
Ein moderner Exzentriker © Rosana Prada under cc
Sie tragen Elvis-Kostüme, sammeln alle Barbie-Puppen, transportieren professionell Klaviere mit dem Fahrrad oder verschreiben ihr Leben Hobbys, über die der Mainstream den Kopf schüttelt: Exzentriker. Können oder wollen sie nicht anders?
Der Exzentriker ist wörtlich genommen ein Verrückter. Ein, aus der Mitte, dem Zentrum, ex-zentrisch Verrückter. Nun wird ein Exzentriker aber nicht als verrückt, im Sinne von wahnsinnig, angesehen. Der Begriff hat viel mehr die Konnotation des liebenswerten Spinners, meint Menschen, die ein wenig schräg sind. Schrulle, Marotte oder der englische „Spleen“ sind weitere Begriffe, die zum Exzentriker passen.
Die Datenlage: Etwas verrückt
Sind Exzentriker einfach nur anders? So bizarr die Menschen, die uns hier begegnen, so widersprüchlich auch die Befunde über sie. Karl Shaw berichtet über die oft tragischen und pathologischen Seiten der Exzentriker. Zermürbende und zeitraubende Zählzwänge, kurze glückliche Jahre und dann doch oft ein Ende im Wahnsinn und sozialer Ausgrenzung.
Ganz anders dagegen die Ergebnisse von David Joseph Weeks, der herausfand, dass nahezu alle Exzentriker unangepasste, beglückte, neugierige und kreative Menschen sind, die die Welt etwas verbessern wollen. Sowohl ihr IQ, als auch Gesundheitszustand und persönliches Glücksempfinden liegen weit über dem Durchschnitt.
Sie sind ein Stück weit in ihrer skurrilen Welt versunken, die sie erfüllt, die sie anderen aber zumeist nicht aufdrängen. Zum Ausgleich juckt die Meinung anderer sie oftmals nicht im Geringsten. Wegen dieser teilweisen Abgeschlossenheit vermuten manche eine Nähe zum Asperger-Autismus. Man findet Exzentriker in allen Positionen und Schichten des Lebens, manche sind Genies – der Starpianist Glenn Gould war einer – manche sind Hausfrauen, andere sind Gesetzgeber. Dann wird es zuweilen schrill: So darf man in South Carolina seine Frau auf der Treppe eines Gerichtsgebäudes schlagen, aber nur an Sonntagen (vgl. „Lexikon der Exzentriker: Die schrägsten Vögel der Welt und ihre haarsträubenden Geschichten“). Innerhalb Europas kann man seine Marotten wohl vor allem bei den Briten pflegen. Bei allen Konventionen sind gerade hier auch Spleens und Marotten akzeptiert.
Spitzwegs Bilder: Voll liebenswerter Schrullen

Spitzwegs Bücherwurm – ein Exzentriker ; Wikimedia gemeinfrei
Der Exzentriker ist kein neues Phänomen. Carl Spitzweg malte um die Mitte des 19. Jahrhunderts eine ganze Fülle von Sonderlingen, in einer für ihn typischen Mischung aus liebevoller und distanzierter Karikatur. Oft etwas spitzer und gesellschaftskritischer als auf den ersten Blick zu sehen, doch nie boshaft.
Er zeigt Menschen, die am normalen Leben nicht richtig teilnehmen und sich stattdessen in dessen Nischen eingerichtet haben. „Der Bücherwurm“ (siehe Abb. links), „Der Kaktusfreund“ oder „Der Schmetterlingsjäger“ sind solche sonderbaren Exemplare. Kritischer gemeint ist wohl der „Zeitungsleser im Hausgärtchen„, auch wenn er uns heute ein wenig an Loriot-Figuren erinnert.
Spitzweg muss eine Seelenverwandtschaft mit diesen Sonderlingen gehabt haben, als reiner Biedermeier-Darsteller wird er deutlich verkannt, ein Stück weit stand auch er in und zugleich neben der Gesellschaft seiner Zeit, zuweilen ließ er die eigene Exzentrik auch sichtbar werden.
… und wie sind Exzentriker nun?
Man kann es wohl nicht sagen und vielleicht würde man ihnen, die immer etwas anders sind, auch nicht gerecht werden, sperrte man sie in den Käfig enger und eindeutiger Normierungen.
Bunt sind sie, anders. Manchmal gewiss etwas verrückt, manchmal getrieben, nicht selten jedoch glücklich, im Einklang mit sich und der Welt – auch, wenn es oft die eigene ist.