Confirmation Bias beziehungsweise der Bestätigungsfehler bezeichnet die Tendenz bei Menschen, Informationen so wahrzunehmen und zu interpretieren, dass sie bestehenden Überzeugungen und Erwartungen entsprechen. Dinge, die nicht zu den eigenen Ansichten passen, werden eher als falsch eingeschätzt.
Diese Form der kognitiven Verzerrung passiert nahezu jedem Menschen. Wichtig ist, sich dieser bewusst zu werden.

Confirmation Bias: Was steckt hinter dem Denkfehler?

Um verstehen zu können, wie uns der Confirmation Bias beeinflusst, müssen wir erkennen, in welche Bereiche er vordringen kann. Auf welche Ebenen der Informationsverarbeitung hat er einen Einfluss?

Selektive Wahrnehmung

Selektive Wahrnehmung bedeutet nichts anderes, als dass uns Sachverhalte eher auffallen, die unsere Meinung bestätigen. Andere blenden wir unbewusst aus oder werten sie als weniger bedeutsam oder falsch ab. Die Wahrscheinlichkeit ist höher, dass wir nach Informationen Ausschau halten, die unseren Ansichten entsprechen beziehungsweise diese stützen.

Beispiel: Finden wir, dass die Jugend immer rauer und unverschämter wird, fällt uns vielleicht besonders die raue Sprache auf. Wir bemerken viele Situationen, in denen weniger Respekt gezeigt wird.

Das heißt nicht, dass es solche Situationen nicht gibt oder diese sich häufen. Es heißt lediglich, dass wir diese stärker wahrnehmen. Sie fallen uns mehr auf.

Was uns dagegen weniger auffällt, ist, wenn ein junger Mensch in der Bahn aufsteht und einem älteren einen Platz anbietet. Ebenfalls für uns weniger ins Gewicht fällt, dass auch manche ältere Menschen (Menschen jeden Alters) in bestimmten Situationen grob unhöflich werden können.

Selektive Erinnerung

Deutsche vor einem Pommes-, Bratwurst-Stand

Genauso wie wir als Gemeinschaft über andere bestimmte Stereotype im Kopf haben, haben sie es auch über uns. © Tobias Begemann under cc

Wir nehmen nicht nur die Welt vorrangig innerhalb unserer bestehenden Ansichten, aber auch gesellschaftlicher Stereotype und Vorurteile wahr, sondern wir erinnern auch selektiv. Wir erinnern bevorzugt Erlebnisse, die unseren Ansichten entsprechen.

Beispiel: »Weißt du noch damals, als der junge Mann mich angerempelt hat, als ich an ihm vorbeilief?«

Vergessen werden die unzähligen Situationen, in denen einem die Tür aufgehalten wurde, auf dem Gehweg Platz gemacht wurde oder schlichtweg überhaupt nichts Negatives passierte. Situationen, die absolut neutral abliefen.

Negatives wird stärker erinnert – warum?

Unser Gehirn ist dafür ausgelegt, uns vor Gefahren zu schützen. Deshalb haben wir eine Tendenz dazu, Negatives zu erinnern. Das hat seinen Ursprung in einer evolutionären Funktionalität. Merkten sich unsere Vorfahren, welche Stellen im Wald gefährlich waren, konnten sie diese zukünftig meiden. So sicherten sie ihr Überleben. Deshalb erinnern wir besonders negative Umstände.

Würden wir rein theoretisch die negativen Einzelfälle der Vielzahl an positiven oder neutralen Situationen gegenüberstellen, käme dabei heraus, dass der negative Fall vergleichsweise selten auftritt. Da ein negativer Vorfall für uns aber potenziell negative/bedrohliche Konsequenzen haben könnte, merken wir uns diesen ganz besonders. Diese Funktionsweise unseres Gehirns ist also gut und wichtig – denn sie schützt uns vor potenziellen Gefahren. Doch wir sollten uns dieser kognitiven Verzerrung bewusst sein, denn (mit einem Augenzwinkern formuliert) die meisten jungen Menschen sind nette und verständnisvolle Wesen, die in ein zufriedenes, sicheres Leben starten möchten.

Selektive Suche

Der Begriff der Filterblase, beispielsweise in Zusammenhang mit Social Media, ist sicherlich bekannt. Verkehrt man beispielsweise in Freundesgruppen, die eine Meinung teilen, oder konsumiert Medien, die der eigenen Meinung entsprechen, wird unser Gehirn mit Informationen gefüttert, die die bisherigen Annahmen bestätigen – umso wahrer bewerten wir sie. Gegenteilige Informationen dringen gar nicht mehr zu uns vor. Wir suchen auch nicht danach, sondern bleiben in unserer »Bubble«.

Das kann nicht nur zu festgefahrenen Meinungen führen, sondern auch zu gesellschaftlichen Verhärtungen von Vorurteilen. Statt gegenseitigem Zuhören und Austauschen wird die Gegenseite abgewertet, wenig differenziert betrachtet und teilweise sogar »entmenschlicht«.

Warum gibt es den Confirmation Bias?

Rosa und blaues Bild mit Mädchen und Junge darauf

Confirmation Bias: Dazu beitragende Stereotype und Vorurteile werden schon in der Kindheit vermittelt. © Michael Coghlan under cc

Im Allgemeinen hat alles in der Psychologie eine Funktion. Der Confirmation Bias hilft uns dabei, die Welt zu ordnen. Im Leben sind die Handlungen anderer, bestimmte Ereignisse, die Veränderungen in der Welt nicht überschaubar oder vorhersehbar. Es gibt so viele Faktoren, die ein Geschehen beeinflussen, dass wir die Zukunft nur schwerlich vorhersagen können. Würden wir ständig versuchen, alles gegeneinander abzuwägen, zu überdenken, um die Lage richtig einschätzen zu können, wären wir handlungsunfähig. Die Funktion des Confirmation Bias ist also, sich gut in der Welt orientieren zu können, sich in ihr schnell zurechtzufinden und schnell handeln zu können.

Wie können wir gut mit dem Confirmation Bias umgehen?

Zunächst einmal können wir den Confirmation Bias als das akzeptieren, was er ist: Eine schnelle Orientierungshilfe, die aber auch zu Fehleinschätzungen führen kann. Wir müssen uns dafür nicht verurteilen. Wie gesagt: Der Bestätigungsfehler hat seine Funktion.

Gerade in Zeiten, in denen viele gegensätzliche Meinungen aufeinanderprallen, kann es jedoch hilfreich sein, sich selbst hin und wieder zu hinterfragen und auch die Perspektive der anderen Person einzunehmen. Was kannst du machen, um den Confirmation Bias zu enttarnen?

  • Sei dir bewusst, dass es eine verzerrte Wahrnehmung und Interpretation von Informationen gibt, welche zugunsten deiner bestehenden Ansichten geschieht.
  • Bleibe durchlässig für gegenteilige Ansichten, die Meinungen anderer. Versuche zu verstehen, warum sie so denken, wie sie denken.
  • Suche nach ausdifferenzierten und sachlichen Informationsquellen.
  • Achte bewusst darauf, das Gegensätzliche zu deinen Ansichten wahrzunehmen. Glaubst du, dass Jugendliche immer dreister werden, achte einmal bewusst auf positive Situationen. Von wem wirst du angelächelt? Wer macht wem Platz? Wo siehst du unter jungen Menschen einen bestärkenden, höflichen Umgang miteinander? Dadurch bekommt man eine andere Relation und die negativen Vorfälle erhalten ein positives Gegengewicht.

Confirmation Bias: Angst vor Ablehnung

Genau genommen steht hinter dem Confirmation Bias auch eine Angst vor Ablehnung. Wir haben Angst, dass wir durch neu entdeckte Argumente feststellen könnten, dass wir falsch liegen. Dann müssten wir einen Fehler eingestehen. Wenn wir die unangebrachte Scham in Verbindung mit einem Fehler ablegen, fällt auch der Confirmation Bias weniger ins Gewicht. Es gibt diese Redewendung: Nur ein Narr hat immer dieselbe Meinung. Wenn wir in unserem Leben wachsen und uns weiterentwickeln wollen, wird es zwangsläufig bei jedem Menschen darauf hinauslaufen, dass er sich bezüglich bestimmter Ansichten hin und wieder korrigieren muss. Das ist doch gar nicht schlimm, oder?

Andernfalls bliebe unsere Perspektive eingeschränkt, Fehlinformationen hätten eine größere Chance und wir könnten nicht dazulernen und uns weiterentwickeln.

Auch trägt eine generell höhere Angstneigung zu einem stärkeren Confirmation Bias bei. Vielleicht halten wir im Leben viele Situationen für bedrohlich und anstrengend. Wir sind innerlich stärker angespannt und glauben, stets wachsam sein zu müssen. Dementsprechend fallen uns – aus der Angst heraus – mehr negative Ereignisse im Alltag auf. Bearbeiten wir die Ängste im Hintergrund und begegnen wir dem Miteinander mit Zuversicht und Differenzierung, haben Vorurteile und kognitive Verzerrungen weniger Stellenwert.

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