Psychische Manipulation in Beziehungen findet oft unterschwellig statt. Manchmal merkt man jahrelang nicht, dass man psychisch beziehungsweise emotional manipuliert wurde. Was kannst du tun, wenn dein Partner dich manipuliert?

Er manipuliert mich. Was kann ich tun?

Es gibt so einiges, womit du dich schützen kannst, wenn dein Partner dich manipuliert. Allen voran braucht es viel Selbstreflexion, einen kühlen Kopf sowie Geduld. Doch es ist zu schaffen. Vertrau auf dich!



Lerne, auf dein Baugefühl zu vertrauen

Nehmen wir an, ihr seid im Streit. Dein Partner behauptet Dinge, die er zuvor anders dargestellt hat. Du bist dabei, an dir selbst zu zweifeln, bist unsicher, ob du dich getäuscht hast – und das jedes Mal? Vertraue auf dein Bauchgefühl. Was war das Erste, was dir zu diesem oder jenen Gesprächsthema in den Sinn kam? Behalte diese Gedanken, dieses Gefühl in deinem Kopf. Das Gute ist: Man kann sich darin üben, seine eigene innere Wahrnehmung schnell und treffend zu erkennen. Bestärke dich darin.

Kopf versteckt in Armbeuge, Hände auf Rücken

Wenn der Partner dich manipuliert, ist es schwer, auf sein Bauchgefühl zu vertrauen. © Beth Scupham under cc

Sei dir darüber bewusst, was du willst. Beharre darauf. Du hast genauso das Recht auf ein glückliches Leben wie er. Je mehr du als eine Einheit auftrittst, umso schwerer wird es für ihn, dich zu manipulieren.

Die eine Wahrheit? Gibt es nicht.

Die eine Wahrheit gibt es nicht. Folglich haben weder er noch du Recht, wenn es um die Beurteilung einer Situation geht. In dieser psychologischen Annahme, dass es keine objektiv richtige Wahrheit gibt, sondern nur subjektive Wahrnehmungen, liegt etwas Beruhigendes. Denn es kommt allein darauf an, wie du dich mit dieser oder jener Situation fühlst.

Die Wahrheit wird nicht wahrer, nur weil man sie öfter wiederholt. Denn stete Wiederholung ist eine Strategie des Gaslighters. Und steter Tropfen höhlt den Stein. Er zermürbt dich damit. Es ist nur seine Strategie, mehr nicht.

Information ist alles!

Schlicht und ergreifend: Wenn du wissen willst, ob ein Lebensweg/ ein Beruf der Richtige für dich ist, informiere dich darüber. Erst dann kannst du die Sache angehen. Wenn du ahnst, dass du manipuliert wirst, mache es genauso. Informiere dich über die einzelnen Techniken, welche beim Gaslighting üblich sind. Schärfe deinen Blick für die einzelnen Verhaltensweisen des Partners. Analysiere ihn, damit du ein Feingespür dafür entwickelst und wachsamer in Bezug auf den Schutz deiner Psyche bist.

Sei wachsam bei Schmeicheleien.

Paar in der Badewanne

Am Anfang zeigt sich jeder von seiner besten Seite. © Alex Indigo under cc

Würde jemand einen Menschen bereits bei der ersten Begegnung beleidigen und den Selbstwert niedermachen, würde der Betroffene sofort das Weite suchen. Deswegen funktioniert Gaslighting vor allem zunächst über eine positive Bindung. Hier ein Kompliment, da ein Lob. Der Gaslighter umschmeichelt dich. Und dein dürstender Selbstwert ist dankbar dafür. Irgendwann und ganz unverhofft saust das verbale Schwert auf dich hernieder. Der Gaslighter reißt deinen Selbstwert ein, nur um ihn später wieder aufzubauen. Deshalb ist es vor allem wichtig, dich von seinen positiven, tröstenden Worten nicht einlullen zu lassen. Denn über diese entsteht die emotionale Abhängigkeit. Wenn du seinen positiven Worten keine Bedeutung mehr beimisst, werden die negativen dich auch nicht mehr treffen. Er bestimmt nicht, wann du dich gut – oder schlecht – fühlst.

Koppele dich ab.

Nicht nur psychisch auch physisch. Mach dein eigenes Ding. Konzentriere dich auf dich selbst. Was macht dir Spaß? Wofür interessierst du dich? Solltest du dich noch nicht so gut kennen, sprich mit einer Freundin. Höre in dich rein. Du wirst sehen, der Gaslighter wird bemerken, dass du dich von ihm entfernst. Und genau davor hat er Angst. Deshalb wird er, nachdem seine Verbalattacken nicht mehr fruchten, versuchen, dich auf positiver Ebene zu erreichen. Das ist der entscheidende Punkt, an dem du nicht mehr einknicken darfst. Hat er dich wieder an sich rangezogen, hat er dich wieder psychisch erreicht, wird der Kreislauf des Wechselspiels von Negativem und Positivem wieder von Neuem beginnen. Denn es ist des Gaslighters Strategie, um seinen Selbstwert zu schützen und Kontrolle über dich zu haben. Und genau davor hat er Angst: die Kontrolle zu verlieren. Brich also anhaltend aus diesem Kreislauf aus!

Er manipuliert? Das Problem liegt bei ihm, nicht bei dir.

