Gaslighting-Beispiele gibt es unzählige, doch im Grunde ähneln sie sich alle ein bisschen. Viele Menschen haben bestimmte Sätze in ähnlicher Form immer wieder gehört. Ist man Bestandteil einer solchen dysfunktionalen Beziehungskonstellation oder Familiendynamik, fällt es einem oftmals gar nicht auf, dass es sich um Gaslighting handelt. Doch die herabsetzenden Bemerkungen dienen auch dem Verwaschen deiner Wahrnehmung und Infragestellen deiner Person.

Gaslighting Beispiele: Welche typisch sind

Beim Gaslighting werden Tatsachen verdreht und geleugnet. Du als betroffene Person wirst in deiner Wahrnehmung, deinen Gefühlen, deinen Verhaltensweisen und deinem Sein infrage gestellt.

Folgende Ansätze für Gaslighting sind typisch:

Gesichtshälfte einer Frau, die liegt und in die Kamera schaut

Gaslighting kann zur Auflösung deines Ichs führen, weil dein Selbstwert ständig untergraben wird. © Marina Montoya under cc

1. Unwissenheit vortäuschen

Vielleicht kennst du das. Du hörst immer wieder Sticheleien von deinem Gegenüber. Unterschwellige Abwertungen, ein kleiner verbaler Seitenhieb, ein Joke auf deine Kosten, der unter die Gürtellinie ging, ein Übergehen deiner Ansichten oder ein Ignorieren deiner Person. Und das nicht nur einmal, sondern gehäufter in den letzten Minuten, Stunden oder Tagen. Irgendwann sprichst du die Person darauf an. Doch diese stellt sich unwissend und unschuldig dar:

  • »Ich weiß überhaupt nicht, was du jetzt von mir willst. Ich habe nichts gemacht!«
  • »Das ist doch keine große Sache gewesen. Du bist immer so dramatisch.«
  • »Das ist nie passiert. Das bildest du dir ein.«
  • »Hast du nichts anderes zu tun, als jetzt Stress zu machen? Zumal überhaupt nichts vorgefallen ist.«

Jeder andere Mensch würde sich entschuldigen, wenn er sich in der vorangegangenen Zeit danebenbenommen hat, weil er emotional vielleicht überfordert war. Doch Ausübende von Gaslighting nutzen diese Verwaschung deiner Wahrnehmung nun als Manipulation. Sie behaupten, nichts davon hätte stattgefunden und du seist schlichtweg zu sensibel oder würdest dir Sachen einbilden.

Was tun gegen gespielte Unwissenheit

Wir wollen häufig Konflikte vermeiden und sind inzwischen so beeinflusst, dass wir nicht »aus jeder Mücke einen Elefanten machen wollen«, aber im Grunde spricht nichts dagegen, sobald eine negative Bemerkung erfolgt, direkt darauf zu antworten und nicht erst abzuwarten. So sammelt sich der Groll nicht bei dir an. Je früher du eine Grenze setzt, desto weniger Wut oder Verärgerung werden sich bei dir anstauen.

Fühlst du dich durch eine Aussage deines Gegenübers verletzt, kannst du zum Beispiel sagen:

  • »Ich finde es nicht gut, dass du so von mir sprichst. Bitte unterlasse das.«

Wird es daraufhin einen Konflikt geben? Sehr wahrscheinlich, ja. Doch es ist besser, du setzt nach außen hin eine Grenze, als dass der Konflikt fortwährend still in dir schwellt. Manche Betroffene, die die Verärgerung ständig herunterschlucken, werden irgendwann passiv-aggressiv. Sie lassen fortan ebenfalls unterschwellige Bemerkungen fallen und das trübt ihren Geist ein, obwohl sie im Grunde gar nicht so sind.

Falls du jedoch nicht immer auf jede einzelne Bemerkung eingehen magst und erst einmal abwarten möchtest, dann kannst du auf die gespielte Unwissenheit in der Art reagieren:

  • »Für mich ist das eine große Sache, weil es mich verletzt hat. Wie du das bewertest, spielt dabei keine Rolle. Ich möchte einfach nicht, dass du so mit mir umgehst. Punkt.«

Indem du dich so behauptest, gehst du auch einem möglichen Streit aus dem Weg. Du hast gesagt, was du zu sagen hast, und mehr musst du nicht tun. Du brauchst dich weder rechtfertigen für etwas, noch auf eine Diskussion einlassen, noch musst du weitere Beleidigungen ertragen.

2. Persönlich werden

Frau zeigt mit dem Finger in die Kamera

Eines der typischen Beispiele von Gaslighting ist Schuldumkehr. © Luke Addison under cc

Spricht man zum Beispiel narzisstische Menschen oder andere emotional unreife Personen auf ein etwaiges Fehlverhalten an, machen sie aus ihrer Verantwortung, die sie eigentlich übernehmen müssten, eine Schuldumkehr für dich. Sie werden stark persönlich und stellen deine Person als solche als ungenügend hin.

Weitere Beispiele für Gaslighting:

  • »Du bist doch nicht normal. Niemand würde es mit dir aushalten.«
  • »Glaubst du eigentlich selbst, was du da sagst? Du bist doch verrückt im Kopf!«
  • »Du hast ja Wahnvorstellungen. Du solltest dich mal untersuchen lassen.«
  • »Du bist viel zu sensibel. Ständig erfindest du irgendwelche Konflikte.«
  • »Dir ist aber schon klar, dass du gerade absolut hysterisch bist, oder?«

Was tun bei persönlichen Beleidigungen

Nahezu alle manipulierenden Menschen machen es sich zu eigen, dich als verrückt, sensibel oder sonst irgendwie ungenügend hinzustellen. Sie wollen die Verantwortung und Schuld für ihr Verhalten von sich abwehren und heben deinen Gesprächsbedarf zu einem Thema sofort auf eine persönliche Ebene. Nun geht es nicht mehr um das eigentliche Streitthema, sondern um deine Person.

Was du auf keinen Fall tun solltest, ist, dich zu verteidigen oder zu diskutieren. Denn dann tappst du in ihre Falle, weil es sich nun thematisch um dich dreht. Am Ende eines Streites wissen viele dadurch oft gar nicht mehr, worum es eigentlich ging. Weil es mit einem Mal nur noch um dich ging und die verbalen Gewehrsalven auf dich feuerten. Du hattest die seelischen Verletzungen zu ertragen und wolltest dich rechtfertigen oder erklären. Du hast versucht, die andere Person zu erreichen, doch in den allermeisten Fällen interessieren dein Gegenüber deine Rechtfertigungen gar nicht. Denn die Beleidigungen zielen lediglich darauf ab, den eigenen Frust abzubauen und die Schuld abzuwenden. Das Schlimme ist, dass diese Form der Manipulation durch Gaslighting dazu führt, dass du dich selbst unsicher, ausgehöhlt und unzulänglich fühlst.

Deshalb ist es wichtig, nicht auf die Beleidigungen einzugehen beziehungsweise diese kurz und sachlich abzuwehren. Du könntest bei dieser Form von Gaslighting zum Beispiel sagen:

  • »Wie du mich einschätzt, hat überhaupt nichts mit der eigentlichen Sachlage zu tun. Bleiben wir besser beim Thema, anstatt ausfallend zu werden.«
  • »Auf die Art spreche ich mit dir nicht mehr weiter. Verschieben wir das Thema auf einen anderen Tag. Bis dahin gehen wir uns besser etwas aus dem Weg, um uns zu beruhigen.«
  • »Ich möchte nicht, dass du so mit mir sprichst. Das bringt uns nicht weiter. Vielleicht schaffen wir es die nächsten Tage, das Thema vernünftig zu bereden.«

Du ziehst eine Grenze, weil du so nicht mit dir umgehen lässt. Und du ziehst Konsequenzen, wenn dein Gegenüber nicht bereit ist, seine Kommunikation in dem Streit zu ändern. Mache dir bewusst, dass niemand das Recht hat, so mit dir zu sprechen.

3. Andere hinzuziehen, um Standpunkt zu bekräftigen

Gern werden von Personen, die sich des Gaslightings bedienen, »andere Menschen« hinzugezogen. Entweder sie besprechen euer Streitthema wirklich mit ein oder zwei Personen und verallgemeinern dann oder sie ziehen »die Allgemeinheit« heran, indem sie für sich beanspruchen, zu wissen, was als normal gilt. Auf jeden Fall wird dir gegenüber »eine Front aufgemacht«.

Weitere Beispiele von Gaslighting:

  • »Andere sehen das auch so wie ich. Ich habe heute mal herumgefragt.«
  • »Andere Personen schaffen das doch auch. Wieso kannst du damit nicht umgehen und musst so ein Fass aufmachen?«
  • »Flirten ist völlig normal. Was kann ich dafür, wenn du so unsicher bist?«

Durch eine solche manipulative Taktik, die in den Bereich der Triangulation fällt, stehst du mit deinem Standpunkt allein dar – das zumindest wird von den Ausübenden des Gaslightings so verdeutlicht. Dir wird ein schlechtes Gewissen gemacht. Als selbstreflektierter Mensch gerätst du nun ins Wanken bei deinem Standpunkt, immerhin sehen andere es ja genauso wie dein Gegenüber. Vielleicht wurdest du ja auch in deiner Kindheit schon immer wieder infrage gestellt und durftest nicht lernen, auf dich zu vertrauen. Umso verunsicherter bist du jetzt.

Was du gegen »die anderen« tun kannst

Mann sitzt draußen und schaut seitlich.

Manche sticheln und reagieren im Anschluss unwissend, so als hätten sie überhaupt nichts gemacht. © nathan williams under cc

Generell ist es wichtig, im Umgang mit Gaslighting auf dich und dein Bauchgefühl zu vertrauen. Letztendlich spielt es auch keine Rolle, wie andere es sehen. Dich hat es verletzt. Und das sollte für ein ruhiges, klärendes Gespräch ausreichen.

Einige Beispiele, wie du bei dieser Form des Gaslightings reagieren kannst:

  • »Welche Rolle spielt das, wie andere denken? Du bist mit mir zusammen.«
  • »Was als normal gilt, sieht jeder Mensch etwas anders. Du nimmst durch dein Verhalten in Kauf, mich zu verletzen.«
  • »Ich habe meine Grenzen und ich bin nicht bereit, mich von dir verletzen zu lassen. Ich möchte jetzt erst einmal ein paar Tage darüber nachdenken, wie sich der Sachverhalt zukünftig für mich gestalten soll.«

Tatsächlich solltest du in dich gehen und dir überlegen, inwieweit du ein solches Verhalten noch zulassen möchtest. In der Regel werden sich problematische Beziehungskonstellationen mit selbstbezogenen, sich destruktiv verhaltenen Personen nicht ändern. Besser wäre es, grundsätzlich davon Abstand zu nehmen.

Was du allgemein bei Manipulation tun kannst

Wichtig ist, sich darüber bewusst zu werden, dass du in dieser sozialen Konstellation ein Opfer von Gaslighting bist. Keine dieser zuvor genannten Aussagen hat wirklich mit dir zu tun. Sie sind allein nutzbringend für die Person, die sich solcher Taktiken bedient.

Was du generell gegen eine solch destruktive Behandlung tun kannst:

  • Erkenne, dass es sich um Gaslighting handelt. Es ist eine manipulative Schuldumkehr und Verantwortungsabgabe durch das Infragestellen deiner Person.
  • Lasse dich nicht darauf ein, indem du diskutierst oder dich rechtfertigst.
  • Ziehe stattdessen in klaren, kurzen, sachlichen Sätzen eine Grenze, indem du deutlich machst, dass du so nicht mit dir reden lässt.
  • Bleibe ansonsten beim Thema. Sollte die Person mit dem Verlagern des Themas auf dich und deine angeblichen Unzulänglichkeiten nicht stoppen, beende notfalls das Gespräch.

Häufen sich solche Beispiele von Gaslighting und siehst du keine Verbesserung im Verhalten deines Gegenübers, weißt du im Grunde schon, was du tun musst. Die meisten Menschen wissen eigentlich, was das Beste für sie ist. Sie haben bloß Angst vor der Umsetzung, weil sie die Konsequenzen ihrer Entscheidung fürchten. Doch je mehr du innerlich und äußerlich auf Abstand zum Gaslighting mitsamt den Manipulationen und Herabsetzungen gehst, umso mehr wirst du erstarken und die Konsequenzen deiner Grenzziehung tragen können. Auch wirst du allein schon deshalb selbstbewusster, weil du dich so nicht mehr behandeln lässt. Beginne zunächst, immer mehr für dich einzustehen, in Gesprächen, Situationen, im Lebensalltag – und du wirst merken, was es mit dir macht und welche ungeahnten Kräfte in dir stecken.

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