Die Psychologie ist eine empirische Wissenschaft, welche sich mit dem Beschreiben, Erklären und Vorhersagen des menschlichen Erlebens und Verhaltens beschäftigt. Sie beinhaltet Elemente der Natur-, Sozial-, und Geisteswissenschaften.
Im Psychologiestudium werden sowohl Theorien über die Gemeinsamkeiten, als auch über die Unterschiede im Erleben und der Handlungsweise zwischen Menschen (-gruppen) vermittelt.
Der Student lernt zum einen die Grundlagenfächer kennen, in denen grundlagenwissenschaftlichen Fragestellungen nachgegangen wird. Zudem erhält er einen Einblick in die Anwendungsfächer, die sich mit Problemen und Fragen aus psychologischen Anwendungsbereichen beschäftigen. Um die wissenschaftliche Herangehensweise an psychologische Fragestellungen und deren Überprüfung zu verstehen, lernt er zusätzlich die Anwendung von gängigen statistischen und diagnostischen Methoden.
Voraussetzungen & Tipps zur Bewerbung
Das Studium der Psychologie erfreut sich sehr großer Beliebtheit – das verrät jeder Studienführer. Jährlich überschreitet die Anzahl an Bewerbungen die verfügbaren Studienplätze um ein Vielfaches. Kein Wunder also, dass die meisten hiesigen Psychologie Studiengänge – vor allem in Großstädten wie Berlin (wo viele leben wollen) – zulassungsbeschränkt sind.
Um die geeigneten von den nicht geeigneten Bewerbern zu selektieren, wird auf Auswahlverfahren zurückgegriffen. Diese sind häufig von Fachhochschule zu Fachhochschule bzw. Universität zu Universität verschieden und reichen von Quoten für die Besten über Auswahlgespräche, Motivationsschreiben bis hin zu Eignungstests. Für Studieninteressierte kann dies in der Tat also etwas unübersichtlich sein. Daher ist es ratsam, sich rechtzeitig Infos über den genauen Bewerbungsablauf an den einzelnen Standorten einzuholen und sich anschließend in Sachen Studienwahl zu entscheiden.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass es mit einem Abiturdurchschnitt von schlechter als 2,0 eher Probleme geben wird, zeitnah nach Beenden der Schule einen Uni Studienplatz im Fach Psychologie zu bekommen. Es geht über „Umwege“ aber auch mitunter bei einem schlechteren Schnitt:
Losverfahren
Zum einen werden nicht angenommene Studienplätze unter den restlichen Bewerbern verlost. Daher ist zu empfehlen, Bewerbungen an möglichst viele verschiedene Hochschulen zu schicken, um die Chance aufs Psychologiestudium durch Losglück zu erhöhen.
Wartezeit/Wartesemester
Wer nach Erwerb der HZB gut mehrere Jahre „warten und überbrücken kann“ (Parkstudienzeiten, d.h. Zeiten in denen man an einer deutschen Hochschule immatrikuliert ist, zählen jedoch nicht!), der könnte zu einem späteren Zeitpunkt auch aufgrund der gesammelten Wartesemester letztendlich Psychologie studieren.
Studienplatzklage
Eine weitere Möglichkeit ist die Studienplatzklage im Fach Psychologie. Diese ist jedoch mit gewissen Kosten verbunden und nimmt regelmäßig einiges an Zeit in Anspruch.
Psychologie an Fachhochschulen studieren
Neben den Universitäten haben inzwischen auch einige Fachhochschulen Psychologie Studiengänge in ihr Angebot aufgenommen, wodurch auch Inhaber der Fachhochschulreife auf der Suche nach einem Psychologie-Studienplatz in Deutschland fündig werden können. Dabei handelt es sich aber in der Regel um einen anwendungsorientierten „Bindestrich Studiengang“, wie Wirtschaftspsychologie, Gesundheitspsychologie, usw.
Psychologiestudium ohne Abitur bzw. Fachhochschulreife (schulische HZB)
Interessenten für ein Psychologiestudium, die über keine schulische HZB (wie z.B. Abitur oder Fachhochschulreife) verfügen, können mittlerweile auch in allen deutschen Bundesländern aufgrund einer ausreichenden beruflichen Qualifizierung zugelassen werden. In der Regel gilt eine berufliche Aufstiegsfortbildung oder eine „gleichwertige“ Qualifikation als allgemeine Hochschulzugangsberechtigung, eine abgeschlossene Berufsausbildung und mehrjährige Berufserfahrung hingegen als fachgebundene HZB.
