blonde Frau mit Steuernordner

Alles nicht so schwer, wenn man Routine hat. Tim Reckmann under cc

Wenn man nach Beispielen dafür sucht, dass Wahrnehmung und Realität von einander abweichen, dann ist die Zeit ein gutes Thema. Das Empfinden von einem Absinken von Freiheit und Freizeit ist bei uns immer mehr verbreitet, schaut man sich aber objektive Daten an, dann stellt man fest, dass die Menschen unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg 48 Stunden pro Woche gearbeitet haben, heute sind es je nach Branche und Region zwischen 35 und 42 Stunden, allerdings sind schon die 48 Stunden geradezu paradiesisch, verglichen mit der Zeit von 1830 bis 1860, in denen die Menschen im Schnitte 14 bis 16 Stunden pro Tag arbeiteten, das sind 80 bis 85 Wochenstunden.[1] Frauen und Kinder arbeiteten auch, Kinder ab dem 6. Lebensjahr, kaum weniger lange als die Erwachsenen. Die gute, alte Zeit, in der die Lebenserwartung bei Männern 35, bei Frauen 38 Jahre betrug.[2]

Bei Arbeit und Freizeit, sowie der Lebenserwartung ist es nur besonders deutlich, doch auch andere objektive Daten zeichnen dasselbe Bild. Wo man auch hinschaut, werden die Dinge besser, begibt man sich jedoch in den Alltag findet man immer mehr Menschen, die unzufrieden sind. Immerhin ist auch das objektivierbar, die letzten Wahlen zeigten durchgehend das Bild, dass die Volksparteien an Ansehen verlieren, selbst dann, wenn die Wahlbeteiligung vergleichsweise hoch ist und schon Kinder werden bei uns depressiv.

Das Leben als Wahrnehmungsstörung

Sind die Menschen einfach verrückt, grenzenlos undankbar oder leiden sie an einer kollektiven Wahrnehmungsstörung? Es bringt wenig, den Bürgern immer und immer wieder vorzurechnen, wie gut es ihnen geht, wenn immer weniger Menschen merken, dass es ihnen gut geht. Zwar ist es richtig, gelegentlich daran zu erinnern, wie es mal war und heute in anderen Teilen der Welt noch immer ist. Aber ist die Sache damit wirklich erledigt? Ist es ausreichend zu betonen, dass man hier nicht verhungert und erfriert oder lässt man sich damit schon unter Niveau abspeisen?

Wenn man sich etwas Mühe gibt und wirklich mal darauf achtet, was die Mitmenschen sagen oder was man selbst erlebt und empfindet, dann gibt es zwar eine gewisse Anzahl die ihr Unbehagen an ihrem favorisierten Großthema festmachen, das bei den einen oft den Themenkomplex innere Sicherheit und Migration betrifft, bei anderen die soziale Isolation und Armut oder Angst davor und bei einer dritten Gruppe die Themen Klimawandel und Umweltschutz. Doch auch jene Menschen, die das nicht dominant belastet, haben oft das Gefühl eines diffusen Unbehagens und wenn man genauer hinschaut, sind es dort eher die kleinen Nadelstiche, kleine Enttäuschungen und Genervtheiten des Alltags, über die man eigentlich hinwegsehen kann, was man oft genug auch tut, die aber dadurch, dass sie immer wieder auftreten irgendwann zu schlechter Laune führen.

Ärgerlich ist, wenn einem das, was man an Serviceeinbußen hinzunehmen hat oder an Veränderungen aufgenötigt wird, als Bonus verkauft wird. Machen Sie dies und das doch in Zukunft ganz bequem, von zu Hause aus. Wenn es denn mal so einfach und bequem wäre. Es war ja eine jahrelanger running gag, einen Vertrag bei seinem Telekommunikationmsunternehmen kündigen zu wollen. Nicht selten endete es in Frustrationen, bis zu Gerichtsprozessen, weil man telefonisch oder per mail niemanden erreichte, Schreiben angeblich nicht ankamen, man angeblich neuen Vertragsbedingungen zustimmte, denen man nicht zugestimmt hat, bis dann andere kommerzielle Anbieter, die ein Interesse daran hatten, dass die „Kunden“ zu ihnen wechseln, die lästige Arbeit übernahmen, bevor dann – immerhin – die Rechte der Verbraucher gestärkt wurden.

Service in Deutschland

Dass man etwas jetzt auch ganz bequem von zu Hause erledigen kann, ist oft eine beschönigende Formulierung dafür, dass man den Kundenservice abgebaut hat. Wer schon Stunden seines Lebens in Hotlines verbracht hat, weiß, wie schön es ist, wenn man mal mit jemandem sprechen will, der sich auskennt, wenn mal nicht alles so bequem und einfach gelaufen ist. Wenn man den Menschen an der anderen Seite dann doch irgendwann erreicht und der tatsächlich helfen kann, schön, doch nicht jeder weiß, wovon er redet.

Das was heute als das beworben wird, was man alles von zu Hause aus machen kann, ist aber gleichzeitig das, was man bald machen muss. Das Bankwesen wird schrittweise auf Onlinebanking umgestellt, einfach über eine Erhöhung der Kosten, in jedem Bereich, außer online, damit einem die freie Entscheidung etwas leichter fällt. Risiken und Nebenwirkungen werden nicht thematisiert, Sicherheit im Onlinebereich gibt es einfach nicht, es gibt sehr große oder geringere Unsicherheiten und Privatheit gilt ja allgemein schon als überbewertet. Aber man hat ja nichts zu verbergen, auch dies oft ein Bereich in dem Wahrnehmung und Realität von einander abweichen, auch hier ist die Gefahr größer als man denkt und die Hochglanzbroschüren erzählen.

Macht aber nichts, denn man kann ja jederzeit, in vielen Lebensbereichen den Anbieter wechseln, die Knebelverträge, die einen für eine Mindestdauer von zwei Jahren binden, sind seltener geworden. Dazu gibt es ja Vergleichsportale auf denen man sich informieren kann – aber eben auch muss. Immer wieder wird von Verbraucherschützern dazu geraten die Preise zu vergleichen und einfach das Geldinstitut zu wechseln. Und natürlich auch den Stromanbieter, haben Sie doch sicher schon gemacht, oder? Bei den Versicherungen kann man auch viel rausholen, wenn man klug wechselt und das heißt, immer mal wieder zu schauen und zu vergleichen. Auch, ob das alles mit rechten Dingen zugeht, denn billige Tarife sind nur so lange attraktiv, wie man dann auch Geld bekommt, wenn mal wirklich was passiert. Ist aber an sich kein Problem, dafür ist ja genau erläutert, für und gegen was man versichert ist, muss man halt nur lesen und dann am besten mit einigen anderen Anbietern vergleichen, dauert halt ein wenig, macht man aber auch nicht jeden Tag.

Damit das mit dem Onlinebanking etwas weniger unsicher ist, müssen Sie drauf achten regelmäßig Ihre Programme und den Browser auf dem neuesten Stand zu halten und sich ein wenig zu informieren, was man Internet eher grundsätzlich nicht tun sollte. Machen Sie dennoch, weil es Ihnen ja auch Spaß macht? Schade, aber Sie hatten immerhin die Wahl. Man muss eben auch selbst mitdenken und vorsorgen, Zeit, so wissen wir, haben wir ja genug dafür, in den AGBs steht dann, auf sehr viel Text, auf was man sich einlässt und was mit den eigenen Daten passiert, wenn man es denn wissen will. Neu ist ja bekanntlich immer gut, fragen Sie mal die Dieselfahrer, die sich ihr Auto kauften, weil es – man geht mit der Zeit –, als besonders sauber galt. Ärgerlich, aber den Wertverlust zahlt man doch gerne selbst, die Verantwortlichen jedenfalls, werden es nicht tun. Ist ja auch kein großes Drama, kauft man sich den neuen Wagen eben etwas eher – super für die Umwelt, aber gelobt sei der Selbstwiderspruch – und bekommt dafür eine Prämie, die man ohnehin bekommen hätte. Gut, man hätte sich auch um Vorfeld gründlich informieren können, dauert dann ein wenig länger, aber ist halt wichtig, für die Rente haben Sie ja sicher dreigleisig vorgesorgt, dann ist das nämlich in Zukunft, voraussichtlich, alles kein Problem. Falls nicht, naja, konnte ja keiner ahnen, dass die Wirtschaft auch mal in Stocken gerät und die höhere Produktivität die sinkende Zahl der Einzahlungen in die Rentenkasse, bei der höheren Zahl an Rentnern doch nicht kompensiert.

