Unsere Möglichkeiten

In diesem wunderschönen Dom liegen die Gebeine der Heiligen Corona, die ironischerweise auch die Schutzpatronin der Seuchen ist. © Hühnerauge under cc
Logistik
Wir sind alles andere als passiv ausgeliefert und unser schärfstes Schwer ist aktuell die Logistik, aber vielleicht auch der schwierigste Punkt. Es ist verständlich, dass viele Menschen einen Test haben oder machen wollen, um endlich Gewissheit zu haben. Jedoch wären dann die Labors überlastet, viele Tests sind positiv aussagekräftig, aber nicht negativ (wenn man negativ ist, heißt das nicht unbedingt etwas) und die Maßnahmen, die es einzuhalten gilt, gelten aktuell ja ohnehin für alle. Hier ein Schema aus der Zeit.
Also versucht man bestimmte Menschen zu testen, nach einem bestimmten logistischen Schema, das immer wieder neu angepasst wird. Ziel ist es, Menschen zu testen, die Kontakte zu Infizierten hatten und später dann, jene zu finden, die wieder gesund sind und damit geschützt und an wichtigen Stellen, wie als in der Krankenpflege, als Putzkraft, in Supermärkten, als Busfahrer, Lieferboten, Handwerker, Arzt und so weiter, den gedrosselten Betrieb aufrecht zu halten. Auf einmal sind deutlich andere Berufsgruppen wichtig, hoffentlich wird das nicht zu schnell wieder vergessen!
Social Distancing ist eine drastische aber auch mächtige Methode, in der Washington Post wird die Wirkweise (auf deutsch) schön erklärt.
Hygiene
Erster und wichtigster Punkt bleibt das Händewaschen, weil die Tröpfchen, auch wenn man die Distanz einhält, an Oberflächen haften bleiben und an die Schleimhäute geraten, wenn man sich im Gesicht herum tatscht, was man über kurz oder lang immer mal wieder macht. Auf handelsüblichen Plastikoberflächen kann das Virus bis zu drei Tage überleben, da man die aber selten ablutscht, reicht es sich regelmäßig die Hände zu waschen, was man dann aber auch tun sollte.
Der Einsatz eines Mundschutzes hilft eher anderen, wenn man selbst infiziert ist oder sein könnte, im Verdachtsfall bleibt man aber ohnehin zu Hause. Da viele Infektionen ohne Symptome ablaufen, kann man ihn tragen, wenn man andere schützen will. Er ist, wie Prof. Drosten ausführt, eine Geste der Freundlichkeit, also durchaus sinnvoll. Sie wird jedoch vorerst noch nicht von jedem so aufgefasst, hier müssen wir noch dazu lernen.
Immunsystem
Und noch mal: Unterstützen und steigern Sie Ihr Immunsystem. Sie haben das alles schon mal gehört und wissen nun alles und irgendwie hängt Ihnen das schon zum Hals raus? Okay, das Wissen ist die eine Sache, aber was haben Sie heute aktiv für Ihr Immunsystem gemacht? Und was an den letzten beiden Tagen? Machen Sie zwei Dinge, die ihm und damit Ihenen helfen, dann helfen Sie sich und allen anderen auch. Der Punkt kommt in vielen Darstellungen manchmal zu kurz, dabei ist das Immunsystem unser ersten und natürlichster Verbündeter. Seien Sie gut zu sich und anderen. Denn, wer anderen hilft, auf Distanz, belohnt auch sich. Beides hat seine Zeit und Gültigkeit.
Helfen tut auf ganz natürliche Weise die Ruhe und der Schlaf. Freude und Musik. Meditation und Imagination. Gespräche, per Telefon, Skype oder dergleichen, mit Freunden und Familie, oder Internetforen und Social Media Gruppen. So wie eine Einbindung in natürliche Rhythmen, die dem Körper gut tun, abwechslungsreiche, gesunde Ernährung, frische Luft und Sonnenlicht und Sport oder zumindest Bewegung.
Medikamente
Es wird täglich daran gearbeitet gezielte Medikamente gegen Covid-19 zu finden, indem man Medikamente, die bei ähnlichen Erkrankungen helfen, einfach testet. Der Vorteil wäre, dass diese Mittel bereits zur Verfügung stehen und keine Zulassungen durchlaufen müssen. Zur Abfederung von Lungenentzündungen stehen aber auch heute schon zahlreiche Mittel zur Verfügung, es müssen längst nicht alle Patienten auf die Intensivstation.
Impfungen
Gegen Corona-Viren kann man impfen, aber die Entwicklung von Impfstoffen ist immer ein Wettlauf mit der Zeit und weil Sars-CoV-2 zwar für ein intaktes Immunsystem in der Regel nicht gefährlich ist, bei geschwächtem Immunsystem aber sogar tödlich sein kann.
Das ist ein Wettlauf mit der Zeit, in einigen Teilen unseres Landes ist Covid-19 längst durch, bevor der erste Impfstoff kommt und so lange müssen diejenigen geschützt und weiter isoliert werden, die den Schutz am meisten brauchen, alte und akut und chronisch Kranke Menschen.
Psyche
Vergessen wir eines nicht: Der Mensch ist unglaublich zäh und das gilt auch für jene, die das bislang nicht von sich wussten. Nicht nur unser Körper, sondern auch gerade auch unsere Psyche. In echten Notzeiten nehmen die psychischen Erkrankungen häufig auch ab, weil man seine Ängste und Sorgen nicht mehr projizieren muss, man hat nun echte Gründe dafür und damit können wir ziemlich gut umgehen. Das war schon Freud klar und auch, dass man Menschen in die Lage versetzen kann, mit dem Rest an realen Problemen, abzüglich der psychischen, fertig zu werden. Ein Problem könnte eher die erzwungene Enge und Nähe werden, dies muss aber nicht zwingend so sein.
