Abhängig vom Partner sind zumeist die Frauen, die aufgrund der häufigeren Übernahme von Erziehungsverantwortung beruflich benachteiligt sind.
In manchen missbräuchlichen Beziehungen kann die finanzielle Ungleichheit in eine finanzielle Gewalt ausufern. Finanzielle Gewalt in Beziehungen ist eine Form des Missbrauches, bei dem beispielsweise ein Part in der Beziehung die Kontrolle über die Finanzen übernimmt und diese manipulierend und missbräuchlich gegenüber der anderen Person einsetzt. Ist den von finanzieller Gewalt betroffenen Personen der Missbrauch bewusst geworden, gilt es, sich daraus zu befreien.
Aber auch wenn keine Form von Gewalt in einer Beziehung vorliegen sollte, ist es ratsam, eine größtmögliche Unabhängigkeit vom Partner zu wählen. Denn Studien zeigen, dass nicht wenige Frauen in einer für sie unglücklichen Beziehung verbleiben, weil sie von ihrem Partner abhängig sind.
Folgende Schritte zum Auflösen der finanziellen Abhängigkeit vom Partner können hilfreich sein. Wir beziehen diese vorrangig auf missbräuchliche Beziehungen, da bei diesen dringend Handlungsbedarf besteht. Ansonsten sind die nachfolgenden Schritte aber auch zutreffend, um allgemein zu mehr Unabhängigkeit zu gelangen.
Abhängig vom Partner: Wie du dich befreist
Wenn du von deinem Partner abhängig bist und dieser sogar deine Abhängigkeit missbraucht, er dich kontrolliert und gängelt, kann das nicht nur dein Wohlbefinden beeinflussen, sondern auch Auswirkungen auf deinen weiteren Lebensweg und deinen Selbstwert haben.
Manchmal hat man keine Vorstellung davon, wie man sich aus einer finanziellen Abhängigkeit befreien soll. Doch mit dem Erkennen des Problems ist der erste Schritt bereits getan. Jeder weitere Schritt, der dich deiner Autonomie näherbringt, ist wichtig – und möge er auch noch so klein sein. Egal, wie verzweifelt deine Lage dir erscheinen mag, in dem Moment, in dem du dir über den Handlungsbedarf klar wirst, werden sich Lösungswege für dich auftun. Mitunter benötigt es Zeit. Aber deine Aufmerksamkeit ist auf mögliche Lösungswege gerichtet, sobald du nicht mehr dableiben möchtest, wo du jetzt bist.
Die nachfolgenden Schritte können dir einen ersten richtungsweisenden Leitfaden geben.
Erkenne, dass du abhängig vom Partner bist
Die Einsicht über deine Abhängigkeit vom Partner mag schmerzhaft sein, aber sie wird dir helfen, an Stärke und Selbstständigkeit zu gewinnen. Sobald du für dich aufgemacht hast, wie du in die Abhängigkeit geraten bist und ob eventuell dein Partner oder deine eigenen Ängste auch dazu beitragen, dass du in dem Zustand verweilst, hast du das Problem von nun an „auf dem Schirm“. Du verdrängst es nicht mehr und richtest deinen Blick auf deine Eigenverantwortung.
Um deine Gedanken zu klaren und zu ordnen, wird empfohlen, die Antworten auf die nachfolgenden Fragen aufzuschreiben:
- Notiere dir, wie deine finanzielle Abhängigkeit aussieht. Welche Punkte betrifft es?
- Ist deine finanzielle Abhängigkeit in eine Beziehung mit emotionaler Gewalt oder einer anderen Gewaltform eingebettet? Welche Punkte sprechen für eine missbräuchliche Beziehung? Sollte dem so sein, solltest du dich insgesamt aus der Beziehung lösen und dein Leben hin zu mehr Unabhängigkeit führen.
- Wie kannst du dich aus der finanziellen Abhängigkeit befreien? Welche Möglichkeiten hast du?
