Minecraft Ausschnitt

Warum „Minecraft“ und Co. auch vorteilhaft sein können. © Steven Saus under cc

Über das Computer spielen bei Kindern beziehungsweise deren Medienkonsum im Allgemeinen und dessen mögliche Auswirkungen gibt es zahlreiche Ansichten, welche durch diverse Studien belegt werden können. Auch auf psymag.de ist bereits zum Medienkonsum bei Kindern und dem Zusammenhang zum Schlafverhalten publiziert worden. Neben dem veränderten Schlafverhalten könnten mögliche negative Auswirkungen, die man in Studien untersucht hat, sein: eine zunehmende Medienabhängigkeit sowie vermehrt depressives und aggressives Verhalten.

Zurecht zeigen sich Eltern diesbezüglich verunsichert und fragen sich, inwiefern zum Beispiel das Computer spielen bei Kindern schadhaft sein könnte, zumal der Nachwuchs im Alltag von allen Seiten mit Medien und Merchandising konfrontiert wird.
Die AMERICAN PSYCHOLOGICAL ASSOCIATION, die Vereinigung amerikanischer Psychologen, hat in einem Artikel demgegenüber einmal die andere Seite beleuchtet und anhand einer Studie von Granic et al. (2014) mögliche Vorteile vom Computer spielen bei Kindern aufgeführt.

Vorteile vom Computer spielen bei Kindern

Granic et al. (2014) haben in einer Metaanalyse Studien zusammengefasst, die sich mit den positiven Auswirkungen vom Computer spielen bei Kindern und Jugendlichen, auch dem Spielen von gewaltbezogenen Computerspielen wie Egoshootern, beschäftigen. Nachfolgend sollen stichpunktartig diese Vorteile herausgestellt werden:

Computer spielen bei Kindern fördert kognitive Fähigkeiten

In der Metaanalyse von Granic et al. (2014) lassen die untersuchten Studien darauf schließen, dass das Computer spielen Fähigkeiten wie räumliches Denken und schlussfolgerndes Denken fördert und positive Auswirkungen auf Wahrnehmung und Gedächtnis haben kann.
So scheint zum Beispiel die Fähigkeit, dreidimensional zu denken, durch das Spielen von Egoshootern im gleichen Ausmaß gefördert zu werden, wie spezielle Kurse dies tun würden, welche zur Verbesserung solcher Fertigkeiten konzipiert worden sind. Beim Spielen von anderen Computerspielen, wie zum Beispiel Puzzle oder Rollenspiele, konnten dagegen solche Verbesserungen nicht gefunden werden.

Darüber hinaus scheint das Computer spielen bei Kindern und Heranwachsenden Problemlösefähigkeiten zu verbessern, so zum Beispiel beim Spielen von Strategie-Spielen aber auch Rollenspielen.

Computer spielen bei Kindern fördert Kreativität

Unabhängig davon, ob Kinder gewaltbezogene Computerspiele spielten oder andere, fanden die Forscher um Granic et al. (2014) in den untersuchten Studien, dass das Computer spielen bei Kindern deren Kreativität fördern kann.

Computer spielen bei Kindern kann Stimmung verbessern

Roboter Labor

In einer Mediengesellschaft werden Fertigkeiten im Umgang mit Technik immer wichtiger. (All changes made to the image settings are applied to the selected photo only.) © Steve Jurvetson under cc

Vor allem leicht zu spielende Computerspiele können, so die Forscher, sich positiv auf die Stimmung der Spieler auswirken. So scheint man zum einen hinsichtlich der Entspannung davon zu profitieren, zum anderen hinsichtlich einer verminderten Ängstlichkeit. Eine Verbesserung des Wohlbefindens ist möglich.

Computer spielen bei Kindern stärkt Belastbarkeit bei Versagen

Granic et al. (2014) stellen zudem heraus, dass durch das Spielen von Computerspielen die Frustrationstoleranz in Fällen von Versagen beim Erfüllen von Aufgaben erhöht werden kann. Scheitern die Kinder öfter an der Levelschwierigkeit und gewöhnen sich an die dabei erlebte Frustration, bringen sie womöglich diese Abhärtung auch im realen Leben mit ein.

Computer spielen bei Kindern kann soziale Kontakte fördern

Obwohl vor sozialer Vereinsamung durch Medien immer wieder gewarnt wird, betont die Forschergruppe um Granic auch eine sozial förderliche Komponente durch das Spielen von Computerspielen. Mehr als siebzig Prozent der Spieler würden gemeinsam mit einem Freund spielen, so die Forscher. Auch die Online-Spiele bieten eine neue, eventuell noch fremdartig anfühlende, Form sozialer Kontakte, bei welcher man sich zum Beispiel auch absprechen und aufeinander einstellen muss, um in Multiplayer-Games bestehen zu können.

Das Computer spielen bei Kindern wird auch in der Fachwelt viel diskutiert. Während einige Psychologen Medienzeiten und eine Kontrolle der Art des Medienkonsums empfehlen, präferieren andere den Ansatz, dass die Regulation vom Computer spielen bei Kindern von diesen selbst erfolgen sollte: Solange alternative Angebote und eine gesunde Eltern-Kind-Beziehung bestünden, sei der Umgang mit den Medien kein Problem. Gefragt sind demnach Sensibilität und Selbstreflektion bei den Eltern. Der Umgang mit Medien scheint für viele vor allem auch deshalb ein Problem zu sein, da diesbezüglich noch keine festen Normen existieren. Man läuft Gefahr, das Computer spielen bei Kindern nach früheren Maßstäben zu beurteilen, trotzdem Anforderungen und Freizeitbeschäftigungen sich in einer eher medienlastigen Gesellschaft inzwischen gewandelt haben.

Quellen:

  • American Psychological Association (2016). Video game play may provide learning, health, social benefits, review finds. Verfügbar unter: http://www.apa.org/monitor/2014/02/video-game.aspx [06.03.2016].
  • Granic, I., Lobel, A. & Engels, R. C. M. E. (2014). The Benefits of Playing Video Games. American Psychologist, 69(1), 66–78.