Migräne und Spannungskopfschmerz sind zwei der am häufigsten auftretenden Kopfschmerztypen bei Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen (Rassmussen et al., 1991; Kroener-Herwig et al., 2007). Häufig ist Stress die Ursache dieser Kopfschmerztypen und Medikamente sind die Methode der Wahl, in der Hoffnung eine schnelle Linderung des Kopfschmerzes zu erzielen. Will man nicht zu Medikamenten greifen und langfristig Verbesserung erzielen, kann Biofeedback bei Migräne und Spannungskopfschmerz als eine weitere Methode Linderung verschaffen.
Behandlung durch Biofeedback bei Migräne und Spannungskopfschmerz
Bei der Behandlung durch Biofeedback bei Migräne und Spannungskopfschmerz werden den Betroffenen innere körperliche Signale, welche sie sonst nicht wahrnehmen könnten, mittels technischer Hilfsmittel zugänglich gemacht. So werden bei den Betroffenen über Sensoren physiologische Messungen des Blutdrucks, der Muskelpotentiale und der Ausdehnung der Blutgefäße etc. vorgenommen. Diese werden den Patienten als visuelle oder auditive Signale zurückgemeldet. Sie erhalten sozusagen Feedback über bestimmte körperliche Vorgänge und entwickeln mit der Zeit ein Gespür für die körperlichen Signale, welche Migräne und Spannungskopfschmerz vorausgehen.
Darüber hinaus wird den Betroffenen vermittelt, wie sie anhand gedanklicher Vorstellung ihren Körper beeinflussen können. So kann z.B. die Vorstellung eines zusammengedrückten Schwammes die Arterien in der Schläfe verengen, was Migräne vorbeugen kann. Und mantra-ähnliche Entspannungssätze, bestimmte Atemtechniken o.ä. können helfen, die betroffenen Muskelareale gezielt zu entspannen, welche für Spannungskopfschmerz verantwortlich sind.
Durch Biofeedback bei Migräne und Spannungskopfschmerz lernen die Betroffenen die wahrgenommenen körperlichen Vorgänge zu beeinflussen und so den Schmerzen vorzubeugen.
Wirksamkeit von Biofeedback bei Migräne und Spannungskopfschmerz
Um die Wirksamkeit von Biofeedback bei Migräne und Spannungskopfschmerz zu prüfen, zogen Nestoriuc et al. (2008) in ihrem Review 94 Studien heran, welche die Effektivität der Biofeedback-Behandlung bei diesen Kopfschmerztypen untersuchten.
Die Forscher um Nestoriuc (2008) fanden mittlere bis große durchschnittliche Effektgrößen bezüglich der Wirksamkeit von Biofeedback bei Migräne und Spannungskopfschmerz. Durch Biofeedback behandelte Betroffene klagten signifikant weniger häufig über Kopfschmerzen als Personen, welche nicht mit der Biofeedback-Methode behandelt wurden. Diese positiven Behandlungseffekte durch Biofeedback blieben über einen durchschnittlichen Follow-up-Zeitraum von 14 Monaten stabil.
Effekte durch Biofeedback auf Psyche und Körper
Neben der verminderten Kopfschmerzhäufigkeit zeigten sich weiterhin positive Effekte durch Biofeedback bei Migräne und Spannungskopfschmerz in Bezug auf die Psyche und den Körper der Betroffenen. So verbesserte sich die wahrgenommene Selbstwirksamkeit der Betroffenen, etwas gegen ihre Migräne bzw. den Spannungskopfschmerz tun zu können. Auch Symptome von Angst und Depression verringerten sich erheblich, genauso wie der Medikamentengebrauch.
Bei Personen mit Spannungskopfschmerz konnte eine verringerte muskuläre Verspannung in den betroffenen Arealen nach der Behandlung mit Biofeedback beoachtet werden. Die Biofeedback-Behandlung schnitt hier deutlich besser ab als andere Behandlungsmethoden wie z.B. klassische Entspannungsverfahren oder aber Placebos, die den Betroffenen als sogenanntes „Scheinmedikament“ gegeben wurden.
Damit ist die Anwendung von Biofeedback bei Migräne und Spannungskopfschmerz eine wissenschaftlich erwiesene, wirksame Methode, um langfristig und nicht medikamentös Linderung zu erhalten. Für die Betroffenen also ein Lichtblick, selbst etwas gegen ihre peinigenden Kopfschmerzen tun zu können.
Quellen:
- Kroener-Herwig, B., Heinrich, M. & Morris, L. (2007). Headache in german children and adolescents: A population-based epidemiological study. Cephalalgia, 27(6), 519-527.
- Nestoriuc, Y., Martin, A., Rief, W. & Andrasik, F.(2008). Biofeedback treatment for headache disorders: a comprehensive efficacy review. Applied psychophysiology and biofeedback, 33(3), 125-40.
- Rasmussen, B. K., Jensen, R., Schroll, M. & Olesen, J. (1991). Epidemiology of headache in a general population: A prevalence study. Journal of Clinical Epidemiology, 44(11), 1147-1157.