
Äußerlich bietet die Meditation gar nichts, innerlich jede Menge © Wendy Cope under cc
Spitzensportler des Inneren sind jene Menschen, die es in den wenig bekannten Gefilden der psychischen Möglichkeiten zur Meisterschaft gebracht haben.
Wie wir staunend die Leistungen von Sportlern und Artisten bewundern, die uns zeigen, zu welchen Meisterleistungen wir Menschen in der Lage sind, so haben wir durchaus Respekt vor Menschen, denen Ähnliches in der Innenwelt gelingt, sofern wir deren Leistungen annähernd nachvollziehen können.
Warum sehen wir eigentlich gerne Sport?
Spitzensportler beeindrucken uns vor allem dann, wenn wir in der Lage sind, ihre Leistungen in groben Zügen nachzuvollziehen. Die Sportart muss uns also zugänglich sein, entweder weil wir ihr früher selbst nachgegangen sind oder weil sie hinreichend einfach ist, um ihre Ziele sofort nachvollziehen zu können. Wettrennen, Kampfspiele oder Fußball, das kennen viele noch aus ihrer Kindheit. Dass manche sehr schnell laufen können oder einfach nicht aus der Puste kommen, geschickter mit dem Ball oder Fahrrad umgehen, klettern oder ringen können, das merkt man dabei ganz direkt.
Das ist gut übertragbar, wenn wir später Sprinter, Fußballer oder Radfahrer im Fernsehen sehen. Auch das Boxen können wir nachvollziehen. Hochkomplexe taktische Meisterleistungen, etwa bei Mannschaftssportarten sind immer etwas für Liebhaber, die eine Sportart tiefer durchdringen, aber manche Fähigkeiten stechen sofort ins Auge, wenn eine Sportlerin weiter oder höher springt, als eine andere oder auf wundersame Weise ihren Körper verbiegen kann.
Viele populäre Sportarten kombinieren beides. Man kann beim Boxen jemanden umhauen, aber auch durch taktische Meisterleistungen gewinnen. Beim Billard oder Snooker die Bälle zu lochen, ist nachvollziehbar. Man kennt es eventuell aus Kneipe oder Jugendheim, aber wichtiger ist die Entwicklung des Spiels im Ganzen zu sehen: Wo soll der Spielball zum liegen kommen, damit ich nicht nur die nächste, sondern die nächsten drei Kugeln leicht versenken kann? Dennoch, kann man Billard oder Darts im Grunde sofort erlernen.
Was ist innerer Spitzensport?
Ganz ähnlich ist es auch mit Meisterleistungen des Inneren. Es ist spielend leicht sich zwei, drei Dinge zu merken, aber fünf oder sechs, puh. Und wenn sich dann jemand 20 oder 40 mehr oder weniger willkürliche Begriffe merken kann, das beeindruckt. Weil wir es auch hier nachvollziehen, aber dann doch nicht selber leisten können.
Dasselbe beim Rechnen. 2 x 4 und 3 x 7, kein Problem. 12 x 12 hat man manchmal noch auswendig abgespeichert, aber 37 x 83? Und wenn dann jemand mit Zahlenkolonnen agiert, für die wir noch nicht mal den Namen kennen, dann kapieren wir das Grundprinzip, aber nicht mehr, wie diese Menschen das machen. Das beeindruckt.
Aber es sind nicht nur diese kognitiven Meisterleistungen, auch, dass sich jemand extrem fokussieren kann, ringt uns Bewunderung ab. Den Elfmeter zu verwandeln ist vielleicht nicht das Problem, wenn es um den Sieg im Finalspiel geht, geht es vor allem darum die Nerven zu behalten und die Leistung abzurufen, zu der man normalerweise in der Lage ist. Auch das kennen wir, wenn wir unter Stress funktionieren müssen. Manche schaffen es in solchen Situationen nicht, zu zeigen, was sie können, andere wachsen gerade dann über sich hinaus.
Hier trennt die Spreu vom Weizen, sowohl bei den Sportlern, aber auch bei den Zuschauern. Dass viele Sportarten inzwischen unter dem Einfluss von unfassbaren Gehältern völlig verzerrt sind, sei hier erwähnt, aber nicht weiter beachtet, wenn aber über Formel 1 Sport gesagt wird: ‚Och, immer nur im Kreis fahren, das kann ich auch‘, dann offenbaren sich hier eher die Grenzen der Fähigkeit sich einzufühlen, was es bedeutet ein Spitzensportler in dieser Disziplin zu sein, als alles andere. Ich denk‘ dann oft: Ja, mach‘ doch, wenn das alles so einfach ist und man so viel Geld damit verdienen kann.
