Zehn Prozent, türkis auf schwarz

Was kann ein bescheidener Ansatz bewirken? © C. Börger

Die Kraft der zehn Prozent ist ein bescheidener Ansatz und vielleicht liegt darin mehr Potential als man zunächst denkt. Ein paar Reflexionen.

Was interessiert mich die Welt, ich habe selbst genug Probleme

Kann sein, auch das teilen wir ja alle. Wem geht es schon dauerhaft gut? Aber, ob man es nun evolutionsbiologisch, hirnphysiologisch, psychologisch, soziologisch oder spirituell betrachtet, Kooperation und Sorge um andere bringen einem selbst den größten Gewinn. Das soziale Ansehen steigt, man gehört dazu, das körpereigene Belohnungsystem feuert, man denkt es sei genau anders herum und man müsse das, was man hat, eifersüchtig verteidigen, doch selbst erleuchtet ist man erst, wenn man den Buddha im anderen sieht.

Aber versucht es selbst, fangt klein an, eben mit zehn Prozent. Und wenn ihr heute nicht wollt, dann morgen oder irgendwann und wenn ihr denkt, nein, ist das auch okay. Empört Euch!, heißt es da, klar, auch nicht falsch, aber der Empörung folgt dann oft nichts mehr und der Grund ist nicht unbedingt Gleichgültigkeit, sondern Überforderung. Irgendwann wächst einem alles über den Kopf und dann steigt man ganz aus. Schade und unnötig. Besser man tut etwas, als nichts.

Und warum soll ein bescheidener Ansatz das „Etwas“ kleinreden, wenn es um das „Alles“ ohnehin Streit gibt? Tun wir doch einfach lieber etwas.

Wer kann mitmachen?

Jeder, der die Idee versteht und die ist wirklich leicht. Weltanschaulich gibt es keine Grenzen, ob Atheisten oder Gläubige, politisch Linke oder Rechte, arm oder reich, Veganer, Feministinnen und auch weltanschaulich ungebundene Individualisten, ich glaube jeder kann seinen moderaten Beitrag zum Gelingen eines etwas besseren Ganzen beitragen. Das dürfen ruhig mehr als zehn Prozent werden, aber es ist ein bescheidener Ansatz, jeder kleine Beitrag bewirkt etwas.

Was genau soll ich machen?

Was immer ihr wollt. Euch selbst vertrauen an erster Stelle. Lasst euch was einfallen, es wird schon stimmmen. Wenn ihr ein gutes Gefühl dabei habt, dann wird das so falsch nicht sein. Schaut nicht 10 Jahre in die Zukunft (kein Mensch kann sagen, was in 5 Monaten ist), sondern macht heute irgendwas. Ruft ne Freudin an und fragt, wie’s ihr geht, hebt eine weggeworfene Flasche im Wald auf, schreibt ein paar nette Zeilen, da gibt es bestimmt was, von dem ihr denkt: „Eigentlich müsste man mal…“ Macht es doch einfach. Nicht mit Brachialgewalt, immer mal wieder ein wenig.

Wenn ihr wollt, gebt diesen Artikel weiter und wenn ihr wollt, verändert die Idee ein wenig, sie ist einfach, ihr wisst schon wie’s gemeint ist, vermurkst sie nicht, aber interpretiert sie nach eurem Geschmack. Die Kraft der zehn Prozent ist eine dynamische und kooperative Kraft, nicht starr.

Kann ich auch mehr machen?

Klar. Die zehn Prozent sind ein Symbol, eine Idee. Wer sich radikaler ändern will, kein Problem, wer gerade nicht mal zehn Prozent hinbekommt, weil es ihm schlecht geht oder er alle Kraft braucht, okay, dann geht es im Moment eben nicht. Vielleicht macht es Sinn, die Kraft der zehn Prozent zu labeln und zu zeigen, dass man dabei ist, andererseits könnte das nur eine kurze Mode sein, schöner wäre die Idee dauerhaft zu teilen und zu verbessern, nicht verbissen, locker, mit Spaß. Probiert es mal aus.

Macht einander keine Vorschriften darüber, was wichtiger wäre, vertraut einander und der Intuition, dass die meisten eine Ahnung haben, der sie vertrauen können und macht, zum Wohle aller, euer Ding. Das schließt sich nicht aus.

Sind zehn Prozent nicht zu wenig?

Das könnte ein guter Einwand sein. Ich glaube nicht, wenn man bedenkt, dass es Synergieeffekte gibt. Wenn viele Menschen das gleiche Ziel verfolgen – zugegeben, das reichlich diffuse Ziel, die Welt, ihm Rahmen ihrer Möglichkeiten, ein klein wenig besser zu machen – dann wird bei aller Vagheit schon was Gutes dabei herauskommen. Denn ob unser moralischer Kompass nun angeboren oder anerzogen ist, in groben Zügen verfügen wir über so einen Kompass.

Ein bescheidener Ansatz kann auch wirtschaftliche Strömungen lenken, denn Großkonzerne reagieren bereits auf minimale Verluste.

Aber lebt einfach euer Leben weiter, wenn ihr skeptisch seid, seid skeptisch, vielleicht könnt ihr es besser, kann sein, dann macht es, aber überfordert euch nicht und bleibt irgendwie in Eigenregie am Ball.