„Du kannst alles schaffen, wenn du nur willst.“ Dieser und weitere Sätze mögen bis zu einem gewissen Maß zutreffend sein. Und ganz bestimmt motivieren sie einen auch. Aber sie lösen in uns noch etwas anderes aus: Angst. Erwartungsdruck. „Wenn ich mich nur ausreichend anstrenge, schaffe ich es.“ Aber was ist, wenn nicht? Wenn du denkst, die Arbeit wächst dir über den Kopf, brauchst du vor allem eines: eine solide Grundlage für mehr Gelassenheit und mehr Selbstbewusstsein im Job.

Puh! Arbeit!

Machen wir uns nichts vor. Die meisten Aufgaben sind im Grunde zu schaffen. Schließlich müssen wir nicht aus dem Stegreif eine Rakete konstruieren und damit zum Mars fliegen. Vorgesetzte schüren gern ein bisschen Angst, erhöhen den Erwartungsdruck beim Mitarbeiter, weil sie – nach alter Managerschule – glauben, das Humankapital funktioniert erst so richtig, wenn man es antreibt. Aber wir sind nicht Bestandteil einer Schafherde, sondern selbstständig denkende Menschen, die ihre Erfüllung eben auch ein Stück weit in der Arbeit sehen. Wir haben einen eigenen Anspruch an unsere Arbeit. Stimmt es nicht? Andernfalls hätte ich nicht diesen Artikel geschrieben und du hättest ihn nicht angeklickt.

Wenn aus Anspruch Zweifel wird.

Career Development grünes Schild

Für die Entwicklung deiner Karriere bitte hier entlang. Aber bekommt man dort mehr Selbstbewusstsein im Job? © a loves dc under cc

Je mehr Anspruch man an die Erledigung seiner Aufgaben stellt, desto mehr kann dies mit Selbstzweifeln einhergehen. Denn Viele von uns sind wirklich gut darin, sich selbst unter Druck zu setzen. Sogar wenn der Chef eigentlich ein lockerer Typ ist, bleiben immer noch wir bei der Beurteilung von uns selbst. Hier sind wir oftmals kritischer, als wir es anderen gegenüber wären. Nicht umsonst fragen Chefs so gerne beim Beurteilungsgespräch: „Wie schätzen Sie denn Ihre Arbeit ein?“

Genug des Klagens. Was können wir also tun für mehr Selbstbewusstsein im Job? Fünf ungewöhnliche, aber einfache Wege.
Allgemein: Die Hebel fürs berufliche Vorankommen sind zuvorderst nicht bei unseren Taten anzusetzen, sondern bei dem, wie man sich selbst sieht. Vorankommen im Leben, sei es beruflich oder privat, ist natürlich auch eine Frage des Selbstbewusstseins – und Selbstbewusstsein ist ganz simpel eine Frage der Einstellung, dir selbst gegenüber nämlich. Für mehr Selbstbewusstsein im Job brauchst du vor allem Selbstwirksamkeit, quasi die Gewissheit, wenn es darauf ankommt, deine Fähigkeiten abrufen zu können.

Mehr Selbstbewusstsein im Job! Nur wie?

Wir haben fünf Ansätze aus der Sicht der Psychologie für euch erarbeitet, wie man zu mehr Selbstbewusstsein und mehr Selbstwirksamkeit kommen kann. Here we go!

1. Breche auf Teilziele herunter, übe dich in Geduld.

großer Berg und grüne Hügel

Schier unlösbare Aufgabenberge herunterbrechen auf Teilziele. © Pug Girl under cc

Je größer das Projekt, die Aufgabe, die es zu bewältigen gilt, desto kleiner fühlt man sich. Deshalb: Breche die Riesenaufgabe auf einzelne Teilziele herunter. Diese gilt es im Kleinen Tag für Tag abzuarbeiten. Der Vorteil dabei ist: Anstatt des Fühlens einer Beinahe-Ohnmacht, weil alles viel zu viel wird und über den Kopf zu wachsen droht, erhöht man die eigene Selbstwirksamkeit. Denn der einstige Riesenberg ist zu kleinen Hügeln mehrerer Teilaufgaben geworden und damit schlicht und ergreifend: besser zu bewältigen. Jede Teilaufgabe Tag für Tag diszipliniert angehen, erhöht die internale Kontrollüberzeugung. Du bist Herr über dein Projekt, nicht umgekehrt! Ein gut gesetztes: „Wird schon!“, hilft ab und an ebenfalls weiter.

Außerdem: Geeignete Zeitfenster wählen. Nicht zu knappe, sonst gibt es Stress. Nicht zu große, sonst verrennen wir uns. Effizienz, lautet die Devise. Innerhalb des eben genannten Rahmens gilt: Je kleiner die Zeitfenster, desto effizienter und schneller arbeiten wir. Wie gesagt, bis zu einem gewissen Grad. Andernfalls kippt es in Stress, weil wir uns aufgrund der zu starken Zeitknappheit selbst unnötig antreiben.

