Selbstbewusst kommunizieren – das klingt nach einer Fähigkeit, die vielen Menschen leichtfällt. In der Realität geraten wir jedoch oft in Situationen, in denen wir uns unsicher fühlen: im Job, wenn Menschen aus dem Arbeitsumfeld mit uns konkurrieren, in Beziehungen, wenn Konflikte entstehen, oder im Alltag, wenn wir Nein sagen möchten. Statt klar unsere Grenzen zu setzen, geben wir klein bei, entschuldigen wir uns zu oft, rechtfertigen uns oder schweigen.
Selbstbewusst zu sprechen ist keine angeborene Gabe, sondern eine Fähigkeit, die man lernen kann. Mit den richtigen Formulierungen kannst du souverän auftreten, Respekt einfordern und trotzdem freundlich bleiben. In diesem Artikel findest du, ergänzend zu unserem Artikel Respekt verschaffen – ohne laut zu werden: So gelingt es dir, viele konkrete Beispielsätze für Beruf, Alltag, Beziehungen sowie Familie & Freundeskreis – inklusive kurzer Erklärungen, warum sie wirken.
Selbstbewusst kommunizieren: Wichtigkeit
Bei Kommunikation geht es nicht nur um den Austausch von Informationen. Sie bestimmt, wie wir wahrgenommen werden, ob wir respektiert werden und wie wir uns selbst fühlen. Wer unsicher wirkt, läuft Gefahr, übergangen zu werden. Wer aggressiv kommuniziert, stößt andere vor den Kopf. Selbstbewusst kommunizieren bedeutet, einen klaren Mittelweg zu finden: ruhig, bestimmt und respektvoll.
Die Vorteile sind vielfältig:
- Du wirst ernst genommen.
- Du setzt Grenzen, ohne Konflikte zu verschärfen.
- Du klärst Missverständnisse schnell und effektiv.
- Du stärkst dein Selbstwertgefühl.
Und das Beste: Oft reicht schon ein einziger Satz, um ein Gespräch in eine völlig neue Richtung zu lenken.
Selbstbewusst kommunizieren im Beruf
Gerade im Job sind viele von uns wohl am meisten verunsichert, was die richtige Kommunikation mit Vorgesetzten, Geschäftsleuten oder Personen aus dem näheren Arbeitsumfeld anbelangt. Schließlich steht dort viel auf dem Spiel. Im Job entscheidet die Art, wie du dich ausdrückst, über deine Wirkung. Ob in Meetings, in Konfliktsituationen oder bei Verhandlungen.
In Meetings und Gesprächen
Nachfolgend haben wir einige Beispielsätze zusammengetragen, die sich auf typische Situationen in Meetings und Gesprächen mit Vorgesetzten oder im Kollegenkreis beziehen.
Unterbrochen werden
Stell dir vor, du präsentierst deine Idee, doch eine Person aus dem Kollegenkreis fällt dir mitten im Satz ins Wort. Mit diesen Formulierungen machst du klar, dass dein Beitrag relevant ist und du den Raum für deine Argumentation brauchst – ohne aggressiv zu wirken.
- Du könntest souverän sagen: „Einen Moment bitte, ich beende erst meinen Gedanken“, und dann in deinen Erläuterungen fortfahren.
- Oder wenn du bereits mehrfach unterbrochen worden bist: „Darf ich kurz ausreden, damit mein Gedanke vollständig wird?“
- Mehr Ruhe in hitzige Teamdiskussionen bringt: „Wir reden gerade durcheinander – lass uns nacheinander sprechen.“
Mit diesen Formulierungen stoppst du Unterbrechungen höflich, lenkst die Aufmerksamkeit zurück auf dich und forderst die Gesprächsdisziplin ein, die im Meeting oder bei einem Arbeitsgespräch nötig ist.
Nicht in die Verteidigungsposition gehen
Die meisten von uns empfinden ein Gefühl von Ablehnung, wenn ihre präsentierten Vorschläge nicht angenommen werden. Das ist ganz normal. Obwohl wir uns so sehr darum bemühen, es zu verschleiern, wirken wir doch enttäuscht oder verletzt. Hier könnte ein psychologischer Kniff ratsam sein: Oft hilft es der Psyche, in die Offensive zu gehen und andere dazu einzuladen, ihre Ideen mit uns zu teilen. Dadurch fühlen wir uns weniger abgewiesen, denn schließlich haben wir ja direkt nach der Meinung unseres Gegenübers gefragt. Beispiele dafür:
- „Das ist mein Vorschlag – wie siehst du das?“
- „Das ist meine Sichtweise – was spricht aus deiner Sicht dafür oder dagegen?“
Anstatt also sofort (ungewollt und unbewusst) in eine Verteidigungsposition zu gehen, präsentierst du deine Position klar – und öffnest gleichzeitig den Raum für Feedback. Das signalisiert Kompetenz und Teamfähigkeit zugleich.
