Felix K. lebt und arbeitet seit acht Jahren als Personal Trainer in San Diego. Morgens gegen 6.30 Uhr beginnt sein Tag, nämlich dann, wenn er die ersten Klienten vor der Arbeit im Schweiße ihres Angesichts am Pier vor sich hertreibt. Auch am Abend sind viele Kalifornier noch sportlich unterwegs, sodass Felix häufig, selbst unter der Woche, Klienten gegen 21 Uhr beziehungsweise 21.30 Uhr trainiert. Für uns hat der Wahlamerikaner sich die Zeit genommen, um vielen Couch Potatoes mit dem Vorhaben für Sport einige hilfreiche Tipps zu geben, wie man es schafft, sich zu motivieren, damit ein Durchhalten beim Sport möglich wird.

Durchhalten beim Sport: auch als Trainer

Felix, im Prinzip machst du von morgens bis abends Sport. Obwohl du trainiert bist: Ist es nicht doch manchmal anstrengend, vor allem in der Hitze der kalifornischen Sonne?

Sportplatz Stangen Wald

Sport ohne teure Fitnessstudiobeiträge: Calisthenic Parks gibt es inzwischen fast überall. © Fred: under cc

Man gewöhnt sich daran. Du weißt, wir kennen uns viele Jahre, ich habe schon immer viel Sport gemacht. An Wettkämpfen teilgenommen. Mittlerweile bin ich gut trainiert. Außerdem hatte ich anfangs nicht viele Kunden. Du kannst dir sicher denken, es passiert nicht von einem Tag auf den anderen. Du willst Personal Trainer sein, schnippst mit dem Finger und – Bäm! – hast du Kunden. So ist das nicht. Wie beim Sport im Allgemeinen brauchst du auch hier Geduld. Du baust dir deinen Kundenstamm allmählich auf. So hatte ich früher zwischen meinen einzelnen Trainingsstunden viele Pausen, die ich für mein eigenes Training nutzen konnte. Oder eben für Marketing, da ich mir zunächst einen gewissen Bekanntheitsgrad erarbeiten musste. Wenn du nicht gesehen wirst, bleibst du auf der Strecke. Du musst auffallen, dich von den anderen Trainern unterscheiden. Die Konkurrenz ist hart. Das ist überall so. Da genügt es nicht, am Strand langzugehen und Visitenkarten zu verteilen. Inzwischen kommen Klienten durch Empfehlungen zu mir. An einigen Tagen bleibt mir nicht einmal mehr Zeit für meinen eigenen Sport. Manchmal trainiere ich abends gegen elf oder morgens ab vier. So, ich will mich nicht beschweren, ich bin stolz, dass es gut läuft.

Du sagtest, es reicht nicht, Visitenkarten zu verteilen. Was hast du unternommen, um auf dich und deine Arbeit aufmerksam zu machen?

