Der morgendliche Kaffee als Wachmacher, Mittags ein Tässchen Espresso im Büro, am Nachmittag einen Kaffee im Cafe – keine Frage, Koffein ist ein akzeptiertes Genussmittel, das wie kaum ein anderes mit dem zivilisierten Arbeitsalltag verknüpft ist, aber ist Kaffee gesund?
Jüngere Studien haben mit lang existierenden Mythen, wie etwa, dass Kaffee dem Körper Wasser entziehen würde, aufgeräumt. Nach und nach stellen sie auch positive Effekte des Kaffeetrinkens heraus (Gemeint ist gewöhnlicher Bohnenkaffee, kein mit Milch oder Zucker veredeltes Getränk). Einige dieser Studienergebnisse werden nachfolgend exemplarisch aufgeführt:
Kaffeetrinker: geringeres Risiko für Depression und Suizid
Ein an der Harvard School of Public Health im Jahr 2014 durchgeführter Review (Lucas et al., 2014) über mehrere Studien zeigt, dass das Trinken von zwei bis vier Tassen Kaffee am Tag das Risiko für Selbstmord um etwa 50% zu senken scheint (Dwyer, 2013). Dabei wurde Koffein als schützende Komponente herausgestellt. Entkoffeinierter Kaffee vermochte diese Wirkung nicht zu entfalten. Auch scheint die Menge ausschlaggebend zu sein: Weniger als zwei bis vier Tassen pro Tag erzielten kein verringertes Risiko für Suizid im Vergleich zu Nichtkaffeetrinkern; mehr als zwei bis vier Tassen pro Tag ergaben auch keinen darüber hinausgehenden positiveren Effekt. Im Gegenteil: Eine finnische Studie zeigte sogar ein höheres Risiko für Suizid beim Trinken von acht bis neun Tassen täglich auf (Dwyer, 2013).
Die Forschergruppe um Lucas (2014) vermutet nun, dass Koffein neben seiner stimulierenden Wirkung für das zentrale Nervensystem auch als mildes Antidepressiva agieren könnte, indem es auf Neurotransmitter wie Serotonin, Dopamin und Noadrenalin erhöhend einzuwirken scheint. Diese Ergebnisse decken sich mit den Ergebnissen früherer Studien, welche eine geringere Wahrscheinlichkeit für Depression bei Kaffeetrinkern gefunden haben.
Hält Kaffee gesund? Verringertes Risiko für körperliche Erkrankungen
Mehrere Studien zeigen auf, dass der Konsum von Kaffee gesund für den Körper sein kann. Unter anderem für folgende Erkrankungen scheint Kaffee eine präventive Wirkung zu haben:
Prostatakarzinom
Forscher der Harvard School of Public Health (Wilson et al., 2011) konnten aufzeigen, dass Kaffee gesundheitlich positive Auswirkungen auf das Risiko für ein Prostatakarzinom bei Männern haben kann (Dwyer, 2011). Männer, die sechs oder mehr Tassen täglich tranken, hatten ein circa 20% verringertes Risiko für Prostatakrebs im Allgemeinen und ein sogar 60% verringertes Risiko für tödlich verlaufende Prostatakrebserkrankungen. Auch bei Männern, die weniger Kaffee pro Tag tranken (2-3 Tassen), war die präventive Wirkung zu finden, allerdings in weniger starkem Ausmaß. Der positive Effekt zeigte sich sowohl bei koffeiniertem und entkoffeiniertem Kaffee. Gesundheitlich negative Verhaltensweisen wie Rauchen und weniger Bewegung, die häufiger bei Kaffeetrinkern zu finden sind, wurden im Studiendesign kontrolliert, sodass sie ohne Einfluss waren.
Magenkrebs
Die Metaanalyse von Xie et al. (2016) fand einen Zusammenhang zwischen dem Kaffeetrinken und einem verringerten Risiko für Magenkrebs. Die Forscher wiesen in ihrer Analyse unter anderem auf die antioxidative Wirkung des Koffeins hin, sowie auf dessen Fähigkeit, oxidative DNA-Schäden hemmen zu können.
Schlaganfall und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Der Konsum von vier oder mehr Tassen Kaffee täglich scheint mit einem präventiven Effekt für ein verringertes Schlaganfall-Risiko verbunden zu sein, wie die Metaanalyse von Kim et al. (2012) darlegt. Auch andere Studien und Metaanalysen fanden keinen negativen Effekt von langjährigem Kaffeekonsum auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie bisher vermutet wurde (vgl. u.a. Lopez-Garcia et al., 2006; Wu et al., 2009).
Typ-2-Diabetes
Die Forscher um Salazar-Martinez (2004) untersuchten in einer prospektiven Kohortenstudie die Wirkung des Kaffeekonsums bei 41.934 Männern in den Jahren von 1986-1998 und 84.276 Frauen in den Jahren von 1980-1998. Der Kaffeekonsum wurde alle zwei bis vier Jahre anhand von Fragebögen gemessen. Es fand sich ein Zusammenhang zwischen langjährigem Kaffeekonsum und einem verringerten Risiko für Typ-2-Diabetes.