Oder die Aussage, eine Million für wenige Minuten im Boxring zu bekommen, sei kein Problem. Welcher Trainingsaufwand dahinter steckt, um überhaupt dort hin zu gelangen, das wird dann nicht gesehen und dass man in den oberen Gewichtsklassen, machte der Gegner ernst, einen solch ungleichen Kampf vermutlich schlicht nicht überleben würde, wird auch nicht erahnt. Wobei auch das eine Fähigkeit ist bei der man es bis zum Spitzensportler des Inneren bringen oder versagen kann, sich in Situationen einzufühlen, ohne sie genau so erlebt zu haben. Es ist Empathiefähigkeit und ein Teil davon ist die Fähigkeit analog zu schließen, indem man von einer bekannten Situation abstrahiert und diese auf einen anderen Bereich überträgt.
Wer als Kind wegen seiner roten Haare oder warum auch immer gehänselt wurde, der weiß prinzipiell wie es ist Außenseiter zu sein und Diskriminierung zu erfahren, weil man anders aussieht, spricht oder weshalb auch immer. Wer ein Formel 1 Rennen als ‚im Kreis fahren‘ betrachtet hat es in dieser Disziplin nicht zur Spitzenleistung gebracht. Spitzensportler des Inneren, wie wir sie hier betrachten, sind also nicht nur jene, die uns irgendwelche Kunststückchen vorführen können, die wir dann in Fernsehsendungen oder Online-Videos bestaunen können, sondern wir wollen einen Blick auf die Breite des Inneren wagen und dort die Spitzenleistungen darstellen.
Bereiche des Innern
Ähnliche Missverständnisse wie beim Sport gibt es in der Kunst. Für die meisten von uns ist es schwer einen Baum, ein Auto oder ein Gesicht zu zeichnen, so dass die Bilder halbwegs so aussehen, wie das, was sie darstellen sollen. Einige Menschen bringen es auch dort zur Meisterschaft und wir erkennen sofort, dass hier jemand begabt ist.
Doch kaum ein Maler bleibt dabei stehen irgendwelche Gegenstände möglichst naturgetreu abzubilden, weil man irgendwann voraussetzt, dass er es kann, es gehört zur Grundausbildung der Malerei, das rauf und runter zu üben. Viele heute als berühmt geltende Maler haben mit den Stilen ihrer Zeit gebrochen und neue Wege erkundet unter anderem jene, die Dinge der Welt nicht exakt so darzustellen, wie sie sind, sondern wie sie ihnen erscheinen. Überhöht, monströs verzerrt, gewaltiger, niedlicher, zuweilen einfach nur noch als Impuls, als etwas, was sich verströmt, mal leicht oder energiegeladen, mal lastend, dunkel oder klaustrophobisch. Manchmal sind es reine Farben, Linien oder geometrische Figuren, die bleiben und einige Betrachter stehen achselzuckend davor und denken: ‚Was soll das? Kann ich auch.‘ Macht man sich die Mühe den künstlerischen Weg nachzuverfolgen, sieht und versteht man möglicherweise viel mehr und auch das ist eine Form der Empathie, des inneren Nachvollzugs.
Aber das ist komplex und fordert mehr eigene Beteiligung, als sich durch eher einfache Artistikleistungen beeindrucken zu lassen. Es imponiert, wenn jemand 20 Sorten Mineralwasser am Geschmack erkennt und unterscheiden kann. Macht man sich auf den Weg die Pfade der Geschmackswelt abseits des Bekannten selbst zu erkunden, wird es anstrengender, gleich ob das Thema Wein, Schokolade oder Kochen ist. Wir haben in der Regel ein überschaubares Spektrum innerhalb dessen wir uns geschmacklich bewegen und wollen bekommen, was wir erwarten, wenn wir zum Italiener oder Chinesen essen gehen.
Aber angefixt sind wir doch von Sonderleistungen dieser Empfindungswelten, die ja irgendwie in einem merkwürdigen Zwischenbereich liegen. Denn einerseits sind Wein und Schokolade ja ganz materiell vorhanden, aber wenn man probiert, tun sich bei einigen Erlebniswelten auf, die sie verzücken, während andere nur ratlos mit den Schultern zucken.
Dabei macht uns das durchaus an. Das Parfum ist ein unglaublich erfolgreiches Buch über eine solche olfaktorische Sonderleistung, die auch irgendwie zwischen innen und außen liegt. Prinzipiell sind die Feinheiten und Differenzierungen für alle da (und wenn manchen Menschen bestimmte Wege verbaut sind, dann gibt es zahllose andere) und genau in diesen Bereich des Inneren unterscheiden sich die Menschen dramatisch.
