Manche scheinen sich mühelos in sozialen Gruppen zurechtzufinden, sie beherrschen das „Networken“ und kommen auch beruflich besser voran. Anderen fehlt demgegenüber vermeintlich das soziale Gen. Trotz ihres Talentes stagniert die Karriere, weil eben die entscheidende Portion Vitamin B fehlt. Wie lässt sich die soziale Kompetenz trainieren und worauf kommt es beim Networken an?
Networking: die humanoiden Knotenpunkte
Ein soziales Netzwerk aufzubauen, ist das eine. Dieses zu pflegen, bedarf zusätzlicher Investitionen. Doch wie sollte ein solches Netzwerk aussehen? Welche Personen versucht man zu erreichen? Kommt es auf die Menge der Menschen an oder auf die entscheidende Spreu vom Weizen?
Soziale Kompetenz trainieren: Einfach drauf los plaudern?
Beim Kontakte knüpfen gibt es verschiedene Strategien. Manche Kontaktfreudige scheinen immer irgendjemanden zu kennen, der ihnen bei diesem oder jenem Problem weiterhilft. Das kann der Automechaniker sein, eine Friseurmeisterin oder die Schauspielerin, welche im Nachbarhaus wohnt. Bei jeder Frage haben sie irgendeinen Kontakt parat, der weiterhelfen könnte. Solche menschlichen Netzwerkknotenpunkte gibt es. Und man beneidet sie um ihre Kompetenz.
Ist man weniger versiert darin, soziale Kontakte zu knüpfen, muss eine andere Strategie her. Wie alles im Leben lässt sich eben auch die soziale Kompetenz trainieren.
Gezieltes Netzwerken: ob im Job oder Alltag
Gerade im Job ist es wichtig, sich nicht klein zu machen und die richtigen Kontakte zu knüpfen. Wer sich damit schwertut, der muss nachhelfen, zum Beispiel mit diesem Guide. Worauf kommt es an, will man seine soziale Kompetenz trainieren? Nachfolgende Punkte sollte man für sich regelmäßig hinterfragen:
Die Energie folgt der Aufmerksamkeit
So eingängig, so schwierig. Aber genau das ist der erste Schritt für gezieltes Netzwerken. (Eigentlich muss man es nicht erwähnen: Das bedeutet nicht, alle anderen, die einem im beruflichen Vorankommen nichts nützen, komplett außen vor zu lassen.) Um seine soziale Kompetenz zu trainieren, gilt es zunächst, seine Ziele zu kennen.
- Was möchte ich?
- Welche Wege muss ich dafür gehen?
- An wen kann ich mich wenden?
Erst geben, dann nehmen: für mehr Sozialkompetenz
Im angloamerikanischen Raum ist es bereits gang und gäbe. Kreative (Autoren, Musiker, Blogger, Youtuber etc.) unterstützen und pushen sich in den sozialen Medien gegenseitig. Denn zusammen ist man stark und gewinnt mehr Anknüpfungspunkte, um auf dem Markt bestehen zu können.
- Wie kann ich den anderen unterstützen?
- Ab wann geht Unterstützung in übertriebener Hilfsbereitschaft und Übergriffigkeit über?
Sich zurücknehmen können
Jeder genießt Aufmerksamkeit. Statt nach ihr mit Wort und Tat zu dürsten, ist es wesentlich sozial kompetenter, sich zurückzunehmen und dem Gegenüber mehr Raum zu lassen. Noch vor wenigen Jahrzehnten galt der Brauch, sich möglichst kompetent ausdrücken zu können. Heute heißt es:
- Wie sehr kannst du schweigen?
- Und zuhören, um dich auf den anderen einzulassen?
- Auf dein Gegenüber mit gezielten Fragen eingehen?
- Um von ihm zu lernen?
Soziale Kompetenz trainieren durch respektvollen Umgang
Für einen respektvollen Umgang mit dem anderen ist der Perspektivwechsel unabdingbar. Die Fähigkeit, gedanklich die Position des Gegenübers einzunehmen, mitfühlend zu sein, sowie die Bereitschaft, dem Gesprächspartner Wohlwollen zu suggerieren, sind entscheidende Punkte für ein respektvolles Miteinander.
Das heißt nicht, dass man nicht auch Kritik üben kann, aber bitte in konstruktiver Art und ohne sich an dem anderen abzuarbeiten. Der Andere ist weder für die Erhöhung noch für die Bedrohung des eigenen Selbstwertes verantwortlich. Einen stabilen Selbstwert zu besitzen, bedeutet, dass dieser unabhängig von anderen besteht und mittelfristig nicht ins Wanken gebracht werden kann.
- Wie würde ich mich in dieser Situation fühlen?
- Schaffe ich es, meinem Ziel zu folgen, Positives aufrichtig und Negatives konstruktiv zu formulieren?
- Schaffe ich es, meinen eigenen Selbstwert in meinem Feedback außen vor zu lassen?
Grenzen richtig setzen
Nicht jedes Mal, wenn man sich ungerecht behandelt fühlt, ist es nötig, loszutönen, um Grenzen zu setzen. Bemerkt man Frustration beim Gegenüber mit der leichten Neigung, diese an uns auslassen zu wollen, genügt es oftmals, die Anspielung mit einem kurzen Innehalten zu übergehen. Zumeist erschreckt der Gesprächspartner selbst in Anbetracht seiner Übergriffigkeit und lenkt selbstständig ein. Sollte dem nicht so sein, lassen sich im zweiten Schritt immer noch sachlichere Worte wählen.
- Erscheine ich wie eine Festung, deren Grenzen zu wahren, deren Inneres jedoch nichts ins Wanken bringen kann?
- Begegne ich dem anderen zugewandt (Zugbrücke geöffnet), ohne mich seiner eventuellen Willkür auszuliefern?
Stabiler Selbstwert fördert soziale Fähigkeiten
Um seine soziale Kompetenz zu trainieren, braucht es einen stabilen Selbstwert. Du brauchst eine stabile innere Säule, keinen hohlen Turm. Ein Selbstwert, der im Inneren unterfüttert ist, ist erstrebenswert, keiner, der nur nach außen hin so wirkt. Die meisten von uns definieren sich über die Leistung, über den Job. Grundsätzlich gilt:
Je mehr Facetten man im Leben hat, desto weniger bringen Misserfolge in einer Facette den Selbstwert ins Wanken.
Vorteilhaft für den Selbstwert ist demnach, möglichst viele Anknüpfungspunkte zu schaffen, beispielsweise:
- einen guten Job machen
- auf Augenhöhe mit der Familie sein
- den Kindern Wärme und Liebe schenken
- als guter Freund Gespräche führen
- mit Sport Ausgleich ins Leben bringen (spürbar gut für den Selbstwert!)
- kreatives Schaffen, um sich selbst zu verwirklichen
Ferner:
- sich Fehler verzeihen können, nicht überbewerten
- sich nicht über das Außen bewerten
- eine positive Einstellung zu sich selbst besitzen/ nachsichtig sich selbst gegenüber sein
- Verfügst du über ausreichend Facetten im Leben, um deinen Selbstwert stabil zu unterfüttern?
- Ruhst du in dir?
Resilienz
Für einen stabilen Selbstwert ist die Selbstwirksamkeit entscheidend. Zu wissen, dass man nach Rückschlägen aufstehen – zwar auch mal jammern und klagen – und weitergehen kann, tut viel für das Selbstbewusstsein. Nur so ist man bereit, auch mal im Rahmen Risiken einzugehen, um sich aus seiner Komfortzone zu wagen. Resilienz heißt die Fähigkeit, die uns im Leben vorwärtsschreiten lässt.
- Vertraust du dir und deinem Können?
- Kannst du dich auf deine Widerstandskraft verlassen?
Im Wesentlichen sollte man bezüglich der genannten Punkte bei sich selbst ansetzen und hinterfragen, um seine soziale Kompetenz zu trainieren. Im nächsten Artikel unserer Serie zur Steigerung der sozialen Fertigkeiten gehen wir auf die Gesprächsführung direkt ein. Wie führt man einen erfolgreichen Dialog?