Antwortest du mit Feedback auf die Meinung einer anderen Person, kannst du das so tun:
- „Ich respektiere deine Meinung und kann sie absolut nachvollziehen. Bei diesen Punkten … stimme ich dir zu. Hier und da sehe ich es etwas anders. Ich denke …“
- „Ich verstehe deine Sicht. Aus meiner Perspektive sieht es jedoch so aus …“
Unklare oder zu viele Arbeitsanweisungen
Jeder Mensch kennt das. Der oder die Vorgesetzte kommt an den Schreibtisch, man ist gedanklich mitten in einem Projekt, und weitere Arbeitsanweisungen folgen. Oder man wird auf dem Flur abgefangen, mit der Aufforderung, noch dieses oder jenes bei dem Projekt zu berücksichtigen. Zur Ordnung der Gesprächssituation – und auch der eigenen Gedanken – können dir folgende Sätze nützlich sein:
- „Ich fasse kurz zusammen, damit wir auf dem gleichen Stand sind.“
- „Damit ich die Prioritäten richtig setze: Was hat für dich in diesem Projekt den höchsten Stellenwert?“
- „Lass uns das Schritt für Schritt durchgehen, sonst verlieren wir den Überblick.“
Bei destruktiver Kritik
Auch dürfte nahezu jeder von uns Menschen in seinem Arbeitsumfeld haben, die destruktive (verletzende und persönlich werdende) Kritik von sich geben. Handelt es sich dabei um eine vorgesetzte Person, wird der Umgang damit umso prekärer. Vielleicht können dir zukünftig diese Beispielsätze dabei helfen, auf eine solche harsche Kritik zu reagieren und dich höflich und respektvoll abzugrenzen.
- „Ich möchte das Gespräch gern sachlich führen. Persönliche Angriffe helfen uns nicht weiter.“ Die Aussage macht klar, dass du bereit bist zuzuhören, aber Grenzen setzt, wenn der Ton unsachlich wird.
- „Ich verstehe, dass du unzufrieden bist, aber bitte bleib beim Inhalt, nicht bei meiner Person.“ Du erkennst die Kritik an, lenkst sie aber zurück auf die Sachebene.
- „So kann ich gerade wenig damit anfangen, kannst du mir bitte konkrete Beispiele nennen?“ Du forderst konstruktive Kritik ein, ohne defensiv zu wirken. Außerdem merkst du dadurch schnell, inwieweit die Kritik substanzlos ist und ob die Person dich vielleicht auch einfach nur herabsetzen wollte.
- „Wenn du möchtest, dass ich daraus lerne, brauche ich konkrete Vorschläge zur Verbesserung.“ So zeigst du Lernbereitschaft, zwingst dein Gegenüber aber, hilfreicher zu werden.
- „In diesem Ton möchte ich nicht angesprochen werden – lass uns bitte respektvoll miteinander reden.“ Du benennst klar, dass die Form der Kritik unangemessen ist, ohne die Diskussion zu blockieren.
Häufen sich Respektlosigkeiten bei der Arbeit, kannst du dich auch mit etwas mehr Nachdruck abgrenzen:
- „Ich finde den Ton gerade unhöflich. Wenn du willst, dass ich dir zuhöre, brauche ich eine sachlichere Formulierung.“
- „Ich nehme Rückmeldungen gern an – allerdings bitte in einer Weise, die respektvoll bleibt.“
- „So fühlt es sich für mich wie ein persönlicher Angriff an. Ich wünsche mir eine sachliche Sprache.“
- „Ich schätze Feedback, aber in diesem Ton erreicht es mich nicht.“
Selbstbewusst kommunizieren im Alltag

In Partnerschaften darf trotz der Nähe eine selbstbewusste Kommunikation sein. © Wyatt Fisher under cc
Auch in Alltagssituationen, beim Einkaufen, auf Ämtern oder im Kontakt mit anderen (ob mit fremden, bekannten oder verwandten Personen) ist klare Kommunikation wichtig. Hier ein paar „Erste Hilfe“-Sätze, die du jederzeit parat haben kannst und die höflich, aber respektvoll sind, solange du sie ruhig und sachlich vorträgst.
- „Nein, danke – das möchte ich nicht.“ Das ist eine einfache, aber kraftvolle Art, höflich abzulehnen, ohne dich zu rechtfertigen.
