Konzentration

Ein häufiges Problem bei unerträglicher Angst ist das gefühlte Bombardement der Reize und Eindrücke. Irgendwie ist alles zu viel: Stimmen, Gewusel, Gerüche, man ist extrem dünnhäutig und reizbar und möchte eigentlich nur weg. Wenn man lernt sich wieder auf einzelne Eindrücke zu konzentrieren und die anderen zurückzuweisen, ist das ein großer Gewinn. Auch hier ist entspanntes aber diszipliniertes Üben der Weg. Was fühle ich ich jetzt genau und wo? Wie fühlt sich das Sitzen an, wie die Luft auf der Haut, kann ich meinen Arm spüren? Was höre ich in diesem Moment und was, wenn ich immer intensiver lausche? Wonach riecht es hier? Und so weiter.

Nein-Sagen

Zu einem Ich gehört, dass es Grenzen hat und zu diesen gehört, dass man sich ihrer bewusst ist und sie schützt. Das heißt sich abzugrenzen und auch mal Nein zu sagen, etwas, was viele Menschen mit Angst nicht gut können, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Aber man muss nicht alles mögen, nicht alles mitmachen und nicht ständig für alle da sein. Soagr in der Partnerschaft gilt es Grenzen zu wahren, was schwer ist, wenn man sich angstbedingt in einer schwachen und abhängigen Position wähnt, aber es ist es ist ein wichtiger Schritt zur Stabilisierung des Ich, der irgendwann mal gegangen werden sollte.

Meditation

Zwar kann es geraten sein spirituelle Techniken und Grübeleien eine gewisse Zeit einzustellen, aber es gibt auch sehr erdende spirituelle Techniken. Kurze Meditationen des Typs der Achtsamkeits- oder Zen-Mediation sind solche Techniken, aber auch aktive oder geführte Imaginationen von eigenen Phantasie-Orten der Ruhe und des Glücks. Was man in der Meditation ebenfalls lernen kann, ist, neben der Konzentration, die Dinge im wahrsten Sinne auszusitzen. Man lernt nicht zu reagieren, abzuwarten und einfach weiterzuatmen und wenn man dies sehr intensiv betreibt kann das sogar dazu führen, dass man seine Ängste verliert, vergleiche auch: Heilige und Psychopathen

Den eigenen Weg finden

Da Ängste das Selbstvertrauen untergraben ist es wichtig, dass man seinen eigenen Weg findet. Das kann mit therapeutischer Hilfe geschehen und ein guter Therapeut wird stets respektieren, dass der Klient seinen Weg finden muss. Doch den eigenen Weg zu gehen, heißt auch für das eigene Leben Verantwortung zu übernehmen, ein wichtiger Aspekt im Leben und besonders wichtig wenn man unter unerträglicher Angst leidet. Es gibt so gut immer einen Weg, den man gehen kann, wenn man sich traut, zu sich zu stehen, was für Menschen mit Angst oft schwerer ist, als es klingt.

Manchmal kann es auch ein Umweg oder eine ganze Kette von Umwegen und Zufällen sein. Wer eine große Angst aus irgendwelchen Gründen aktuell nicht konfrontieren kann, der kann auf anderen Ebenen weiter kommen und Erfolge einfahren, Dinge tun, auf die man stolz sein kann, Themen und Menschen finden, die einem wichtig sind. Das stabilisiert und es kann sein, das eine ehemals unünberwindlich scheinende Hürde später dann sogar mit Leichtigkeit genommen wird.

Kreativität

Wer es schafft sich nahezu ausweglose Angstszenarien zu bauen, der ist ein kreativer Mensch und kann demzufolge auf seine Kreativität bauen. Mann kann sie nutzen, um sich das Leben schwer zu machen, aber eben auch dazu, eigene Lösungen zu finden, solche, die haargenau zu einem passen. „Ich weiß, dass ich mir eigentlich keine Sorgen machen sollte, weil die Sorgen den Stress und die Angst nur vergrößern, aber nicht mal dazu bin ich in der Lage und das macht mir noch mehr Angst.“ Von der Lösung ist man wie durch eine Wand getrennt, aber es ist eine, die aus Pergamentpapier ist. Sie ist zum Greifen nah.

Humor und eine ironische Distanz

Angst und Stress sind jedoch selbst hemmend für die Kreativität. Es ist gewiss nicht leicht auf unerträgliche Angst mit Humor zu reagieren, aber es geht auch nicht darum schallend zu lachen – wobei auch das befreien kann – sondern die Kurve zu einer ironisch-distanzierten Betrachtung des ganzen Geschehens zu kriegen. Sich mit seiner Angst systematisch schachmatt zu setzten und auf jeden Versuch der Beruhigung eine noch bessere Antwort zu finden, die diesen Versuch sabotiert ist auf der einen Seite selbstzerstörerisch, doch auf der anderen auch ein kreativer Akt, der in seiner Intelligenz beeindruckend ist. Geht man dem halbwegs wertfrei nach kommt man an einen interessanten Punkt: Menschen mit unerträglicher Angst können sich selbst nicht vertrauen, darum haben sie Angst. Gleichzeitig sind sie aber oft nicht bereit anderen Menschen zu vertrauen und überbringen diesen die offene oder verdeckte Botschaft, dass sie selbst sehr genau wissen, was gut und richtig ist, oft viel besser, als alle anderen. Wie passt das eigentlich zusammen? Zumindest ist die Doppelbotschaft nicht so wahnsinnig überzeugend, so dass man, an diesem Punkt angekommen, überlegen kann, ob man nicht doch ein klitzekleines Fenster des Vertrauens öffnen könnte und möchte. Sich destruktiv für die eigene „Unfähigkeit“ zu verdammen bringt an dieser Stelle nichts, ist aber ein beliebtes Muster, was den eigenen Selbstwert weiter untergräbt.

Die erzwungene Ruhe nutzen

Es bringt nicht viel darüber zu lamentieren, was jetzt alles nicht mehr geht, man aber gerne machen würde, besser ist es das zu machen, was noch möglich ist. Vielleicht erfordert die Angst sogar einen radikal anderen Lebensstil, da alles was früher ging nun entweder gar nicht mehr geht oder zumindest seine Leichtigkeit und Unbeschwertheit verloren hat. Aber es kann einem niemand verbieten Spaß an den neuen Möglichkeiten zu finden, die sich da auftun. Vielleicht sind die langen Nächte in Clubs und auf Tanzflächen nicht mehr drin, vielleicht fallen ausgedehnte Urlaube eine Zeit lang flach, aber gerade in der vermeintlichen Reduktion eröffnen sich eigene Welten. Es ist anfangs sicher oft zu viel verlangt, der Erkrankung dankbar zu sein, oder sogar einen Sinn in ihr zu sehen, zumal gerade Angst und Panik im Ausmaß des Leides, was sie verursachen kaum überschätzt werden können. Doch nach Jahren kann auch eine erzwungene Wende im Leben durchaus ambivalent und in einigen Fällen sogar positiv gesehen werden.