2. Sage „Ja“!

Kennst du den Film „Der Ja-Sager“? In diesem entschließt sich der stets vorsichtige und vom Leben enttäuschte Carl zu allem „Ja“ zu sagen – und erlebt die aufregendste Zeit seines Lebens. Zugegeben, es ist etwas übertrieben. Aber in Ansätzen gibt es doch zu denken. Sagen wir nicht viel zu selten „Ja“?
Hat man beispielsweise ausreichend Zeit und wird gefragt, ob man dieses oder jenes unternehmen möchte, ruft der Schweinehund allzu oft: „Sofa!“ Dennoch sollte man hin und wieder öfter einfach „Ja“ zur Verabredung – zum Leben – sagen. Manchmal über seine Grenzen gehen, draußen sein, unter Menschen, bringt Abstand zum Alltag, mehr Gelassenheit und mehr Kraft und Selbstwirksamkeit, um neue Aufgaben anzugehen. Umgebe dich mit positiven Menschen und wachse an ihnen.

Und nein, es ist nicht gemeint, dass man sich beruflich viel zu viel aufhalsen sollte. Das „Ja“ sollte trotz allem wohlportioniert kommen. Zum Beispiel, wenn wir eigentlich zeitliche Kapazitäten haben und wir dennoch zögern, ein berufliches Projekt anzunehmen. Nur weil es uns zunächst einmal gehörigen Respekt einjagt. Unsere erste Intention, wenn der Chef es vorschlägt, wäre, unter der Erfindung verschiedener Ausreden abzuwiegeln. Aber was wäre, wenn wir ganz verrückt, so Kamikaze-mäßig, und ohne wirklich nachzudenken, einfach mal „Ja“ sagen. Und ein „Wird schon!“ für uns hinterherschieben, schließlich hast du doch in der Vergangenheit auch das Meiste geschafft, oder?
Sei gewiss, deine Leistung wird nicht besser, nur weil du dich selbst unter Druck setzt. Im Gegenteil. Also bleib cool. Mit der Zeit lernen wir, dass eigentlich alle Aufgaben zu bewältigen sind, es sei denn, wir sind Botaniker und melden uns für den Bau eines Raumschiffes. Projektende: in zwei Wochen.

3. Sozialer Vergleich: Wer bin ich und wer meine Kollegen?

Straßenmusiker

Wer bin ich? Wer die anderen? Selbstbewusst, aber nicht überheblich sein. © RumahKaia under cc

Sei kein Angeber, aber begegne deinem Ich mit einer guten Meinung von dir. Manchmal haben wir bloß Angst vor der eigenen Courage, vor der eigenen Selbstwirksamkeit. Was ist, wenn wir tatsächlich alles könnten, was wir wollten? Fühle dich nicht besser als andere, aber stehe zu dir. Dadurch erlaubst du anderen, in gleicher Weise wertschätzend mit sich umzugehen. Es ist niemandem geholfen, wenn du dich klein machst, damit andere sich besser fühlen. In „Selbstbewusstsein“ steckt eben auch: „sich seiner selbst bewusst zu sein“.

4. Erfolg ist ein Abwägen von Energieinvestment

Hin und wieder ersparen wir uns Stress im Alltag, weil wir unsere Ruhe haben wollen. Wir wechseln den Job nicht, weil, wer weiß, was danach kommt. Wir trennen uns nicht vom Partner, obwohl der Wunsch in uns wächst. Was kurzfristig mehr Energieaufwand bedeuten mag, erfordert langfristig weniger. Denn auch ein Job oder eine Beziehung, die uns aufzehren, fressen langfristig und beständig unsere Energie.

Bezüglich der Energie ist noch etwas anderes wichtig – die Balance: Liefere bei Projekten so ab, dass du zufrieden mit dem Ergebnis bist, ohne dich aufzuzehren. Höre in dich hinein. Mit der Zeit lernst du, wann der richtige Zeitpunkt zum Beenden der Aufgabe gekommen ist. Vollständige Perfektion erreicht man nämlich nie. Mit jedem effizienten Cut, den du bei einer Arbeitsaufgabe machst, wirst du allein von Berufswegen selbstbewusster.

5. Wachstum als eigentliches Ziel

Warum fallen wir nach Erreichen einer Prüfung in ein tiefes Loch? Warum scheinen wir nie zufrieden mit dem zu sein, was wir geschafft haben? Warum wollen viele Rentner gar nicht Rentner sein? Ganz einfach: Weil es eigentlich nicht um den Erfolg, um das in Aussicht gestellte Ausruhen, geht, sondern um den Weg dahin. Eigentlich wollen wir wachsen, uns weiterentwickeln. Kürzer formuliert: Wachstum ist das überdauernde Ziel. Und ebendieses sukzessive Voranschreiten sollten wir genießen, anstatt von einer Karrierestufe zur nächsten zu hasten. Löst man diese Abhängigkeit vom Erreichen eines beruflichen Erfolges auf und rückt man Reifung, Lernen und Wachsen an den Herausforderungen in den Fokus, wird man den Arbeitsaufgaben wesentlich geduldiger begegnen und mehr Selbstbewusstsein im Job erfahren.