Mache dir eine Kostenübersicht
Der Status des finanziellen Auf-sich-gestellt-seins kann einem Angst machen. Gerade wenn Frauen einen Großteil der Verantwortung für die Kinder tragen und der Partner sich bei der Erziehung und Betreuung immer wieder herausnimmt, ist die Aussicht, finanziell unabhängig vom Partner zu werden und sich zu trennen, sicherlich furchteinflößend. Vielleicht wechseln in deiner Beziehung Phasen von Abwertung mit Phasen des Heranziehens, sodass du bezüglich deines Trennungsentschlusses unsicher bist.
Damit du überhaupt erst einmal weißt, um welche Geldbeträge es sich handelt, die monatlich auf dich zukämen, mache dir eine Auflistung:
- Welche Kosten zur Lebenshaltung für Miete, Essen, Versicherungen etc. müsstest du einplanen?
- Wie sähe die Betreuung der Kinder aus, wenn du dich von deinem Partner trennen und mehr arbeiten würdest? Wie lange möchtest du deine Kinder in die Obhut einer Fremdbetreuung geben? Sind Alternativen wie Betreuung durch die Großeltern oder das Abwechseln der Aufsicht mit anderen alleinstehenden Müttern möglich?
- Welche Möglichkeiten für einen Job hast du unter Berücksichtigung der vorgenannten Punkte?
Plane in deinem Budget auch ein, welche möglichen Unterstützungen an Unterhalt und Sozialleistungen du im Notfall bekommen könntest. Es ist außerdem besser, bei der Kostenübersicht immer etwas Puffer einzuplanen, da sich die Lebenshaltungskosten verteuern können.
Gerechte Kostenaufteilung bei Verbleib in Partnerschaft
Solltest du dich gar nicht trennen wollen, weil du im Grunde glücklich mit deinem Partner bist, aber im Rahmen deiner Partnerschaft finanziell unabhängig werden möchtest, dann solltest du auf eine gerechte Verteilung der Kosten achten. Bei einem Teilzeitjob musst du nicht die Hälfte der Miete übernehmen. Außerdem könntest du aushandeln, dass die Zeit, die du in die Care-Arbeit investierst, ebenfalls indirekt entlohnt wird, indem du weniger Anteile an den Lebenshaltungskosten bezahlst. Den Überschuss könntest du beispielsweise für deine Rente anlegen.
Sicherstellung von Dokumenten
Bist du in einer Partnerschaft, in der finanzielle Gewalt ausgeübt wird, solltest du deine Dokumente sicherstellen. Geburtsurkunde, Sozialversicherungsnummer, Steuernummer etc. Alles, was dich betrifft, kannst du dir in einem Ordner zusammenstellen. Zum einen hast du auf die Art alles griffbereit. Aber noch viel entscheidender ist es, dass du durch die erste Ordnung deiner Angelegenheiten ein Gefühl von Kontrolle gewinnst. Es geht um einen ersten Schritt hin zu mehr Eigenverantwortung, zur Sicherstellung deiner zukünftigen Unabhängigkeit.
Ferner kannst du einen Dokumenten-Ordner in Bezug auf deine Kinder zusammenstellen, beispielsweise mit den Unterlagen zum Kindergeld, der Krankenversicherung etc. Verschaffe dir einen Überblick.
Fürchtest du, die Unterlagen könnten durch die Handlungen deines Partners verschwinden, solltest du sie an einem sicheren Ort aufbewahren oder dir gegebenenfalls Kopien machen.
Grundsätzlich gilt: In einer Beziehung, in der physische Gewalt vorkommt, ist es das Wichtigste, unter Einhaltung deiner Sicherheit und der deiner Kinder schnellstmöglich zu gehen. Unterlagen oder ähnliches spielen dann keine Rolle, sie können immer noch später beschafft werden. Wichtig ist eure personelle Sicherheit. Allgemein wird dir eine Fluchtmappe mit etwas Geld, Kontaktadressen und den wichtigsten Dokumenten, die du schnell griffbereit hast, helfen, solltest du die Beziehung abrupt verlassen müssen.