Psychologie im Ausland studieren
Eine weitere Alternative ist das Psychologiestudium im Ausland, z.B. in den Niederlanden. Dort gibt es anstelle eines Numerus Clausus einen Numerus Fixus. Dieser stellt zwar auch eine Zulassungsbeschränkung dar, jedoch werden die verfügbaren Studienplätze durch ein Losverfahren vergeben und nicht über die Durchschnittsnote der Hochschulzugangsberechtigung (wie bspw. das Abiturzeugnis). Im Jahr 2012 haben etwa 92% aller rechtzeitigen Bewerber in den Niederlanden die Zulassung fürs Studienfach Psychologie erhalten (www.Studielink-Hilfe.de). Die Unterrichtssprache ist Holländisch und/oder Englisch. Einige Unis verlangen vor Antritt des Studiums einen niederländischen Sprachnachweis.
Abgesehen von den Niederlanden sind inzwischen auch die Schweiz, Belgien und Österreich bei deutschen Psychologiestudierenden beliebt.
Persönliche Voraussetzungen fürs Psychologie studieren
Neben den formalen Anforderungen sind bestimmte persönliche „Fähigkeiten“ fürs Psychologie studieren oft von Vorteil.
Es sollte bedacht werden, dass ein Großteil der Fachliteratur in Englisch verfasst ist. Das bedeutet nicht, dass nur diejenigen mit fortgeschrittenen Englischkenntnissen Psychologie studieren können. Es ist auch nicht notwendig die Sprache als Leistungskurs im Abitur belegt zu haben. Allerdings sollte die Bereitschaft mitgebracht werden, sich die fehlenden Kenntnisse während des Psychologie Studiums anzueignen.
Auch Mathematik wird, vor allem zu Beginn, in Form von Statistik und Diagnostik, ein ständiger Begleiter sein. Hier gilt ebenfalls, dass sich fehlendes Wissen „in der Freizeit“ angeeignet werden kann. Ein mathematisches Grundverständnis ist fürs Psychologie studieren hingegen notwendig. An vielen Unis bzw. FHs werden Übungs- bzw. Brückenkurse angeboten, die bei Unsicherheiten in Mathe helfen und unbedingt in Anspruch genommen werden sollten.
Da im „Grundstudium“ biologische Grundlagen und Korrelate von Erlebnis- und Verhaltensweisen vermittelt werden, sind Erstkenntnisse aus der Biologie nützlich. Meistens gibt es Einführungsvorlesungen, in denen die allgemeinen zell- und neurobiologischen Grundlagen aufgefrischt werden.
Zusätzlich zu den fachlichen Skills ist die Fähigkeit zum logischen, naturwissenschaftlichen Denken von Vorteil. Gleiches gilt für eine hohe Lernbereitschaft, da gerade in den ersten Semestern sehr viel Stoff vermittelt wird.
Einige Hochschulen bieten ein sogenanntes Online-Self-Assessment an, mit dem die notwendigen Fähigkeiten überprüft werden können und die Entscheidung für oder gegen das Psychologie studieren erleichtert werden soll. Allerdings sollte das Ergebnis nur als „Hinweis“ angesehen werden. Wenn die Motivation und Bereitschaft zur Aneignung der fehlenden Fähigkeiten gegeben ist, kann das Studium in jedem Fall erfolgreich abgeschlossen werden.
Abschlüsse & Dauer
Mit der Unterzeichnung der Bologna-Erklärung im Jahr 1999 wurde ein neues zweistufiges System von Studienabschlüssen geschaffen, Bachelor und Master waren in Deutschland geboren. Mittlerweile gibt es auch in der Psychologie daher fast keinen Diplom Studiengang mehr (Ausnahmen laut hochschulkompass.de Uni Greifswald und Kiel).
Bachelor
Der Student beginnt sein Psychologie Studium mit dem Bachelor, welcher inhaltlich mit dem Grundstudium des Diploms vergleichbar, aber bereits berufsqualifizierend ist. Schon bei der Auswahl der Hochschule wird sich für eine bestimmte Richtung entschieden. Die Regelstudienzeit beträgt sechs Semester (=drei Jahre).
Der Abschluss ist ausreichend für psychologische Routinetätigkeiten, z.B. im Bereich der psychologischen Diagnostik. Es sollte jedoch bedacht werden, dass der Arbeitsmarkt für Bachelorabsolventen noch nicht komplett erschlossen ist. Daher ist die Anzahl an verfügbaren Stellen aktuell noch sehr gering.
