Lässt sich Karies rückgängig machen, wenn man zusätzlich zu einer möglichst natürlichen, nährstoffreichen Ernährung Zucker komplett weglassen würde? Wissenschaftliche Studien deuten darauf hin.
Mittlerweile finden sich in nahezu allen, im Supermarkt erhältlichen, verarbeiteten Produkten Zuckerzusätze. Bemüht man sich, die Zutatenlisten beim Kauf zu studieren, sind selbst bei Schinken, Brot, Käse und Frischkäse etc. Zucker zugesetzt. Sogar Obst und Gemüse werden teilweise so gezüchtet, dass sie besonders süß schmecken und einen hohen Zuckeranteil haben. Forscher sprechen von der Gefahr einer Abhängigkeit durch Zucker mit klassischem Suchtverhalten, der bereits Kinder ausgesetzt sind. Erste sichtbare Schäden durch Zucker stellt man schon bei Kleinkindern an den Zähnen fest; braune, bröckelnde Zahnstummel sind die Folge.
Zucker verursacht Karies. Karies trotz weiteren hohen Zuckerkonsums rückgängig zu machen ist nahezu unmöglich. Als süße Alternative zu Zucker steht Xylit bzw. Xylitol zunehmend im Fokus der Öffentlichkeit.
Kariesrückgang durch Xylit
Bereits in den 70-er Jahren suchte man in Finnland nach einer gesunden Alternative zu Zucker. In den sogenannten Turku-Studien (u.a. Scheinin et al., 1976) fand man Xylit als hochsignifikante kariesreduzierende Alternative, welche zur Süßung von Lebensmitteln, Essen etc. herangezogen werden kann. Xylit bzw. Xylitol findet sich als natürlicher Zuckeralkohol in verschiedenen Obst- und Gemüsesorten sowie in Birkenrinde. Zum einen entdeckten die Forscher eine verringerte Neuerkrankungsrate bezüglich Karies. Zum anderen konnte durch regelmäßigen Xylitkonsum bestehende Karies rückgängig gemacht werden. Von Karies betroffene Zähne remineralisierten sich und bildeten eine neue, härtere Zahnoberfläche.
Diese positive Wirkung konnte auch in weiteren Studien (z.B. Gintner et al., 2004; Lynch & Milgrom,2003; Mäkinen et al., 1996) bestätigt werden.
Wirkung von Xylit
Die positive Wirkung von Xylit erklärt sich für die Forscher in zweierlei Hinsicht. Zum einen können kariesverursachende Bakterien Xylitol nicht verstoffwechseln und sterben somit ab. Zum anderen führt Xylit in der Mundhöhle zu einer erhöhten Speichelproduktion und fördert in Verbindung mit zugeführten Nährstoffen wie z.B. Calcium die Remineralisierung, also Wiedererhärtung des Zahnschmelzes. Beides sorgt dafür, dass Karies verhindert bzw. bestehende Karies rückgängig gemacht werden kann.
Empfehlung auch von offizieller Seite
In skandinavischen Ländern empfehlen Zahnarzt-Verbände bereits seit Jahren Xylit zur Kariesprophylaxe. Auch werden z.B. in einigen finnischen Kindergärten und Schulen nach dem Essen Xylit-Lutschpastillen verabreicht. Mittlerweile gilt auch in vielen anderen Ländern die Empfehlung für Xylit als gesunde Alternative zu Zucker.
Wie viel Xylit pro Tag?
Als optimale Xylit-Menge gelten 5-10 g pro Tag. So empfiehlt z.B. Zahnarzt Dr. Bruhn die Verabreichung als Streupulver in Reinform (Bruhn, 2006). Dabei wird dreimal täglich ein gut gefüllter, halber Teelöffel Xylit nach den Mahlzeiten oder zwischendurch zu sich genommen und für ca. 5 Minuten im Mund behalten. Aber auch die Verabreichung als Kaugummi oder Bonbon sind möglich.
Bei höherer Dosierung kann es zu einer abführenden Wirkung kommen, welche aber mit der Gewöhnung des Körpers an Xylitol zunehmend nachlassen soll. Somit ist Xylit offenbar auch als Zuckerersatz für die Bereitung von süßen Speisen, Kuchen etc. gegeignet.
Achtet man also auf eine möglichst natürliche, nährstoffreiche Ernährung und tauscht zudem Zucker durch die Verwendung von Xylit aus, spricht vieles dafür, dass Karies verhindert bzw. bestehende Karies rückgängig gemacht werden kann.
Lesen Sie dazu auch Teil 1 unserer Reihe, inwieweit man durch eine natürliche, nährstoffreiche Ernährung Karies rückgängig machen kann.
Quellen:
- Bruhn, U. (2006). Xylitol neu entdeckt. Bayerisches Zahnärzteblatt, 6, 42-43.
- Gintner, Z., Szöke, J., Patthy, Á., Söderling, E., Bánóczy, J. (2004). Wirkung von Xylit-Pastillen auf Zahnplaque und Streptococcus mutans. Oralprophylaxe & Kinderzahnheilkunde 26, 3.
- Lynch, H. & Milgrom, P. (2003). Xylitol and dental caries: an overview for clinicians. Journal of the California Dental Association, 31(3), 205-209.
- Mäkinen, K.K., Hujoel, P.P., Bennett, C.A., Isotupa, K.P., Mäkinen, P.L. & Allen, P. (1996). Polyol chewing gums and caries rates in primary dentition: a 24-month cohort study. Caries research, 30(6), 408-417.
- Scheinin, A., Mäkinen, K.K. & Ylitalo, K. (1976). Turku sugar studies. V. Final report on the effect of sucrose, fructose and xylitol diets on the caries incidence in man. Acta odontologica Scandinavica, 34(4), 179-216.