Sie sind nicht stark? Ziemlich sicher doch. Erinnern Sie sich mal an das, was Ihnen im Leben schon gelungen ist. Das wird einiges sein, sonst wären Sie gar nicht so alt geworden, wie Sie jetzt sind. Aber das ist doch kinderleicht, was ich gemacht habe? Das sagen Sie, für andere ist es oft eine gewaltige Herausforderung. Was Ihnen kinderleicht fällt, ist für andere eine unüberwindliche Hürde und umgekehrt. Man kann vor allem Angst haben und nahezu alles kann einem irgendwann leicht fallen. Erinnern Sie sich an das, was Sie spielend hinbekommen, auch jetzt. Und dann an drei weitere Punkte. Wie viele finden Sie noch? Vieles ist eine Frage der Bewertung.
Wer einen Sinn im Leben gefunden hat oder vielleicht gerade jetzt findet, was in der Ruhe und Reduktion ungleich leichter möglich ist, als im Trubel des Alltags, kann Krisen besser und oft überraschend leicht durchleben. Was gibt Ihrem Leben einen tieferen Sinn? Was könnte ihm Sinn geben? Was wollten Sie immer schon mal machen oder wissen? Suchen Sie sich nichts zwangsweise irgendwas, folgen Sie Ihrer Intuition und Lust. Was berührt Sie, macht Sie an, elektrisiert Sie?
Achtung! Gerade wenn die Maßnahmen greifen: Nicht nachlässig werden
Ein Professor für Anästhesie erzählte mal, dass die meisten Menschen, die nach einem Unfall von Laien am Leben erhalten werden, wann versterben? Wenn der Notarzt eintrifft. Warum? Weil in dem Moment, wenn man sieht, dass nun Hilfe naht, die lebensrettenden Maßnahmen zu früh eingestellt werden.
Diesen Fehler dürfen wir nicht begehen, daher, gerade wenn erste Erfolge zu verzeichnen sind, muss man am Ball bleiben und darf nicht nachlassen.
Das Immunsystem der Menschheit wird hochgefahren
Die erste Welle von Covid-19 ist noch längst nicht durch und wird unser aller Leben nachhaltig beeinflussen. Wenn es in Deutschland zum Teil vorbei ist und die Maßnahmen für einige wieder gelockert werden können, beginnt es in anderen Teilen der Welt erst, die Folgen sind noch unabsehbar. Andere Länder können zwar von Erfolgen und Misserfolgen der ersten Länder lernen, aber nicht alle haben die gleichen Möglichkeiten, wie wir.
Ein Impfstoff wird gesucht und hoffentlich schnell genug gefunden, ob und wann SARS-CoV-2 mutiert, weiß man nicht. Es ist aber eher die Regel, dass bestimmte Viren mutieren, man weiß aber nicht, in welcher Geschwindigkeit und nach welcher Zeit. Es kann sein, dass SARS-CoV-2 nach einer Mutation aggressiver oder harmloser ist. Aggressive Viren können sich nicht gut ausbreiten, da der zu schnelle Tod des Wirts ihre Ausbreitung verhindert. Also pendeln sich in aller Regel eher moderate Formen als Dauerformen ein, da diese die Virusinformation über den Wirt am besten verbreiten. Eine Garantie dafür gibt es aber nicht.
Aber die Welt wird wachsam sein und ihr Immunsystem ist nun aktiv. Man wird mehr Labore haben, mehr Betten, mehr Ärzte und Pfleger, mehr Erfahrungen. Bei all dem können wir relativ sicher sein. Dass es nicht mal neue Formen gibt, die weitaus aggressiver und tödlicher sind, dessen können wir nicht sicher sein und unsere Lebensweise ist dabei riskant.
Vielleicht ist es noch zu früh, aber die Frage drängt ja schon länger und sie ist grundsätzlicher Natur.
Wie wollen wir leben?
Das ist der Elefant im Raum. Die Coronakrise, die nun wirklich alle erfasst und uns in Deutschland mit viel Glück, mit einem tiefblauen Auge davon kommen lassen wird, in anderen Teilen der Welt ist Schlimmes zu erwarten, ist nun das wiederholte Ausrufungszeichen, das uns mahnt, unsere Lebensweise zu überdenken. Sicher ist es noch zu früh, für ein Resümee, aber so wie es aussieht, werden die Abstände gravierender Ereignisse doch immer kürzer.
Terror und Krieg, Klimawandel und Artensterben, Virusmutationen und vielleicht bald Resistenzen bei Antibiotika, Wassermangel und Müllberge, Energiehunger und Einschränkungen der Privatsphäre auch in Nichtkrisenzeiten. Migration und weitere Themen sind alle nicht vom Tisch. Auch über anderes müssen wir nachdenken. Carsharing und öffentliche Verkehrsmittel für alle sind eine tolle Idee, in Zeiten wie diesen aber hoch gefährlich.
Wäre die Reduzierung von Krankenhäusern, bei immer weniger Pflegekräften, für immer mehr Patienten in der Fläche weiter fortgeschritten als Sie es ohnehin schon ist, hätte sich auch bei uns eine Katastrophe einstellen können, die wir hoffentlich so eben noch vermieden haben.
Für unsere Art zu leben, sind wir ziemlich viele Menschen und es mag abgedroschen klingen, dennoch ist es wahr, dass die Krise immer auch eine Zeit der Besinnung und der Wende ist. Wann, wenn nicht jetzt? Das sind die weiter reichenden Wege durch die Krise.