Autismus bei Kindern kann deren Eltern ganz schön zur Verzweiflung bringen. Das Kind nimmt kaum Kontakt zur Außenwelt auf und reagiert auf ihre liebevolle Zuwendung abweisend und desinteressiert. Durch verhaltenstherapeutische Maßnahmen lässt sich die Kommunikation und Interaktion aber verbessern.

Wie äußert sich Autismus bei Kindern?

Stereotype Beschäftigung mit Gegenstand

Stereotype Beschäftigung mit Gegenstand © Photocapy under cc

Die charakteristischen Merkmale des frühkindlichen Autismus (Dilling, Mombour, Schmidt & Markwort, 2006) manifestieren sich vor dem 3. Lebensjahr und sollen im Folgenden genauer beschrieben werden:

Beeinträchtigung der sozialen Kommunikation und Interaktion

Von Autismus betroffene Kinder sind nicht in der Lage, Blickkontakt aufzunehmen sowie Mimik und Gestik einzusetzen oder die ihrer Mitmenschen zu deuten.

Eng verknüpft mit einem geringen Verständnis sozialer Signale sind auch die Kommunikationsprobleme. Die Sprache wird vergleichsweise spät oder gar nicht erlernt. Auf verbale Annäherung anderer Menschen wird kaum reagiert. Meist fällt es den von Autismus betroffenen Kindern schwer, ein Gespräch aufzubauen oder aufrecht zu erhalten.

Stereotype Verhaltensmuster

Auch stereotypische Gewohnheiten treten häufig mit Autismus auf. Autistische Kinder können sich mehrere Stunden hintereinander mit demselben Gegenstand beschäftigen und dabei ihre Umgebung fast vollständig ausblenden. Beispielsweise freut sich das Kind daran, ein und denselben Brummkreisel immer wieder im Kreise zu drehen.

Angst vor Veränderungen

Ein weiteres Symptom des Autismus liegt in der starren und routinemäßigen Beschäftigung mit den Dingen des Alltags. Autistische Kinder legen großen Wert darauf, dass die Dinge immer in der gleichen Weise erledigt werden. Tritt eine Veränderung ein, empfinden sie diese meist als bedrohlich und zeigen Widerstand in Form von Wutausbrüchen oder Aggressionen.

Autismus und Intelligenz

Die Intelligenz ist im Zuge des Autismus bei Kindern sehr unterschiedlich ausgeprägt. Im Rahmen des Frühkindlichen Autismus, auch Kanner-Syndrom genannt, verfügen die Kinder über eine eher niedrige Intelligenz.

Kinder mit Asperger-Syndrom weisen hingegen eine überdurchschnittliche Intelligenz auf. Diese äußert sich vor allem darin, dass sie die Sprache früh erlernen, diese meist überdurchschnittlich ausgeprägt ist und sie auch zur Kommunikation mit Mitmenschen erfolgreich eingesetzt werden kann (Schultz et al., 2000). Auch haben diese Kinder ein ausgeprägtes Interesse an gewissen Sachverhalten. Beispielsweise verbringen sie fast den ganzen Tag damit, mathematische Formel auswendig zu lernen.

Verhaltenstherapie zur Behandlung von Autismus

Die Verhaltenstherapie hat sich zur Therapie von Autismus bewährt, auch wenn eine vollständige Heilung der Störung nicht zu erwarten ist (Lovaas, 1987; Remschmidt, 2001; Schopler, Mesibov & Hearsey, 1995). Das Ziel besteht einerseits darin, dem Kind erwünschte Verhaltensweisen, die es noch nicht beherrscht, beizubringen. Dazu zählt die Verbesserung der Kommunikation und Interaktion. Andererseits sollen unangemessene Verhaltensweisen wie übermäßige Stereotypien oder aggressives Verhalten verringert werden.

Um dies zu erreichen, wird zunächst festgestellt, welche Fähigkeiten das Kind besitzt und welche nicht. Dies ist deshalb notwendig, weil sich autistische Kinder in ihren Stärken und Schwächen stark unterscheiden können. Dann wird nach dem Prinzip der operanten Konditionierung gearbeitet. Hierbei wird das Verhalten des Kindes auf positive äußere Reize ausgerichtet. Beispielsweise wird es für erwünschtes Verhalten in Form von Süßigkeiten oder Spielzeug belohnt. Negative Verhaltensweisen, wie Stereotypien, können dadurch eingedämmt werden, dass das Kind nicht frei spielen darf. Es soll dazu motiviert werden, sich mit unterschiedlichen Gegenständen zu beschäftigen oder andere Personen in das Spiel einzubeziehen.

Quellenangaben

  • Dilling, H., Mombour, W., Schmidt, M.H. & Schulte-Markwort, E. (2006). Internationale Klassifikation psychischer Störungen ICD-10 Kapitel V (F). Klinisch-diagnostische Leitlinien. Bern: Huber.
  • Lovaas, O.I. (1987). Behavioral treatment and normal educational and intellectual functioning in young autistic children. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 55, 3-9.
  • Remschmidt, H. (2001). Einzelgänger. Autistische Störungen im Kindes- und Jugendalter. In W. Deutsch & M. Wenglorz (Hrsg.), Zentrale Entwicklungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen (S. 44-75). Stuttgart: Klett-Cotta.
  • Schopler, E., Mesibov, G.B. & Hearsey, K. (1995). Structured teaching in the TEACCH system. In E. Schopler & G.B. Mesibov (Hrsg.), Learning and cognition in autism. Current issues in autism (S. 243-268). New York: Plenum.
  • Schultz, R.T., Gauthier, I., Klin, A., Fullbright, R.K., Anderson, A.W., Volkmar, F., Skudlarski, P., Lacadie, C., Cohen, D.J. & Gore, J.C. (2000). Abnormal ventraltemporal cortical activity during face discrimination among individuals with autism and Asperger syndrome. Archives of General Psychiatry, 57, 331-340.