Welche Gedanken mit der Angst vorm Tod in Zusammenhang stehen können, wurde im ersten Teil dieser Artikelserie betrachtet. Doch wie kann man dieser Angst nun begegnen? Verschiedene Ansätze aus kollektivistischen und individualistischen Kulturen könnten dabei helfen.

Sich mit dem Tod befassen, um Angst vorm Tod zu mindern

Engel

Der Glaube an Engel kann die Angst vorm Tod mindern © pixelspin under cc

Aus der Psychologie weiß man, dass sich Verdrängtes als Ängste widerspiegeln kann. Das Thema Tod beiseitezuschieben, dürfte also wenig hilfreich sein. Im Gegenteil, eine Langzeitstudie von Wink und Scott (2005) kam zu dem Ergebnis, dass eine intensive Auseinandersetzung mit dem Tod bereits im mittleren Alter häufig zu einer Verringerung der Todesängste im Alter führt. Dabei scheint es keine Rolle zu spielen, ob man einer eher theistischen oder eher atheistischen Weltanschauung folgt.

Was passiert nach dem Tod?

Ansätze zur Auseinandersetzung mit dem Tod und einem möglichen oder unmöglichen „Danach“ gibt es viele: von subjektiven Nahtoderfahrungen, physikalischen Theorien über die Gesetze des Universums bis hin zu physiologischen Erklärungen über die Funktionsweise des Gehirns.
Obwohl der aufgeklärte Geist unseres Kulturkreises nach wissenschaftlichen Beweisen für eine wie auch immer geartete Existenz nach dem Tod oder der Endgültigkeit des Seins dürstet, über eines sollte man sich im Klaren sein: Das vorherrschende Wissenschaftsparadigma knüpft immer nur an bestehende Zusammenhänge und Sichtweisen an. Gefundene Ergebnisse können die Annahmen widerlegen oder untermauern, das heißt aber nicht, dass es nicht auch anders sein könnte, sobald man andere Variablen miterfasst. – Einen endgültigen Beweis gibt es also nicht, maximal eine Annäherung an die „tatsächliche“ Wahrheit.

Radikale Akzeptanz einer Glaubensfrage

Akzeptiert werden sollte also eines: Was nach dem Tod passiert, ist Frage der persönlichen Einstellung bzw. des persönlichen Glaubens – durch wissenschaftlich gefundene Zusammenhänge oder jahrhundertealte Annahmen geformt.
Letztendlich scheint es auch keine Entweder-Oder-Entscheidung zwischen „Spiritualität“ oder Wissenschaft zu sein. Selbst renommierte Naturwissenschaftler befassen sich mittlerweile mit den subjektiven Berichten bei Nahtoderfahrungen.

Was bleibt, ist die individuelle Einstellung und die Möglichkeit, durch gedankliches Befassen mit dem Tod, diesen als natürlichen Bestandteil des Lebens anzunehmen. Durch die Auseinandersetzung damit, erscheint der Gedanke an den Tod vertrauter und vermittelt ein Gefühl der Kontrolle, was durchaus Ängste mindern kann.

Darüber hinaus könnten auch Ansätze im „irdischen Leben“ die Angst vorm Sterben eindämmen.

Miteinander schafft Zufriedenheit: Kollektivismus gegen die Angst vorm Tod

animiertes Getreide

Sich als Teil der Natur zu begreifen, mindert die Angst vorm Tod © Heike Quosdorf under cc

Orientiert an kollektivistischen Kulturen, sich als Teil eines übergeordneten Miteinanders wie der Familie, der Gesellschaft oder der Natur zu betrachten, kann die Angst vorm Tod mindern – etwa, weil man sich selbst in der „Funktionsweise“ des großen Ganzen wahrnimmt und diesem vertraut. Familienmitglieder durch den Tod zurückzulassen, steht dann in Zusammenhang mit einem Auffangen durch Familie und Freunde, der Zuversicht, dass diese es schon meistern werden, und dem Vertrauen in die Natur – ein entscheidender Aspekt für viele in Bezug auf die Angst vorm Sterben.

Neben der Gestaltung positiver sozialer Beziehungen kann dennoch ein Stück individuelle Orientierung im Hinblick auf die Angst vorm Tod nicht schaden.

Selbstverwirklichung: Individualismus gegen die Angst vorm Tod

Auf sein Innerstes zu hören und dem, soweit möglich, zu folgen, sorgt für ein zufriedenes Leben, sei es als jemand, der die Familie zusammenhält, seinen beruflichen Wünschen nachgeht, die Welt kennenlernt oder einfach seine Zeit bewusst verbringt. Wer sich seinem Leben stellt, und das kann jeden Tag aufs Neue sein, wird wohl weniger Angst vorm Tod haben.