Jesper Juul gilt als einer der führenden Erziehungsexperten in Europa. In seiner Streitschrift „Wem gehören unsere Kinder? Dem Staat den Eltern oder sich selbst?“ wirft er Fragen zur staatlich geförderten Früh- und Fremdbetreuung auf und zur Qualität dieser Einrichtungen.
Der dänische Familientherapeut stellt zur Diskussion, inwiefern diese institutionalisierte Betreuung staatlichen Interessen unterliegt. Kinder (genauso wie Alte und Kranke) werden in „Reservaten“ abgeparkt, damit Eltern frühzeitig wieder arbeiten können. – Doch wird die Qualität dieser Einrichtungen der Liebe und Akzeptanz in einem (normalen) elterlichen Heim gerecht?
Warum beachtet zum Beispiel niemand die natürlichen Trennungsängste der Kinder von ihren Eltern, wenn es um die forcierte, frühzeitige Abnabelung geht? Erkenntnisse aus der wissenschaftlichen Forschung bleiben diesbezüglich unberücksichtigt.
Warum zum Beispiel gelten vor allem Jungen als Problemkinder in Schule und Kindergarten? Weil, so Jesper Juul, überwiegend weibliches Personal in den Institutionen Jungen an weiblichen Maßstäben misst und deren Wildheit mit Diagnosen stigmatisiert, anstatt die Angemessenheit einer dem Aktivitätslevel von Jungen entsprechenden Betreuung zu befürworten.
Jesper Juul kritisiert den Wahnsinn aus Leistungserbringung und normativem Anpassungsdruck der Eltern, den sie auf ihre Kinder übertragen, welche möglichst früh, möglichst selbstbewusst Leistungen normgerecht erbringen und sich dabei möglichst unauffällig in die bestehende Gesellschaft einpassen sollen.
Bei der Diskussion um Früh- und Fremdbetreuung, vergisst man vor allem – die Kinder. Und diese wollen nur eins: Eine geschützte, liebevolle Atmosphäre, in welcher sie spielerisch und ohne Druck Erfahrungen des Lebens machen können.
Sprache: deutsch
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