Aufwärtsspiralen oder Synergieeffekte

Blumenwiese

Die Blumenwiese ist für Insekten und die Seele gleichermaßen gut. © Daniel Jolivet under cc

Nimmt man all das zusammen, hat man ein Bündel an Zutaten, mit deren Hilfe man die anstehenden Veränderungen anstoßen kann. Dabei geht es weniger um fertige Rezepte, als viel mehr um Strategien die individuell und der jeweiligen Situation angepasst sind. Das eine Rezept für alle ist immer etwas unterkomplex, wichtiger ist, dass diejenigen, die wirklich etwas begriffen haben ihre eigenen Stärken kennen und so selbst den Ort finden, an dem sie angesichts der Fülle und Komplexität am besten helfen können.

Die Beispiele, die wir bislang aufführten, betrafen Menschen in Not, denen es schlecht geht, aber es gilt auch diejenigen anzusprechen, denen es ganz gut geht. Auch die haben in den meisten Fällen keine Lust die Welt vor die Hunde gehen lassen, egal ob sie Nachkommen haben, oder nicht. Es bringt wenig große Arien der Selbstverdammung zu singen oder wiederholt zu erklären, dass ohnehin alles zu spät sei.

Die Aufforderung sich auf die eigenen Stärken zu besinnen klingt zwar nach einem billigen Motivationsseminar, aber wir Menschen sind in der Lage die Dinge zusammen zu denken, besser als jeder aktuelle Supercomputer. Wir erinnern uns, es geht ungefähr um zehn dickere Aufgaben, die parallel angegangen werden müssen und da gibt es nicht den einen richtigen Ansatz, sondern einen Zusammenklang mehrerer Ansätze, die man koordinieren muss. Aber nicht einer, sondern viele. Dabei sieht jeder vermutlich den einen Aspekt als ein wenig bedeutsamer an, als einen anderen, aber gerade wenn viele normale Bürger verstehen, dass es etwa zehn annähernd gleich wichtige Themen gibt, können sie das Gesamtpaket immer wieder neu koordinieren. Die Macht unserer Meinungsäußerungen ist – etwa durch die diversen Kanäle des Internet – stark wie nie, diejenigen, die sie bereits nutzen, haben das längst erkannt.

Es gilt das ganze Sammelsurium neu zu ordnen und nicht den Blick nur auf das Detail oder einen Aspekt zu lenken. Entspannt sein und das Ganze erkennen. Eine vollwertige, vitalstoffreiche Ernährung ist für den einzelnen gesund und gleichzeitig gut fürs Klima. Wer prasst, will was erleben, besser geht das allerdings durch Veredelung, durch das Erleben von Vielfalt, statt nur von dem wenigen, was man hat, immer mehr zu konsumieren.

Aber jeder hat sein Feld auf dem er eher Neues erfahren und experimentieren will und ein anderes, auf dem er eher konservativ ist. Ob Essen und Trinken, Opern oder E-Gitarre, Sexualität oder Online-Gaming, die Erforschung der Sprache, Sport oder das Zusammensein mit Haustieren, Spiritualität oder Philosophie, künstliche Intelligenz oder Gartenarbeit, Heimwerkern oder Sammeln, die Welt ist bunt.

Glück, Gesundheit, soziale Verantwortung und Sinn

Glücklich sein wollen alle, statistisch hat Glück bei Umfragen vor allem mit Gesundheit zu tun, bei den Erkenntnissen der Forscher primär mit Beziehungen. Lieber wenige tiefe, verlässliche Beziehungen, als viele oberflächliche. Das brauchen wir von Anfang an. Glück bedeutet zudem für anderen da zu sein und zwar persönliches Glück. Sich einzuschließen, zurückzuziehen und alles was man noch hat krampfhaft zu verteidigen, ist ein sicherer Weg ins Unglück, gerade wenn man egozentrisch argumentiert und sich zuerst sieht.

Die recht einfache Lösung ist, dass es mir gut geht, wenn ich Anerkennung erfahre und das heißt, für andere da bin, gerade auch, wenn es mal Opfer bedeutet. Einander zu helfen, kann in den nächsten Jahren ein zentraler Wert werden, für einander da zu sein, vielleicht kann der eine gut kochen, der andere reparieren, der dritte kann gut zuhören und verfügt über soziale Kompetenzen.

Wir können neue Formen des Wohnens und des Miteinanders etablieren, es ist nicht einzusehen, warum immer mehr alte Menschen in traurigen Heimen entmündigt werden sollen, Alt-/Jung-Gemeinschaften könnten eine Lösung sein, mit Musikabenden, Internetanschluss, Meditationsgruppe und Rotwein, gesundem und leckeren Essen.

Wenn wir es schaffen, einen neuen Mythos zu etablieren, der um das Thema der Bewahrung der Natur, der Schöpfung, von Gaia kreisen könnte, der größeren Teilen der Bevölkerung Sinn und Richtung gibt, haben wir neue soziale Rollen für jeden, jeder kann, so wie er oder sie es schafft seinen Teil beitragen. Aber Umweltschutz klappt nur mit Wohlstand für alle und Wohlstand heißt nicht unendlicher Konsum, sondern, dass es einen gut geht, möglichst besser, als vorher. Das geht über Kontakt, Anerkennung, in dem Maße, wie man es individuell braucht. Man könnte gemeinsame Rituale einführen, die die Menschen verbinden und ein Element darstellen, mit dem man Lebensphasen begleiten kann.

Weniger Struktur als bislang ist kaum möglich und die Angebote an Rollen und Orientierung bis hin zu neuen Erzählungen sind nicht immer die besten. Dass das Ich und das Wir zu stärken kein Gegensatz ist, wäre ein nächster Schritt, den man begreifen könnte, die allzu technischen und funktionalen Es-Erzählungen, die alle Welt auf Nutzen und Funktion reduzieren kann man etwas herunter dimmen. Wenn man erkennt, dass es auf Großorganisationen ebenso ankommt, wie auf den Einzelnen, kann man aufhören, die Verantwortung immer von A nach B zu schieben, sondern seinen Teil beitragen, der Umwelt zuliebe, der Gesellschaft zuliebe und auch sich selbst zuliebe. Die Zeit in der wir leben ist bestens dazu geeignet. Veränderungen stehen an, wie aus Verzicht ein Gewinn wird, ist keine Frage davon, sich Mangel schön zu reden, sondern die Aufgabe der nächsten Jahre.