Vorstellungen wir haben und seiner Meinung nach sollten alle die gleichen Rechte haben und niemand sollte wegen irgendwas diskriminiert werden.

Verschiedene Systeme in Beziehung setzen, das können tatsächlich nur wenige Menschen. Die meisten sind zwar in der Lage, Verflechtungen zu erkennen, neigen aber im nächsten Schritt dazu, alles auf einen Punkt, ein System, eine ‚wahre Ursache‘ herunterzubrechen und kommen so kaum über eine Ebene hinaus, in der es genau einen guten und richtigen Ansatz gibt, der leider von einem bösen Feind oder System verhindert oder zerstört wird. Alles Übel der Welt wird dann in fundamentalistischer Weise dem Neoliberalismus, der Religion, den Linken oder Rechten oder sonst wem aufgebürdet. Diese Menschen reduzieren zu weit, weil die Komplexität sie überfordert, aber für sie ist es dennoch ein richtiger Schritt. Die daraus resultierende „Zack, peng, so einfach ist das ist“-Einstellung ist jedoch oft nur Verschwörungstheorie oder leerer Aktionismus. Man tut dann irgendwas, ist stolz darauf wenigstens was getan zu haben, wo die anderen eben endlos reden, aber letztlich ginge es darum, ob die Aktion auch irgendwas bringt. Das empfindsame Selbst schafft es die Eigendynamik und Eigengesetzlichkeit von Systemen zu erkennen und miteinander in Beziehung zu setzten.

Systemtheorien

So entstehen Systemtheorien, die, wie der Name schon sagt, Systeme untersuchen und in Relation setzen. Beides gehört dazu. Einmal die Eigenständigkeit der Systeme. Unser Nervensystem tut etwas völlig anderes, als unser Blutkreislauf oder Verdauungstrakt. Dennoch haben alle die übergeordnete Aufgabe, den Körper als Ganzes zu erhalten. Das ist der andere Aspekt, die Beziehung der Systeme untereinander. An sich einfach, doch der Teufel liegt im Detail.

Eine Pflanze braucht Erde, Licht, Luft und Wasser, um zu gedeihen. Wenn nun das Wasser fehlt, bringt es nichts die Bodenqualität zu verbessern, es muss gegossen werden. So ist es auch mit anderen Einheiten. Wenn das Herz schlecht pumpt, kann es helfen, das Blut mit Sauerstoff anzureichern, damit die Organe dennoch ausreichend mit dem lebensnotwendigen Stoff versorgt werden, aber das geht nur begrenzt. Ein System kann die Leistung eines andere nicht übernehmen. Das spricht für eine relative Autonomie einzelner Systeme. Anderseits gehen die Systeme, wie man beim Körper sieht, ja bisweilen in einem größeren Ganzen auf und da wird die wechselseitige Abhängigkeit dann klar. Fällt das Herz-/Kreislaufsystem aus, ist das recht schnell auch das Ende der anderen Organsysteme.

Aber das ist längst nicht alles, denn nicht nur der Körper besteht aus Systemen, er wechselwirkt als Ganzes ja auch, zum Beispiel mit der Psyche, falls man diese nicht zum Körper rechnet. Das nennt sich dann zum Beispiel Psychosomatik. Aber auch das ist nicht alles, die Wechselwirkungen können noch breiter sein und auch noch die Gesellschaft beinhalten, wie man etwa bei Depressionen oder dem biopsychosozialen Ansatz bei Schmerzen sieht.

Wenn wir uns allein bei den Depressionen anschauen, was alles Ursache sein kann (etwa hier oder hier), dann kommt man schon gehörig uns Schleudern, weil man vor der Frage steht, welche Ursache denn jetzt die richtige ist. Bei unserer Zimmerpflanze ahnen wir ja meist noch, wo das Problem liegt, bei den Depressionen nicht immer. Man geht hier statistisch vor und kombiniert Medikamente und Psychotherapie.

