Menschen, die unter Hypochondrie leiden, haben meist schon mehrere Ärzte in der Region aufgesucht. Sie sind entgegen der medizinischen Meinung davon überzeugt, dass physische Ursachen für ihr Krankheitsempfinden verantwortlich sind. Biofeedback fördert die Einsicht des Patienten, dass seine Symptome auch psychologisch verursacht sein können.

Was versteht man unter Hypochondrie?

Messung des Anspannungsgrades

Signalkurve zur Messung des Anspannungsgrades beim Biofeedback © Johan Simon Seland under cc

Hypochondrie ist durch die übermäßige Angst, eine schwere Krankheit zu haben, definiert. Verursacht und aufrechterhalten wird diese Überzeugung durch eine Fehlinterpretation körperlicher Beschwerden (Bleichhardt & Weck, 2010).

Hypochondrie zählt zu den bekanntesten somatoformen Störungen. Das Diagnoseinstrument ICD-10 (Dilling, Mombour, Schmidt & Markwort, 2006) versteht unter somatoformen Störungen körperliche Beschwerden, die ohne einen nachweisbaren physiologischen Grund auftreten. Die Ursache der Beschwerden ist somit nicht auf Vorgänge in den Zellen, Geweben und Organen zurückzuführen.

Schonverhalten

Menschen mit Hypochondrie richten ihre Aufmerksamkeit meist sehr stark auf die Symptome und neigen daher zu körperlichem Schonverhalten. Sie vermeiden also jede Form der körperlichen Anstrengung und lassen sich häufig krankschreiben (Wittchen & Hoyer, 2006).

Angst als Ursache von Hypochondrie

Die Entstehung und Aufrechterhaltung von Hypochondrie lässt sich durch das Teufelskreismodell der Angst (Wittchen & Hoyer, 2006) beschreiben. Nach Aussage dieses Modells beginnt der Kreislauf mit der intensiven Wahrnehmung eines körperlichen Symptoms wie Bauchschmerzen. Daraufhin haben Betroffene häufig das Gefühl, dass etwas mit ihnen nicht stimmt. Diese Sorgen verursachen Angst und führen zu einer erhöhten Aktivierung des Körpers. Diese äußert sich in weiteren körperlichen Symptomen, die dann in einem noch stärkeren Maß wahrgenommen werden und die Überzeugung krank zu sein zusätzlich verstärken.

Behandlung von Hypochondrie durch Biofeedback

Die kognitive Umbewertung mittels Biofeedback hat sich zur Behandlung von Hypochondrie als wirksam erwiesen (Nanke & Rief, 2000).

1. Schritt: Aufklärung

Zu Beginn der Behandlung wird der Patient über seine fehlerhaften Ursachenzuschreibungen aufgeklärt. Er soll verstehen, dass der Grund seiner körperlichen Symptome nicht physisch sondern psychisch ist.

2. Schritt: Provokationstest

Anschließend demonstriert der Therapeut das Gesagte mittels Biofeedback. Beispielsweise wird am Finger des Patienten eine Messonde angebracht, die den Hautleitwert und somit den Anspannungsgrad des autonomen Nervensystems misst. Dieser Messwert wird dann auf dem Computerbildschirm eines Kurvendiagramms angezeigt. Dadurch erhält der Patient Rückmeldung über seine momentanen physiologischen Reaktionen.

Im Rahmen des Provokationstests provoziert der Behandelnde verschiedene psychische Zustände wie Stress, Angst, Erholung oder Entspannung. Durch Betrachtung der Signalkurven kann der Patient jetzt unmittelbar erleben, wie sensibel sein Körper auf gewisse psychische Zustände reagiert. Er erhält somit eine ständige Rückmeldung über seine körperlichen Prozesse und lernt seine Beschwerden auf psychologische Ursachen zurückzuführen.

3. Schritt: Therapieziele

Anschließend lassen sich Therapieziele ableiten. Ein sinnvolles Therapieziel liegt in der Reduktion der Anspannung, die für die körperlichen Symptome verantwortlich ist. Dies kann zunächst durch Einsatz gewisser Entspannungsverfahren wie autogenem Training, progressiver Muskelentspannung oder Yoga geschehen. Führt dies zu einer Reduktion der Beschwerden, macht der Patient die Erfahrung, dass er eigene körperliche Symptome mit Hilfe seines eigenen Willens positiv beeinflussen kann.

4. Schritt: Ursachen

Dieses Gefühl der Selbstbestimmtheit ermöglicht es ihm, sich für weitere Behandlungsschritte zu öffnen. Im weiteren Verlauf ist es sinnvoll, die Ursachen der Hypochondrie näher zu betrachten. Dies hilft dabei schwierige Situationen besser zu meistern, ohne Beschwerden zu entwickeln.

Quellenangaben

  • Bleichhardt, G. & Weck, F. (2010). Kognitive Verhaltenstherapie bei Hypochondrie und Krankheitsangst (2., durchges. Aufl.). Heidelberg: Springer.
  • Dilling, H., Mombour, W., Schmidt, M.H. & Schulte-Markwort, E. (2006). Internationale Klassifikation psychischer Störungen ICD-10 Kapitel V (F). Klinisch-diagnostische Leitlinien. Bern: Huber.
  • Nanke, A. & Rief, W. (2000). Biofeedback-Therapie bei somatoformen Störungen. Verhaltenstherapie, 10, 238-248.
  • Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer Medizin Verlag.