Unterstützung suchen
Menschen, die sich in einer finanziellen Abhängigkeit, bis hin zur finanziellen Gewalt in einer destruktiven Beziehung, befinden, können sich bei verschiedenen Anlaufstellen Unterstützung suchen.
- Bespreche dich mit vertrauensvollen befreundeten Personen und Familienmitgliedern sowie Ansprechpersonen von Behörden, Beratungsstellen und Vereinen, welche Unterstützungen du erhalten und welche Anträge du stellen kannst. Setze deine Möglichkeiten um. Nimm gegebenenfalls auch Angebote zur Weiterbildung an, um deine beruflichen Chancen zu erhöhen.
- Im Falle einer Trennung suche dir eine Wohnung oder schaue, ob du vielleicht in einer Mütter-WG wohnen könntest. Bei welchen Menschen könntest du zur Not vorübergehend erst einmal unterkommen?
Aufnahme und Ausweitung einer beruflichen Tätigkeit
Der beste Weg zu mehr Freiheit ist die Aufnahme beziehungsweise Ausweitung deiner beruflichen Tätigkeit. So erhältst du ein eigenes Einkommen, über das du frei verfügen kannst. Solltest du zu wenig verdienen oder sollten deine Arbeitsstunden aufgrund der Kinderbetreuung zeitlich begrenzt sein, kannst du staatliche Zuwendungen beantragen.
Eröffne ein eigenes Konto
Zeitgleich solltest du ein eigenes Konto eröffnen, auf dem deine Einkünfte überwiesen werden. Leite alle Einkünfte, ob Gehalt oder staatliche Zuwendungen, auf dieses Konto um. Bist du in einer missbräuchlichen Beziehung ist es am besten, eine Bank zu nehmen, bei welcher dein Partner kein Konto hat. So bist du noch mehr abgesichert und es kommt nicht aus Versehen zu Missverständnissen bei der Kontenauskunft.
Baue dir finanzielle Rücklagen auf. So hast du weniger Angst vor einer Trennung und fühlst dich weniger abhängig vom Partner.
Drei Konten innerhalb einer Partnerschaft helfen dabei, eine klare finanzielle Trennung vorzunehmen. Auf ein gemeinsames Konto fließen anteilig die Beträge, von denen die Ausgaben für den Lebensunterhalt abgehen und gemeinsame Rücklagen gebildet werden. Zudem hat jeder Beziehungspart ein eigenes Konto, über das er frei verfügen kann.
Rechtliche Unterstützung
Care-Arbeit, wie die Versorgung der Kinder, wird weder gesellschaftlich noch privat honoriert. Dennoch ist sie Arbeit, die Zeit und Kapazitäten kostet. Während du Jahre deines Lebens deine Berufstätigkeit für die Familie zurückgestellt hast, konnte dein Partner mit deiner Rückendeckung seinen Karriereweg ausbauen. Dementsprechend steht dir bei einer Trennung auch ein ausreichender finanzieller Ausgleich sowie die Rentenpunkte zu. Hole dir rechtliche Unterstützung durch einen Anwalt oder eine Anwältin, der oder die auf Fälle von finanzieller Abhängigkeit und einem Ungleichgewicht in der Partnerschaft spezialisiert ist.
Ferner müssen bei gewaltvollen Beziehungen manchmal Gerichtsbeschlüsse erwirkt werden, um deine Sicherheit und die deiner Kinder zu gewährleisten.
Kümmere dich um dich
Parallel zu dem Einleiten der Schritte für deine Existenzsicherung, solltest du dich auch um deine Psyche kümmern. Eine missbräuchliche Beziehung hinterlässt Spuren auf der Seele, deren Ursprung eventuell bis in die Kindheit zurückreichen kann. Du musst dich aus den ungesunden emotionalen Verstrickungen mit deinem (Ex-)Beziehungsmenschen lösen, deine Ängste und Selbstzweifel bewältigen und dein Selbstbewusstsein sowie deine Eigenverantwortung stärken. Abhängig vom Partner sind nicht wenige Betroffene nämlich nicht nur in finanzieller, sondern auch in emotionaler Hinsicht.