Dieser Artikel wird kein Fingerzeig-Artikel. Im Gegenteil. Er zeigt ehrlich auf, was jeden von uns befallen kann: der Neid. Das Gras auf der anderen Seite ist für viele Menschen grüner als der eigene dröge Rasen. Neid hemmt uns, das wissen wir. Und dennoch können wir manchmal nicht umhin, einfach zu jammern. Warum haben die anderen stets mehr Glück? Warum werden uns so viele Stolpersteine in den Weg gelegt? Wieso, warum, weshalb? Wie du aufhören kannst, neidisch zu sein. Und musst du das überhaupt?

Ist Neid immer schlecht?

Nach der christlichen Glaubenslehre zählt Neid zu den sieben Todsünden. Der Neider gönnt dem Beneideten nicht das Erreichte. Der Neid zerfrisst den Neider nahezu innerlich. Neid wird als einer der Abgründe der menschlichen Seele proklamiert. Er wird als ein Gefühl betrachtet, welches verachtenswert und ein Stück weit tabuisiert ist. Neid hat eine starke negative Konnotation, dabei ist der Neid doch im Ursprung ein eher neutraler Begriff. Oder?

Nach der Definition durch den Duden ist Neid eine …

Empfindung, Haltung, bei der jemand einem andern dessen Besitz oder Erfolg nicht gönnt und selbst haben möchte

Schauen wir uns das im Detail an.

Nicht gönnen können?

Jemand anderem den Besitz oder Erfolg nicht gönnen, ist eine Seite der Definition des Neides. Die Beweggründe für das nicht Gönnen mögen unterschiedlich sein. So kann es beispielsweise sein, dass jemand bereits durch seine Geburt in einem vornehmen Elternhaus einen klaren Startvorteil hatte und nun auf die gewöhnlichen Menschen und deren Anstrengungen herabblickt. Sicherlich ist nachzuvollziehen, dass man in Bezug auf einen solchen Menschen zu einer eher negativen Urteilsbildung neigt. Nicht wenige werden aufgrund des Vermögensvorteils etc. vielleicht auch eine kleine Portion Neid empfinden.

Selber haben wollen?

Anwesen Landhaus auf grüner Anhöhe

Den Neid auf den Erfolg und den Reichtum anderer geben nur wenige zu. © Bernd Thaller under cc

Der zweite Bestandteil der Definition bezieht sich auf: den Besitz und Erfolg selber haben wollen.
Hier geht es ans Eingemachte, denn spätestens an dieser Stelle zeigt sich, dass Neid nicht zwingend eine negative Komponente haben muss.
Selbst wenn man grün oder blass oder gelb vor Neid wird, egal, wie man sich ob des Neides sprichwörtlich einfärben würde, was in einem selbst aufgrund des Neides geschieht, kann durchaus positiver Natur sein.

Neid kann ein starker Antrieb sein

Viele Psychologen vertreten die Ansicht, dass Neid nicht ausschließlich negativer Natur ist. Unterschieden wird zwischen einem eher negativen, destruktiven Neid und einem eher positiven, konstruktiven Neid.

Der destruktive Neid

Destruktiver Neid hat oftmals eine schadhafte Komponente. Der Neider kann vom Neid regelrecht zerfressen werden. Er verschwendet einen Großteil seiner kognitiven Kapazitäten darauf, sich auszumalen, wie vermeintlich gerecht es wäre, wenn der andere seine Besitztümer oder seinen Erfolg wieder verliert. Vielleicht versteigt er sich mit der Zeit in Schadenfreude, übler Nachrede oder sogar Verleumdung bis hin zur aktiven Hemmung des Beneideten auf seinem Weg.
Diese Form des Neides ist nicht nur schadhaft für den Neider und gegebenenfalls seinem sozialen Umfeld, welches er mit negativen Energien überschwappt. Es kann unter Umständen auch schadhaft für den Beneideten werden.

Neider, die zu einer Form des destruktiven Neides neigen, versuchen zumeist, damit eigene Schwächen zu überdecken. So haben sie womöglich große Selbstunsicherheiten, Ängste, nicht bestehen zu können, einen übertriebenen Ehrgeiz, der sie letztendlich auf dem Karriereweg hemmt, weil er die nötige Gelassenheit nimmt oder ähnliches. Der negativ-feindselige Neid ist schadhaft und lähmend.