Der konventionelle Umgang mit Spitzensportlern des Inneren
Ähnlich wie bei Sportlern und Showstars ist unser Umgang mit den Spitzensportler des Inneren ambivalent. Sportler zeigen uns, was für Menschen bei hinreichendem Talent, vor allem aber durch Übung und Askese möglich ist. Wir lieben und bewundern das einerseits, weil es uns ein Stück weit zeigt, zu was auch wir in der Lage wären, würden wir uns nur hinreichend anstrengen.
Auf der anderen Seite kränkt es uns immer etwas, dass wir das nicht tun und so sind wir oft erleichtert, wenn sich herausstellt, dass diese Spitzenathleten am Ende des Tages doch ganz normale Menschen sind und mit den Tücken und Widrigkeiten zu kämpfen haben, die auch uns belasten und nicht selten scheint bei ihnen auch das noch ausgeprägter zu sein.
So wird Spitzenleistungen in einem gerne ein Manko in anderen Lebensbereichen unterstellt, in einer Art innerer Buchhaltung. Menschen wie der Physiker Stephen Hawking passen da ganz gut ins Bild, dem man unterstellen kann, er sei zum Denken verurteilt gewesen. Sportler gelten allgemein als fit, aber nicht schlau, Künstler als sowieso immer etwas pathologisch und wenn jemand irrsinnige Zahlenkolonnen wuchtet, muss er Autist sein oder eine Inselbegabung haben. Wenn Defizite das Besondere aufwiegen, sind wir halbwegs zufrieden, wir können bewundern, aber am Ende des Tages möchten wir dann aber auch nicht so sein, wie er oder sie und können mit dem eigenen Schicksal recht zufrieden sein.
Der normale Weg, den wir eingeschlagen haben, scheint doch der richtige zu sein. Doch auch die Ausreißer brauchen die Masse, von der sie sich absetzen können, auch wenn die Empfindung zu haben, anders als alle zu sein, inzwischen eine Art Breitensport geworden ist. Die Spitzensportler des Inneren gelten dabei oft als Vorbild.
Die Breite der Innenwelt

Wie etwas dem Maler erscheint ist im Impressionismus wichtiger als die exakte Darstellung. © Peter Pikous under cc
Die Innenwelt besteht keineswegs nur aus Rechenleistungen und den Variationen der Geschmackswelt. Auch Schriftsteller begeben sich in die Innenwelt, erforschen diese und stellen sie uns in verschiedensten Formen zur Verfügung. Das können autobiografische Geschichten über Depressionen sein, aber überall in der Weltliteratur ist Innenwelt verpackt, auf je unterschiedliche Weise.
Wir verstehen Gedichte oft intuitiv und sie berühren etwas in uns, künden oft von großen Themen wie Liebe, Freiheit aber auch dem Alltäglichen. Natürlich sind die großen Themen auch Teil der anderen Sparten des Literatur und jeder Autor drückt ihnen seinen besonderen Stempel auf, zeigt uns seinen Blick in die Welt, in der der beständige Austausch von Innen und Außen Hand in Hand gehen.
Dabei zeigt sich immer wieder, dass das, worum es in unserer aktuellen Weltsicht angeblich so vorrangig geht oder gehen sollte, vollkommen langweilig ist, die sogenannten Fakten, gerne noch in Formen von Zahlen und Vermessungseinheiten dargestellt. Wir wollen nicht wissen, wie die chemische Zusammensetzung von einem Essen ist, sondern wie es schmeckt. Da kann man dann auch die Zutaten analysieren, aber die Küchengeheimnisse hängen von unendlich vielen Faktoren ab und dann kommt noch der Punkt dazu, inwieweit man sich darauf einlassen kann und will. Man selbst wird auf einmal zum Messinstrument.
Aber eben auch im Bezug auf Beziehungen, auf Weltdeutungen und dem, wie wir unsere Lebenswirklichkeit erleben. Wir sind interessiert daran, wie andere den Film fanden, den wir gesehen haben, wie ihnen das Essen schmeckte und was sie von den Nachbarn denken, uns interessiert die Interpretation. Spitzensportler des Inneren interpretieren die Welt in ungewohnt kunstvoller Art, reich an Details oder äußerst pointiert, aus einem merkwürdigen Blickwinkel, manchmal auch sehr hellsichtig. Viele Science Fiction Autoren haben spätere Erfindungen bereits Jahrzehnte zuvor beschrieben.