Vorsorgen muss man auch gegen Wohnungseinbrüche, kann man aber, die Polizei informiert gerne, da hat man tatsächlich noch einen Ansprechpartner. Zahlen dürfen Sie das dann selbst, aber wenn Sie kein Geld haben, gibt es bei Ihnen ja auch nichts zu klauen. Die gesundheitliche Vorsorge übernimmt gerne ihre Krankenkassse die flotten Apps geben allerlei Tipps und schlagen Kurse vor, ermutigen Sie noch etwas Sport zu machen. Was in jungen Jahren ein Weg ist um Beiträge zu senken, wird dann später leider mal zu einem Mittel um sie zu erhöhen, wenn Sie etwas zugenommen haben und nicht mehr drei mal in der Woche Sport machen. Ansonsten freut sich Ihre Krankenkasse immer über umfangreiche Informationen über Ihre Gesundheit, vor allem über Ihre Krankheiten. Ihre Gesundheitsdaten sind aber sicher, so sicher, wie die Rente. Sehr glaubwürdig in einen Gesundheitssystem, in dem sich – perverserweise – von A bis Z alles um Geld dreht. Man kann sich zwar auch hier informieren, es dauert halt ein wenig.

Die Steuerklärung

Stau auf Autobahn, schwarzweiß

Auf den Stau ist Verlass. Nadine Heidrich under cc

Bei vielen schon immer so beliebt, wie eine Wurzelbehandlung, fand ich sie nie so besonders herausfordernd. Als zum Teil Selbstständiger musste ich die Steuererklärung bereits seit Jahren online machen, mit dem Elster Programm, was im Grunde genauso funktionierte und aussah, wie die alten Bögen aus Papier, nur eben online. Ende des letzten Jahres gab mein Computer den Geist auf, also musste ein neuer her, von dem Fachhändler meines Vertrauens mit den üblichen Standardprogrammen eingerichtet, das Elster Programm in diesem Jahr musste ich mir neu herunterladen, die altvertrauten Formulare habe ich nicht mehr gefunden, aber wird schon klappen, dachte ich mir.

Es gab fünf Möglichkeiten der Bearbeitung, empfohlen wurde die Zertifikatsdatei, sie schien das sicherste und praktikabelste Verfahren zu sein. Damit sie sicher ist, bekommt man den eine Hälfte des Passwortschlüssels per mail, die anderen im Briefumschlag per Post, was einige Tage dauert, bei mir waren es immer so drei bis fünf Tage. Beides gibt man ein und erstellt sich so ein privates Konto, mithilfe einer speziellen Datei mit der Endung pfx. Diese wird auf dem Computer hinterlegt, so dass man jederzeit wieder, mit einem Passwort, auf die Steuererklärung zugreifen kann.

Der erste Versuch klappte gut, ich versuchte die Daten einzugeben, die ich schon parat hatte und schloss das Programm, Zeit hatte ich ausreichend. Einige Tage später wollte ich weiter machen, suchte die pfx Datei und fand sie nicht. Ich suchte alle angegebenen Ordner durch, dann auch die anderen, aber da war nichts zu finden. Ich gab Adresse des Ordners, die ich mir aufschrieb per Hand ein, aber nichts tat sich. Ich logte mich bei dem Elster Forum ein, fragte ein paar Leute aus dem Forum, die einhellige Meinung war, die Datei sei wohl weg. Ich rief bei meiner Sachbearbeiterin an, die mich an den Online-/Computer-Experten des Hauses verwies, der meinte, das müsse an meinem Computer liegen, ich sollte die Einstellungen meines Browsers ändern. Das tat ich dann. Im Zweifel sollte ich den alten Zugang löschen und eine neue Zertifikatdatei erstellen, nach dem üblichen Muster, die eine Hälfte per mail, die andere per Post und die Datei dann in einen eigenen Ordner ziehen. Gesagt getan, es kamen mail und Brief, ein neuer Versuch, das alte Problem. Die Datei kam als …/temp/… Datei daher und offenbar wurden solche wohl nur behalten, so lange der Computer an war. Die Möglichkeit etwas zu verschieben hatte ich nicht, es gab zwei Möglichkeiten Zerfikatsdateien zu speichern, beide zeigten ein …/temp/… in der Adresse. Ich arbeitete erst mal weiter, mit ein wenig Hoffnung aber einem bösen Verdacht. Der bestätigte sich, als ich beim nächsten Mal weiter machen wollte, war die Datei, wie beim letzten Mal, nicht mehr aufzufinden.

