Hochhäuser vor violettem Nachthimmel

Die Zukunft des Wohnens liegt in den Städten © jo.sau under cc

Wie werden wir wohnen, wie wird die Zukunft des Wohnens sein?

Hier, wie bei allen Themen unserer lockeren Zukunftsreihe, müssen wir unseren Blick mindestens zweiteilen. Einmal wollen wir ihn auf die entwickelte Welt richten, dürfen aber auch nicht vergessen, dass es Mitmenschen gibt, die völlig anders leben und wohnen, und wollen das wenigstens streifen.

Vorstellbar ist vieles, was tatsächlich kommt, darüber wird mit den Füßen abgestimmt oder dadurch, dass sich auf dem Markt nichts anderes mehr findet. Die Wohnsituation muss regional, was für uns europaweit bedeutet, den Anforderungen entsprechen, unter anderem den demographischen.

Europa altert und das heißt, immer mehr alte Menschen werden zukünftig nicht mehr im Kreise ihrer Familie alt und gegebenenfalls vesorgt werden. Selbst dort wo es Kinder gibt, sind diese, der erhöhten Forderung nach Mobilität geschuldet, oft nicht mehr in ihrer Heimatregion.

Der Pflegenotstand ist von uns schon thematisiert worden, doch erschwerend kommt hinzu, dass viele Krankenhäuser und Pflegeheime auch mit einem wirtschaftlichen Notstand kämpfen. Egal, wie engagiert die Pflegekräfte sind, sie können den Personalabbau mitunter nicht kompensieren. Private und kommunale Initiativen können in Form von Mehrgenerationenhäusern eine Lösung sein. Die ersten Testläufe finden gerade statt und verlaufen durchaus positiv. Ich hatte die Möglichkeit, mich mit einen auf den Rollstuhl angewiesenen Bewohner einer solchen Einrichtung zu unterhalten und er war rundherum zufrieden. Auf meine kritische Frage, ob denn das Zusammenleben auch tatsächlich stattfinde, antwortete er, in den 18 Monaten, die er nun dort wohnt, mehr Menschen kennengelernt zu haben, als in den 20 Jahren zuvor. Eine Aussage, die Mut macht. Umso mehr, als die Bewohner der Einrichtung versuchen klimaneutral oder -schonend zu agieren.

Shanghai: Autobahnen vor Hochhäusern im Dämmerlicht

Megastädte und ihre bizzare Schönheit. © whiz-ka under cc

Doch die Alten werden nicht nur älter, sondern, wenigstens statistisch, auch immer fitter und aktuell zumindest wohlhabender. Das heißt, es wird zukünftig mehr altengerechte Wohnungen geben und mehr Single- und Pendlerwohnungen. In einer schrumpfenden Bevölkerung ist Wohnraum reichlich vorhanden, allerdings mehr im ländlichen als im urbanen Raum. Dort werden die Menschen zu neuen Einheiten zusammenwachsen, Tendenz Wahlverwandtschaft, statt Familie (die weiter die führende Lebensform bleibt), wozu Wohnungssharing für Reisende, aber auch andere Lebens- und Interessengemeinschaften gehören werden. Die Zukunft liegt, so prognostizieren viele auch bei uns, in den Städten.

Das eröffnet auf dem Land neue Möglichkeiten, so dass sich hier alternative Wohngruppen ansiedeln können, Aussteiger der einen oder anderen Art, ob Öko-, spirituelle oder Künstlerkolonien oder sonstige Randgruppen.

Weltweit betrachtet ist Europa, wenn auch abgeschwächt, hier im Trend, denn bereits heute leben, global betrachtet, erstmals mehr Menschen in den immer größer und zahlreicher werdenden Städten und Megacitys, als auf dem Land, mit steigender Tendenz. Oft sind Städte die einzigen Orte, die in den armen Regionen der Erde eine gewisse Lebensperspektive versprechen, entsprechend stark ist der Kontrast zu den im Sog der Megastädte entstehenden Slums. Wellblechhütten mit Plastik und anderem Müll prägen auch in Zukunft noch das verelendende Gesicht der Erde.

Slum mit Wellblechhütten, LKW, Dreirad

Armut in den Slums © McKay Savage under cc

Armut und Elend, hier oft im Zusammenhang mit Drogen und Kriminalität, kennen auch die Großstädte der ersten Welt, in deren Zentren sich eine Subkultur ansiedelt, in der Prostitution und Kriminalität mitunter die einzigen Einnahmequellen sind. Und auch im reichen Europa droht die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinander zu gehen, was auch bei uns zu erhöhtem, gesellschaftlichen Konfliktpotential und einer Zunahme von Kriminalität und schweren Persönlichkeitsstörungen führt. Vergessen wir nicht, dass es auch bei uns in Deutschland Menschen gibt, die unter unwürdigen Wohn- und Arbeitsbedigungen leben, oft, aber nicht nur, im Zusammenhang mit der Schlachtindustrie.

Städte, Großstädte und Megastädte werden das Bild der Erde in den kommenden Jahrzehnten zunehmend prägen. Müllbeseitigung, Energiehunger, Versorgung mit Nahrung und Wasser, Smog, Verkehrsinfarkte sowie die sozialen Spannungen sind einige Probleme, die in dem Zusammenhang aufkommen und nach Lösungen verlangen.