Kafka führt den Leser in oft ausweglose Gefilde und wir fühlen mit dem Protagonisten, weil Kafka Menschheitsthemen in Alltagsfiguren darstellen kann, manchmal sind es sogar Tiere. Die Ausleuchtung der Innenwelt schwingt in der Literatur oft mit: Glaube, Gerechtigkeit, diverse aussichtslose Lagen und wie man mit ihnen umgeht oder auch untergeht. Das verbindet sie mit Märchen und Mythen einerseits und mit der Psychologie, die die Innenwelt systematisch erforscht.
In der Psychologie wird verhandelt, wie Gedanken und Gefühle zueinander stehen, wie das Denken, Fühlen und unser Antrieb funktionieren, warum Welt so von den Einzelnen erlebt wird, wie sie es wird, welche Erlebnisarten häufig sind und wie man sich ihr Vorkommen erklären kann.
Philosophen beschreiben auch die Welt, wie sie erlebt wird, aber jene Teile, die rational begründbar sind und aus bestimmten Anfangsbedingungen folgen. Aber sie interessieren sich dabei nicht allein für den Ist-Zustand, sondern vor allem für Fragen prinzipieller und allgemeiner Natur. Wo man im Alltag Ungerechtigkeit beklagt, die Literatur mit Michael Kohlhaas einen Menschen darstellt, der aus empfundener Ungerechtigkeit in einen Gerechtigkeitswahn hineingleitet, die Psychologie fragt, wo Gerechtigkeit eigentlich herkommt und welche Rolle ein Wertesystem für die Psyche spielt, da fragen Philosophen, was Gerechtigkeit eigentlich ist.
Indem Philosophen das tun, nämlich nach der Bedeutung von Begriffen zu fragen, die wir im Alltag ständig verwenden und deren Sinn uns eigentlich klar ist, verwirren und nerven sie ein wenig, durch die Tatsache, dass uns diese einfachen Begriffe eben gerade nicht klar sind. Wenn wir uns aber wirklich auf die Suche machen und merken, wie schwer es ist scheinbar Einfaches zu definieren kommen wir unseren offenen und stillen Prämissen und Grundüberzeugungen immer näher, graben diese, gleich einer oder mehrerer Wurzeln aus, mit anderen Worten, man versteht sich im besten Sinne selbst immer besser.
Das sind längst noch nicht alle Facetten des Inneres, denken wir nur an etwas wie Malerei, Tanz und Musik, um nur einige weitere Bereiche zu nennen. Aber dieser Artikel richtet sich eher auf einen anderen Bereich:
Die Spitze der Innenwelt
Das sind die Bereiche in denen wir die Spitzensportler des Inneren antreffen. Das sind Menschen, deren Ausnahmeleistungen uns faszinieren und erschrecken. Denn es sind nicht nur geniale Rechenleistungen oder die Gipfel von Kunst und Moral, die es uns angetan haben. Im Gegenteil, oft verstehen wir diese Ausnahmeathleten, die sich in den einsamen Berggipfeln bewegen, gar nicht.
Uns faszinieren nicht selten auch die Abgründe, das Böse. Der perfekte Mord, der nervenstarke Gauner oder der eiskalte Psychopath. Auch sie bewegen sich an markanten Punkten, entlang der Grenzen der Innenwelt. Manches aus ihrer Welt ist auch für mehr oder weniger normale Menschen attraktiv. Die Angstfreiheit (in Extremsituationen), die Fähigkeit sich zu fokussieren, klar und geradlinig sein Ziel zu verfolgen.
Schizoide Menschen sind in der Lage nahezu hellsichtig die Gefühle ihres Gegenüber zu erfassen und zu deuten. Ihnen fehlt es an der Fähigkeit größere Zusammenhänge zu sehen, aber auf der emotionalen Mikroebene sind sie unschlagbar. Auch den hochfunktionalen Asperger Autisten werden Fähigkeiten zugesprochen, die normal wirkende Menschen auf diesen Gebieten nicht erbringen.
Man fragt sich immer wieder, wo die Grenzen zwischen Normalität und Pathologie denn nun wirklich verlaufen. Sie sind keinesfalls sinnlos, müssen aber immer wieder neu hinterfragt und hier und da anders gezogen werden.
Man muss für Sonderleistungen auch nicht pathologisch sein. Wir schrieben schon mal über Paul Ekman, der sich auf die Analyse von Mikroemotionen spezialisiert hat und in dem Ruf steht Gedanken lesen zu können.