- „So funktioniert das für mich nicht.“ Damit machst du deutlich, dass du nicht mit allem einverstanden bist.
- „Ich habe gerade keine Zeit, lass uns später sprechen.“ Ein respektvolles Nein, das gleichzeitig eine Alternative bietet.
- „Das passt für mich nicht. Tut mir leid. Es wäre gut, wenn du für dich eine andere Lösung findest.“ Das ist eine angemessene Antwort, wenn du zum Beispiel oft gefragt wirst, zu helfen, und diese Hilfe sehr einseitig ist. Wenn du also Schwierigkeiten damit hast, Nein zu sagen. Mit diesem kurzen Statement gibst du Verantwortung zurück, statt dich ausnutzen zu lassen.
- „Ich respektiere deine Meinung, aber ich sehe es anders.“ Kennst du Familiendiskussionen an Weihnachten, die in Streits ausarten können? Mit diesem Satz beendest du das Thema freundlich, auch wenn ihr unterschiedlicher Meinung seid.
Selbstbewusst kommunizieren in Beziehungen
In Partnerschaften, in denen man ja sehr verletzlich ist, ist es besonders wichtig, Bedürfnisse klar auszusprechen. Schweigen oder Rechtfertigungen führen schnell zu Missverständnissen, während offene Kommunikation Nähe schafft.
- „Das hat mich verletzt. Ich möchte, dass du es weißt.“ Du sprichst deine Gefühle aus, ohne Schuldzuweisungen.
- „Ich brauche jetzt etwas Zeit für mich.“ Eine respektvolle Formulierung, die Nähe bewahrt und gleichzeitig dein Bedürfnis nach Rückzug klar macht.
- „Das ist mein Wunsch, lass uns sehen, wie wir das gemeinsam lösen können.“ Selbstbestimmt, aber partnerschaftlich – ein Satz, der Kompromisse ermöglicht.
- „Ich möchte mit dir reden, aber nicht in diesem Ton.“ Damit setzt du eine Grenze für respektvollen Umgang, ohne die Diskussion abzubrechen.
- „Lass uns beim Thema bleiben, persönliche Vorwürfe führen nicht weiter.“ Hiermit lenkst du den Konflikt zurück auf die Sachebene.
- „So habe ich es nicht gemeint – wie hast du es verstanden?“ Durch diesen Satz zeigst du Verständnis, statt Missverständnisse zu verstärken.
Gesunde Selbstabgrenzung in der Familie

In der Familie ist eine selbstbewusste Abgrenzung nicht immer leicht. © Haldean Brown under cc
Auch im engsten Umfeld ist es wichtig, nicht alles hinzunehmen. Doch gerade das fällt vielen von uns gegenüber der Familie (oder auch im engsten Freundeskreis) schwer. Immer wieder müssen wir uns dann ihnen gegenüber abgrenzen. Ehrlichkeit schafft Klarheit und gesunde Beziehungen. Es gibt auch für diese Fälle typische Sätze, die du sagen kannst, um dich respektvoll abzugrenzen, ohne dass der Familienfrieden gefährdet ist.
- „Ich entscheide das so. Bitte akzeptiere es.“
- „Ich weiß, du meinst es gut, aber das ist meine Entscheidung.“
- „So fühle ich mich nicht wohl. Bitte lass uns einen anderen Weg finden.“
- „Ich mag den Weg nicht, den das Gespräch/unser Miteinander gerade nimmt. Bitte respektiere meine Grenze.“
- „Heute passt es mir nicht, wir können uns ein anderes Mal sehen. Ich freue mich darauf.“
- „Ich helfe dir gern, aber im Moment habe ich keine Kapazität.“
Übe die Sätze ein
Nicht immer schaffen wir es, genau so zu reagieren, wie wir es uns gewünscht hätten. Weil wir einfach nicht auf die Situation vorbereitet waren. Deshalb ist es hilfreich, solche Sätze einzuüben und parat zu haben. So wächst du gerade bei Selbstunsicherheiten Stück für Stück in ein souveränes Auftreten hinein. Es ist wie eine neue Sprache, die du lernst. Selbstbewusst kommunizieren bedeutet, dass bestimmte Sätze in bestimmten Situationen (in denen es nötig ist) Werkzeuge sind. Sie helfen dir dabei, dir Respekt zu verschaffen, aber sie verhindern auch Missverständnisse und stärken dein Selbstwertgefühl. Mit kurzen, aber gehaltvollen Sätzen bist du gewappnet. Je öfter du diese Formulierungen nutzt, desto natürlicher werden sie dir vorkommen, bis selbstbewusstes Kommunizieren ein fester Bestandteil deines Lebens ist.
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