Saturn

Der Saturn ist ein wirklich hübscher Bursche, aber astrologisch zumeist unbeliebt. © Hubble ESA under cc

Die astrologische Praxis kann eine sehr spannende Selbsterfahrung sein und der Moment, in dem sich jede Theorie beweisen muss.

Banalitäten vermeiden II

Sehr viele Menschen machen, wenn sie sich auf das Thema einlassen, die überraschende Erfahrung, dass astrologische Deutungen oder Beschreibungen ihres Lebens, ihnen zu einem großen Teil als zutreffend erscheinen, auch wenn sie nicht leichtgläubig sind. Erklärt wird das allgemein durch den Barnum-Effekt. Die Langversion desselben ist verlinkt, kurz gesagt handelt es sich um eine allgemeine Beschreibung, die nicht so platt ist, wie: ‚Sie hatten es im Leben nicht immer leicht‘, bei der vermutlich jedem auffällt, dass es keinen Menschen geben wird, der das nicht abnickt, aber es geht in die Richtung.

Beim Barnum-Effekt ist es ähnlich, nur geschickter. In ihm werden persönlich scheinende, doch noch immer hinreichend allgemeine oder unscharfe Aussagen so verbunden, dass sie nahezu jedem Menschen intuitiv als zu ihm passend erscheinen. Das Erstaunen ist jedes mal groß, wenn sich herausstellt, dass die Zeilen, die das eigene Leben so treffend skizziert haben, genau jene sind, die auch der Nachbar als seine höchst persönliche Deutung erhalten hat.

Doch was bedeutet das eigentlich? Zunächst nur, dass man, mit ein wenig Geschick, die meisten Menschen hinters Licht führen kann, Doch es ist ein Fehlschluss – nämlich eine unzulässige Verallgemeinerung – anzunehmen, dass aus der Tatsache, dass etwas möglich folgt, dass dies stets auch so ist. Es ist wahr, dass man Menschen zuweilen lügen. Doch daraus kann man nicht ableiten, dass jede Äußerung eine Lüge ist oder man auch nur davon ausgehen sollte. Das endet in einem paranoiden Weltbild und das ist für keinen der Beteiligten sonderlich erfreulich.

Schritte in die astrologische Praxis

Wer sich noch nie mit Astrologie beschäftigt hat, kann, bevor er oder sie sich in ein erstes Studium der Urprinzipien und Analogieketten vertieft, fragen und vielleicht kurz schriftlich festhalten, wie das eigene Leben bisher so gelaufen ist. Wie empfinde ich mich? Bin ich vorsichtig, feindselig, offen, freundlich, oder empfinde ich deutlich anders, als ich mich gebe?Wie sehen mich andere? Was interessiert mich, was stößt mich ab, was lässt mich kalt? Bin ich impulsiv, schnell interessiert, leicht beeindruckbar oder sehr gründlich? Eine Mischung davon? Was mag ich? An Filmen, Landschaften, Musik, Blumen, Büchern? Bin ich gesellig oder gerne alleine? Ein Mensch der Tat oder der Phantasie? Interessiert mich Kunst und, wenn ja, welche? Wie bin ich gekleidet, eingerichtet, welche Rolle spielt Partnerschaft in meinem Leben und wie erlebe ich meinen Partner? Welche die Sexualität und welche Art? Welche Beruf habe ich und wie empfinde ich ihn? Und so weiter.

Vielleicht zeichnen sich ein paar typische Linien oder Muster im Leben ab, die gar nicht so aufgefallen sind, aber bei kurzen Skizzen dann möglicherweise erscheinen. Das geht mit 70 besser als mit 40 und mit 40 besser als mit 17, weil man einfach mehr Lebenserfahrung hat. Skizzen des Lebens vorher aufzuschreiben hütet einen ein Stück weit vor dem Argument und der tatsächlichen Selbstsuggestion, nachträglich etwas in (s)ein Horoskop hinein zu lesen, nachdem man weiß, wie man astrologisch ‚zu sein hat‘. Ein absoluter Neuling wäre hier also im Vorteil.

Psychologische Muster und astrologische Urprinzipien

In analoges Denken haben wir bereits einige astrologische Urprinzipien skizziert. Ihre innere Verbindung zu sehen ist der entscheidende und zugleich auch schwierige und ungewöhnliche Punkt, denn sie zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie uns überhaupt nicht verbunden scheinen.

Nehmen wir einfach ein weiteres Prinzip, um das zu illustrieren. Was ist die innere Verbindung oder der Oberbegriff folgender Aufzählung?

Höhlenforscher, Krebserkrankung, Magie, Gärung, Massenbewegung, Sadomasochismus, Intensivmedizin, Tiefenpsychologe, Pharmazeut, Cage-Fighting

Spontan denkt man: Gar nichts. Die Begriffe haben eigentlich nichts mit einander zu tun, keine innere Verbindung. Auf den zweiten Blick kann man vielleicht eine gewisse Gemeinsamkeit bezogen auf Elemente wie Tiefe, Zersetzung, Giftigkeit und Extreme entdecken. Es ist das astrologische ganz oder gar nicht, alles oder nichts, stirb und werde Prinzip. Skorpion und Pluto zugeordnet.

Ein weiteres:

Ei, Familie, Kulleraugen, Mutter, Abend am See, Hotelgewerbe, Milchbauer, Kindergärtnerin, Liebesromane, Naturverbundenheit, Tränen.

