People Pleasing stoppen ist gar nicht so schwer. Es ist möglich, anderen Menschen nicht mehr ständig zuzusprechen und dennoch höflich dabei zu sein. Ebenso ist es möglich, ganz entspannt Nein zu sagen und sich ausreichend Zeit für sich zu nehmen. Im Grunde braucht es am Anfang vielleicht einige wenige Sätze, die du dir zurechtlegen kannst. Ist die erste Hürde genommen, hat man es einmal praktiziert, wird es danach umso leichter.

People Pleasing stoppen: Die ersten Schritte

Im Allgemeinen ist es hilfreich bei Vortragsangst, sich die ersten Sätze zurechtzulegen. Sind diese Sätze ausgesprochen, werden die nachfolgenden leichter. Die erste Hürde ist sozusagen überwunden. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Stoppen des People Pleasings. Hast du es einmal gemacht und bemerkst, dass keine negativen Konsequenzen folgen, wird es dir auch zukünftig immer leichter fallen. Sollte es seitens deines Gegenübers ein negatives Feedback, wie beispielsweise eine Kritik oder Enttäuschung geben, so wirst du auch das aushalten können. Du bemerkst, dass diese Gefühle verfliegen. Was demgegenüber bleibt, ist deine feste Basis, weil du für dich eingestanden hast.

Sätze zurechtlegen

Blonde Frau lächelt in Kamera

Frauen neigen häufiger dazu, ihre Bedürfnisse zu übergehen und sich unterzuordnen – sie sollten versuchen, People Pleasing zu stoppen. © tommerton2010 under cc

Am besten ist es, du legst dir ähnlich wie bei einem Vortrag im Vorhinein ein paar nette Sätze zurecht, warum du zum Beispiel bei einem Vorhaben nicht dabei sein kannst. Im Normalfall würdest du zusagen, weil du nicht in Ungnade fallen möchtest. Doch dieses Mal praktizierst du es anders. Du musst dir keine Ausreden einfallen lassen, denn das würde dich nur zusätzlich unter Stress setzen. Außerdem fühlt es sich nicht gut an, nicht authentisch zu sein. Allgemeine Sätze, die deinen Zustand beschreiben, reichen als Begründung vollends aus. Manchmal reicht auch ein: »Nein, da kann ich nicht.« Oder: »Momentan habe ich leider keine Kapazitäten dafür. Tut mir leid.«

Das allein genügt. Du brauchst keine Erklärungen oder Rechtfertigungen. Fordert dein Gegenüber diese ein, kannst du die Person fragend anschauen. Weil es eben keiner Erklärung bedarf. Du hast keine Zeit und keine Energie. Und diese Grenze reicht vollkommen aus. Sollte das Schweigen für dich unangenehm sein, sagst du dazu: »Das ist momentan eben so. Gerade geht es nicht.«

Und damit ist alles gesagt. Es ist nicht erforderlich, sich in die Enge oder Erklärungsnot treiben zu lassen.

Natürlich sollen deine sozialen Fertigkeiten nicht vollends zum Erliegen kommen. Hilfsbereitschaft und Zugewandtheit bleiben innerhalb sozialer Beziehungen wichtig. Doch du musst für dich lernen, genau abzuwägen, wie viel du geben kannst. Damit du dich nicht selbst »auflöst«.

People Pleasing verändern: Vier Ansätze

Schauen wir uns nachfolgend direkt an, bei welchen Punkten du für dich ansetzen kannst, um People Pleasing zu stoppen.

1. Ungute Gefühle aushalten

Für People Pleaser geht es darum, ungute Gefühle zu vermeiden. Beispielsweise haben sie Angst davor, ihr Gegenüber könnte sie ablehnen, wenn sie der Person etwas verweigern. Oder sie fühlen sich schnell beschämt, weil sie nicht »nett genug« oder »nicht hilfsbereit« waren. Vielleicht wurden dir solche Sachen früher in der Kindheit häufiger vorgehalten, wenn du deinen Eltern gegenüber nicht das Verhalten gezeigt hast, was gewünscht war. Vielleicht wurdest du für bestimmte Gefühle wie deine Traurigkeit beschämt oder gemaßregelt, sodass du dich nicht offen zeigen konntest. Letztendlich wussten die Eltern es in vielen Fällen auch nicht besser, denn auch sie haben oft keinen vernünftigen Umgang mit ihren Gefühlen gelernt.

