AD(H)S

Zappelphilipp von Rustige

Das Zappelphilipp Syndrom ist schon länger bekannt. gemeinfrei, Wikimedia

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/hyperaktivitätsstörung ist die häufigste psychiatrische Erkrankung des Kindes- und Jugendalters. In Deutschland sind aktuellen Schätzungen zufolge ca. 500.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 18 Jahren betroffen. Jungen sind viermal häufiger von ADHS betroffen als Mädchen.

Die volkstümlich „Zappelphilipp-Syndrom“ genannte Krankheit, wird schon im 19. Jahrhundert im bekannten Buch „Der Struwwelpeter“ erwähnt. Die Kinder sind hyperaktiv (Zappeln mit Händen und Füßen, Herumrutschen auf dem Stuhl), unaufmerksam (leichte Ablenkbarkeit, Vergesslichkeit, Flüchtigkeitsfehler, Verlieren von Sachen) und impulsiv (Frustrationstoleranz, Ungeduld, Rededrang, Eigensinn). In der Schule kommt es zu Verhaltensauffälligkeiten bis hin zur Aggressivität. Die Ablenkbarkeit, häufige Flüchtigkeitsfehler und der insgesamt ineffektive Lernstil führen dazu, den schulischen Anforderungen nicht zu genügen.

Ohne Hyperaktivität (ADS ohne H) fallen die Kinder und Jugendlichen eher durch Bewegungsarmut auf. Sie träumen vor sich hin und wirken abwesend. Bei ADS driften Kinder in ihre innere Welt ab, sie nehmen ihre Umwelt nur am Rande oder gar nicht war. Das Zeitgefühl geht verloren und Selbstvergesslichkeit und Verlangsamung sind die Folge.
ADS- und AD(H)S-Kinder sind nicht in der Lage, länger aufmerksam bei einer Aufgabe zu bleiben. Dies zeigt sich dann im schulischen Leistungsabfall.

Bei ADHS wird angenommen, dass es sich um eine Funktionsstörung des Gehirns handelt, wodurch die Informationseinteilung der eingehenden Reize nach wichtig und unwichtig gestört wird und es zu einer ständigen Reizüberflutung kommt.

Die Therapie sieht pädagogische Maßnahmen (strukturierter Tagesablauf, bestimmte Verhaltensregeln), Verhaltenstherapie (Verbesserung der korrekten Wahrnehmung, Konzentration, Aufmerksamkeit und Impulskontrolle) und die Behandlung mit Medikamenten vor. Letzteres erst bei einer stark ausgeprägten ADHS-Symptomatik, die sich im Rahmen einer Verhaltenstherapie nicht hinreichend verbessern lässt. Häufig wird der Wirkstoff Methylphenidat (vielen besser bekannt unter dem Handelsnamen Ritalin) eingesetzt. Dieser greift in die Übermittlung von Signalen im Gehirn ein, was eine verstärkte Aktivität und Wachheit erzeugt, wodurch wiederum die Konzentration und Ausdauer gefördert wird.

Persönlichkeitsstörungen

Menschen mit Persönlichkeitsstörungen sind schwierig. Aber wir haben auch Schwierigkeiten im Umgang mit ihnen. Wir sind programmiert, unseren Selbstwert durch den Spiegel der anderen zu erfahren, und durch die Funktion der Spiegelneuronen können wir die Haltung/Stimmung anderer Menschen dechiffrieren. Menschen mit einer paranoiden Persönlichkeitsstörung zum Beispiel, die unsere neutralen oder sogar wohlwollenden Worte und Handlungen als absichtlich erniedrigend oder bedrohlich interpretieren, unterstellen uns böswillige Motive – und dies springt auf uns über.

Über die Häufigkeit von Persönlichkeitsstörungen liegen nur wenige Statistiken vor, doch wird davon ausgegangen, dass in Deutschland etwa 10 Prozent der Bevölkerung davon betroffen sind. Die Diagnose kann erst mit dem Eintritt in das Erwachsenenalter festgestellt werden, auch wenn die Auffälligkeiten meist schon in der Kindheit und Jugend beginnen.