Siehst du, ich habe zwei Strategien gefahren. Einerseits natürlich klassisch Marketing, mit Social Media, Vorstellen auf Messen, Wettkampfteilnahmen, auch Visitenkarten verteilen (lacht). Auf der anderen Seite habe ich mich entdecken lassen. Du weißt, dass ich seit zehn Jahren Calisthenics praktiziere. Diese Sportart ist sehr – wie soll ich sagen? – auffallend. In Kalifornien hast du überall diese Calisthenics Parks oder Center. Du kannst wunderbar im Freien trainieren. Bei meinen Trainings im Freien werde ich oft angesprochen. Viele Leute sind von der Ausführung begeistert und verspüren den Wunsch, ebenso trainiert zu sein. Dafür bin ich da. Ich helfe ihnen auf ihrem Weg dahin. Das ist mein erster Tipp. Du musst eine Sportart finden, die dich catcht. Die dich reizt. Joggen ist nicht für Jedermann. Du kannst nicht sagen: »Geh joggen oder lauf die Treppen, dann nimmst du schon ab.« Einige meiner Kunden sind übergewichtig. Sie haben viele Versuche gestartet, um abzunehmen, sind aber nie dabei geblieben, weil viele Sportarten sie nicht ausreichend motivieren konnten. Mit diesen Klienten starte ich ein soft Workout. Anfangs sagen sie: »Felix, was tust du mir an?« Nach ein paar Tagen sehen sie schon erste Ergebnisse. Sie performen die Übungen besser. Das macht sie stolz. Sie sehen, dass sie bei einer vereinfachten Form der Push ups, also Liegestütze, weiter runterkommen als am Vortag und sind begeistert. Selbst wenn du dein Gewicht nicht so schnell verlierst. Deine Muskeln sind erwacht. Sie sagen: »Moment, hier passiert ja doch noch was.« Bei Calisthenics siehst du in den sukzessive aufgebauten Übungen relativ schnell Fortschritte. Hast du ein abwechslungsreich gestaltetes Workout, wird es auch nicht langweilig. Und das ist es, was du brauchst, etwas, wo du sagst: »Ja, das ist mein Antrieb. Das will ich können.« Du weißt, ich bin Mitte Dreißig. Manche sagen: »Dass du so etwas noch kannst.« Dann antworte ich ihnen: »Das kannst du auch. Du musst nur anfangen zu trainieren.« Wichtig ist, dieses Feuer im Blick. Für eine Sportart. Und das ist bei mir und vielen anderen bei Calisthenics der Fall. Du erreichst beeindruckende Ergebnisse, die für dich rasch sichtbar sind.

Tipp 1: Attraktive Sportart finden

Treppenhaus Blick von oben

Durchhalten beim Sport heißt auch, ihn in den Alltag zu integrieren. © Sasan Seyfi under cc

Vielleicht kannst du kurz für unsere Leser erläutern, was Calisthenics ausmacht. Und warum das Durchhalten beim Sport bei dieser Sportart recht wahrscheinlich ist.

Natürlich. Weißt du, bei Calisthenics trainierst du anhand deines eigenen Körpergewichtes. Es ist eine Art Street Workout. Auch Ghetto-Fitness genannt. Tatsächlich hat die Sportart auch dort ihren Aufschwung erlebt. Du brauchst keinen teuren Beitrag im Fitnessstudio bezahlen, du brauchst keine Gewichte oder Laufbänder. Alles, was du tun musst, ist in so einen öffentlichen Calisthenic Place zu gehen und anzufangen. Du nutzt Klimmzugstangen oder Barren, um deinen Körper zu trainieren. Bei den Übungen musst du auf perfect form achten. Auf eine genaue Ausführung. Du verwendest vordergründig keine Gewichte wie beim klassischen Krafttraining. Wenn du eine Mehrbelastung erreichen willst, etwa weil du Pull ups schon beherrscht, kannst du mit Gewichtswesten trainieren oder einarmige Pull ups machen. Push ups, Pull ups, Burpees, Handstand, Squats sind klassische Übungen. Aber diese musst du korrekt ausführen, sonst kommst du nicht weiter. Dafür bin ich da. Zur Motivation und zur Sicherheit. Viele meiner Klienten sind erschrocken. Sie sehen, dass sie beim Wall Walk, eine Übung zur Vorbereitung auf den Handstand, versagen, weil sie ihr eigenes Körpergewicht nicht mehr tragen können. Sie haben Erinnerungen aus der Kindheit, wo sie an jeder Hausmauer einen Handstand performen konnten. Das ist heute anders. Ich sage ihnen, dass sie schnell gute Ergebnisse erzielen werden, wenn sie auf die perfect form bei den Übungen achten. Selbst wenn sie am Anfang nur einen einzigen perfect Push up or Pull up beherrschen. Always perfect form. Darauf kommt es an. Sonst werden die Gelenke beansprucht und das gefährdet die körperliche Gesundheit. Selbst wenn der Fettanteil am Körper noch nicht sichtbar abnimmt und es dauert, bis Muskeln sichtbar werden, bei Calisthenics erzielst du merkbare Ergebnisse, weil du die Aufgaben mit jedem Mal besser vollführen kannst. Und eben das ist die größte Motivation. Du kommst rasch voran.

