Seit Jahrzehnten versuchen Arbeitspsychologen das Geheimnis des Erfolgs zu ergründen. Viele Studien wurden dazu durchgeführt. Persönliche Annahmen getätigt. Doch erfolgreich werden, lässt sich nicht einfach so an einzelne Komponenten knüpfen. Kein Wunder also, dass Forscher sich bisher dem Geheimnis des Erfolgs nur annähern konnten.

In diesem Artikel kommen wir dem Geheimnis des Erfolgs dadurch näher, indem wir seinen Gegenspieler betrachten: den Misserfolg.

Erfolgreich werden: Rückschläge im Fokus

Es gibt sicherlich niemanden, der sein Leben lang ausschließlich erfolgreich war. Die gängige Ansicht von Erfolgscoaches ist vielmehr die, dass jedermann, der erfolgreich geworden ist, enorme Rückschläge einstecken musste (Bohnensteffen, 2014). Die Modeschöpferin Coco Chanel soll einmal gesagt haben: „Es sind nicht die Erfolge, aus denen man lernt, sondern die Fiaskos.“ Das Durchhaltevermögen entscheidet.

Scheitern beachten!

Will man erfolgreich werden, sollte man keine Angst davor haben, Fehler zu machen. Denn nur wer fähig ist, Rückschläge hinzunehmen, wagt sich auch weiter vor. Jerker Denrell, Professor of Behavioural Science an der University of Warwick, betont die Wichtigkeit der Betrachtung vom Umgang mit Fehlschlägen auf dem Weg zum Erfolg (Krakovsky, 2004). Denn ein Aspekt, so Denrell, wird bei der Betrachtung erfolgreicher Unternehmen häufig außer acht gelassen, nämlich der, dass weniger erfolgreiche Unternehmen viele gleiche Schritte tätigen wie erfolgreiche – allerdings mit weniger positivem Ergebnis. Möglich wäre, laut Denrell, dass eine große Risikobereitschaft zu großen Verlusten beziehungsweise zu großen Gewinnen führen könnte. Währenddessen eine moderate Risikobereitschaft immer nur solide Gewinne, aber auch weniger starke Rückschläge mit sich brächte. Demzufolge entsteht eine Verzerrung in der Ergebnislage, sobald man ausschließlich erfolgreiche Menschen/Unternehmen betrachtet und die weniger erfolgreichen unberücksichtigt lässt. Im Fokus der Aufmerksamkeit muss demnach auch das Scheitern stehen.

Unterschiedliche Bewertung von Erfolg versus Misserfolg

Shirt: Failure is cool

Erfolgreich werden bedeutet auch, Fehler zu machen. © Nicolas Nova under cc

Jerker Denrell betont noch einen weiteren wichtigen Punkt bei der Betrachtung von Erfolg: die unterschiedliche Bewertung von Erfolg und Misserfolg, die Menschen vornehmen (Krakovsky, 2004). Während erfolgreiche Ergebnisse mit einer „visionären Unternehmensführung“ begründet werden, bewertet man herbe Rückschläge mit „Missmanagement“. Der Teufel steckt also im Detail – und das fängt bereits bei der Sprache an. Eine neutrale Benennung beider möglicher Konsequenzen scheint notwendig zu sein.

Erfolg versus Misserfolg: Selbsterfüllende Prophezeiung

Psychologische Studien haben ihn mehrfach untermauert: den Effekt der selbsterfüllenden Prophezeiung. Sowohl bei schulischen Leistungen, als auch im privaten oder beruflichen Bereich spielt der Glaube an sich selbst eine bedeutende Rolle in Bezug auf das Ergebnis. Auf den Erfolg gemünzt, bedeutet dies stark vereinfacht: Geht man davon aus, zu scheitern, ist die Wahrscheinlichkeit dafür höher. Glaubt man dagegen, trotz so mancher Fehlschläge, erfolgreich werden zu können, rückt der Erfolg in greifbare Nähe. Zu bedenken ist dabei jedoch folgendes: Die Selbstüberzeugung wird nichts nützen, nicht, wenn man nicht zudem hart arbeitet und aus Fehlschlägen lernt.

Zielkorrektur nach Misserfolg

Scheitert man, ist eine angemessene Zielkorrektur vonnöten, um einen adäquaten Umgang mit Misserfolgen zu gewährleisten. Diese Korrektur fällt umso schwerer, je mehr Arbeit man investiert hat. Aus der Arbeits- und Organisationspsychologie weiß man, dass die investierte Energie, die man in ein Projekt gesteckt hat, die eigene Meinung zu diesem Projekt günstig beeinflussen kann: Je mehr Kraft, Zeit und Geld man in ein Projekt gesteckt hat, umso mehr ist man von seiner Richtigkeit überzeugt. Dementsprechend schwer fällt es, von bisherigen Standpunkten abzurücken und eine Korrektur vorzunehmen. Allerdings scheint genau das notwendig zu sein auf dem Weg zum Erfolg.

Misserfolge spielen eine bedeutende Rolle, will man ergründen, warum Menschen erfolgreich werden. Womöglich ist sogar der Umgang mit dem Scheitern das besagte „Zünglein an der Waage“, wenn es darum geht, erfolgreich zu werden: Mentale Stärke und Durchhaltevermögen könnten Schlüssel zum Geheimnis des Erfolgs sein.

Quellen