Ein erneuter Anruf beim hilfsbreiten Online Mitarbeiter des Finanzamts, der meinte das könne eigentlich nicht sein, es müsse an meinem Computer oder Browser liegen, obwohl ich die Einstellungen bereits verändert hatte. Nun stellen wir psymag.de Schreiber unsere Beiträge selbst ein und das heißt, man kann nicht völlig unbedarft sein, was den Umgang mit Computern angeht. Dennoch, ich bin bei weitem kein Experte, also bin ich zu einem gefahren, demjenigen, der mir den Computer verkaufte. Ich schilderte ihm mein Problem, er verstand, worum es ging und richtete mir einen Ordner ein, in den alle Downloads kamen, damit sollte es klappen, er war zuversichtlich. Da er in der Regel weiß, was er sagt und tut, war ich es auch, neues Spiel, neues Glück, dieses Mal würde es klappen. Ich löschte den alten Account. Erneut kamen Brief und Mail, ich richtete alles wieder wie gewohnt ein, was mich stutzig machte, war, das wieder nur temporäre Dateien im Angebot waren, aber hey, ich bin eben kein Computer-Experte, wird schon klappen. Die Hoffnung stirbt zuletzt, meine dann nach dem nächsten Neustart. Ich wollte es eigentlich nicht glauben, suchte den neuen Ordner und auch sonst alles durch: was erneut weg war, war der Zugriff auf die Datei mit der Steuererklärung. Die zuletzt bearbeiteten Daten blieben erhalten, nur der erneute Zugang war futsch.

Inzwischen wurde die Zeit bis zur Abgabe so knapp, dass diese nicht mehr pünktlich zu schaffen war, ich rief meine Sachbearbeiterin an, hatte eine Stellvertreterin am Apparat, die meine Abgabefrist verlängerte. Auch Menschen, die über Psychologie schreiben haben eine Psyche, meine war inzwischen irritiert. Immerhin, so lange mein Computer an war, konnte ich auf die Dateien zugreifen, also war die Strategie nicht kleckerweise vorzugehen, sondern alles zusammen zu suchen und das Ding durchzuziehen. Täglich grüßt das Finanzamt, es kamen Mail und Brief und jetzt war klar, ich würde alles zu Ende bearbeiten und versuchen abzuschicken, sofern es da keine Probleme gibt. Alles klappte gut, inklusive der Übermittlung und was seltsam war: Nun war die Datei auf einmal in dem neuen Ordner abgelegt. Genau das sollte ja passieren und seltsam war nicht, dass es passierte, sondern, dass es erst jetzt passierte. Es hätte schon beim letzten Mal passieren müssen, eigentlich. Nachdem mein Computerfachmann den neuen Ordner anlegte, waren einige Tage vergangen, bis ich es erneut erfolglos versuchte, doch da hätte es schon klappen müssen. Mein bester Freund entwickelt Computerprogramme für den medizinischen Bereich, ich fragte ihn, wie das kommen könne. Er sagte, solche Probleme hätte er zwei bis drei mal in der Woche, mal müsse man den Browser wechseln, mal dies mal das tun, mit der Zeit bekäme man ein Gefühl dafür, ob es an einem selbst liegt oder am Computer und ansonsten sei es so, dass man die Dinger oft umstellt und die Änderungen einfach nicht beim ersten Mal funktionieren, sondern erst nach ein paar Tagen. „Man denkt immer, das sei ein deterministisches System“, sagte er, aber das ist wohl nicht so.

