
Der Sternenhimmel fasziniert irgendwie immer. © Paul Hayday under cc
Sich Gedanken zur Astrologie zur machen, kann in unserer Zeit sinnvoll sein, in der vieles neu bewertet wird. Hoffentlich.
Banalitäten vermeiden
Es gibt drei oft gehörte und damit langweilige Positionen, die ich nur kurz beschreiben und damit auch abhaken will, weil man sie immer wieder hört und liest.
- Astrologie-Bashing: Die Behauptung, an Astrologie sei rein gar nichts dran, außer dass man leichtgläubige Menschen damit beeindrucken und ihnen das Geld aus der Tasche ziehen kann.
- Astrologie-Verehrung: Die Behauptung, die Astrologie verkünde eine tiefere Wahrheit, der man sich irgendwie intuitiv annähern müsse, bis man nachher geradezu hellsichtig wird.
- Astrologie pro und contra: Eine moderne Form der Darstellung, die alle Seiten würdigen möchte, stets das Resümee zieht, dass es einigen was gibt, anderen nicht, dass zwar nichts dafür spricht, aber sie dennoch irgendwie hilfreich sein kann. Das kann durchaus eine spannende Erzählung sein, aber letzten Endes weiß man nachher so viel wie vorher.
All das sind Positionen, die im Grunde uninteressant und überbekannt sind, sie sollen hier keine Rolle spielen. Auch auf Zeitungshoroskope und dubiose Fernsehformate gehe ich nicht ein.
Astrologie hat nichts mit der Wirkung der Sterne zu tun
Es gibt nicht ‚die Astrologie‘, sondern auch hier verschiedene Schulen und Lesarten. Die in meinen Augen intelligenteren sagen, dass Astrologie nichts mit der Wirkung irgendwelcher Himmelskörper – letztlich sind die Referenzsymbole auch überwiegend Planeten, keine Sterne, die einzige Ausnahme ist die Sonne – zu tun hat.
Planet heißt eigentlich Wandelstern und kommt von dem griechischen Verb für ‚umherschweifend‘. Die Sterne am Himmel wirken fix, auch wenn das Himmelsgewölbe im Ganzen über die Erde zu ziehen scheint, aber es gibt einige markante Vertreter, die hier eine Ausnahme bilden und größere Eigenbewegungen aufweisen, umherschweifen. Das sind die Planeten. Die Sonne zieht zwar brav ihre Bahn, aber ist durch ihre Helligkeit kaum zu ignorieren.
Ein entscheidender Sprung ist die Frage, was denn sonst ‚wirkt‘, also überhaupt wirken könnte, wenn es die Himmelskörper schon nicht sein sollen. Die Antwort lautet: die Urprinzipien oder auch Archetypen. Womit wir uns zwei Fragen nähern, nämlich, was das nun wieder ist und ob, es die eigentlich wirklich gibt oder sie nicht nur eine Erfindung sind.
Hinter der Idee der Urprinzipien steht ein andere Idee von Wirkung. Man kann sich ewig drüber streiten, ob sie nun auch kausal ist oder nicht, in jedem Fall verlässt sie unser gewohntes Konzept von Wirkungszuschreibungen, die letztlich alle materieller oder physikalischer Natur sind. Einige astrologische Betrachtungsweisen brechen mit dieser Ansicht und behaupten, dass es Wirkungen über die üblichen Betrachtungen hinaus gibt.
Üblich heißt hier, dass ein zeitlich und räumlich naher Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung bestehen und der Wirkzusammenhang irgendwann beschrieben und nachgewiesen wird. Aus der Statistik ist bekannt, dass nicht alle Werte die bildschön korrelieren auch auf einen dahinter liegende Kausalität verweisen. Einige Astrologen behaupten aber genau das, dass zwischen Ebenen, die nach unserer Auffassung nichts mit einander zu tun haben, doch eine Verbindung besteht, die manchmal senkrecht oder auch analog genannt wird.
Das analoge Denken – ich würde die Lektüre empfehlen, falls Sie mit dem Thema nicht vertraut sind – ist die Wurzel des Verständnisses der hier vorgestellten astrologischen Sichtweise. Es ist die Behauptung, dass zwischen bestimmten Aspekten der Wirklichkeit, die nach unserer Auffassung nichts miteinander zu tun haben, doch eine Verbindung besteht. Wenn man sich auf die im verlinkten Artikel beschriebene Denken einlässt, ist dies seltsam neu und ungewohnt, genau darin liegt auch der Reiz, in der Erkenntnis, dass man noch ganz anders an die Welt herangehen kann.
