Steinskulptur zweier Hände vor blauem Himmel

Die begründete Hoffnung auf Heilung gilt es zu fördern. © Joseph Novak under cc

Die Frage, ob die Psyche den Körper heilen kann, scheint in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich zu sein, weil man, wenn man sich auch nur ein wenig für das Thema interessiert, sofort denkt: „Na klar.“ Es gibt einen stillen Konsens, dass es so ist und wir kennen zahllose Beispiele: den Durchfall vor Prüfungen, Zittern der Hände oder der Stimme, muskuläre Anspannung, weiche Knie, Schwitzen, das flaue Gefühle im Bauch, das pochende Herz – die Liste ließe sich beliebig erweitern.

All das ist bekannt, aber dann ist man ja nicht krank. Man hat vielleicht Stress, ist aufgeregt, steht vor einer wichtigen Entscheidung, aber das scheint etwas anderes zu sein. Kranksein ist irgendwie nicht gestresst sein, obwohl man weiß, dass Stress ein wichtiger Faktor bei Krankheiten ist.

Die Psyche kann den Körper krank machen

Neben der privaten Geschichten und oft aller persönlichsten Erfahrungen mit dem Thema körperlicher Stressreaktionen gibt es ein Problem, wenn wir untersuchen wollen, ob die Psyche den Körper heilen kann. Es wird meistens von der anderen Seite her geschaut, so wie wir es eben auch taten. Wie kann kann die Psyche den Körper krank machen? Hier wissen wir ganz gut bescheid und ständig kommen neue Erkenntnisse hinzu. Im Umkehrschluss bräuchte man eigentlich nur das zu unterlassen, was sich als krank machend erwiesen hat und alles wäre gut.

Im Prinzip ist da auch viel Wahres dran, allein, auch was die Pflege des eigenen Körpers angeht, ist im Grunde all das, was man selbst tun kann und lassen sollte schon 1000 Mal gesagt worden und den allermeisten bekannt. Doch aus einer ganzen Reihe von Gründen kümmern wir uns nicht so vorbildlich um unsere Gesundheit, wie wir könnten.

Und wenn sich unser Leben tatsächlich nur noch um Gesundheit, oder schlimmer, die Vermeidung von möglichen Krankheiten geht, dann ist das fast ein eigenes Problem. Wenn wir zu dem, was wir für den Körper schon nicht tun, nun auch noch zusätzliche Aufgaben aufgebürdet bekämen, es würden sich vermutlich nur die darauf stürzen, für die es gesünder wäre, sich mehr um andere und weniger um sich zu kümmern.

Die Zusammenhänge zwischen Körper und Psyche sind insgesamt ein gigantisches Feld und es ist keineswegs so, dass wir nichts darüber wüssten, nur liegt dieses Wissen zumeist unsystematisch und ungeordnet vor. Großartige Einsichten, eine erneute Studie, die einen Zusammenhang zwischen Körper und Psyche nachweist, eine zusammenfassende Sichtung von Studien, die richtigen Fragen, wie man das nutzen könnte und dann ist doch irgendwie wieder Funkstille, ein lose baumelndes Ende. Hier geht es nicht allein um statistische Auswertung, sondern um die Frage, ob es jenseits der Statistik etwas gibt und wie wir das einbeziehen können.

Ein dritter Punkt, der zu Hemmnissen und Abbrüchen Kämpfe, mitunter Grabenkämpfe ideologischer Art. Manchmal wird daraus ein Selbstläufer, weil jemand „sein Thema“ gefunden hat und daraus sozioökonomische Vorteile entstehen können oder schlicht der Drang nach Aufmerksamkeit gestillt sind. Diese ideologischen Kämpfe sind in den letzten Jahren, in der Zahl weniger geworden, dafür waren sie eine Zeit lang organisierter und aggressiver, vermutlich auch wegen der neuen Möglichkeiten, die das Internet bietet. Im Rahmen der Medizin ist die erbitterte Feindschaft einem neuen Pragmatismus gewichen.

Drei hemmende Faktoren sind also:

  • Eine Fokussierung auf die pathologischen Zusammenhänge
  • Eine mangelnde Systematik und Hierarchisierung
  • Reste ideologischer Auseinandersetzungen

Doch das ist nicht alles.