Wie reduziert man denn richtig, war unsere Frage. Man reduziert richtig, wenn man pragmatisch vorgeht und Erfolg hat. Wenn es der Pflanze sichtbar besser geht und die Depression langsam verschwindet. Die Psychotherapie reduziert auch, in der Weise, dass sie die Psyche behandelt und meint, dass hier etwas zu bewegen bedeuten könnte, dass auch andere Systeme sich einrenken. Dennoch ist der ärztliche und psychiatrische Check vor einer Psychotherapie obligatorisch. Und es gibt auch hier systemische Ansätze, die das kranke oder krankmachende Familiensystem oder Arbeitsumfeld gleich mitbehandeln, auch sie haben Erfolg.

Man kann natürlich fragen, warum fünf andere sich ändern sollen, damit es einem besser geht. Die Antwort würde wohl lauten, weil es dann insgesamt allen besser geht. Weniger Spannung und Aggression, das tut allen gut. Die Systemtheorien reduzieren auf ihre Art ebenfalls, so paradox das auch klingt: Sie richten den Blick auf die Verbesserung des Ganzen und grenzen gerade dadurch aus. Hier begibt sich das empfindsame Selbst in die Nähe der Ideologie.

Ideologie

Ideologisch zu agieren oder argumentieren wird oft bestimmten Vertretern in der Gesellschaft unterstellt, nicht selten von ihren Gegnern. Die andere Seite sieht die Ideologie zumeist gerade anders herum verteilt, was wenig verwunderlich ist. Legt man den Fokus auf die vertikale Entwicklung, wie wir es hier tun, dann ist Ideologie keine Ausprägung einer bestimmten Stufe, sondern die Übertreibung jeder Stufe. Irgendwann kommt der Punkt, an dem jede Einstellung überzogen wird und ins Pathologische abdriftet.

Was ist nun an dem Wunsch das Ganze zu verbessern ideologisch? Er steht im Grunde quer zu allen früheren Entwicklungsstufen des Selbst und seiner Weltbilder, die immer bestimmte Gruppen oder Einstellungen bevorzugen. Nun kann man sagen, dass sie das auch aus gutem Grund tun, denn auf alle Rücksicht zu nehmen, ist besser als auf einige. Aber stimmt das überhaupt und vor allem, wenn es stimmt, hält sich das empfindsame Selbst eigentlich an die eigenen Vorgaben?

Im Grunde könnten Vertreter der Stufe des empfindsamen Selbst sagen, dass das tatsächlich so ist, da ihr Denken ungeheuer komplex und ihr Mitgefühl groß ist und nicht nur auf einem Gefühl, sondern auf einem tieferen Verständnis der Zusammenhänge beruht, man es also ganz einfach besser weiß, als die anderen. Aber hier stellen sie sich selbst ein Bein. Denn ihrem Wesen liegt meist eine ausgeprägte Hierarchiefeindlichkeit zugrunde und oft steht auch die Rationalität und das Begründen nicht hoch im Kurs.

Dabei geht die Skepsis des empfindsamen Selbst gar nicht unbedingt auf eine Ablehnung früherer Stufen zurück, sondern nur auf die Ablehnung ihrer Übertreibungen. Hierarchie muss nicht pathologisch oder gar zum Faschismus entarten und rationale Begründungen sind kein kaltes, emotional abgestumpftes Männerspiel. Im Gegenteil, das empfindsame Selbst steht hierarchisch weit oben und hat tatsächlich gute Gründe, aber oft auch eine panische Angst davor jemanden auszugrenzen. Und so hört es jeden an, möchte jede Meinung wichtig nehmen und wie eingangs gesagt, auch denen, die keine eigene Stimme haben, eine Stimme zu geben. Das ist wunderbar, besonders die einsichtsvolle Betonung, dass jemand oft kaum anders konnte, als zu werden, wie und was er ist.