Alzheimer-Erkrankung
Epidemiologische Studien legen die Vermutung nahe, dass Koffein einen therapeutischen Effekt bei der Alzheimer-Erkrankung haben könnte (Arendash & Cao, 2010). Auch Tierstudien unterstützen diese Hypothesen. Moderater Koffeinkonsum (in etwa 500 mg bzw. 5 Tassen/Tag) könnte eine protektive Wirkung in Bezug auf Alzheimer haben sowie auch einen therapeutischen Effekt zur Intervention bei Alzheimer (Arendash & Cao, 2010).
„Grauer Star“
Varma (2016) konnte zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von „cataract blindness“, dem sogenannten „Grauen Star“, umso geringer wurde, je höher der tägliche Koffeinkonsum war (0-50 mg/day versus 200-250 mg/day). Kaffee scheint unter anderem einen antioxidativen und einen bioenergetischen Effekt auf die Augenlinsen zu haben, gemäß Varma.
Karies
Kaffee hat eine antibakterielle Wirkung und scheint anhand von Studienergebnissen (Studie durchgeführt mit Coffea Canephora, sog. Robusta-Kaffee) als potentiell antikariogen (also Karies hemmend) eingestuft werden zu können (vg. u.a. Meckelburg et al., 2014).
Doch wer glaubt, nun hemmungslos konsumieren zu können, täuscht sich. Trotzdem Kaffee gesund zu sein scheint, alle Studien rufen zu einem moderaten Kaffeekonsum auf, da sich die positiven Effekte sonst ins Gegenteil verkehren könnten. Eine allgemein gesunde Lebensweise ist darüber hinaus einem langen Leben zuträglich.
Quellen:
- Arendash, G.W. & Cao, C. (2010). Caffeine and coffee as therapeutics against Alzheimer’s disease. Journal of Alzheimer’s disease, 20(Suppl. 1), S117-126.
- Dwyer, M. (2011). Coffee tied to lower prostate cancer risk. Havard Gazette. Verfügbar unter: http://news.harvard.edu/gazette/story/2011/05/coffee-tied-to-lower-prostate-cancer-risk/ [04.08.2016].
- Dwyer, M. (2013). Coffee drinking tied to lower risk of suicide. Havard Gazette. Verfügbar unter: http://news.harvard.edu/gazette/story/2013/07/drinking-coffee-may-reduce-risk-of-suicide-by-50/ [04.08.2016].
- Kim, B., Nam, Y., Kim, J., Choi, H. & Won, C. (2012). Coffee Consumption and Stroke Risk: A Meta-analysis of Epidemiologic Studies. Korean journal of family medicine, 33(6), 356-365.
- Lopez-Garcia, E., van Dam, R.M., Willett, W.C., Rimm, E.B., Manson, J.E., Stampfer, M.J., Rexrode, K.M. & Hu, F.B. (2006). Coffee consumption and coronary heart disease in men and women: a prospective cohort study. Circulation, 113(17), 2045-2053.
- Lucas, M., O’Reilly, E.J., Pan, A., Mirzaei, F., Willett, W.C., Okereke, O.I. & Ascherio, A. (2014). Coffee, caffeine, and risk of completed suicide: Results from three prospective cohorts of American adults. The World Journal of Biological Psychiatry, 15(5), 377-386.
- Meckelburg, N., Pinto, K.C., Farah, A., Iorio, N.L., Pierro, V.S., dos Santos, K.R., Maia, L.C. & Antonio, A.G. (2014). Antibacterial effect of coffee: calcium concentration in a culture containing teeth/biofilm exposed to Coffea Canephora aqueous extract. Letters in applied microbiology, 59(3), 342-347.
- Salazar-Martinez, E., Willett, W.C., Ascherio, A., Manson, J.E., Leitzmann, M.F., Stampfer, M.J. & Hu, F.B. (2004). Coffee consumption and risk for type 2 diabetes mellitus. Annals of internal medicine, 140(1), 1-8.
- Varma, S.D. (2016). Effect of coffee (caffeine) against human cataract blindness. Clinical ophthalmology, 10, 213-220.
- Wilson, K.M., Kasperzyk, J.L., Rider, J.R., Kenfield, S., van Dam, R.M., Stampfer, M.J., Giovannucci, E. & Mucci, L.A. (2011). Coffee consumption and prostate cancer risk and progression in the Health Professionals Follow-up Study. Journal of the National Cancer Institute, 103(11), 876-84.
- Wu, J.N., Ho, S.C., Zhou, C., Ling, W.H., Chen, W.Q., Wang, C.L. & Chen, Y.M. (2009). Coffee consumption and risk of coronary heart diseases: a meta-analysis of 21 prospective cohort studies. International journal of cardiology, 137(3), 216-225.
- Xie, Y., Huang, S., He, T. & Su, Y. (2016). Coffee consumption and risk of gastric cancer: an updated meta-analysis. Asia Pacific journal of clinical nutrition, 25(3),578-588.