Ich erfuhr von anderen, dass selbst Steuerberater massive Probleme hatten und die Steuererklärungen zwar als erfolgreich versendet hinterlegt waren, aber entweder nicht ankamen oder irgendwie verloren gingen, das gute Gefühl nicht allein zu sein. Es gibt Schlimmeres im Leben, aber all das kostet Zeit, Geld und Nerven, klar man lernt auch was dazu, aber nur schön ist das nicht.

Immerhin habe ich mir geschworen, das nicht passiv hinzunehmen, sondern irgendwo über den Ärger zu berichten, suchte nach der Möglichkeit ein Feedback zu geben und als ich nachschaute, ob ich schon eine Nachricht über den Erhalt bekommen hatte, sah ich die Möglichkeit an einer Online Umfrage teilzunehmen. Da mache ich mit, dachte ich mir und es ist nicht ohne Ironie, dass bereits die Übermittlung der ersten Seite, nach ungefähr fünf Versuchen (bei denen ich angeblich Pflichtfelder nicht ausgefüllt hatte, die ich ganz sicher und mehrfach nacheinander immer wieder ausgefüllt hatte) scheiterte.

So ist das Leben in einer Zeit, in der alles immer leichter und alles von zu Hause aus zu erledigen ist, ganz einfach, schnell und unproblematisch.

Zeiträuber im Alltag

Aber auch wenn es klappt, hat das neue Leben seine Tücken. Beim Versuch als Uneingeweihter ein Bahnticket zu kaufen, kann man erwachsene Menschen verzweifeln sehen und selbst dort wo alles problemlos funktioniert, bleibt vieles an uns hängen. Durch Mediatheken und Angebote privater Anbieter hat man jederzeit Zugriff auf alles was man sehen möchte, muss dies dann allerdings auch noch in den Alltag mit einbauen. Das alles ist als Einzelfall eine Bagatelle, aber die Bagatellen summieren sich. Es ist im Grunde nicht nachzuvollziehen, dass man im Jahre 2019, im Zeitalter der Digitalisierung noch immer im Stau stehen muss, aber die Realität ist, dass der Stau in einigen Regionen einfach der Normalfall ist. Auch das ist gestohlene Lebenszeit und frustrierend, man fragt sich wo neue Ideen zum Mobilität, zur Infrastruktur bleiben, die attraktiv genug sind, um eine echte Alternative zum Auto zu sein. Selbst diejenigen, die auf das Auto verzichten wollen, können es oft nicht, aus einer Vielzahl von Gründen und das betrifft keinesfalls nur dörfliche und ländliche Regionen.

Es ist bekannt, dass viele Mittel, die eigentlich im Alltag Zeit sparen und die Lebensqualität verbessern sollen, es nicht tun. Briefe galten als umständlich, aber wer kennt nicht den vollen virtuellen Briefkasten, ein paar Mails und die zehnfache Menge Spam. Kann man ja schnell mal eben löschen, alles kein Problem, wie immer. Wenn Wahrnehmung und Realität scheinbar von einander abweichen, dann muss das nicht daran liegen, dass man auf hohem Niveau jammert oder sich besonders blöd anstellt, denn oft wird nur gegen gerechnet, wie lange etwas im Idealfall dauern könnte, das ist jene Falle die regelmäßig bei der Planung von Großprojekten zuschlägt, der Berliner Flughafen ist ja ein längst zum Symbol für diese „kleinen Restprobleme“ geworden. In einer idealen Fällen fahren Züge auch pünktlich, in der realen stapeln sich jedoch etliche Probleme, die oft sehenden Auges Jahrzehnte lang aufgeschoben wurden.

Wer in etwas Experte ist, ist schnell damit fertig, aber wenn man etwas selten machen muss kann keine Routine entwickeln. Zum digitalen Leben wird man immer mehr genötigt, dass es aber gleichzeitig in Deutschland noch immer digitale Wüsten gibt, passt schlecht dazu. An die Gefahren einer immer umfassenden Digitalisierung sollte man von Zeit zu Zeit erinnern. Dass technische Utopien nicht die Lösung sind, die zwingend alles einfacher machen, haben wir hier ausgeführt. Die Demokratie muss sich so wenig dem Markt anpassen, wie der Menschen der Technik, die Frage, was uns Menschen dies und das an realer Verbesserung für unser Leben bringt, muss gestellt werden.

Quellen