Doch so richtig das oft sein mag, so problematisch ist es auch, denn es raubt dem anderen die Möglichkeit seinen eigenverantwortlichen und freien Weg durchs Leben zu gehen und es nötigt den anderen oft ein Maß an Toleranz ab, dass diese zu geben nicht bereit sind. Nicht jeder möchte Teil eines sozialen Experiments sein, zumal, wenn er das Gefühl hat, dass in puncto Mitgefühl und Toleranz in der Gesellschaft oft eine erhebliche Schieflage vorliegt.

Und hier richtet das empfindsame Selbst oft jede Menge Verwüstungen an. Es möchte so gern, dass die anderen so sind, wie es selbst und kann die Ablehnung auf die es stößt schwer ertragen oder tolerieren. Es mag die Menschen nicht, die nicht so empathisch und gutwillig sind, wie es selbst und hat eigenartig grobe Kategorien um damit umzugehen, entweder es pathologisiert diejenigen, die anderer Meinung sind und kann sich ihnen so im gewohnten Modus nähern (auch Du bist ein Opfer, Du weist es nur nicht) oder es lehnt sie harsch ab, man ist dann oft postwendend ein Unmensch, Rassist oder Nazi. Psychotherapeutisch ist eine zu starke Fixierung auf den Opferpol durchaus bedenklich, siehe Täter und Opfer oder ausführlich hier in Heilung.

Wenn Grenze fehlen

Tragisch ist, dass man das Verhalten harscher Ablehnung, mit dem sich das empfindsame Selbst heute bisweilen konfrontiert sieht, oft selbst gezüchtet hat. Jeden anzuhören ist sicher noch eine halbwegs gute Sache, aber Unsinn, Falsches und zu kurz Geesprungenes muss man nach der Anhörung als solches benennen dürfen, auch, wenn man damit Gefühle verletzt. Macht man aus allem eine andere interessante oder eigene Sichtweise, verzichtet man auf Grenzen und verliert die eigene Kontur und eine konsensfähige Größe der Objektivität. Man meint weiterhin, es sei nicht gut, andere auszugrenzen, lässt die Meinung derer, die andere Kriterien bevorzugen aber dennoch oft nicht gelten, ohne plausibel zu begründen, warum das so ist. Eigentlich möchte man sagen, dass die Haltung der anderen simpel und dass man einfach deutlich weiter sei, bekennt aber keine Farbe. Tatsächlich hat eben auch jemand der simpel gestrickt ist ein Recht auf eine eigene Meinung und natürlich eigene Gefühle zu dieser Meinung. Niemand glaubt ja, dass das, was er denkt und meint völliger Unsinn ist, sonst würde man es ja nicht vertreten. Dennoch gibt es erhebliche qualitative Unterschiede in der Argumentation, doch wenn man nie darauf besteht diese zu zu benennen und einzufordern, um niemandem zu nahe zu treten, kommt eben irgendwann die Quittung. Wenn die Großmeister des Absurden alles behaupten dürfen, man es ihnen aber nachsieht, dass sie es nicht begründen können oder wollen, ist das selbstverschuldete Unmündigkeit.

Jeder hat im Großen und Ganzen zwar seine private Meinung, allerdings ist diese nicht vollkommen anders als die einiger anderer und so man findet sich im Kreis bestimmter Menschen wieder, die ähnlich denken. Der Kreis der annähernd Gleichgesinnter kann sich aus mehreren Quellen speisen. Zum einen kann es sich auf Ähnlichkeit in den sozialen Milieus beziehen, wie wir sie hier dargestellt finden. Der regionale Einfluss, das Geschlecht und Temperament können eine gewisse Rolle spielen. Der größte Einfluss liegt meiner Ansicht nach aber in der hierarchischen Entwicklung des Bewusstseins, der einen, in die Nähe bestimmter Prämissen und Thesen über die Welt bringt. Und in diesem spezifischen Bereich der Entwicklung trifft man auch andere.