Es gibt verschiedenartige Persönlichkeitsstörungen, wie die paranoide, schizoide, dissoziale, narzisstische, histrionische und die Borderline-Persönlichkeitsstörung. Oft ist es schwer, sie gegeneinander abzugrenzen, denn nicht selten erfüllen Menschen die Kriterien für mehrere Persönlichkeitsstörungen und bestimmte Persönlichkeitsstörungen treten auch im Verbund mit anderen Störungen auf (z. B. posttraumatische Belastungsstörung und paranoide Persönlichkeitsstörung).

Betroffene mit einer Persönlichkeitsstörung weisen tief verwurzelte, anhaltende und weitgehend stabile Verhaltensmuster auf, die von allgemein akzeptieren Vorgaben und Normen deutlich abweichen. Am Beispiel der dissozialen (antisozialen) Persönlichkeitsstörung ist dies besonders auffällig, weil sich die Auswirkungen im sozialen Bereich zeigen. Charakteristisch bei der dissozialen Persönlichkeitsstörung ist eine niedrige Frustrationstoleranz, aggressives und oft auch gewalttätiges Verhalten, in der Regel ohne Schuldbewusstsein und Reue.

Ein spezifisches Problem bei Persönlichkeitsstörungen ist die fehlende Krankheitseinsicht, d. h., die Betroffenen haben nicht den Eindruck, dass etwas mit ihnen nicht stimmt, dass sie krank sein könnten. Die fehlende Krankheitseinsicht ist der Grund, warum Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung selten eine Therapie beginnen. Oft sind es die Ehepartner oder andere Bezugspersonen, welche die Betroffenen zur Therapie drängen. Oder die Probleme auf der Arbeitsstelle werden existenziell kritisch, dann suchen Betroffene allein wegen dieser Schwierigkeiten Hilfe und Rat bei Fachkräften.

Ein hilfreicher therapeutischer Umgang ist die Aufklärung des Betroffenen, dass sein Verhalten als Lösung in einer schwierigen Situation entwickelt und beibehalten wurde, auch wenn diese heute nicht mehr sinnvoll ist. Der Patient lernt seine Abwehrstrategie vor dem Hintergrund seiner Biografie einzuordnen und wertzuschätzen. Anschließend werden Verhaltensweisen als Ersatz für die bisherigen Muster erarbeitet.

Erkrankungen wie die Borderline-Persönlichkeitsstörung benötigen spezifische Strategien, wie z. B. die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT). Hier geht es im Wesentlichen darum, Achtsamkeit zu erlernen und zu praktizieren.

Schizophrenie

Schizophrenie gehört zu den Psychosen und ist mit ca. 500.000 Betroffenen in Deutschland eine der häufigsten Erkrankungen, die in psychiatrischen Kliniken behandelt werden. Das Haupterkrankungsalter liegt zwischen 15 und 30 Jahren, 10 % der Erkrankten begehen Suizid.

Schizophrenie – Abnormales Erleben und Empfinden – ist keine irgendwie geartete Störung, die der Patient hat, sondern eine Erkrankung der Person insgesamt. Männer und Frauen sind von der Krankheit gleichermaßen betroffen. Je nach Vorherrschen bestimmter Symptome werden verschiedene Subtypen unterschieden, u. a.: paranoid-halluzinatorischer Typ, katatoner Typ, hebephrener Typ. Eine symptomarme Form der Schizophrenie ist die Schizophrenia simplex. Die genauen Ursachen und Auslöser der Schizophrenie sind nicht bekannt, aber Wissenschaftler gehen davon aus, dass verschiedene Faktoren (Erbanlagen, Lebensereignisse, Veränderungen im Hirnstoffwechsel) zusammenwirken.