Mein eigener Zugang
Meine Entfernung zur Astrologie war im Grunde maximal. Ich wuchs mit einem soliden Desinteresse für das Thema auf, wusste, dass es Zeitschriftenhoroskope gab, die ich für Unsinn hielt. Überdies war ich jungen Jahren stark an Naturwissenschaften und insbesondere glühend an der Astronomie interessiert, las zahlreiche Bücher und Zeitschriften und verbrachte Nachmittage im Planetarium. Zur dortigen Erzählung gehörte, dass Astrologie einfach eine Vorform der Astronomie gewesen sei, seit dem man wissenschaftlich arbeitet hat man andere Möglichkeiten und so ist Astrologie ein heute veralteter Aberglaube, verständlich, aber man war eben noch nicht so weit und damit war das Thema für mich dann auch schon wieder erledigt, es gab für mich keinen Grund an dieser Form der Darstellung zu zweifeln.
Das änderte sich in meinen frühen 20ern, als ich eine Tierheilpraktikerschule besuchte. Auf dem Programm standen verschiedene Lerneinheiten, ich kannte das alles nicht so wirklich und war neutral offen. Eigentlich interessierte ich mich zu jener Zeit vor allem für Hunde, wollte Verhaltensforscher für Hunde werden und hatte die großartige Möglichkeit, bei einer damals renommierten Forschungsstation für Wildhunde ein längeres Praktikum zu machen. Die Tierheilpraktikerschule war ein Kompromiss, ich sollte wenigstens noch was halbwegs Richtiges lernen. Ich war der Schule zu der Zeit sehr überdrüssig, aber die Möglichkeit Tieren zu helfen fand ich jedoch attraktiv.
Im ersten Block stand Homöopathie auf dem Lehrplan, wir bekamen Skripte, die wir zuvor lesen sollten, ich las mich also etwas ein. Das Wochenende war seltsam. Ohne große Begeisterung ging ich dort hin, als ich zurück führ hatte ich jedoch das Gefühl, etwas völlig Neues gelernt zu haben. Seltsam war jedoch, dass ich nicht sagen konnte, was es denn eigentlich war, das so neu und anders war. Die folgenden Stunden verliefen mehr oder weniger normal, Schule eben, abhängig von der jeweiligen Referentin und vom Interesse am Tier und Thema, aber dieser Kick der ersten Stunde war nicht da. Vielleicht doch weil es anfangs eben neu war? Wir hatten die Möglichkeit die Einheiten im Parallelkurs noch mal zu besuchen und als passionierter Schulhasser wählte ich den für mich ungewöhnlichen Weg, mir den Homöopathiekurs noch mal anzuhören, ich wollte verstehen, was mich damals faszinierte.
Also wieder hin und da war es tatsächlich wieder. Am Ende mit dem Hinweis verbunden, dass, wer dieses Denken näher verstehen wolle, am besten die Bücher von von Dethlefsen, Krankheit als Weg und Schicksal als Chance lesen sollte. Was das mit Gedanken zur Astrologie zu tun hat? Viel, aber das wusste ich damals noch nicht. Die Buchtitel merkte oder notierte ich mir, doch schon auf dem Nachhauseweg kamen mir die Titel seltsam bekannt vor. Ich meinte, meine Eltern hätten sie zu Hause, seit Jahren, daher kannte ich Titel, der Inhalt hatte mich nie interessiert, nun war mein Interesse aber geweckt.
Meine Mutter hatte sie gelesen, also fragte ich sie aus, warum, was denn drin stehen würde und was das alles mit Homöopathie zu tun hätte. So halb konnte sie es mir erklären, aber ein gewisses Stirnrunzeln blieb bei mir zurück. Ich las beide Bücher hinter einander weg und eines dann gleich noch mal. ‚Wow‘ dachte ich, weil das irgendwie harte Kost war, ich war durch und durch wissenschaftlich geprägt, aber der Vortrag der Referentin beeindruckte mich.
Der Inhalt der Bücher hatte auch mit astrologischem Denken zu tun und auch wenn mir das völlig fremd war und ich nach der Lektüre natürlich nicht von jetzt auf gleich die Astrologie verstand, so verstand ich immerhin, dass es noch eine ganz andere Art gab, die Welt zu betrachten und die war es, die mich so faszinierte, das wusste ich nun.