Das Spiel ist aus

Innsbruck Altstadt, Platz, Café; Häsuer, Alpen

Lebenswerte Plätze und Orte der Begegnung zu schaffen, muss gerade für die Zukunft ein Ziel sein. © Pixelteufel under cc

Manche sprachen schon vor Jahren vom Ende der Spaßgesellschaft und meinte damit eine tendenziell uninteressierte Gesellschaft, die Partys macht und sich ansonsten um wenig schert und vor allem das eigene Wohlergehen im Sinn hat. Auch das gibt es noch, aber wenn irgendwer aufgewacht ist und es ernst meint, dann die oft geschmähte Jugend, die von immer mehr Menschen, darunter auch den Wissenschaftlern unterstützt wird.

Die Spielereien findet man daher eher auf Seiten der Politik und Wirtschaft, die ihre Macht und Geschäfte nicht einbüßen wollen, ein verständlicher Wunsch, aber kein gerechtfertigter. „Och menno, es lief doch so gut“, ist so wenig ein Dauerargument, wie der Verweis auf Arbeitsplätze, die gesichert sein wollen. Aber auch Privatbürger können in Zukunft nicht weiterleben wie bisher. Schlimmer noch, viele müssen die Träume ihres Lebens vielleicht begraben vor allem, wenn diese um viel Besitz kreisen und zwar, weil gleich mehrere parallele Veränderungen anstehen.

Effizienz und Suffizienz

Was man den Grünen vorwirft, ist, die Illusion zu nähren, dass es mit mehr Effizienz im Grunde weiter so gehen könnte, wie bisher, wenn nur die richtigen Techniken eingesetzt werden, wenn wir konsequent auf Ökostrom setzen und dergleichen. Doch das scheint nicht zu reichen und dabei sind wir nur bei einem, der derzeit prominenten Thema, dem Klima. Schon hier reicht mehr Effizienz jedoch nicht, sie ist gut, doch Suffizienz, Einschränkung und Verzicht sind besser. Verzicht, vor allem, wenn er verordnet ist, ist jedoch ein Reizwort und das aus gutem Grund.

Es ist einigermaßen verstörend, wenn man sieht, wie viele Menschen ihre Begeisterung für gesetzliche Verbote, Zwangsmaßnahmen, bis hin zu einer Ökodiktatur kaum zurück halten können. Fast, als hätten sie darauf gewartet. Nur sind Diktaturen stets die fiesesten Bedingungen, unter denen man leben kann, also lohnt sich der Blick auf bessere Alternativen. Alternativen, bei denen man zwar einerseits vielleicht verzichtet, aber andererseits gewinnt und zwar mehr gewinnt und etwas, was man selbst als wertvoll empfindet. Denn wir wollen ja das Überleben sichern und den Wohlstand vergrößern und müssen schrittweise lernen, dass das keine Mogelpackung ist, weil man entweder nur das eine oder das andere haben kann, sondern es tatsächlich möglich ist, auch vielen Ebenen gleichzeitig zu gewinnen.

Wie aus Verzicht ein Gewinn wird

Ist das nicht eine von Anfang an verlogene Story? Ist Verzicht nicht immer schlimm und kann man sich das nicht allenfalls schön reden?

Nein. Nehmen wir Beispiele die lebensnah sind. Wenn es Menschen mit schwerem Übergewicht gelingt ihre überflüssigen Kilos loszuwerden, dann verlieren sie auch etwas, dann müssen sie auch mit etlichen Gewohnheiten brechen, aber viele von denen, die es durchgehalten haben, gestehen nachher, dass ihr Leben viel besser geworden ist. Die Tendenz sich etwas vorzumachen liegt eher im Vorfeld, wenn man sich einreden muss, dass man sich mit 180 kg noch so richtig wohl, gesund und sexy findet.

Es gibt die Menschen, die versucht haben den Selbstoptimierungstrip der letzten Jahre mitzumachen und dabei feststellten, dass sie es einfach nicht schaffen. Wenn man sich das ehrlich eingesteht, ist das kränkend, aber bald danach merkten viele dieser Menschen etwas anderes: Nämlich, dass ihre Lebensqualität und Zufriedenheit seit ihrem Ausstieg erheblich gewachsen ist. Sie fühlen sich nicht als Verlierer, sondern als Gewinner, weil Berge von Stress und fragwürdige Ziele mit einem Mal von ihnen abgefallen sind.