Charakteristisch für eine Schizophrenie sind Störungen des Denkens (Zerfahrenheit), des Affekts (Gefühlseinbrüche, psychotische Ambivalenz), Ich-Störungen (Gedankenausbreitung, -eingebung, -entzug) und des Antriebs (Autismus) sowie überempfindliche Reaktion auf Sinneseindrücke. Außerdem kommt es zu Wahnbildungen und akustischen Halluzinationen in Form des Stimmenhörens.

Bei der Diagnose werden zunächst körperliche Ursachen (Hirnerkrankungen) und andere psychische Krankheiten (Drogenintoxikation) als mögliche Auslöser ausgeschlossen. Der Psychiater spricht mit dem Patienten, um sich ein Bild von dessen Symptomen in Erleben und Verhalten zu machen. Manchmal werden auch psychologische Tests herangezogen.
Schizophrenie ist heutzutage dank wirksamer Medikamente (Neuroleptika, auch Antipsychotika oder Nervendämpfungsmittel) gut zu behandeln. Neuroleptika können viele, zum Teil ernsthafte Nebenwirkungen hervorrufen. In der akuten Phase werden Neuroleptika eingesetzt, um psychotischen Symptomen wie Wahn und Halluzinationen entgegenzuwirken. Hat sich der Zustand des Betroffenen stabilisiert, folgen Psychotherapie, Soziotherapie und Rehabilitation.

Zur Prognose: die Krankheit heilt bei einem Drittel folgenlos aus oder ist deutlich gebessert, ein Drittel bleibt in der Ausprägung der Erkrankung und bei einem Drittel verschlimmert sich das Bild. Bei den paranoid-halluzinatorischen und katatonen Subtypen ist die Prognose in der Regel günstiger. Die Behandlung der Schizophrenie erfolgt in der Regel in einer psychiatrischen Klinik.

Magersucht

Der medizinische Fachbegriff für Magersucht ist Anorexie. Statistisch werden in der Bundesrepublik jährlich rd. 8.000 Fälle in Krankenhäusern registriert, wobei die Fallzahlen seit 2000 jährlich zugenommen haben. Betroffen sind vorwiegend Frauen (90 %) im Alter zwischen 15 und 19 Jahren.

Anorexie bedeutet in der Übersetzung aus dem Griechischen „ohne Hunger sein“, was symptomatisch auf Appetitlosigkeit hindeutet. Tatsächlich versuchen die Betroffenen ihren Hunger zu unterbinden. Typisch für die Erkrankung ist ein selbst herbeigeführter beträchtlicher Gewichtsverlust und die Betroffenen sind auffallend dünn.

Bei der Anorexie besteht eine Körperschemastörung, d. h. die Patienten halten sich für zu dick und befürchten, zuzunehmen. Um dem entgegenzuwirken hungern oder erbrechen sie, betreiben exzessiven Sport und verwenden missbräuchlich Abführmittel.

Unbehandelt kann die Krankheit chronisch verlaufen und sogar zum Tod führen. Langzeituntersuchungen haben gezeigt, dass bis zu 20 Prozent der Betroffenen sterben, wobei vor allem Organschäden die Gründe für einen Tod sind, aber es gibt auch eine Gruppe Magersüchtiger, die im Zuge der Erkrankung depressiv werden und Suizid begehen.
Die Behandlung der Anorexie hat zum Ziel, den Gewichtsverlust zu stoppen, das (Wieder-) Erlernen eines normalen Essverhaltens und die psychotherapeutische Korrektur des verzerrten Selbstbildes. Bei fortgeschrittener körperlicher Auszehrung, also in einem lebensbedrohlichen Zustand, müssen die Betroffenen stationär behandelt werden (ggfs. Zwangsernährung, Magensonde).

Psychische Erkrankungen nehmen in ihrer Bedeutung und Häufigkeit weltweit zu und viele körperliche Erkrankungen haben ebenfalls eine starke psychische Komponente.

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psymag.de bedankt sich bei unserem Gastautor Klaus Ulbrich für den Beitrag. Herr Ulbrich arbeitet als Hypnotherapeut in eigener Praxis, er ist Begründer der Individuations-Therapie und unter seiner Website ganzheitliche-hypnotherapie.de erreichbar.