Master
Wird eine Ausbildung zum psychologischen Psychotherapeuten, die Arbeit in der Forschung oder eine Promotion angestrebt, so ist ein zusätzlicher Masterabschluss obligatorisch.
Aufnahmevoraussetzung für das Psychologie Masterstudium ist der Bachelorabschluss. Darüber hinaus kann auch beispielsweise eine Mindestnote, ein Sprachnachweis in Englisch, ein Motivationsschreiben oder eine Eignungsprüfung verlangt werden.
Inhaltlich ist der Master mit dem Hauptstudium des Diploms vergleichbar und ihm auch gleichwertig. Die Regelstudienzeit beträgt in der Regel vier Semester, also zwei Jahre. In dieser Zeit wird der Stoff aus dem Bachelor erweitert und vertieft. Der Student hat die Möglichkeit, entsprechend seiner individuellen Interessen, eine Vertiefungsrichtung zu wählen.
Diplom
Das Diplom setzte sich aus einem Grund- und Hauptstudium zusammen. Die Regelstudienzeit betrug in der Regel elf Semester. Im viersemestrigen Grundstudium wurden die psychologischen Grundlagen vermittelt, um alle Studenten auf ein gleiches Wissensniveau zu bringen. Im fünfsemestrigen Hauptstudium erfolgte dann die Schwerpunktsetzung, ehe das Studium mit der Diplomarbeit abgeschlossen wurde.
Magister
Auch der Magister wird fortschreitend durch das neue zweistufige Studiensystem abgelöst. In der Vergangenheit war es möglich, Psychologie als Magisternebenfach zu belegen, was aber nach Studienabschluss nicht zum Führen der Berufsbezeichnung „Psychologe“ berechtigte!
Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs)
Für den Diplomstudiengang Psychologie gab es mal eine verbindliche länder- und hochschulübergreifende Rahmenprüfungsordnung. Diese stellte sicher, dass die Inhalte vom Studium, unabhängig des Instituts, genau miteinander vergleichbar waren.
Für die neuen Bachelor- und Masterstudiengänge existiert eine solche allgemeingültige Rahmenprüfungsordnung jedoch nicht. Die DGPs hat aber bereits 2005 für Einrichtung, Aufbau und Struktur von Bachelor- und Masterstudiengängen in der Psychologie „Empfehlungen“ formuliert.
Hiermit soll weiterhin eine Vergleichbarkeit der universitären Ausbildung über die Studienorte hinweg ermöglicht werden. Aufgrund der „Unverbindlichkeit“ haben die Institute nun aber trotzdem größere Gestaltungsmöglichkeiten hinsichtlich der Inhalte und Schwerpunkte des Studiengangs.
Inhalte
Die Inhalte des Psychologiestudiums lassen sich in Grundlagen- und Anwendungsdisziplinen, sowie in Methodenlehre und ein nicht-psychologisches Wahlpflichtfach unterteilen.
Im Bachelor werden die Grundlagendisziplinen vermittelt, wodurch alle Studenten auf einen gleichen Wissensstand gebracht werden sollen. Zusätzlich wird in ausgewählte Anwendungsdisziplinen eingeführt (diese sind in der Regel klinische Psychologie, pädagogische Psychologie und Arbeits- & Organisationspsychologie). Die Veranstaltungen zur Methodenlehre werden ebenfalls größtenteils im Bachelor besucht und es wird ein nicht-psychologisches Wahlpflichtfach, d.h. es muss keine Bezüge zur Psychologie haben, frei ausgewählt.
Neben diesen Kerninhalten müssen die Studenten eine bestimmte Anzahl an Versuchspersonenstunden ableisten (meist zwischen 20 und 30), in dem sie an aktuellen psychologischen Experimenten teilnehmen. Ein mindestens sechswöchiges Praktikum unter der Leitung eines Diplom- oder Masterpsychologen, sowie die Bachelorarbeit runden den ersten Studienabschluss ab. Wenn der Student mit der Zeit feststellt, dass der Schwerpunkt der Hochschule nicht mit seinen Interessen übereinstimmt, so kann er sich auch andernorts für den Master bewerben und dann dort (weiter) studieren.
Im Masterstudium erfolgt die eigentliche Schwerpunktsetzung. Hier besteht die Möglichkeit, die im Bachelorstudium eingeführten Anwendungsdisziplinen zu vertiefen oder eine andere Vertiefungsrichtung zu wählen. Dabei ist es ratsam, sich bei den verschiedenen Hochschulen über die angebotenen Schwerpunkte zu informieren.