Menschen, die sich hier treffen müssen nicht immer einer Meinung sein, im Gegenteil, sie können sich auch bis aufs Blut bekämpfen. Die annähernde Gleichheit ihrer Entwicklung erkennt man daran, dass sie einem bestimmten Gebiet eine überaus große Bedeutung zumessen und eine bestimmte Art der Auseinandersetzung bevorzugen. Der Streit über Politik oder Religion könnten solche Themen sein. Ob man dabei politisch links oder rechts steht, religiös oder atheistisch eingestellt ist, spielt weniger eine Rolle, als die Art dessen, wie man mit diesen Themen umgeht.

„In Übereinstimmung mit Green vertrat ich die Ansicht, dass die Unfähigkeit, sich einem Wertesystem verpflichtet zu fühlen, das über Grenzen selbstsüchtiger Bedürfnisse hinausgeht, gewöhnlich eine schwere narzisstische Pathologie widerspiegelt. Die Verpflichtung gegenüber einer Ideologie, die sadistische Perfektionsansprüche stellt und primitive Aggression oder durch konventionelle Naivität geprägte Werturteile toleriert, gibt ein unreifes Ich-Ideal und die mangelnde Integration eines reifen Über-Ichs zu erkennen. Die Identifizierung mit einer „messianischen“ Ideologie und die Akzeptanz gesellschaftlicher Klischees und Banalitäten entspricht daher einer narzisstischen und Borderline-Pathologie. Dem gegenüber steht die Identifizierung mit differenzierten, offenen, nicht totalistischen Ideologien, die individuelle Unterschiede, Autonomie und Privatheit respektieren und Sexualität tolerieren, während sie einer Kollusion mit der Äußerung primitiver Aggression Widerstand leisten – all diese Eigenschaften, die das Wertesystem eines reifen Ich-Ideals charakterisieren. Eine Ideologie, welche die individuellen Unterschiede und die Vielschichtigkeit menschlicher Beziehungen respektiert und Raum für eine reife Einstellung zur Sexualität lässt, wird den Personen mit einem höher entwickelten Ich-Ideal attraktiv erscheinen. Kurz, Adorno, Green und ich stimmen darin überein, dass Ich- und Über-Ich-Aspekte der Persönlichkeit das Individuum zu übergroßer Abhängigkeit von konventionellen Werten prädisponieren. Es ist berechtigt zu sagen, dass der spezifische Inhalt des Konventionellen durch soziale, politische und ökonomische Faktoren beeinflusst wird: Die Universalität der Struktur der Konventionalität in der Massenkultur jedoch und ihre Attraktivität für die Massen sind nach wie vor erklärungsbedürftig.“[1]

Hier finden wir drei Entwicklungsstufen, von Kernberg dargestellt. Die Unfähigkeit sich einem Wertesystem zu verpflichten, die messianische Überhöhung und die differenzierte Vorstellung. Das empfindsame Selbst hat eine hoch entwickelte Sichtweise aber Ideale, die es ihm mindestens erschweren andere Positionen zurückzuweisen. Gelegentlich hört man zwar, so dürfe man nicht denken, aber es fehlt die Begründung und dann verflacht das Ganze mehr und mehr zu einer Masche. Wo Argumente ausgeblendet werden, wird das aber zu einer Entscheidung ‚auf der richtige Seite zu stehen‘, zu einer Glaubenssache. Dann wird es mitunter prekär, mehr dazu im zweiten Teil.

Dabei wären Argumente reichlich vorhanden. Unter dem Irrsinn der Selbstoptimierungsversuche ächzen heute viele, lagerübergreifend. Man muss nur verstehen, was dazu führt, sich auf diesen Irrsinn überhaupt erst einzulassen. Dass heute viel geredet wird, aber man zu dem nicht steht, was gesagt wird und dies sogar als normal angesehen wird, darf man kritisieren. Dass wir unser Leben den Anforderungen der Wirtschaft unterordnen sollten, wird richtigerweise als idiotisch erkannt, auch das quer durch alle ideologischen Lager. Demzufolge brauchen wir auch uns und andere Menschen nicht allein unter dem Aspekt der Nützlichkeit zu betrachten. Es ginge uns tatsächlich besser, wenn wir niemanden zurücklassen, aber dazu müsste man erklären, warum und nicht einige Gruppen bevorzugen.

