Du bist, was Du isst, lautet die populärste Variante der der Psychologie des Essens. Was kann man an der Wahl unserer Nahrungsmittel und wie man mit ihnen und dem Thema umgeht tatsächlich ablesen? Einiges.
Denn eines steht fest: das Thema Essen und Ernährung ist nicht irgendein Thema, sondern für sehr viele von uns ungeheuer aufgeladen. Als ich zu diesem Thema recherchierte erschien gerade auf Zeit Online ein Artikel zum Thema gesunde Ernährung und stellte alle anderen zeitgleichen Artikel in den Schatten, was die Klickzahlen anging. Auf der anderen Seite ist auch hier das Bild nicht einheitlich, denn die Deutschen geben angeblich nicht viel Geld für ihr Essen aus, können kaum noch kochen, haben auch keine Lust dazu, aber schauen Kochshows und skurrile Esssendungen. Was sie dann Essen, soll möglichst schnell gehen und gesund sein, im besten Fall noch billig. Die eierlegende Wollmilchsau, wurde das mal genannt und man hört, wie sich die Werbeindustrie, die verspricht, dass es genau das gibt, bereits die Hände reibt, um diesen Trend zu bedienen.
Pizza Confusio
Unser Thema ist die Psychologie des Essens und so müssen wir uns nicht in Details über das Verhältnis von Omega-3 zu Omega-6 Fettsäuren aufhalten, es sei nur soviel gesagt, dass man zum Thema Ernährung alles findet, jeweils mit größter Überzeugung und durchaus oft nachvollziehbaren Argumenten vorgetragen, zwei Jahre später ist der Hype vorbei und es gibt wieder ein neues unschlagbares Wundernahrungsmittel und den nächsten Ernährungstrend und das allerbeste Nahrungsmittel von gestern ist das Gift von heute und man ist bereits wieder mitten im ideologischen Kleinkrieg. Versuchen wir etwas zu sortieren.
Zunächst die Frage, wieviel Prozent unseres Einkommens wir für unsere Ernährung ausgeben. In dieser Grafik sieht man die Verteilung. Demnach werden in den USA 6% fürs Essen ausgegeben, in Nigeria 56%. Daraus aber abzuleiten, dass der Wert der Nahrung davon abhängt, hieße andere Faktoren auszublenden. Wer sehr wenig Geld hat, wird es natürlich zunächst, einfach um zu überleben, für die Ernährung ausgaben, dass der Anteil bei wohlhabenderen bis reichen Ländern sinkt, ist klar. Deutsche geben im Durchschnitt 10% für ihr Essen aus und da das ebenfalls komplexe Thema der Tafeln derzeit die Runde macht, ist zu erahnen, dass sich für viele Menschen im reichen Deutschland die Frage gar nicht stellt, wieviel Geld und Sorgfalt sie auf ihre Ernährung richten, die haben oft einfach Hunger.
Ein Gefühl was im Rest der Republik oft kaum noch gekannt wird, da isst man aus vielen Gründen, selten, weil man Hunger hat. Hunger kennen sonst nur noch jene Frauen, für die ihre schlanke Linie das oberste Gebot ist, die haben sich häufig seit Jahren oder Jahrzehnten kaum noch satt gegessen. Auch für sie ist das Thema Essen wichtig, nur eben von der anderen Seite her betrachtet.
Für gar nicht so wenige ist Essen deutlich mehr als Nahrungsaufnahme, nämlich ein politisches, moralisches oder sozioökonomisches Statement, für wieder andere nicht weniger als eine Art Religionsersatz und in all diesen Kreisen hat die Esserei einen harten ideologischen Einschlag. Kurz, das Land ist auch hier nicht einheitlich, muss es aber auch nicht sein.
Eiweiß, Fette, Kohlenhydrate und der irre Tanz um die Diäten
All unser Nahrung besteht aus Eiweißen/Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten, die kurzen heißen Zucker, die langen sind Vollkornprodukte. Alle Jubeljahre gerät einer dieser drei Grundbausteine in den Verdacht schlecht zu sein, zuerst das Fett, aktuell ist Low-Carb in, was eine Reduktion von Kohlenhydraten heißt. Nun sind, wie auch der oben erwähnte Zeit-Artikel richtigerweise aussagt, all diese Thesen löchrig und alle Daten dazu widersprüchlich … also alles, wie immer.
Aber auch der nächste Trend wird wieder kommen und mitgemacht werden, man wird sich wieder auf neueste Studien und Erkenntnisse stürzen, ohne so die Spreu vom Weizen trennen zu können und die Werbung wird auch den nächsten Trend klug vermarkten, mit Büchern, Experten, Fernsehauftritten und gut platzierter Werbung. Da wir aber bei der Psychologie des Essens sind, ist zu sagen, dass das eigentlich nicht so schlimm ist.
Sehr negativ formuliert würde man sagen, die Leute, also wir, wollen betrogen werden. Neumodischer wird formuliert, dass wir in FilterBubbles, Blasen oder Echokammern leben. Gemeint ist, dass wir bevorzugt das konsumieren, was wir kennen, irgendwie richtig finden und das auch irgendwo bestätigt bekommen. Das gibt uns ein gutes Gefühl und ist tatsächlich auch gut. Denn ein schlechtes Gefühl hieße dauernd mit Zweifeln und Angst durch die Welt zu gehen, bezogen aufs Essen kann man das durchaus bis ins Extrem treiben. Auch hier mit guten Argumenten, nur irgendwann fühlt man sich vor lauter Sorge vor Gift, Gen und chemisch Verändertem eben nicht mehr wohl. Doch die Quelle der Sorge ist auch die der Hoffnung und des Gefühls der Überlegenheit, wenn man nämlich zu denen gehört, die vermeintlich alles richtig gemacht haben und daher vermutlich 20 Jahre länger leben. Die Motive, was man warum isst, sind vielfältig. Darum ist eine Frage: