Akupunkturpunkte im Gesicht

Nutzung von Alternativmedizin: Akupunktur & Co. © Tomás Fano under cc

Mit wachsender Skepsis gegenüber der Schulmedizin scheint die Inanspruchnahme von alternativen Heilmethoden, d.h. die Nutzung von Alternativmedizin bzw. Komplementärmedizin, zu steigen. Dies lässt zumindest die Gesundheitsberichterstattung des Bundes vom Robert-Koch-Institut vermuten.

Nutzung von Alternativmedizin als Ergänzung zur Schulmedizin?

In der Gesundheitsberichterstattung des Bundes vom Robert-Koch-Institut (2002) konnte nach Auswertung der Daten verschiedener Statistiken eine Zunahme der Nutzung von Alternativmedizin festgestellt werden (wie zum Beispiel von naturheilkundlichen Verfahren, Akupunktur, Homöopathen, Heilpraktikern). So finden offenbar etwa 61% der Bevölkerung unkonventionelle Heilverfahren oft besser als die Schulmedizin, obwohl 71% der in der Studie Befragten der Meinung zu sein scheinen, dass diese Verfahren im Vergleich zur Schulmedizin wissenschaftlich weniger abgesichert seien.

Demnach scheint trotz der Ansicht, dass in Bezug auf die Alternativmedizin die (wissenschaftliche) Evidenz unzureichend ist, von einem Vertrauen gegenüber dieser beziehungsweise von einer Nutzung dieser gesprochen werden zu können. – Eine ähnliche Tendenz zeigt sich auch bei der Anwendung von Medikamenten.

Homöopathika versus klassische Arznei

Immer mehr Menschen scheinen vor allem bei weniger schwerwiegenden Erkrankungen zu Homöopathika zu greifen, so das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Bundesverbands der Arzneimittelhersteller e.V., die 2014 durchgeführt wurde:
„Über die Hälfte der Bevölkerung hat bereits homöopathische Arzneimittel angewendet. Der Anteil der Verwender stieg von 53 Prozent im Jahr 2009 auf aktuell 60 Prozent.“ Die Befragten glauben, dass Homöopathika eine bessere Verträglichkeit und weniger Nebenwirkungen gegenüber klassischen Arzneimitteln hätten, und demnach auch für Kinder geeignet seien.

Aber nicht nur von Seiten der Patienten, auch aus den Reihen der Ärzte ließe sich durchaus von einer Öffnung gegenüber der Nutzung von Alternativmedizin sprechen.

Alternative Angebote der Schulmediziner

Den Wünschen der Patienten entsprechend, scheinen auch Ärzte, welche eine schulmedizinische Ausbildung genossen haben, genauso wie Kliniken gegenüber der Nutzung von Alternativmedizin aufgeschlossen zu sein und bieten zusätzliche Leistungen der Alternativmedizin an.

Versteht man Alternativmedizin auch als ergänzendes Angebot zu schulmedizinischen Empfehlungen für medizinische Versorgungsmaßnahmen, so sollten auch Verbände wie „Ärzte für individuelle Impfentscheidung e.V.“ nicht unerwähnt bleiben. In diesem Verband haben Ärzte sich zusammengeschlossen, um zu den offiziellen Impfempfehlungen der STIKO (der Ständigen Impfkommission vom Robert-Koch-Institut) Stellung zu nehmen, sich durch aktuelle Studien zu positionieren sowie eine individualisierte Betrachtungsweise bezüglich der Impfungen vorzunehmen.

Genauso wie den Patienten obliegt auch den Ärzten die Entscheidungsgewalt über ihr Tun.

Evidenzbasierte Medizin

Globuli im Glas

Nutzung von Alternativmedizin: Bei leichteren Erkrankungen greifen viele zu Globuli © KaiAlex81 under cc

Doch auch kritische Stimmen gegenüber der Nutzung von Alternativmedizin sollten gehört werden. Gemäß einer Stellungnahme der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft aus dem Jahre 1998 wird eine evidenzbasierte Betrachtungsweise der alternativen Heilmethoden gefordert: „Die moderne Medizin wird im Rahmen der Qualitätssicherung das gesamte Spektrum diagnostischer und therapeutischer Methoden an diesen Kriterien messen müssen, um Überflüssiges und Veraltetes zu vermeiden.“

Diese Forderung der wissenschaftlichen Fundierung medizinisch angewandter Methoden sollte zum Wohle des Patienten für Alternativmedizin und Schulmedizin gelten.
Gerade umfassende Langzeitstudien über mehrere Jahre verdienen dabei besondere Berücksichtigung, genauso wie das sachliche Abwägen der Risiken angewandter Methoden im Vergleich zum Nutzen dieser. Auch die mögliche Verwerfung von Behandlungsmethoden (trotz hoher Investitionen bei der Verfahrensentwicklung) im Fall von nicht zu vereinbarenden auftretenden Risiken beziehungsweise fehlender inkrementeller Validität, also dem Nichtvorhandensein eines zusätzlichen Nutzens gegenüber anderen (bestehenden) Verfahren, sollte im Sinne einer evidenzbasierten Medizin besondere Beachtung finden.

Unabhängig davon, ob eine schulmedizinische Behandlungsmethode Anwendung findet oder die Nutzung von Alternativmedizin in Anspruch genommen wird, womöglich liegt ein Schlüssel zum gesundheitlichen Heilungserfolg beim Körper auch in der Einbeziehung der Psyche – eine These, welcher im dritten und vierten Teil unserer Serie evidenzbasiert nachgegangen werden soll.

Quellen: