Da pathologisches Horten oftmals mit anderen Erkrankungen einhergehen kann, wird aus klinischer Sicht eine Ausschlussdiagnostik vorgenommen (Pritz et al., 2009), um das zugrunde liegende individuelle Gefüge zu erkennen und einer Heilung bei Messies näherzukommen. Häufig kann diese Diagnostik bereits einen Aufschluss über die individuellen Ursachen, die mit dem „Messie-Syndrom“ in Zusammenhang stehen, geben.

Diagnostik: Erster Schritt zur Heilung bei Messies

Weiße Rose

Für eine Heilung bei Messies ist es wichtig, sich zu öffnen. © T.Kiya under cc

Um als ersten Schritt zur Heilung bei Messies die Hemmschwelle, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen, zu senken und eine Vorstellung davon zu ermöglichen, was aus therapeutischer Sicht auf Betroffene zukommt, wird nachfolgend exemplarisch angerissen, was bei der Diagnostik des „Messie-Syndroms“ berücksichtigt wird.

Diagnostisches Interview und DSM-5

Ein diagnostisches Instrument, welches im klinischen Gespräch herangezogen werden kann, ist das „Hoarding Rating Scale-Interview“ (Tolin et al., 2010). Hierbei handelt es sich um ein circa zehnminütiges, halbstrukturiertes Interview, welches Charakteristiken des zwanghaften Hortens abfragt. Dazu gehören unter anderem die Unfähigkeit, Dinge wegwerfen zu können, das exzessive Sammeln von Objekten sowie ein subjektiv empfundenes Leid in Bezug auf das Hortungsverhalten.

Die in Zusammenhang mit dem HRS-I vorgestellten Punkte entsprechen einigen diagnostischen Kriterien für „Hoarding Disorder“ im DSM-5, einem Klassifikationssystem für psychiatrische Erkrankungen (American Psychiatric Association, 2013, in Deutschland ist allerdings das ICD-10 zur Klassifikation von Krankheiten maßgebend). Darüber hinaus wird im DSM-5 berücksichtigt und in diesem Zusammenhang auch geprüft, ob dem Horten eine körperliche (z.B. zerebrovaskuläre Erkrankungen) beziehungsweise psychiatrische Ursache (z.B. Angst- und Zwangserkrankungen) zugrunde liegt.

Nach der Diagnostik erfolgt im zweiten Schritt die Auswahl einer geeigneten Therapie, um einer Heilung bei Messies näherzukommen.

Zweiter Schritt: Angehen einer Therapie

Emotionen in Wörtern

Heilung bei Messies: Therapie zum Ergründen von Gefühlen © GollyGforce – Living My Worst Nightmare under cc

Schön et al. (2013) merken an, dass die Therapiebereitschaft und demzufolge auch der Erfolg therapeutischer Maßnahmen bei Patienten mit zwanghaftem Horten ungünstiger ausfallen kann als bei anderen Zwangserkrankungen. Eine Möglichkeit, therapeutisch vorzugehen, wäre die Wahl einer kognitiven Verhaltenstherapie mit regelmäßigen häuslichen Expositionen (Schön et al., 2013). Bei einer kognitiven Verhaltenstherapie wird sowohl bei den Einstellungen der Betroffenen therapeutisch angesetzt als auch beim Verhalten, um eine Heilung bei Messies zu erreichen. Darüber hinaus wären auch Selbsthilfegruppen sowie expertengestützte Angehörigengruppen (zur Einbeziehung der Angehörigen in die Problematik der Betroffenen) denkbar (Pritz et al., 2009).

Egal für welche Art von Therapie man sich entscheidet, wichtig erscheint vor allem, dass die Betroffenen motiviert sind, etwas an ihrer Situation zu ändern, Geduld mit sich haben und Frustrationen bei eventuellen Rückfällen aushalten können. Gemeinsam mit dem Therapeuten lassen sich realistische Ziele formulieren, die in Bezug auf eine Heilung bei Messies angestrebt werden.

Grundsätzlich gilt für eine Heilung bei Messies: Sobald bei den Betroffenen Leidensdruck besteht, für sie selbst aber auch für das Umfeld, sollte darüber nachgedacht werden, professionelle therapeutische Hilfe in Angriff zu nehmen.

Quellen:

  • American Psychiatric Association (2013). Diagnostic and statistical manual of mental disorders (5th ed.). Washington, D.C.: APA.
  • Pritz, A., Vykoukal, E., Reboly, K. & Agdari-Moghadam, N. (Hrsg.). (2009). Das Messie-Syndrom. Heidelberg: Springer Verlag.
  • Schön, D., Wahl-Kordon, A. & Zurowski, B. (2013). Pathologisches Horten und Sammeln als Erkrankung des Zwangsspektrums. PSYCH up2date 2013, 7(01), 21-32. Stuttgart: Georg Thieme Verlag.
  • Tolin, D.F., Frost, R.O. & Steketeed, G. (2010). A brief interview for assessing compulsive hoarding: The Hoarding Rating Scale-Interview. Psychiatry Research, 178(1), 147–152.