Große Schnitzel, Biergläser, Menschen mit Smartphone sitzen an einem Tisch

Gut ist, wenn die Portionen groß sind. Das ist leider nicht immer richtig. © Peter Robinett under cc

Was würde uns glücklicher machen? Wenn die ganzen Krisen da draußen nicht wären? Wenn man die Uhr noch mal zurück drehen könnte? Blenden wir das, was wir nicht beeinflussen können für einen Moment aus: Ansonsten alles bestens? Oder wenigstens gut genug? Ich weiß nicht, wie es bei Ihnen ist, aber bei gar nicht so wenigen Menschen kann man den Eindruck gewinnen, als solle permanenter Konsum über etwas hinwegtäuschen: Unzufriedenheit? Innere Leere und Langeweile? Ist es Frustbewältigung?

Wenn jemand Spaß an etwas hat und sich wie doll auf etwas freut, super. Kritisch sehe ich nur, wenn das zur leeren Gewohnheit wird, die ihren Effekt der Freude gar nicht mehr erzielt. Es ist ja nicht nur so, dass Essen, Alkohol, Tabak und andere Drogen zu Suchtverhalten führen kann – was dann Zwang ist und keine Lust mehr – auch der Kauf oder das Bestellen von Klamotten, Deko- oder Elektroartikeln und einer immer neuen Gestaltung der Wohnung, oft nach dem Diktat der Mode für die jeweilige Zielgruppe, kann zu einem unhinterfragten Automatismus werden. Hinterfragt man ihn, lautet eine Frage, wie lange man das eigentlich mitmachen will? Also, was ist das Ziel? Gibt es eins? Wo will ich mit all dem eigentlich hin und wann will ich angekommen sein? Man muss allerdings das Leben auch nicht als ‚Ankommen‘ definieren, es geht nur darum, sich klar zu machen, was man eigentlich will.

Was soll damit gezeigt werden? Dass ich mithalten kann? Mit wem? Wohin soll die Reise gehen?

Selbstfindung

Zu sich zu finden, wurde oft als ein Ziel ausgerufen. Es ist gut, wenn es nicht zu puristisch interpretiert wird. Man hat in manchen Darstellungen, die Konsum jeder Art und Selbstgenügsamkeit gegen einander ausspielen, das Gefühl, am Ende solle man dann mild lächelnd einfach dasitzen, sich an den Strahlen der Sonne und dem Gesang der Vögel erfreuen und was muss man reichen, sonst ist man nicht angekommen. Das lockt kaum jemanden hinterm Ofen hervor.

Aber was, wenn wir Qualität auf vielen Ebenen schätzen lernen? Wenn Ankommen bedeutet, irgendwann mal zu wissen, was man will und man sich nicht jährlich neu diktieren lässt, was man wollen soll? Das macht Spaß und man lernt sich selbst besser kennen. Es macht vor allem Spaß, wenn man mit dem beginnt, womit man sich ohnehin freiwillig und gerne beschäftigt.

Warum eigentlich der schnelle Durchlauf von Minderwertigem, wenn man an etwas wirklich interessiert ist? Ständig neue Reize, auf dem Smartphone, in der Wohnung, vom Paketlieferer, bis wir endlos gestresst sind, uns das alles zu viel wird und in noch mehr Ablenkung flüchten? Was erwarte ich eigentlich vom Leben, wenn es nicht pauschal um ’nur das Beste‘ oder ‚alles‘, also Klischees geht?

Wie will ich leben, arbeiten, welches Beziehungsmodell, welche Werte, Vorstellungen und Ziele sollen mich leiten, in dieser Phase des Lebens? Dazu gehört natürlich auch die Frage, was mir Freude macht, meinem Leben Sinn und Befriedigung gibt und wie ich dieser steigern kann. Das ist gesunder Egoismus. Wenn Klischees uns bremsen, wollen sie uns sagen, wir dürften nicht und niemals egoistisch sein. Die, die darauf pfeifen, sagen, dass sie das alles nicht interessiert. Aber schadet dieser Egoismus anderen?

Wenn ich die Formel das Qualität gleich Quantität ist und ich immer Neues und immer mehr brauche mal dahingehend hinterfrage, ob mich das wirklich zufriedener macht, tut das jemandem weh? Natürlich habe ich immer noch mit der Welt zu tun, mit ihrer Schönheit und ihren Genüssen, vielleicht mehr denn je zuvor, wenn ich mich frage, was mir denn eigentlich besonders gefällt. Wenn ich am Schnitzel nur die Panade schmecke, ist es offenbar nicht das Fleisch. Wenn ich Neues suche – eine Quelle der Lust – kann ich beim Wein Sorten finden, die ganz anders schmecken, als alles, was ich kannte. Aber auch beim Tee, Schokolade, Gewürzen kann ich auf Reisen gehen und neue Eindrücke suchen, in der Kunst und vielen anderen Bereichen geht es oft genau darum. Ob Kleidung, Werkzeug, was auch immer es ist, mit einer Neugierde, die sich zur Qualität durcharbeitet, zu der man sich in gewisser Weise erziehen muss, tun Sie niemandem weh.

