Dass eine Toxoplasmose-Infektion während der Schwangerschaft problematisch sein kann, ist den meisten bekannt, nicht jedoch, auf welche Art Toxoplasma gondii sein Unwesen im menschlichen Körper treibt und dass der Parasit im Gehirn sogar in dem Ruf steht, unser Verhalten zu beeinflussen – im ganz und gar nicht positiven Sinne.
Doch zunächst einmal einige allgemeine Fakten zum Vorkommen von Toxoplasma gondii.
Toxoplasmose: Vorkommen und Infektion

Toxoplasmose-Infektion durch Katzen © ReflectedSerendipity under cc
Gemäß der serologischen Untersuchungen der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (Robert-Koch-Institut, 2016) sind circa 30% der Weltbevölkerung mit Toxoplasma gondii infiziert. In Bezug auf die Häufigkeit des Infektionsvorkommens in Deutschland lassen die Ergebnisse der Studie des RKI darauf schließen, dass die Prävalenz (Seroprävalenz: Vorkommen von Antikörpern im Blut nach durchgemachter Infektion) in Abhängigkeit vom Alter der untersuchten Personen steigt, von etwa 20% in der Gruppe der 18-29-Jährigen hin zu 77% in der Gruppe der 70-79-Jährigen (Wilking et al., 2016). Ein Einfluss von Kohorten-Effekten wäre denkbar, zum Beispiel aufgrund unzureichender hygienischer Maßnahmen während Zeiten des Krieges beziehungsweise in der Nachkriegszeit.
Ferner zeigen die Ergebnisse, dass die Zugehörigkeit zum männlichen Geschlecht, Katzenhaltung sowie ein BMI größer 30 (Übergewicht/Adipositas) zu den Risikofaktoren zu gehören scheinen. Vegetarier und Personen mit höherem sozioökonomischen Status scheinen demgegenüber seltener betroffen zu sein.
Insgesamt sprechen die Forscher um Wilking (2016) von einer hohen Prävalenz von Toxoplasma gondii in Deutschland und betonen, dass aus medizinischer Sicht der Fokus deutlich stärker auf diesen Parasiten im Gehirn gelegt werden müsste.
Toxoplasma gondii wirkt intrazellulär und steht in Verwandtschaft zum Malaria-Erreger. Gehirn, Lunge, Leber und andere Organe können von ihm befallen werden. Eine Infektion kann mit Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen einhergehen, bei gesunden Menschen mit funktionierendem Immunsystem verläuft die Infektion oft auch symptomfrei (RKI, 2016) – ein möglicher Grund, warum vermutlich der Parasit im Gehirn bisher nur wenig öffentliche Aufmerksamkeit bekommt. Es bleibt zu hoffen, dass die Aufnahme von Untersuchungen auf Tosxoplasma gondii-Antikörper in das Gesundheitsmonitoring des RKI die Kontrolle von zeitlichen Trends ermöglicht (RKI; 2016) und sich so die Erfolge von durchgeführten Maßnahmen bewerten lassen.
Wie infiziert sich der Mensch mit Toxoplasma gondii?
Zwei Hauptinfektionswege sind für Toxoplasmose beim Menschen verantwortlich (RKI, 2016):
- orale Aufnahme von umweltresistenten (über viele Monate lebensfähigen) Oozysten über Ausscheidungen der Katze, durch z.B. ungewaschenes Gemüse
- orale Aufnahme von sogenannten Gewebszysten, durch zystenhaltiges Fleisch bzw. Fleischprodukte infizierter Tiere, z.B. wenn Fleisch ungenügend gegart oder roh verzehrt wird (z.B. Rohwurst, Hackfleisch)
Aus diesen Hauptinfektionswegen lassen sich verhaltensmedizinische Maßnahmen ableiten.
Verhaltensmedizinische Maßnahmen gegen den Parasiten im Gehirn

Toxoplasmose-Infektion: Der Parasit im Gehirn, in der Lunge (Foto) und anderen Organen © Yale Rosen under cc
Neben der Einhaltung hygienischer Standards in landwirtschaftlichen Betrieben (Nutztierhaltung etc.) sowie auch einer ausreichenden Überwachung in der Medizin (etwa bei Organtransplantationen oder bezüglich des Übertragungsrisikos von der schwangeren Mutter auf das Neugeborene) kann auch der einzelne sein Risiko für eine Toxoplasmose-Infektion verringern (in Anlehnung an das Bundesinstitut für Risikobewertung, 2011):
- ausreichende Zubereitung von Fleischspeisen (keine rohen Wurst- und Fleischwaren wie Hackfleisch, Carpaccio, Mettwurst, Teewurst, Salami oder Rohschinken; Fleisch durchbraten)
- Obst und Gemüse gründlich abwaschen, schälen bzw. kochen
- erdhaltige Lebensmittel (z. B. Kartoffeln oder Karotten) zur Vermeidung von Kreuzkontaminationen getrennt von anderen Lebensmitteln aufbewahren
- gründliches Händewaschen (vor dem Essen, nach dem Zubereiten von rohem Fleisch und Gemüse; Reinigung von Küchenutensilien)
- kein ungefiltertes Wasser aus Seen, Bächen etc. trinken
- Katzen nicht mit rohem Fleisch füttern
- Katzentoilette täglich mit heißem Wasser reinigen (gefährdete Personen wie etwa Schwangere oder Menschen mit unzureichender Immunabwehr sollten nicht reinigen)
- Sandspielkästen bei Nichtbenutzung abdecken
- Handschuhe bei Gartenarbeit tragen; anschließend Hände waschen
- gefährdete Personen sollten keine „Freigängerkatzen“ streicheln
Nachdem im ersten Teil der Artikelserie über Vorkommen dieses Parasiten im Gehirn und das Infektionsrisiko berichtet wurde, darüber hinaus auf einige verhaltensmedizinische Maßnahmen hingewiesen wurde, legt der zweite Teil den Fokus auf die Wirkungsweise von Toxoplasma gondii in Bezug auf etwaige somatische Beschwerden sowie den aus Forschersicht vermuteten Einfluss des Erregers auf das menschliche Verhalten.