Hyperaktives Kind zappelt herum

Zappelphilipp, hyperkinetisches Kind © Juhan Sonin under cc

Zappelphilippe machen ihren Eltern das Leben häufig schwer. Hausaufgaben bleiben unerledigt, beim Spielen mit anderen Kindern gibt es Ärger und das Kind redet ständig dazwischen, wenn die Mutter mal telefonieren möchte (Döpfner, Schürmann & Fröhlich, 1998). Das Therapieprogramm THOP zeigt, was bei hyperkinetischen Störungen zu tun ist.

Laut Klassifikationssystem ICD-10 (Dilling, Mombour, Schmidt & Markwort, 2006) kann die Diagnose gestellt werden, wenn in den drei Bereichen Aufmerksamkeitsstörung, Impulsivität und Hyperaktivität Auffälligkeiten vorhanden sind und diese situationsübergreifend auftreten.

Aufmerksamkeitsstörung

Kindern mit Aufmerksamkeitsstörungen fällt es häufig schwer, sich über längere Zeit zu konzentrieren, da sie sich schnell von äußeren Reizen ablenken lassen (Döpfner, 2001). Beispielsweise schaut das Kind bei Bearbeitung der Hausaufgaben aus dem Fenster und entdeckt etwas Interessantes, was es von der Erledigung seiner Arbeit abhält.

Impulsivität

Im Zuge der kognitiven Impulsivität folgt das Kind den ersten Handlungsimpulsen und Einfällen. Es handelt also schneller als es denkt. Bei der motivationalen Impulsivität besteht die Schwierigkeit darin, Bedürfnisse aufzuschieben. Der eigene Wunsch muss sofort befriedigt werden. Die emotionale Impulsivität lässt sich durch eine niedrige Frustrationstoleranz beschreiben, wonach das Kind sehr schnell wütend oder frustriert wird (Döpfner, 2001).

Hyperaktivität

Unter Hyperaktivität versteht man eine motorische Unruhe. Sie tritt häufig in Zusammenhang mit der Aufmerksamkeitsstörung und der Impulsivität auf (Döpfner, 2001).

Daher zeigt das Kind oft trotz mehrfacher Aufforderungen und Androhung negativer Konsequenzen nicht das gewünschte Verhalten (Barkley, 1998).

Was kann man bei hyperkinetischen Störungen tun?

Das „Therapieprogramm für hyperkinetische Kinder und Kinder mit oppositionellem Problemverhalten“ (THOP) der Universität zu Köln (Döpfner, Schürmann & Fröhlich, 1998) setzt sich mit der Behandlung von hyperkinetischen Störungen auseinander. Die Inhalte des THOP sind in Form des Eltern-Leitfadens „Wackelpeter und Trotzkopf“ (Döpfner, Schürmann & Lehmkuhl, 2000) erschienen und setzen bei der Eltern-Kind Interaktion an. Das Programm soll helfen, Frustrationen bei Eltern und Kindern zu vermeiden.

Wirkungsvolle Aufforderungen geben

Wichtig ist, dass nur Aufforderungen geäußert werden sollten, die auch durchgesetzt werden können. Dadurch sollen Kinder lernen, dass diese Bedeutung haben. Dabei empfiehlt es sich, mögliche Ablenkungen vor der Aufforderung zu verringern. Beispielsweise sollte der Fernseher ausgeschaltet werden, bevor die Anweisung gegeben wird.

Des Weiteren ist es ratsam, Aufforderungen eindeutig und nicht als Bitte zu formulieren. Eine Bitte darf vom Kind verneint werden, ohne dass die Eltern verärgert sind, wohingegen sie dies bei Ablehnung einer Aufforderung sehr wohl sein dürfen.

Um dem Kind die Verständlichkeit der Anweisung zu erleichtern, sollte immer nur eine Anweisung gegeben werden. Abschließend sollte das Kind die Aufforderung wiederholen um zu prüfen, dass diese auch verstanden wurde.

Kinder von der positiven Seite sehen

Es kommt auch vor, dass Kinder mit hyperkinetischen Störungen erwünschte Verhaltensweisen zeigen. Häufig begehen Eltern den Fehler, positive Handlungen als Selbstverständlichkeit abzutun. Demgegenüber empfiehlt das THOP die Aufmerksamkeit auf positive Ereignisse zu lenken und diese zu belohnen. Eltern sollten positiven Verhaltensweisen wie der freiwilligen Beschäftigung mit den Hausaufgaben lobend gegenüberstehen. Hierzu zählen auch Fortschritte beim Problemverhalten. Führt das Kind bei der zweiten Aufforderung anstatt bei der fünften das gewünschte Verhalten aus, sollte auch dies positiv rückgemeldet werden. Auch empfiehlt es sich dem Kind Feedback zu geben, was genau an seinem Verhalten gut war.

Quellenangaben

  • Barkley, R.A. (1998). Attention-Deficit Hyperactivity Disorder: A Handbook for Diagnosis and Treatment (2., durchges. Aufl.). New York: Guildford Press.
  • Dilling, H., Mombour, W., Schmidt, M.H. & Schulte-Markwort, E. (2006). Internationale Klassifikation psychischer Störungen ICD-10 Kapitel V (F). Klinisch-diagnostische Leitlinien. Bern: Huber.
  • Döpfner, M. (2001). Zappelphilipp und Wackelpeter. Hyperkinetische Störungen bei Kindern und Jugendlichen. In W. Deutsch & M. Wenglorz (Hrsg.), Zentrale Entwicklungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen (S. 76-110). Stuttgart: Klett-Cotta.
  • Döpfner, M., Schürmann, S. & Fröhlich, J. (1998). Therapieprogramm für Kinder mit hyperkinetischem und oppositionellem Problemverhalten (THOP) (2., durchges. Aufl.). Weinheim: Psychologie Verlags Union.
  • Döpfner, M., Schürmann, S. & Lehmkuhl, G. (2000). Wackelpeter und Trotzkopf. Hilfen für Eltern bei hyperkinetischem und oppositionellem Verhalten (2., durchges. Aufl.). Weinheim: Psychologie Verlags Union.