Ganz nebenbei finden Sie auch immer mehr zu sich, Sie erkennen, warum Sie etwas gut finden, was Qualität für Sie bedeutet, vielleicht ein wenig mehr als zuvor und das was Sie wollen, vielleicht den Mut, sich das zu gestatten. Durch den Umgang mit Welt, nicht durch die Abkehr von ihr. Das schließt sich nicht aus, es findet zusammen statt. Oft sind sie übertragbar. Wenn man lernt, sich über 10 Jahre auf seinem Lieblingsgebiet immer mehr zu schulen, den Blick verfeinert, immer mehr Kenntnisse erwirbt, erkennt, worauf es ankommt, kann man das in vielen Fällen auf andere Lebensbereiche übertragen.

Kurz- mittel- und langfristige Ziele

Das Klischee will es, dass kurz- mittel- und langfristige Ziele sich immer ausschließen. Drei oder mehr verschiedene Ziele zu verfolgen, die sich allesamt widersprechen ist eine Form der kognitiven Dissonanz, anders gesagt, eines Lebens in beständigen Selbstwidersprüchen. Nun erscheint es oft so, dass sich viele mit diese Selbstwidersprüchen gut arrangiert haben. Aber manche empfinden dabei ein nagendes Unwohlsein und wollen mehr aus einem Guss leben. Nicht monothematisch, nur eben nicht selbstwidersprüchlich.

Es macht einfach keinen sonderlichen Spaß in einer Welt zu leben, von der man das Gefühl hat, dass sie untergeht. Gleich, ob man Kinder hat, oder nicht. Man badet in der Stimmung von heute ja mit und man fühlt mit anderen mit. Nur wenige Menschen sind knallharte Zyniker, die hochrechnen, dass das mit den großen Problemen und dem zu erwartenden Lebensalter gerade so gut gehen wird. Aber was heißt das? Dass das eigene Ende und das der Zivilisation möglichst zusammenfallen? Kann man so etwas anstreben?

Die Stimmung in einer Welt, die der Überzeugung ist, dass es vorwärts geht, ist viel entspannter, es lebt sich besser darin. Der Klimawandel ist global, keiner wird verschont, schon heute nicht mehr. Energiegewinnung, Bauen, Landwirtschaft und Transport/Mobilität, sind die zentralen Gebiete in denen sich Gravierendes ändern muss. Aber der Wandel muss sozial gerecht sein, also anders, als unsere Welt bislang tickt. Es reicht erneut Egoismus um für diese Gerechtigkeit zu sein, denn soziale Unruhen und Klimaflüchtlinge im sehr großen Stil können wir nicht verpacken.

Der Endgegner

Den Klimawandel auf ein erträgliches Maß zu begrenzen ist ein großes, schwieriges aber im Grunde schlichtes Ziel, es geht um das kollektive Überleben. Das ist fundamental, aber gerade darum primitiv, Grundlage. Kompliziert zu bewerkstelligen, aber nicht sehr komplex.

Am anderen Ende des Spektrums stehen dann Themen wie Ethik und – wer weiß – Karma, die unser Zusammenleben regeln. Wie sollte unsere Welt aussehen und wie erreichen wir so eine Welt? Ohne zu naiv zu sein, aber auch, ohne uns frustrieren zu lassen. Hier ist ein Finetuning der viele Themen und Bereiche, um die wir uns gleichzeitig kümmern müssen gefragt, um die guten Seiten aller Entwicklungsstufen zu verbessern.

Irgendwann geht es darum, den anderen wieder zu vertrauen und sie eigenständig machen zu lassen. Das ist ein schönes Etappenziel, wenn man den Aggressionstrieb nicht auf die leichte Schulter nimmt. Spätestens an dem Punkt steht dann auch wieder eine Beschäftigung mit der Psychologie an und wir müssen die letzten Hürden überwinden. Damit ist keine Schwelle zu Paradies überschritten, aber wenn man den Punkt überwindet, an dem man menschliche Beziehungen als Strategiespiel sieht und auf die Ebene kommt, auf der man selbst in der Lage ist, anderen prinzipiell Vertrauen zu schenken, ohne naiv zu sein, ist viel gewonnen.

Wenn Klischees uns bremsen, glauben wir, dass alle Menschen Engel sind oder der Mensch des Menschen Wolf ist. Realistischer ist, die irgendwo auf einem Spektrum angesiedelt zu sehen und anderen und uns selbst die Fähigkeit zuzusprechen, uns zum Besseren zu entwickeln.