Vermutlich hat jeder Psychologie-Interessierte schon mal ein Buch oder einen Artikel zu diesem Thema gelesen, dennoch lässt man sich im Alltag oft dazu verleiten, in emotional kritischen Situationen immer wieder kommunikative Minenfelder zu betreten. Dabei wäre es gar nicht so schwer, selbst in heiklen Situationen die gröbsten Fehler zu vermeiden. Gerade der gelegentliche Ärger, in Beziehungen oder der Familie, lässt einen diese ungesunden Wege einschlagen, die emotional belastend sind.

Ebenso „beliebt“ wie brisant sind Verallgemeinerungen. So wird aus dem momentanen Ärger ein Sprengsatz, der unter Umständen tiefere Gräben reißt als nötig. Das aktuelle Streitthema knüpft auf emotionaler Ebene nahezu nahtlos an die Erinnerung des letzten an und so bastelt man schnell einen „Immer (machst du dies oder das)“ oder „Nie (tust du dies oder das)“ Vorwurf – bumm.

So sieht sich der Adressat nicht einer konkreten Kritik ausgesetzt, auf die er vielleicht sogar reagieren könnte, sondern gleich einer ganzen Kette von Vorwürfen, auf die er nicht mehr antworten kann und igelt sich nun seinerseits ein oder geht zum Gegenangriff („Aber du!“) über und die Situation kann schnell eskalieren.

Ich weiß doch genau, was du denkst

Paar im Streit

Paar im Streit © Ed Yourdon under cc

Man sollte meinen, dass Paare, die seit Jahren oder Jahrzehnten zusammen sind, sich in- und auswendig kennen, doch auch erfahrene Paartherapeuten machen die erstaunliche Beobachtung, dass dies nicht immer der Fall ist und einige die Träume und Wünsche ihres Partners sogar erstaunlich wenig kennen.

Doch genau von dieser stillen Überzeugung, den anderen sehr gut zu kennen, nährt sich ein anderer Sprengsatz, die Überzeugung genau zu wissen, wie der andere tickt, was er im Schilde führt, oft genug sogar über das Bescheid zu wissen, was er nicht sagt. Die Auseinandersetzungen folgen dann nicht selten einer eigenen Choreographie, ein Wort gibt das nächste und alles läuft nach einem gewohnten – und oft stillschweigend akzeptierten – Muster ab. Das muss aber nicht so sein, zumindest nicht so bleiben.

Wie es besser geht

So wichtig es ist, generell aus seinem Herzen keine Mördergrube zu machen, bei emotional aufgeladenen Auseinandersetzungen ist es sinnvoll, erst mal Abstand zur Situation zu gewinnen, das heißt ganz einfach: rausgehen, durchatmen, sich und dem anderen Zeit geben.

Keine Verallgemeinerungen! Auch wenn die Erinnerungen an ähnliche Situationen einem wie von selbst wieder ins Bewusstsein kommen, im Moment der Aufregung ist es nicht sinnvoll, auf all das hinzuweisen, was sich in den letzten Monaten oder Jahren angesammelt hat, sondern konkret bei dem zu bleiben, was einen jetzt gerade stört um dem anderen eine Chance zu geben sich genau und nur zum gegenwärtigen Thema zu äußern.

Keine Unterstellungen! Es ist nicht hilfreich, den Partner mit dessen „geheimsten Absichten“ zu konfrontieren, schon allein, weil nie klar ist, welchen Anteil eigene Projektionen dabei haben. Das verlagert das konkrete Thema auf andere Ebenen, die in diesem Fall wieder zur Tretmine werden und die Kommunikation, über das was geklärt werden könnte, erheblich erschwert.

Deshalb der vielleicht wichtigste Punkt: Bleiben Sie beim Thema und vor allem bei sich! Erzählen Sie von Ihren Gefühlen und Empfindungen, nicht von denen des Partners. Lassen Sie Ihren Partner wissen, wie es Ihnen gerade geht. Das kann nicht falsch sein und man kann niemandem vorwerfen traurig, verbittert oder ängstlich zu sein. Es gibt dem Partner die Möglichkeit zu reagieren, die Situation besser einzuschätzen und überhaupt zu verstehen, was Sie gerade empfinden. So kann schrittweise aus festgefahrenen Ritualen wieder ein echter Austausch über das werden, was einen wirklich bewegt – ein Dialog über aktuelle Probleme, wie sie sich für die Beteiligten anfühlen – und so lassen sich am ehesten gemeinsame Lösungen finden und kommunikative Minenfelder umgehen.