Wenn wir uns zwei häufige Krankheitsbilder unserer Zeit anschauen, nämlich Depressionen und Schmerzen, so wird es ebenfalls niemand als Verlust empfinden, wenn man diese verliert und mehr noch, durch eine Wendung des Blicks wird heute immer mehr klar, wie beide zusammenhängen und dass man selbst viel tun kann. Bei der Depression ist das schwer, weil Antriebsarmut und Resignation zum Krankheitsbild gehören, aber am Anfang kann man sich helfen lassen und vieles lässt sich sehr gut regeln, wenn man natürliche Lebensrhythmen beachtet. Einer der Kernpunkte dabei ist Bewegung, die Schmerzen nimmt, glücklich macht, obendrein hilft Gewicht zu reduzieren, fitter zu werden und dann wieder echte Freude an der Bewegung zu empfinden.

Jedoch hat man gerade auch aus der Erfahrung mit chronischen Krankheiten gelernt. Denn, wenn es gelingt, diese zu heilen, ist natürlich zum einen die Freude groß, zum anderen fällt man unter Umständen gleich danach in ein tiefes Loch, denn wenn sich die letzten Jahrzehnte des Lebens überwiegend um eine Krankheit gedreht haben und diese der zentrale Inhalt des Lebens war, so fällt damit eben auch der Lebensinhalt weg. Soll heißen, selbst wenn Unangenehmes wegfällt, entsteht ein psychisches Loch und auch das muss man auf dem Schirm haben und etwas dagegen tun – das kann man aber.

Ehrlich werden

Der Mensch ist nicht nur ein rationales und emotionales Wesen in unterschiedlichen Teilen, bei unterschiedlichen Themen, auch ein anderes Thema der letzten Jahre ist ähnlich merkwürdig diskutiert worden. Viele bemühen sich zu betonen, der Mensch sei im Kern ein Egoist und führen dafür die unterschiedlichsten Begründungen an. Seine Gene, sein rational berechnendes Wesen, den Drill durch den Kapitalismus. Dabei sind gerade Menschen, wie andere Forscher zeigen, überaus kooperativ, auch wenn sie davon nicht profitieren. Doch in aller Regel finden wir den Menschen in den meisten Fällen irgendwo in der Mitte angesiedelt, manchmal hilft man aus Berechnung, manchmal einfach gerne, manchmal freut man sich, wenn man eine Anerkennung dafür bekommt und oft sind die Motive bunt gemischt.

Da wir Menschen aber auch egozentrische Züge haben und diese oft dominieren, wenn wir Angst haben, sollte man diese ängstliche Seite des Menschen auch ansprechen und egozentrisch argumentieren, im Sinne von: Was habe ich für einen Gewinn davon, wenn ich das mache? Der Vorteil dabei ist, dass, selbst wenn man aus den falschen Gründen beginnt das Richtige zu tun, dies dennoch einen positiven Effekt haben kann. Umgekehrt erst mit der großen Charakterveränderung oder dem Bekenntnis zu beginnen, sorgt eher für Widerstand.

Die Angst der Menschen ist nicht unbegründet und oft ähnlich. Man hat Angst vor Krankheiten, Krebs, Schmerzen und Demenz, vor Armut und Einsamkeit und auch das Gefühl der Unsicherheit spielt eine Rolle. Auch das Ansehen zu verlieren bleibt bis ins hohe Alter ein Aspekt. Immer klarer wird in den letzten Jahren, wie fundamental Beziehungen für uns sind. Schon in einem klassischen Experiment an Affen wurde von einem jungen Affen eine Mutterattrappe der Nahrung vorgezogen. Doch auch in der Gegenwart sehen wir, an den Smartphones, wie wichtig für uns Kontakt ist, so dass der Statusverlust oder gar die Ächtung in Form des Kontaktabbruchs schlimme Strafen sind.