Calisthenics als Sportart für Körper und Geist

Pull ups sind Klimmzüge. Zur Erklärung für die Leser.

Ja. Genau. Klimmzüge. An Klimmzügen und auch allen anderen Übungen, die Calisthenics ausmachen, mag ich, dass dein Kopf ganz bei bei deinem Körper sein muss. Du musst dich ausschließlich auf die Muskelgruppe konzentrieren, die du trainierst, sonst wird das nichts. Psyche und Körper arbeiten als Einheit. Psychologisch sehr interessant. Aber bevor ich hier zu viel erkläre, Zeigen wäre besser. Kannst du auch Videos verlinken? Ich möchte einen Kollegen empfehlen, der Calisthenics genauso gern und gut praktiziert wie ich. So haben eure Leser einen Eindruck, was Calisthenics bedeutet. Bei Chris und seiner Plattform Thenx hast du Workouts online, die du von jedem Ort dieser Welt daily praktizieren kannst. Er ist dein Personal Trainer, den du in deinem Handy in deiner Hosentasche mitnehmen kannst. Bei ihm hast du gezielte Übungen gut erklärt, um eine optimale Ausführung zu gewährleisten. Du kannst Anfänger-Programme starten oder eben diese daily Workouts machen. Ich empfehle Chris, weil ich vollends überzeugt von ihm bin. Und keine Angst. Die in dem Video gezeigten Übungen sind nur die Goals. Er zeigt jede Menge Übungen, die dich auf deinem Weg dahin begleiten.

Tipp 2: Sport muss in den Alltag integrierbar sein

Ich selber mag Calisthenics. Aber viele andere bevorzugen andere Sportarten. Kannst du allgemeine Tipps geben, wie man das Durchhalten beim Sport schaffen kann? Egal, ob man joggt, Yoga macht, tanzt oder Krafttraining vollführt.

Natürlich. Egal, ob du nun joggst oder tanzt oder sonst was machst. Weißt du, ich will hier gar nicht die üblichen Tipps geben, die sowieso auf Dauer bei den Meisten nicht helfen. Lieber einige ehrliche, an die man wirklich denkt, wenn man gerade wieder mit seinem inneren Schweinehund ringt. Zuallererst brauchst du feste Zeiten für Sport. Verabredungen sind nützlich. Oder ein Personal Trainer. Jemand, der dich kickt. Oberster Grundsatz: Keine Ausreden! Und wenn du zwischendrin zusätzlich Bock auf Liegestütze hast. Dann mache sie. Wenn du Sport machst, wirst du schnell merken, wie sehr du diese Grundentspanntheit nach dem Training brauchst. Du fühlst dich mehr aktiviert. Hast mehr Energie, bist aber gleichzeitig auch ruhig und entspannt. Sport muss in den Alltag integrierbar sein. Ich kenne solche Sprüche auch: »Nimm dir Zeit für Sport, sonst brauchst du viel Zeit für Krankheiten.« Aber das kannst du einer Frau, die von morgens bis abends Zeit im Büro verbringt, weil sie arbeiten muss, und sich danach um die Kinder kümmert, nicht sagen. Bevor ich überhaupt eine Trainingssitzung starte, gehe ich mit meinen Klienten deren Alltag durch. Was sind sie für Menschen? Morgenmenschen? Abendmenschen? Wie fit fühlen sie sich in ihrer Mittagspause? Haben sie morgens Hunger? Was bevorzugen sie für Essen? Fleisch, vegane Ernährung. Kein Frühstücksmensch, Frühstücksmensch. Alles sowas. Ich verurteile sie nicht. Ich höre einfach nur zu. Gemeinsam finden wir einige feste Termine, die in den Alltag eingebaut werden können. Da ist es nützlich, dass ich an so gut wie jeden Ort in San Diego hinkomme und wir dann gemeinsam Trainingsplätze aufsuchen.

Weitere Tipps von Personaltrainer Felix K. in Bezug auf das Durchhalten beim Sport erhaltet ihr im zweiten Teil des Interviews.