Doch diese Situationen und die Gefühle von Scham und Angst vor Abwertung sind in deiner Kindheit einzuordnen. Sie basieren auf problematischen Verhaltensweisen deiner Bezugspersonen, die im Rahmen einer in der Hinsicht dysfunktionalen Eltern-Kind-Beziehung stattgefunden haben. Die damalige Sachlage bildet weder die heutige Realität ab, noch ist sie in irgendeiner Weise gerechtfertigt. Jeder Mensch darf für sich einstehen, seine Gefühle haben eine Berechtigung und niemand ist für das Befinden einer anderen Person verantwortlich, erst recht nicht die Kinder für ihre Eltern.

Einschub: Woher der Wunsch nach Zugehörigkeit kommt

Ausstellung eines Steinzeitmenschen

Zu allen Zeiten waren Menschen Teil einer Bezugsgruppe, ohne die ihre Überlebenschancen sich verschlechtert hätten – darauf basieren Empathie und Hilfsbereitschaft. © Tauralbus under cc

Wir alle wollen zu einer sozialen Gruppe dazugehören. Das ist in unseren Genen verankert. Ohne eine Bezugsgruppe hätten wir in der Vergangenheit nicht überlebt. Wir brauchten unsere Urhorde, damit wir Nahrung und Schutz bekommen konnten. Dementsprechend ist es also wichtig, sich nicht wie die Axt im Walde zu benehmen und sich nicht ständig über die Belange anderer hinwegzusetzen.

People Pleaser »übertreiben« es mit dieser Zugehörigkeit jedoch ein wenig. Ihnen fehlt das Streben nach Autonomie. Nur wenn unsere Bedürfnisse nach Autonomie und Zugehörigkeit sich in einem Gleichgewicht befinden, spüren wir Zufriedenheit. Diese Balance müssen People Pleaser erreichen.

2. Spüre in dich hinein

Spüre in dich hinein und frage dich:

  • Sage ich gerade Ja, obwohl ich lieber Nein sagen möchte?
  • Was möchte ich eigentlich wirklich?
  • Wie könnte ich es schaffen, für mich einzustehen?

People Pleaser sind per se oft hilfsbereite und empathische Menschen. Sie sind häufiger und öfter für andere da. Und jenes darf auch sein. Es ist wichtig, für dich ein Maß zu finden. Möglicherweise kannst du etwas anbieten als Alternative zu der totalen Erfüllung der Bitte des anderen Menschen. Was bist du wirklich bereit zu geben?

Ausprobieren und sukzessive Herantasten

Schlussendlich ist es ein Vortasten und Ausprobieren. Starte deinen Prozess der Selbstbeobachtung.

  • Wie fühlt es sich an, wenn du Nein sagst? War es vielleicht zu resolut? Dann kannst du dich im Anschluss entschuldigen und es das nächste Mal besser machen.
  • Wie fühlt es sich an, entgegen seinem Willen Ja zu sagen? Möchtest du im Nachhinein am liebsten doch noch absagen? Wie fühlt es sich an, sobald du es tust?
  • Reagiert ein anderer Mensch verständnislos darauf und übertrieben ablehnend? Wie fühlen sich die Gefühle bei dir an? Halte sie aus, ohne dass du in Panik verfällst und befürchtest, die große soziale Katastrophe könnte über dich hereinbrechen. Dem ist in nahezu allen Fällen nicht so.
  • Wie gestaltet es sich, wenn du einer anderen Person nicht mehr nach dem Munde redest? Wie reagiert sie? Wie fühlt es sich für dich an, wenn du einfach still bleibst, anstatt ihr zuzusprechen? Oder gar sagst: »Das sehe ich etwas anders. Aber das ist ja auch in Ordnung so.« Selbst bei einem solchen Satz spürst du schon eine gesunde Form der Selbstabgrenzung. Du erlebst dich als eine Einheit und löst dich nicht mehr vor der Meinung oder den Wünschen einer anderen Person auf.

