Verborgene Macht ist jene, die zwar nicht bewusst geheimgehalten wird, die aber als machtrelevantes Thema irgendwie übersehen, unterschätzt oder vernachlässigst worden ist. Sie kann mitunter großes Machtpotential besitzen.

Die verborgene Macht der Jugend

Altes Foto einer Großfamilie

Auch in der westlichen Wertewelt, waren viele Kinder lange Zeit normal. © Robert Huffstutter under cc

Wer die Jugend hat, hat die Macht? So einfach ist es auch hier nicht. Aber wer die Kräfte der Jugend lenken kann, der hat einen nicht zu unterschätzenden Vorteil in bestimmten Bereichen. Doch der kann sehr schnell kippen und zum Nachteil werden. Diese verborgene Macht wollen wir näher betrachten.

Das Jugendalter wird meist zwischen 15 und 30 Jahren angesiedelt. Etwa hier liegt der Zeitraum, in dem Jugendliche hormonell bedingt aktiv und zu Idealisten werden, ein Feuer, das bei den meisten wieder verlischt, wenn man vernünftig wird, Verantwortung übernimmt und vielleicht eine eigene Familie gründet. Manche beginnen für ihren Beruf zu brennen, andere begeistern sich für ein Leben abseits der beruflichen Norm.

Doch auch in den Ländern, in denen der Arbeitsmarkt wenig Perspektiven hergibt, wollen Jugendliche etwas erleben und vor allem sich selbst erproben. Viele dieser Länder oder Kulturen sind paternalistischer Art, das heißt, dass der erste Sohn oft als Stammhalter der Familie seine definierte Rolle hat, doch für die nachfolgenden Generationen sieht es mau aus. Relevant wird das vor allem für die zweiten und ihnen nachfolgenden Söhne, also statistisch für Familien mit vier Kindern oder mehr.

Was heute nahezu exotisch klingt, war früher auch in Europa normal, nämlich sechs bis acht Kinder oder noch mehr zu zu haben. Traditionell schickte man eine Zeit lang den einen Sohn zum Militär, den anderen zur Kirche. Somit waren weitere Rollen für die zweiten und dritten Söhne gefunden, doch in vielen Ländern existieren diese Angebote nicht. Obendrein sind es oft Länder in denen Kinderreichtum als ein Segen gilt. So kommt es zu dem, was der deutsche Soziologe Gunnar Heinsohn Youth Bulge nennt, eine Ausbuchtung in der demographischen Entwicklung, wenn die Zahl der 15 – 30-Jährigen bei mehr als 30 Prozentanteil an der Gesamtbevölkerung liegt. Eine brisante Entwicklung, da sie mit häufigen Unruhen korreliert. (Vergleiche auch unser Demographie und Extremismus Beitrag.)

Es ist anzunehmen, dass die vor einigen Jahren so erwartungsfroh gestartete Arabellion weniger eine Facebook-Revolution war, als vielmehr dem Youth Bulge geschuldet. Die Jugend ist zwar schnell dabei zu protestieren und zu Rebellionen bereit, doch eine der entscheidenden Fragen ist, was danach passiert. Gelingt es neue Strukturen zu etablieren, oder setzen sich die alten und in Fragen der Machtverwaltung geübten erneut durch?

Doch was ist, wenn etablierte Machthaber und Strategen die Macht der Jugend bewusst nutzen? Sind keine adäquaten Rollen für die jungen Wilden vorhanden, ist es hilfreich, wenn man ihnen erzählt, wer eigentlich schuld daran ist, so kann man die Aggression und natürlichen Entfaltungswünsche kanalisieren und machtpolitisch nutzen. Nun klingt das erst einmal nicht überzeugend, weil wir im Zeitalter von High Tech Waffen leben, welchen Wert sollen da ein paar wütende Jugendliche haben? Doch beim genauerem Hinsehen wird manches klarer.

Es gibt Regionen in der Welt in denen Mütter 10 oder 15 Kinder bekommen und dem stehen die einzigen Söhne oder einzigen Kinder der (gespaltenen) westlichen Wertehemisphäre gegenüber. All das Jahr um Jahr, eine Zahl die schnell sehr groß wird. Nun ist das noch immer kein Argument gegen die Überlegenheit von High Tech Waffen. Doch die Asymmetrie der Feuerkraft wird aufgewogen durch territoriale Kenntnisse heimischer Krieger, durch ihre Fähigkeit sich unters Volk zu mischen, vor allem aber durch die Öffentlichkeit. Die Suggestion, dass Kriege heute „sauber“ oder „chirurgisch“ sein könnten, sprachen wir im letzten Beitrag an. Dass Krieg überhaupt jemand „sauber“ sein kann, ist zwar höchst fragwürdig, aber die Zeiten haben sich gewandelt und für jede fehlgeleitete Rakete muss man sich heute rechtfertigen. Selbst wenn Städte bombardiert werden, soll das ohne zivile Opfer geschehen. Kein Land der Welt, kann es sich heute noch erlauben stolz zu verkünden, möglichst viele Feinde niedergemetzelt zu haben, was den Vorteil an Feuerkraft schnell dahin schmelzen lässt. Der Krieg und das Machtgerangel finden heute nicht mehr nur an der Front statt, sondern im Internet, in den Nachrichten und durch Kurzvideos der überall vorhandenen Smartphones, ist die Online-Gemeinde in kürzester Zeit Augenzeuge. Die Macht der Internetpropaganda und Informationen machen sich inzwischen alle zunutze und das lässt das könnte militärischer Szenarien nicht in eine realistische Option übergehen, wenn man halbwegs zu den „Guten“ gehören möchte.

Verstößt man notorisch gegen die Werte, die man eigentlich verteidigen möchte, ist das alles andere als glaubwürdig und es ist naiv zu glauben, dass man dieses Spiel folgenlos vorantreiben kann. Die Demokratie höhlt man auf diese Weise aus, Symptome führen wir weiter unten im Beitrag auf.