Beispiele fände man reichlich, wird aus einzelnen Argumenten aber eine Glaubenssache, so werden einzelne Aspekte blockweise verarbeitet, gemäß der eigenen ideologischen Linie. Dann werden einige Gruppen und Projekte tatsächlich bevorzugt und das ist der kulturelle Kampf, den wir derzeit auf vielen Ebenen erleben. Auch das ist komplex. Man tauscht eine Denkfreiheit gegen eine Identität ein und beides ist für uns wichtig, vielleicht ist die kulturelle Identität, das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft noch grundlegender. Vor allem für die, die ansonsten ausgegrenzt sind.

Die Schatten des empfindsamen Selbst

Das empfindsame Selbst ist über beides, kulturelle Identität und Denkfreiheit bereits hinaus, in dem Sinne, den Wilber als zugleich bewahrend und negierend vorstellt. Etwas spielt noch immer eine Rolle, aber man ist nicht mehr ganz und gar darauf fokussiert und ausschließlich damit identifiziert. Man geht, mit anderen Worten, reifer und gelassener damit um.

Die Stufe des empfindsamen Selbst ist also hoch entwickelt, intelligent, fürsorglich, empathisch aber mit zwei zentralen Schattenbereichen ausgestattet, aus denen alle weiteren Problembereiche kommen, was dazu führt, dass nach Ken Wilbers Einschätzung, das empfindsame Selbst, was er grünes Mem nennt, zu eben jenem Mem wird, was die größten Probleme in die Welt bringt und das obwohl, oder gerade weil es ein ausnehmend wohlmeinendes Selbst ist. Er nennt die pathologische Übertreibung dieser Stufe „mean green meme“, fieses grünes Mem.

Wenn wir die Aussage des Mephisto in Goethes Faust, er sei eine Teil von jeder Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft umdrehen dürfen, dann könnte es in der Tat sein, dass es problematisch ist, wenn man zu viel Gutes will, weil dies zu jenem Gesinnungsterror führen kann, den das Wort „Gutmensch“ aufs Korn nehmen soll, wobei der Begriff inzwischen eine unappetitliche Eigendynamik entwickelt hat. Doch davon später.

Der Haken an der sympathischen Geschichte des empfindsamen Selbst ist, dass es auf seine Art ebenfalls gegen alle anderen Weltbilder steht, die es zuvor selbst durchlaufen hat. Es ist zwar einschließend, statt ausschließend, aber nicht im Bezug auf die anderen Weltbilder, die es radikal ablehnt. Überleben, Macht, Zweckrationalität, Gemeinschaft, Funktionalismus … sie alle sind wichtig, aber nicht ausreichend, doch das empfindsame Selbst macht einen Fehler. Dass es selbst über das, worüber es hinaus ist, nun entspannter sehen kann, ist schön, aber es hilft denen nicht, die noch auf diesen Stufen sind. Zu sagen, man solle den ganzen Kram d“ch hinter sich lassen, dies sei kleinkariert und unnötig, verkennt den Stufenprozess der Entwicklung.

Analog der langen Geschichte der Entwicklung des Bewusstseins der Menschheit wiederholen Kinder dieses Muster in ihrer Individualentwicklung. Sie kommen als kleine Narzissten zur Welt, lernen bald darauf aber auch zu kooperieren und wie wir bereits im Artikel Ein Grundpfeiler des Lebens und der Psyche: Aggression (1) feststellten, ist der Mensch sowohl ultrakooperativ, als auch ultraaggressiv. Ernsthaft zu glauben, dass Kinder von Natur aus lieb seien ist eine romantische Verklärung und dass sie keine Unterschiede machten, ist die Verwechslung einer Unfähigkeit etwas zu können – Kinder können nämlich bis zu einem bestimmten Alter mit komplexeren Regeln und Rollen noch nichts anfangen – mit der Fähigkeit etwas überwinden zu können, zu verwechseln. Wir brauchen Klischees, Stereotypen und Vorurteile, mit anderen Worten grobe Raster und Muster, um uns zu orientieren.