Menschen verzeihen viel mehr, als man denkt. Und Menschen akzeptieren auch viel mehr, als man denkt. Wir müssen nur lernen, es auszuprobieren.

Erlaube dir, einen neuen Umgang mit deinen Gefühlen und deinem Grenzen setzen zu lernen. Schließlich ist es ein Prozess, der auch auf Versuch und Irrtum basiert. Manchmal ist es noch holprig, mit dem People Pleasing zu stoppen. Manchmal gestaltet es sich problemlos.

3. Selbstwert wachsen lassen

Frau sitzt allein vor einer Steinmauer.

Die Angst vor dem Alleinsein führt dazu, dass man anderen Menschen mehr zuspricht und sie hofiert. © Anthony Albright under cc

Momentan hängt dein Selbstwert noch davon ab, wie andere dich sehen. Oder wie du glaubst, dass andere dich bewerten. Wenn du deinen Selbstwert von der Meinung anderer Menschen abhängig machst, so machst du dich zu ihrem Spielball. Du bist ständig damit beschäftigt, die Erwartungen zu erfüllen.
Sobald du für dich einstehst, dir Fehler und Stolperer erlaubst auf deinem Weg, das People Pleasing zu stoppen, wird dein Selbstwert zunehmend stabiler unterfüttert. Er ist dann unberührt von der Meinung anderer. Er bleibt dann immer gleich. Das fühlt sich besser an, oder?

4. Zeit erbitten

Solltest du von einer sozialen Situation überfordert sein und intuitiv Ja sagen wollen, aber in dir drin ein Unwohlsein spüren, dann kannst du dir auch Zeit erbitten. Auch das ist dein gutes Recht. Sage einfach, dass du dir unsicher bist, ob du an diesem Tag Zeit hast. Später kannst du in Ruhe in dich gehen und dir überlegen, bis zu welchem Ausmaß du die Bereitschaft in dir trägst, für eine andere Person da zu sein. Und wo deine Grenzen liegen.

Solltest du in Gesprächen dazu neigen, Menschen bei ihrem Standpunkt zuzustimmen und dich im Nachhinein zu fragen, wie du mit dieser Meinung überhaupt agree sein konntest, dann kannst du dir auch dahingehend mehr Freiraum verschaffen. Wirst du nach deiner Meinung in einem Gespräch gefragt, sage einfach, dass du dich dahingehend noch etwas ordnen möchtest und du über deinen Standpunkt zu einer Sache noch nachdenken musst.

Das kann dir niemand verwehren. Jeder Mensch wird und sollte mit dem Erbitten von Pausen einverstanden sein. Andernfalls liegt bei dem betreffenden Menschen eine Form der Übergriffigkeit vor, die nichts mit dir zu tun hat. Auch davon solltest du dich abgrenzen.

People Pleasing beenden

People Pleasing führt schlimmstenfalls dazu, dass andere Menschen dich nicht für voll nehmen oder ausnutzen. Ein Grund mehr, das People Pleasing stoppen zu lernen. Wenn du dir bei einer Situation unsicher bist, inwiefern du beispielsweise hilfsbereit und zugewandt sein sollst, frage doch eine befreundete Person um Rat. Bespreche mit ihr die Situation. Im Gespräch wirst du noch einmal mehr in dich hineinfühlen können, ob das bestimmte Anliegen einer Person zu viel verlangt ist. Oder wie deine tatsächliche Einstellung zu einer Sache ist. Im Gespräch mit einer vertrauten Person, lernst du dich selbst besser kennen. Oder du schreibst dir auf, was du denkst. Auch das wird dir helfen, deine Gedanken zu ordnen und Bedürfnisse besser zu erkennen. Viel Erfolg und nur Mut!