Hier schimmert das Prinzip der Mütterlichkeit, des sanften Wassers, der Umsorgung und Pflege und der milden Natürlichkeit durch. Bergend, haltend, kümmernd, astrologisch das Prinzip Krebs und Mond.

Psychologisch relevant ist der Themenkreis dann, wenn man zu ihm eine große Zu- oder Abneigung verspürt. Themen, die man achselzuckend zur Kenntnis nimmt und von denen man meint: Ja, so was gibt es, in die man aber emotional nicht verwickelt ist, sind keine, die psychologisch geladen sind.

Als erstes gilt es ein Gefühl für die Prinzipien zu bekommen, das geht nicht an einem Nachmittag, es ist wie mit einer Sprache, die man lernt: man wird mit jedem mal etwas besser, aber es dauert seine Zeit.

Dominante Konstellationenl

Jeder hat erst mal alle Prinzipien in sich, insofern ist es nicht falsch, wenn man findet, dass sehr viele astrologische Beschreibungen auf einen selbst zutreffen. Aber einige werden in den Vordergrund treten, da die Zutaten individuell stets anders gemischt sind. Psychologisch weiß man, mit einem gewissen Grad an Fähigkeit zur Innenschau ja, was mit einem los ist und es ist immer gut auch andere zu befragen, die einen gut kennen.

Um einen Schritt in die astrologische Praxis zu machen, muss man die psychologische Komponente der Innenschau mit der astrologischen abgleichen. Astrologisch ist das vergleichsweise einfach, man schaut, wenn es um einen selbst geht, einfach auf sein Geburts- oder Radixhoroskop. Dazu braucht man seinen Geburtstag, die Zeit und den Ort, Programme, die die Grafik kostenlos berechnen und darstellen, findet man im Internet.

Sonne, Aszendent (AC) und Mond haben eine starke Bedeutung, die Himmelsmitte (MC) ebenfalls, ansonsten all jene Häuser in denen drei oder mehr Himmelkörper zu finden sind. Ferner kann man auf die starken Aspekte wie Konjunktion (zwei Himmelskörper stehen nahe zusammen), Quadrat (sie stehen im 90° Winkel zu einander), Trigon (sie stehen im 120° Winkel zu einander) und Opposition (sie stehen im 180° Winkel zu einander) achten.

Ganz basal teilt man das Horoskop in eine linke und rechte, sowie obere und untere Hälfte. Daraus ergeben sich vier Quadranten. Unten bedeutet dabei auf den Körper und/oder das Unbewusste bezogen, oben bedeutet entsprechend bewusst. Die linke Hälfte bedeutet das Ich, die rechte das Du. Das reicht dann auch erst mal. Die Regel ist auch hier: Wo viel los ist, ist ein Schwerpunkt.

Elemente und Temperamente

Ebenfalls grundlegend ist die Aufteilung in Elemente. Die vier astrologischen Elemente sind Feuer, Wasser, Luft und Erde, die Tierkreis- oder Sternzeichen ihre Unterteilung in jung, mittel und alt. Widder als der Uranfang, ist der Beginn des Tierkreises und das junge Feuer. Widder, Löwe und Schütze sind Feuerzeichen, Stier, Jungfrau und Steinbock Erde, Zwilling, Waage und Uranus Luft, schließlich sind Krebs, Skorpion und Fische Wasserzeichen.

Die Elemente entsprechen den antiken Temperamenten des Cholerikers für das Feuer, allerdings tendiert dasselbe auch dazu ruhiger und wohlig wärmender zu werden. Feuer ist aktiv, energisch, verzehrend, nach außen und oben orientiert.

Wasser ist nach unten orientiert, umsorgend, bergend, aber auch verschlingend, kühl und beeindruckbar.

Die Luft ist überall, vermittelnd, verbindend, schnell, geschäftig, manchmal oberflächlich, nicht festgelegt.

Die Erde ist fest, stabil, starr, dauerhaft, zeitgebunden, strukturierend.

Erneut gilt, das dort wo viel los ist, auch die astrologische Betonung hoch ist.

Wer sich also als an allem interessiert, kommunikativ, geschäftig und mit einem breiten Kreis an Bekannten erlebt – oder so erlebt wird –, der sollte eine gewisse Luftbetonung in seinem Horoskop haben. Auch hier gilt es sich langsam heran zu tasten. Es ist eine gute Erfahrung, wenn die Art, in der man sich selbst und nahe Menschen einen erleben, sich von der Grundtendenz, den ersten Schwerpunkten mit dem Horoskop deckt, doch das ist ja nicht das, was man mit der Astrologie verbindet. Man will ja in der Regel wissen, was kommt, worauf man sich eventuell einstellen kann oder sollte.

Darauf gibt es die gute Antwort: ‚Wir sagen ihnen nicht was kommt, sondern wer sie sind.‘ Wer man ist allerdings auch bezogen auf die Zeit betrachten kann, das Geburtshoroskop ist ja bei einem nun 90-Jährigen Menschen dasselbe, wie 5 Minuten nach seiner Geburt. Dazwischen steht die Entwicklung in der Zeit und die variable Möglichkeit der Entfaltung des Horoskops. Das ist der entscheidende Punkt, bei dem Thema.