Karies rückgängig machen zu können, wäre vermutlich ein großer Wunschtraum für die meisten Menschen. Anerzogen in unserer Gesellschaft, bekommt man aber doch eher die Vorstellung, nichts weiter für seine Zähne tun zu können, außer einer ordentlichen Zahnpflege, wenig zu naschen sowie der regelmäßige Gang zum Zahnarzt (welchen viele nur zu allzu gern aufschieben oder gänzlich meiden). Dass ein von anfänglicher Karies betroffener Zahn wieder von selbst heilen kann, ist inzwischen den meisten bekannt. Doch wie steht es darüber hinaus mit Karies und Co.? Kann man sonst noch etwas dafür tun, um auch fortgeschrittene Karies rückgängig zu machen?
Es mehren sich Einzelfallberichte von Personen, welche sozusagen im Selbsttest durch eine gesunde, mineralstoffhaltige Ernährung bei sich und ihrer Familie Karies rückgängig machen konnten (Nagel, 2010). Auch Studien des Zahnarztes Weston A. Price (1939) lassen diesbezüglich hoffen.
(Un-)gesunde Ernährung und Zähne
Auf der Suche nach den Ursachen für Karies wandte sich Price in seinen Forschungsarbeiten verschiedenen Naturvölkern – z.B. den Aborigines, Indianern, Polynesiern etc. – zu, welche fernab von der westlichen Zivilisation ihre ursprüngliche Ernährungsweise beibehalten hatten. Bei fast allen gab es eine hohe Immunität gegenüber Karies. Kamen diese Völkergruppen jedoch mit „zivilisierter“ Ernährung (Zucker, Weißmehlprodukte etc.) in Kontakt, stiegen bei ihnen Karies und Gebissdeformationen rasend schnell an.
Darüber hinaus beobachtete Price bei einigen Menschen, welche vorübergehend in der zivilisierten Welt lebten und die dortige Ernährung zu sich nahmen, später aber wieder zu ihrer ursprünglichen Ernährungsweise in ihre Heimat zurückkehrten, einen Rückgang der Karies und eine Remineralisierung der Zähne. Auch bei fortgeschrittener Karies schienen die betroffenen Stellen von einer harten, glasartigen Schicht überzogen worden zu sein. Price Forschungen lassen also durchaus vermuten, dass Karies durch eine gesunde Ernährung rückgängig gemacht werden kann.
Säure-Basen-Haushalt wichtig
Dass zuckerhaltige Lebensmittel die Nahrungsgrundlage für Karies hervorrufende Bakterien im Mund sind, ist inzwischen vielen bekannt. Doch darüber hinaus bringen Zucker und eine überwiegend säurehaltige Ernährung den Säure-Basen-Haushalt des Organismus außer Balance. Neben der ursprünglich notwendigen Vitamin- und Mineralstoffmenge benötigt der Körper dann zudem noch Vitamin B und C sowie Mineralstoffe wie z.B. Calcium und Phosphor, um das Säure-Basen-Gleichgewicht wieder herzustellen. Sind nicht genügend Nährstoffe durch die Nahrung zugeführt, werden diese zumeist aus Zähnen und Knochen herausgelöst. Die Folge ist u.a. eine Entmineralisierung der Zähne und eine Angriffsfläche für Karies.
Karies rückgängig machen mit ursprünglicher Nahrung
Um Karies rückgängig machen zu können und eine Remineralisierung der Zähne zu erlangen, rät Price zu einer vollwertigen, ursprünglichen Ernährung. Price empfiehlt neben einem hohen Gemüse-Rohkost-Anteil vor allem unbehandelte, ursprüngliche Produkte wie Rohmilch, Fleisch und Fleischstock aus Knochen von natürlich gewachsenen Tieren sowie vorbehandeltes Vollkorngetreide (zur Neutralisierung von Störstoffen). Weißes Mehl ist dabei genauso zu meiden wie Zucker o.ä.
Andere Ernährungsexperten wiederum betonen dagegen die Vorteile einer vegetarischen oder veganen Ernährungsweise für die Zahngesundheit und weitere Zivilisationskrankheiten.
Woher die Nährstoffe für gesunde Zähne und einen gesunden Körper im Allgemeinen bezogen werden, muss wohl jeder selbst entscheiden. Nicht zuletzt stellt die Beschaffung solcher Produkte, z.B. aus frischer Ernte und ohne lange Transportwege, bereits eine Herausforderung für die meisten Stadtmenschen dar und ist ohne Abstriche kaum umsetzbar. Auch wenn dies mit einigen Hürden verbunden ist, letztendlich ist mit einer erhöhten Nährstoffaufnahme ein zunehmend gesunder Körper umso wahrscheinlicher. Es empfiehlt sich also so natürlich wie möglich zu essen.
Mit nährstoffreicher, ursprünglicher Ernährung Karies rückgängig machen zu können, scheint allemal ein verlockender Ausblick und der Mühe wert. Nicht zuletzt könnte neben gesunden Zähnen und Knochen eine mögliche „Nebenwirkung“ gesunder Ernährung die Verringerung anderer Zivilisationskrankheiten wie verschiedener Krebsarten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen etc. sein.
Lesen Sie in Teil 2 unserer Reihe, welche Rolle Xylit dabei spielt, Karies rückgängig machen zu können.
Quellen:
- Nagel, R. (2010). Cure Tooth Decay: Heal and Prevent Cavities with Nutrition, 2nd Edition. Ashland: Golden Child Publishing Inc.
- Nagel, R. (2010). Foods that Inhibit Tooth Decay. Verfügbar unter: https://www.curetoothdecay.com/Tooth_Decay/foods_stop_decay.htm [18.08.2012].
- Nagel, R. (2010). Why Cavities Happen. Verfügbar unter: https://www.curetoothdecay.com/Tooth_Decay/why_cavities_happen.htm [18.08.2012].
- Price, W.A. (1939). Nutrition and Physical Degeneration. New York: Medical Book Department of Harper & Brothers.
- The Weston A. Price Foundation (2000). Dietary Guidelines. Verfügbar unter: https://www.westonaprice.org/health-topics/abcs-of-nutrition/dietary-guidelines/ [18.08.2012].