Was tun bei destruktivem Neid?

Der erste Schritt dahingehend, wie du aufhören kannst, destruktiv neidisch zu sein, liegt in der Erkenntnis, dass man destruktiv neidisch ist. Wer dazu neigt, sollte versuchen, mit sich selbst zunächst ins Lot zu kommen. Die eigene Lebensart zu hinterfragen, aber viel wichtiger noch, die eigenen Unzufriedenheiten und seelischen Erschwernisse anzugehen. Woher stammen die individuellen Unsicherheiten? Entstand die mögliche innere Leere durch eine Problematik in der Kindheit? Was hemmt das eigene Vorankommen und wie kann man sein psychisches Rüstzeug dahingehend verbessern? Die seelische Balance ist anzustreben, die einen Menschen individuell, aber auch sozial sowie gesamtgesellschaftlich voranbringt.

Der konstruktive Neid

Arbeitstisch Wand mit Fotos

Wie du aufhören kannst, neidisch zu sein: Werde kreativ © MeeshBomb under cc

Der positive und eher konstruktive Neid geht schon fast mit einer gewissen Anerkennung seitens des Neiders für den Beneideten einher. Man möchte den Erfolg des anderen ebenfalls erreichen. Der konstruktive Neid kann sehr inspirierend für die eigene Kreativität sein. Ein Antrieb, die Motivation zu befeuern und der Selbstdisziplin den Vorrang zu geben, um einen Schritt nach dem anderen in Richtung Erfolg zu tätigen. Sollte man mit seinen Lebensträumen zwischenzeitlich hadern und fatalistisch daran denken, die Träume aufzugeben beziehungsweise das bisher kläglich Erreichte nun vollständig hinzuwerfen, so kann der konstruktive Neid den erschöpften Anstrengungswilligen in der Spur halten. Ihn anspornen auf seinem Weg. Ihn dazu bringen, nicht aufzugeben, sich durchzubeißen und weiterzumachen.

Die Frage, wie du aufhören kannst, neidisch zu sein, stellt sich folglich beim konstruktiven Neid nicht gezwungenermaßen. Solange er wohlportioniert ist und in die eigene kreative Aktion führt, ist an konstruktivem Neid nicht unbedingt etwas auszusetzen.

Destruktiver Neid ade: Wie du aufhören kannst, neidisch zu sein

Konstruktiver Neid in Maßen kann folglich durchaus von Vorteil sein. Doch auch bei dieser Form des Neides gilt, wie gesagt, ihn in die Energien für das eigene Vorankommen zu investieren. Andernfalls könnte der konstruktive Neid in einen destruktiven umschlagen. Man wird verbittert, weil man selbst nicht vorankommt, und gönnt plötzlich niemandem mehr etwas. Wie du aufhören kannst, neidisch zu sein, möchten wir dir abschließend anhand einiger einfacher Präambeln mitgeben:

  • Schaue nicht ständig auf das Gras auf der anderen Seite, sondern bleibe gedanklich eher bei dir und deinem eigenen Leben. Wie möchtest du sein, wenn alles möglich wäre? Was musst du tun, um an diese Position zu gelangen?
  • Vergleiche dich nicht mit anderen Personen. Du gibst für dich das Beste und zwar zu jedem Zeitpunkt. Fehler sind wichtig, sie sorgen dafür, dass wir lernen und uns verbessern können.
  • Stelle niemanden auf einen Sockel, erhebe dich aber auch nicht über andere. Jeder tut das Bestmögliche, was er geben kann. Niemand ist besser oder schlechter als ein anderer.
  • Höre auf, dich als Opfer der Umstände oder als benachteiligt zu betrachten. Es ist nicht wichtig, woher du kommst, sondern wohin zu gehst.
  • Sei diszipliniert und arbeite tagtäglich an deinem Vorankommen.

Kurzum: Jammere nicht über das Grün des nachbarschaftlichen Rasens, sondern kümmere dich um deinen eigenen Rasen. Welche Ideen hast du? Was kannst du für deine eigene Zufriedenheit tun? Nur indem du dich mit dir selbst, deiner eigenen Lebenszufriedenheit und deinem zukünftigen Werdegang auseinandersetzt, wirst du sukzessive lernen, wie du aufhören kannst, neidisch zu sein.