Der Hulk mit Touristengruppe

Der Hulk: Ein verstrahlter Typ, mit einer Neigung zu plötzlichen und heftigen Aggressionsschüben und dennoch jemand, der von allen gemocht wird. © Eneas De Troya under cc

Idole, Vorbilder und Helden kommen in unserem Leben ganz natürlich vor. Wenn wir die Familie noch als den gesellschaftlichen Normalfall ansehen dürfen, dann kommt es dann und wann ihn ihr noch zur Ausbildung ödipaler Konstellationen, in denen den Eltern und insbesondere dem Vater, eine überragende Bedeutung für das Kind zukommt. Die Eltern sind die ersten Helden im Leben eines Kindes, die bereit sind diese Helden gegen alle anderen zu verteidigen. „Mein Papa kann …“, können die stolzen Kinder erzählen und aus verschiedenen Gründen ist die von Paaren gewählte Konstellation heute noch immer tendenziell so, dass der Vater eher das Zeug hat, zum Helden zu avancieren, während die Mutter fürsorglicher ist. Beides hat jeweils Vor- und Nachteile.

Kinder nehmen diese Angebote, wenn sie sie bekommen, dankend an und zu einem Teil resultiert die Überlegenheit der Eltern aus Größe und Kraft, das andere ist der Erfahrungsvorsprung. Kinder, die mit dem Feuerzeug herumspielen, obwohl sie nicht sollen, wissen noch nicht, dass man das was die angekokelt haben riechen kann und so können die Eltern in vielen Fällen scheinbar hellsehen, über Superkräfte verfügen sie ohnehin und die können auch die Schokolade besorgen, mit ihnen geht man an spannende Orte.

Die Stars der Teeniezeit

Die späte Kinder- und frühe Teeniezeit ist oft eine Zeit der blinden Verehrung, die aber von den Eltern abgelöst und auf die Welt ausgedehnt wird, auf die Peergroup, aber eben auch auf Stars, die zu Menschen werden, die eine ungeheure Bedeutung für die Kinder und Teenies bekommen. Sie werden zu Vorbildern oder Idolen, irgendwann einmal, will man auch so sein. In der Kinderzeit, wenn die Eltern noch unangefochten sind, entwickeln Kinder ebenfalls schon Träume von dem, was sie später mal werden wollen. Das ist nicht zwingend mit einzelnen Personen verbunden, sondern ist eher eine Mischung aus verschiedenen Typen, die man aus Märchen oder dem Kinderprogramm kennt. Zauberer, Clown, Prinzessin, Lokführer, Tierärztin, Astronaut, oft steht dabei das im Vordergrund, was diese Menschen und Wesen den ganzen Tag über machen können: Zum Mond fliegen, mit Tieren spielen, sich tolle Klamotten anziehen, spannende Orte aufsuchen.

Doch dann sind es auf einmal konkretere Menschen, die im Vordergrund stehen. Die Lieblingsband, der Serienheld, die YouTuberin. Genau so will man sein und die Verehrung wird ein Stück weit auf andere Menschen ausgedehnt. Man will nicht irgendein Star sein, sondern so wie der, der eben verehrt wird. Man ist in aller Regel sogar recht intolerant und puristisch unterwegs, es gibt eine Lieblingsband (und aus der hat man einen Helden), andere Bands sind Mist. Es kann nur einen geben. Eine Idealisierung, die durchaus gut ist. Doch es sind nicht allein Menschen, die verehrt werden und wenn, dann vielleicht am wenigsten deswegen, weil sie Menschen sind, sondern eher wie eine Art Wesen aus anderen Welten wirken. Sie zeichnen sich gerade dadurch aus, dass sie das, was die Normalität so ausmacht – die immer ähnliche Routine, die Kinder inzwischen durch ihren Schulalltag auch zur Genüge kennen – durchbrechen können.

Superhelden, virtuelle, phantasierte und reale Welten

Kinder und Teenager mixen im Grunde ihre Vorbilder ziemlich hemmungslos aus allen möglichen Welten zusammen. Da treffen echte Menschen aus Serien, Sport, Showbiz und Vlogs auf Märchenfiguren, Monster, Superheldencomics, animierte Figuren und Avatare. Auch hier oft als Gegenbilder zur alltäglichen Welt und zur Erprobungen möglicher, zukünftiger Realitäten. Mit Zauber- oder Superkräften, ganz viel Zeit und Geld ausgestattet, kann man die Probleme des Alltags im Handumdrehen lösen, braucht sich nicht durch immer wieder neue unliebsame Übungen zu kämpfen. Ein Gegenentwurf, der über die alltägliche Welt hinausweist, sich ihr aber auch verweigern kann. Manchmal gewinnt die Welt der Online-Games übergroße Bedeutung, in der man ein begabter Spieler ist, der der analogen Welt, bekommt man hingegen immer weniger positives Feedback. Verständlich, dass man den Weg geht, auf dem man gut ist und Anerkennung findet, zur Not eben in der Gaming-Community.

Interessant dabei ist, dass gerade die vermeintlich irrealen Elemente alles andere als irreal sind. Das Selbsterleben und Probieren ist immer nur ein Teil des der Lebenswirklichkeit, ein wichtiger, denn wir sind Wesen mit Hirn, Herz und Hand. Aber vieles übernimmt man auch, von der Generation davor, ein unschätzbarer Vorteil, denn man muss das Rad nicht jedes mal neu erfinden und auch nicht auf Veränderungem im Genpool warten. Wir hören einfach zu oder lesen nach, im Buch, bei wiki oder wir schauen ein YouTube-Tutorial. Aber auch Fernsehsendungen, Spielfilme, Online-Spiele, Serien und Comics bleiben hängen.

Die Superhelden sind immer noch in unseren Phantasien, sind Teil unserer inneren Welten oder wir fühlen uns wie der Held oder die Märchenprinzessin aus dem Kinofilm, etwas, was man manchmal merkt, wenn man den Kinosaal wieder verlassen hat und zurück in die „echte Welt“ kommt. Da reiht sich der Lieblingsfilm, den man 30 mal gesehen hat, dann ein, in die inneren Repräsentanten realer Figuren. Wir versuchen auch durchaus unsere Vorbilder und Helden im Alltag zu imitieren, etwa, ihre Art zu Gehen, zu Blicken oder zu Sprechen, so dass ein wenig Glanz von ihnen auch auf uns fällt. Schon der Kontakt zum angebeteten Star macht ja etwas mit uns, heute brechen Teenies in Tränen aus oder werden ohnmächtig, wenn sie ihre YouTuber live erleben oder sogar anfassen können, wie einst Boy Groups oder Elvis. Jungs wollen so cool wie manche Rapper sein und es ist immer noch fast wie die Übertragung einer Zauberkraft, wenn man seinen Helden in dem Alter begegnet. Ein Stückchen Himmel oder Anderswelt auf Erden. Sogar für viele erwachsene Menschen wäre es ein Ziel ihrer Träume, einmal ihrem Star begegnen können, den sie schon seit Jahren oder Jahrzehnten verehren.