Zu den Spitzensportlern des Inneren zählen dann im doppelten Sinne tatsächlich auch Schachspieler. Äußerlich gesehen ist das Geschehen rund um das Brett ja sagenhaft unspektakulär. Zwei Menschen sitzen sich an einem Tisch mehr oder weniger regungslos gegenüber, unterhalten sich nicht und alle paar Minuten zieht einer eine kleine Figur über ein schwarzweiß kariertes Feld. Kennt man die Regeln, kann das Geschehen allerdings hochgradig spannend sein, weil man es innerlich nachvollziehen kann, wenigstens bis zu einem gewissen Grad.
Ähnlich schlicht verläuft eine Psychotherapie. Zwei Menschen sitzen da, manchmal liegt auch einer. Oft wird viel geredet, in einigen Fällen kann es auch lange Pausen des Schweigens geben, die allerdings sehr intensiv sein können. Die Psychotherapeuten können selbst, durch die Begegnung mit ihren Patienten, viel lernen und Teile unserer Innenwelt systematisch erfassen und in Büchern darstellen.
Doch auch feine Beobachter anderen Menschen sind dazu in der Lage, Schriftsteller wie Max Frisch, Thomas Mann oder Fjodor Dostojewski, um nur einige zu nennen. Beachtlich ist auch, welche eigenen Welten da mitunter erschaffen werden, denken wir auch an J.R.R. Tolkien.
Magie, Mystik und Medizin
Zu was die Kraft des Inneren in der Lage ist, sieht man immer wieder auch in der Medizin und zwar zu beiden Seiten. Wir kennen Noceboeffekte und extreme Ausschläge wie das Broken Heart Syndrom oder den psychogenen Tod, die alle immer besser dokumentiert und erforscht werden, auf der anderen Seite stehen Placeboeffekte, aber wir finden auch unerklärliche Heilungen bis hin zu Wunderheilungen, bei denen man Dinge erlebt, die es eigentlich nicht geben kann.
Das grenzt an Magie und auch die gibt es seit ewigen Zeiten in systematischer Form. Heute sehen wir es als verrückt an, zu glauben man hätte irgendwie Einfluss auf die Dinge außerhalb von uns. Magisches Denken wird als pathologisch angesehen, zugleich erkennen wir aber immer mehr, dass und wie unsere Umwelt uns beeinflusst, Menschen, aber auch Tiere und durchaus auch Pflanzen oder etwa der fallende Regen, der über Blätter streift.
Auf der anderen Seite ist, je nach Interpretation, sogar denkbar, dass wir die Umwelt beeinflussen. Unsere Mitmenschen über Spiegelneuronen sowieso, aber auch unsere Haustiere verstehen uns und von manchen Messvorgängen in der Quantenphysik wird angenommen, dass wir durch sie die tote Umwelt beeinflussen können. Theoretisch ist es weitaus überzeugender, dass Bewusstsein und Materie interagieren oder vielmehr Teil derselben einen Welt sind, die Probleme beginnen erst, wenn man sie theoretisch trennt.
Wird die Magie mitunter auch noch als versponnen wahrgenommen, so sieht das bei der Mystik heute schon anders aus. Eine der häufigen Tätigkeiten der Mystiker, die Meditation, ist an Handlungsarmut dann auch nicht mehr zu steigern. Man sitzt bewegungslos da und atmet, das ist der ganze äußere Handlungsrahmen. Aber innerlich kann sich erneut jede Menge ereignen.
Wir versuchen das von unserer Warte her auszuschlachten, sehen das irgendwie als eine Form der Entspannungstechnik, die man lange Zeit nutzlos bis lächerlich fand, allenfalls zur privaten Erbauung, wenn man sie nicht gleich pathologisiert hat. Inzwischen hat sich das Blatt vollkommen gewendet, aber da gerät die Meditation ins Zahnrad der Nützlichkeitserwägungen unseres noch aktuellen Weltbildes und wird zur Entspannungstechnik gemacht.
Vermutlich sind mystische Erfahrungen die Spitzenerlebnisse des Inneren schlechthin mit dem Potential subjektiv so überzeugend zu sein, dass die vermeintlich objektiven Einwände gegen sie vollkommen bedeutungslos werden. Wir haben es noch nicht geschafft diese ungeheure, manchmal buchstäblich alles verändernde Wucht dieser Erfahrungen ernst zu nehmen und in unser Weltbild einzubauen oder es zu erweitern, vor allem zwischen Wahn, Pathologie und positiven Erlebnissen zu unterscheiden.
Auch das wird etwas für die Spitzensportler des Inneren des Inneren sein, diese Erfahrungen in ein neues Bild der Welt zu integrieren, es wird eines sein müssen, was die Erlebnisse der Inneren um ein vielfaches ernster nimmt, als dies die letzten 250 Jahre geschehen ist.