Gibt dir jemand das Gefühl, dass du nichts wert bist, dann liegt es nicht daran, dass du nichts wert bist, sondern einzig und allein daran, dass er sich wie ein A… benimmt. Besser lässt es sich leider auch aus Psychologensicht nicht formulieren. Die Praxis zeigt, dass der Gaslighter oftmals eigentlich der schwächere Part in einer Beziehung ist. Das »Opfer« startet ursprünglich oft mit größerer psychischer Stärke. Es ist bereit, den Standpunkt zu ändern, in sich reinzuhorchen und die Perspektive des Partners zu übernehmen. Nur deshalb kann der Gaslighter überhaupt erst in der Psyche des Opfers Fuß fassen. Ist man sich darüber im Klaren, dass man eigentlich der psychisch Stärkere ist, hat der Gaslighter per se weniger Spielraum.

Du kannst es ihm nicht recht machen.

Kellerverschlag Unordnung Leer

Seine innere Leere wirst du nicht füllen können. © rippchenmitkraut66 under cc

Eben weil das Problem beim Gaslighter liegt, wirst du es ihm niemals recht machen können. Du wirst ihn auch nicht glücklich machen können, egal, was du tust. Die Vergangenheit hat es gezeigt, oder? Was du auch getan hast, er war langfristig nie zufrieden damit. Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass du seine innere Leere nicht füllen kannst. Jeder ist für sein Glück selbst verantwortlich. Verschwende deine Energie nicht an jemanden, der dich verletzt. Nutze sie stattdessen für dich (und deine Kinder). Du wirst bemerken, wie viel Kraft du in dir hast, wenn du dich, anstatt fortwährend auf ihn, auf dich und dein Leben konzentrierst.

Rede mit Freunden oder in Foren.

Heutzutage muss niemand mehr alleine sein. Selbst wenn du keine Freunde haben solltest, wirst du Gleichgesinnte im Internet oder bei sozialen Gruppentreffen finden, wo du dich austauschen kannst. Es gibt nichts, was nicht mehr besprochen wird. Genau darin liegt auch die Chance. Nutze sie. Justiere dich an anderen. Es geht darum, sich andere Meinungen anzuhören, um sich ein breiteres Meinungsbild zu verschaffen. So lernst du, deiner eigenen Wahrnehmung (in Bezug auf das missbräuchliche Verhalten des Gaslighters) wieder zu vertrauen.

Sch… auf die innere Stimme. Die negative!

Die innere Stimme, die dich niedermacht, dir sagt, dass du nicht gut genug bist, stammt oftmals aus der Kindheit. Vielleicht wurde sie von deinen Eltern getriggert oder von anderen Personen aus deinem sozialen Umfeld. Der Gaslighter macht diese Stimme zu der seinen, er haut in die Kerbe in deiner Seele. Nutze diese innere Stimme für dich. Wehre dich gegen sie und lass aus ihr Trotz und Stärke erwachsen. Sie wird dich immer daran erinnern, dass du nicht die Person sein willst, die sich von so einer inneren Stimme oder Verbalattacke niedermachen lässt. Mach den Trotz, der aus dieser Stimme erwächst, zu deinem neuen Ich!

Respekt!

Mal ehrlich. Wir reden von einem Verhalten, das selbstverständlich sein sollte. Jemanden respektvoll zu behandeln, ist eigentlich nichts, worum man heutzutage noch bitten müsste. Und genau so solltest du das Verhalten des Gaslighters auch bewerten. Er schafft es nicht einmal, dir das Selbstverständlichste, zu dem jedes Kind fähig wäre, entgegenzubringen: Respekt!

Oftmals gleicht sich das Verhalten zweier Partner im Streit an. Vielleicht bist auch du dazu übergegangen, zu manipulieren, um seinem Verhalten nicht mehr hilflos ausgeliefert zu sein. Toxische Verhaltensweisen musst du zuvorderst ablegen, damit du vollständig zu dir und deinem Verhalten stehen kannst. Fühle dich mit dir wohl.

Einigt euch auf Sachebene.

Zwei Bären Kampf

Sich nicht gegenseitig anzufeinden, sondern eine angenehme Streitkultur, ist das Ziel. © Natalie Maguire under cc

Werden Diskussionen zu emotional, breche sie ab, mit dem Vermerk, diese an anderer Stelle, sachlicher fortzuführen. Das ist dein gutes Recht. Wenn man in einer Situation verbleibt, in der man beleidigt wird (es unter Umständen auf sonderbare Art auch dazu führt, dass man sich »wohl fühlt«, eben weil man es nicht anders kennt und es einen emotional spüren lässt), dann ist man gerade sehr weit von sich selbst entfernt. Lass es nicht zu. Finde dich. Und beschütze dich. Der Gaslighter wird vermutlich nicht der sein, der davonrennt, er wird dich nicht verlassen, weil er dich mehr braucht als du ihn.

Wenn du dein Verhalten änderst, wird er es ebenfalls tun. Zwangsläufig. Tut er es nicht, gibt es immer noch andere Richtungen, die das Leben einschlagen kann.

Organisiere dein Leben.

Gegebenenfalls auch eines ohne Gaslighter. Es wird zu mehr Stärke und Selbstständigkeit bei dir führen. Schließt du eine Tür, stehst du schon in einem neuen Raum. Es gibt immer einen Weg. Erst recht, wenn du dich auf deine Stärke besinnst, die du fortwährend dafür genutzt hast, den Gaslighter auszuhalten. Nun nutzt du diese allein für dich. Kleine Hilfestellung gefällig? Wie würde dein Leben aussehen, wenn du vollständig an dich glauben würdest? Und genau darauf arbeitest du hin. Du wirst überrascht sein, wozu du fähig bist!

Du siehst, du kannst vieles tun, wenn er dich manipuliert. Dreh- und Angelpunkt ist die Stabilisierung des Selbstwertes. Diesem so wichtigen Thema widmen wir den nächsten Artikel unserer Reihe zum Gaslighting.