Zu glauben, dass man diese Stufe aber nie wieder verlassen kann, wenn man sie einmal erreicht hat und die daraus resultierende Skepsis gegenüber Hierarchie und Gehorsam, sind verständlich. Aber auch ein verständlicher Irrtum ist falsch und ein Entwicklungspessimismus, der unbegründet ist. Man hat Angst, dass die Kinder hier hängen bleiben und für immer in eine falsche Richtung geprägt werden und anstatt zu freien Menschen zu gehorsamen und fügsamen Anhängern verrückter Ideologien werden. Dabei ist das empfindsame Selbst der beste Gegenbeweis. Doch fällt ihm selten etwas Besseres ein, als den Kontakt zum ‚Bösen‘ möglichst zu vermeiden. Der Ödipuskomplex kommt heute immer seltener vor, was keine gute Botschaft ist, denn wir brauchen ihn dringend. Väter und Männer haben im öffentlichen Ansehen einen eher schweren Stand. In der Tat sind Autoritäten heute so angekratzt wie kaum jemals zuvor. Man glaubt niemandem mehr etwas: Politik, Wirtschaft, Journalismus oder Wissenschaft, alle befinden sich in einer Vertrauenskrise.

Der Faktencheck

schwangere Frau, Erdkugel auf Bauch

Das sogenannte Gaiabewusstsein findet sich oft beim empfindsamen Selbst. © Dion van Huyssteen under cc

Aber was ist der Erfolg? Eine Welt aus lauter freien, stolzen Individuen? Der Vater und andere Autoritäten sind in der Psyche entmachtet, nun liegt eine von Beginn an weit weniger gehemmte Zukunft vor dem Kind. Theoretisch. Doch das sind nicht die Meldungen die wir aktuell hören. Viel mehr ist von Verunsicherung, einem narzisstischen Tanz ums eigene Ich, dem Anwachsen psychischer Erkrankungen die Rede, Burnout und einem Trend zur ‚freiwilligen‘ Selbstoptimierung die Rede. Freiheit schmeckt anders. Zwar hat man schnell Ersatzfeindbilder aus dem Ärmel gezogen, den Neoliberalismus, ein wahlweise zu rechtes oder zu linkes Kartell, aber die ungestellte Frage bleibt die, wieso diese nun auf einmal so wirksam werden konnten. Da fehlt etwas, eine Art Schutzschild, was Einflüsse von Außen abwehrt:

„Viele Mitglieder unserer Gesellschaft, so die These, entbehrten aufgrund der Abwesenheit des Vaters von zu Hause sowie seiner Machtlosigkeit innerhalb der sozialen Welt einer starker Identifikationsfigur, was den Verlust eines starken Ichs zur Folge habe, das normalerweise den langwierigen Auseinandersetzungen mit einem geliebten und verehrten, wenngleich gefürchteten Vater entspringt. Vielmehr sei der Einzelne, so Lasch (1982), seinen primitiven Phantasien über einen unnötig strengen und strafenden Vater ausgeliefert, mit dem Ergebnis, dass auch das Über-Ich seine primitiven personifizierten Qualitäten behalte und auf die soziale Welt projiziere, die dann als gefährlich und irrational erscheine. Der Zusammenbruch väterlicher Autorität als zentrales Sozialisationsmoment machen so den Weg frei für die direkte Manipulation des Ich durch Massenmedien, Schule, Peergroups und politische Führer. Das Ich-Ideal entspringe nicht der Auseinandersetzung mit dem Vater, sondern einem unterentwickelten Ich bzw. dem direkten Einwirken von Kräften außerhalb der Familie.“[2]

Kurz: Wo der Vater fehlt, ist der Weg frei, für Einflüsterungen aller Art. Die vermeintliche Freiheit wird zu einem Gewirr von Stimmen, Anforderungen, Vorstellungen … aber welcher Idee soll man nun folgen?