Neben den Anwendungsdisziplinen werden die methodischen und diagnostischen Grundlagen vertieft und ein weiteres, mindestens sechswöchiges, Praktikum absolviert. Mit der Masterarbeit wird das Psychologiestudium abgeschlossen.
Die Inhalte der Grundlagen- und Anwendungsdisziplinen, sowie der Methodenlehre können der nachfolgenden stichwortartigen Übersicht entnommen werden:
Grundlagendisziplinen
- Allgemeine Psychologie: Psychische Prozesse, die allen Menschen gegeben sind, wie Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Denken, Sprache, Lernen, Gedächtnis, Motivation, Emotion und Psychomotorik
- Biologische Psychologie: Physiologische Grundlagen des menschlichen Verhaltens und Erlebens und die Auswirkungen psychischer Prozesse auf die Physiologie
- Differentielle Psychologie: Individuelle Unterschiede in den untersuchten Prozessen der allgemeinen und biologischen Psychologie
- Entwicklungspsychologie: Psychische Veränderungsprozesse über die gesamte Lebensspanne
- Sozialpsychologie: Einfluss des sozialen Kontextes auf das menschliche Erleben und Verhalten
Anwendungsdisziplinen
- Wirtschaftspsychologie: Wechselwirkung zwischen Arbeits- und Organisationsprozessen und dem menschlichem Erleben und Verhalten
- Gesundheitspsychologie: Personenbezogene, soziale und strukturelle Einflussfaktoren für die seelische und körperliche Gesundheit
- Gerontopsychologie: Veränderung der psychischen Prozesse im höheren Alter
- Klinische Psychologie: Biologisches, soziales, kognitives und emotionales Elementarwissen psychischer Störungen, sowie die Entwicklung von Interventionsmethoden
- Markt- & Werbepsychologie: Bedürfnisse von Konsumenten und Einfluss von Werbung
- Medienpsychologie: Menschliches Erleben und Verhalten im Umgang mit Medien
- Pädagogische Psychologie: Psychologische Bestandteile von Erziehungsprozessen
- Rechtspsychologie: Anwendung psychologischer Theorien und Methoden auf das Rechtswesen
- Schulpsychologie: Anwendung psychologischer Theorien und Methoden zur Unterstützung der Schulen in ihrem Bildungs- und Erziehungsauftrag, sowie Unterstützung der Schüler in ihrer Lernentwicklung
- Sportpsychologie: Untersuchung des menschlichen Erlebens und Verhaltens in Hinblick auf Sport
- Umweltpsychologie: Wechselwirkung zwischen der Umwelt und dem menschlichen Erleben und Verhalten
- Verkehrspsychologie: Wechselwirkung zwischen Verkehrssystemen, sowie Verkehrsumfeld und dem menschlichen Erleben und Verhalten
Methodenlehre
- Statistik: Psychologischer Erkenntnisgewinn durch die Anwendung statistischer Verfahren
- Diagnostik: Psychologische Entscheidungsfindung im Hinblick auf vorzunehmende Interventionen
Berufsfelder
Wie die große Vielfalt an Anwendungsdisziplinen vermuten lässt, treibt es Psychologen nach dem Studium in ganz unterschiedliche Bereiche bzw. Arbeitsgebiete.
Mehr als 50% aller Absolventen sind später als klinische Psychologen oder psychologische Psychotherapeuten tätig und arbeiten entweder in einer eigenen Praxis oder in öffentlichen Bereichen/Einrichtungen (z.B. Psychiatrien, Krankenhäuser, Heime) (Bundesagentur für Arbeit, 2005). Der Titel des psychologischen Psychotherapeuten ist geschützt und wird erst nach dem erfolgreichen Abschluss einer meist dreijährigen Ausbildung verliehen. Die Hauptaufgaben sind die Durchführung von klinisch-psychologischer Diagnostik und die Anwendung von Psychotherapie.
Andere finden einen Beruf in der Privatwirtschaft (Wirtschaftspsychologen). Diese Psychologen beschäftigen sich vorwiegend mit der Passung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Hierzu werden neben Vorstellungsgesprächen und Assessment-Centern bestimmte diagnostische Instrumente verwendet. Zusätzlich werden Faktoren für die Arbeitszufriedenheit untersucht.
Der dritte große Arbeitsbereich ist die Forschung. Diese wird an Universitäten, Fachhochschulen und Forschungseinrichtungen in der freien Wirtschaft betrieben. Hier stehen die Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Psychologie und die Lehre an akademischen Einrichtungen im Vordergrund.