Trotz rechtlicher Gleichstellung der Frau, gleichen Bildungschancen und dem Bekenntnis der Chancengleichheit ist in Partnerschaften immer noch eine Ungleichheit zwischen Männern und Frauen spürbar. Eine besondere Gefahr scheint dann zu bestehen, wenn die Partnerin beruflich mehr Erfolg hat als ihr Partner.
Wie werden erfolgreiche Frauen wahrgenommen?
Sichtweise der Männer
Eine Studie von ElitePatner.de (2009) ergab, dass 83% der Männer zwar intelligente und ca. 70% selbstbewusste und unabhängige Frauen mögen. Allerdings wünschen sich nur 25% der Männer eine Frau, die beruflich erfolgreich ist und nur 20% mögen finanziell gut gestellte Partnerinnen. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass Männer zwar vermehrt Frauen mit hoher Kompetenz suchen, aber weniger diejenigen, die ihre Fähigkeiten beruflich erfolgreich einsetzen können. Für Männer scheint die Traumfrau also die Akademikerin in Küchenschürze zu sein.
Sichtweise der Frauen
Nach einer Umfrage von PARSHIP.de (2009) unter 2.000 Singles und Nicht-Singles nehmen 32% aller Frauen Probleme in der Partnerschaft aufgrund ihres höheren Gehaltes wahr. Erfolgreichere Frauen fühlen sich also vermehrt in der Beziehung unwohler.
Warum haben es erfolgreiche Frauen in Partnerschaften so schwer?
Männer sehen sich als Ernährer
Eine Studie von Volz und Zulehner (2009) mit 1.470 Männern und 970 Frauen ergab, dass Männer ihren Lebenssinn in der Arbeit bzw. im beruflichen Aufstieg sehen. Sie weisen sich selbst die Rolle des Ernährers zu (Lüthge, 2011).
Frauen sollten aus Sicht der Männer lediglich etwas dazuverdienen, wenn der eigene Verdienst nicht ausreicht. Hingegen vertreten nur 19% der Männer die Meinung, dass sich beide in gleichem Maße um Haushalt und Kindererziehung kümmern und die Partnerin beruflich Karriere machen sollte, wohingegen fast doppelt so viele Frauen (32%) dieser Ansicht sind (Volz & Zulehner, 2009).
Verdient die eigene Partnerin nun mehr, führt dies bei Männern zu einem verminderten Selbstwertgefühl, erhöhten Selbstzweifeln, sowie Existenz- und Versagensängsten (Lüttge, 2011; PARSHIP.de, 2009). Die Beziehung wäre vermutlich durch Neid und Eifersucht ziemlich stark belastet.
Frauen suchen nach Männern mit höherem Status
Frauen bevorzugen Männer mit einem höheren Verdienst und Status als sie selbst oder zumindest einen gleichberechtigten Partner (Woinoff, 2007). Erfolgreiche Frauen stellen somit besonders hohe Ansprüche. Ein Mann sollte daher sowohl beruflich erfolgreich als auch familiär voll engagiert, sowie gut aussehend und toll im Bett sein (Schoch, 1998). Hingegen fühlen sich viele Männer mit diesem Anspruch völlig überfordert (Volz & Zulehner, 2009). Ein Mann, der beruflich mit Überstunden zu kämpfen hat, wird es kaum schaffen, sich familiär voll einzubringen bzw. sein Aussehen durch intensives Fitnesstraining zu steigern. Enttäuschungen und Frustration auf beiden Seiten sind die Folge.
Wie kann man mit Statusunterschieden umgehen?
Mehr Toleranz
Schaut man sich diesen Trend an, ist mehr Toleranz empfehlenswert. Männer sollten sich durch starke Frauen in ihrer Leistung nicht abgewertet fühlen. Frauen sollten akzeptieren, dass ein Mann nicht in allen Dingen herausstechen kann.
Ausgleich schaffen
Geld sollte in der Beziehung nicht überbewertet werden. Daher sollte keine einseitige Abhängigkeit vom Besserverdienenden geschaffen werden, die dazu führt, dass der Geringverdienende sich in seinen Leistungen nicht wertgeschätzt fühlt. Laut Broekmann (2011) sollten Paare daher für Ausgleich sorgen. Bringt der Geringverdienende andere Leistungen in die Beziehung ein – wie Instandhaltung und Pflege des Heims oder Kindererziehung – sollte der Besserverdienende dies genauso zu würdigen wissen.
Quellenangaben
- KARRIERESPIEGEL (2011, April). Beziehungskiller Doppelverdienst: „Schatz, ich zahle“. Online verfügbar (27.10.2011).
- PARSHIP.de (2009, Oktober). Karrierefrauen: Erfolg im Beruf – Pech in der Liebe? Online verfügbar (27.10.2011).
- Schlünder, V. (2009, April). Männer wollen intelligente Frauen ohne Karriere.
- Schoch, A. (1998). Perspektiven für erwachsene Paare. Zürich: Orell Füssli Verlag.
- Volz, R. & Zulehner, P.M. (2009). Männer in Bewegung. Zehn Jahre Männerentwicklung in Deutschland. Baden-Baden: Nomos.
- Woinoff, S. (2007). Überlisten Sie Ihr Beuteschema. München: Mosaik bei Goldmann.