Wie reduziert man denn richtig? So lautete unsere Frage. Es ist im Prinzip dieselbe. Nun, richtig ist, was für den Betreffenden angemessen ist und angemessen ist das, was er oder sie gut verarbeiten kann. Genau so läuft es auch im Leben. Menschen greifen sich die Idee und Weltanschauung heraus, die gemäß ihrer Sicht auf die Welt und dem Grad ihrer Möglichkeiten etwas zu verarbeiten, das Weltgeschehen am besten beschreibt.

Das empfindsame Selbst, denkt die Geschichte vom Ende her und liegt an dieser Stelle sogar ziemlich richtig. Es kennt seine eigenen Bedürfnisse, respektiert aber auch die anderer. Es empfindet sich als zugehörig, zu einem Geschlecht, einer Region, ein Nation, einer Religion, Kultur, Partei, humanistischen Werten, aber es kann diese gelassen ausbalancieren. Gerade weil es breit aufgestellt ist und sich nicht auf einen Bereich fixieren muss. Es ist nicht darauf angewiesen, andere Menschen nach engen Kriterien abzurastern und nur darauf zu schauen, ob sie auch eine bestimmte Hautfarbe oder Nationalität haben, oder auch sicher eine bestimmte kulturelle Auffassung vertreten. Es hat aber durchaus die Möglichkeit, diese Bereiche als Teilaspekte zu beachten. Die Gesamtheit eines Menschen zählt.

Eine schöne, wünschenswerte und reife Einstellung, die man sich nur wünschen kann und wenn alle Menschen so agieren würden, da hat das empfindsame Selbst vollkommen recht, wäre diese Welt ein besserer Ort. Denn dem empfindsamen Selbst erscheint es unmittelbar einsichtig, dass man sich um die Umwelt kümmern sollte, nicht mal aus ideologischen Gründen, sondern aus purer Einsicht. Die Natur braucht uns nicht. Ob nun die Polkappen schmelzen, wir Atombomben werfen oder sonst etwas passiert, ist der Natur herzlich egal, uns geht es an den Kragen.

Das ist halt ein wichtiges Thema, was man nicht nur als Umweltaktivist spürt, sondern auch, wenn man Kinder und Enkel oder ein Gewissen hat. Nur ist es eben nicht das einzige wichtige Thema. Das Geld was man für diverse Projekte ausgeben will erst mal zu verdienen, ist als Idee auf ganz pfiffig. Da kommen das uns heute jede Menge Ideen, Ansprüche und Impulse vor, wie wir sie in Helden des Alltags darstellten, plus dem, was über die oft schon komplexe Bewältigung des Alltags hinausgeht: Klimawandel, Migrationsströme, Rohstoff-Ressourcen, Energieversorgung, Digitalisierung, Bürgergeld, die Zukunft der Rente und der Arbeitswelt, Rüstung, die Themen sind längst nicht vollzählig und nichts davon ist eine Bagatelle.

Das empfindsame Selbst ist eine Entwicklungsstufe, die mit der Fülle und Komplexität dieser Themen umgehen kann. Und folgerichtig schließt es, dass es gut sei, wenn die anderen auch zu diesen Ergebnissen kämen. Denn in der Tat, wir müssen eine Synthese finden, in der nicht einige Zukunftsfragen ideologisch ausgeblendet werden, sondern man muss die Fülle der Probleme oder Herausforderungen im Blick haben.

Damit möglichst viele Menschen die Entwicklungsstufe des empfindsamen Selbst erreichen, hat es die Strategie entwickelt, alles was eine pluralistische Sicht behindern könnte, möglichst frühzeitig aus dem Weg zu räumen. Das Ergebnis ist durchaus folgenreich und ein Desaster. Davon mehr in der nächsten Folge.

Quellen