Gesicht einer Frau in Brauntönen

Was bringt das Sterben? © Bill Strain under cc

Die Reinkarnationstherapie ist ein imaginatives Therapieverfahren und arbeitet mit inneren Bildern des Klienten, die in leichter meditativer Entspannung spontan auftauchen, mal symbolisch und mal konkret sind. Sie wird auch manchmal Rückführung, Schatten- oder Regressionstherapie genannt und unterscheidet sich in einigen Punkten von anderen imaginativen Verfahren, wie der Katathym-Imaginativen Psychotherapie (KIP), indem sie die Begegnungen, die andere imaginative Verfahren tendenziell meiden, geradezu provoziert.

Der andere Unterschied ist der weltanschauliche Überbau der Reinkarnationstherapie, die mit der Möglichkeit der Reinkarnation und der Erlebbarkeit früherer oder anderer Leben arbeitet. Ziel der Therapie ist, anhand symbolischer, „früherer“ Muster die Konflikte im Hier und Jetzt zu erkennen und dieses Muster auf die gegenwärtige Lebenssituation zu übertragen. Eine aufdeckende Therapieform.

Damit die Bilder oder Phantasien auftauchen verwendet man ein leichte Tranceinduktion, bei der der Patient aber jederzeit bei Bewusstsein ist.

Therapeutischer Nutzen und Wahrheit

Bei der Reinkarnationstherapie kann man zwei Fragen stellen, zum einen die Frage nach der Wirksamkeit, zum anderen die nach der Wahrheit, da der Glaube an Reinkarnation in unserem Kulturkreis nicht verbreitet ist.

Die Reinkarnationstherapie ist eine imaginative Therapie
, wie die KIP und von der Kraft der inneren Bilder wusste schon C.G. Jung, doch Bildertherapien fristeten lange ein Schattendasein, was sich in letzter Zeit, da viele Therapieformen zusammenwachsen, ändert. Wirksam sind sie auf jeden Fall.

Ob nun die Erlebnisse, die man als früheren Leben erfährt real sind, ist eine Frage, die streng genommen die Therapie nicht berührt, ebenso wie die Frage, ob der Vater wirklich so war, wie man ihn erlebte. Wichtig ist wie man seine Welt erlebt.

Doch wozu dann der weltanschauliche Überbau? Hier berühren wir unsere Todesthematik.

Der Tod in der Reinkarnationstherapie

Für Deutschland hat das historische Gründe. 1968 machte Thorwald Dethlefsen Experimente mit Altersregressionen, in denen er Menschen (damals noch) hypnotisierte und so in deren Lebensalter zurück ging um bestimmte frühkindliche Konflikte zu finden. Eines Tages ging er mit einem Probanden immer weiter in der Zeit zurück und stieß plötzlich auf etwas, was ein ganz andere Leben zu sein schien. Dethlefsen experimentierte fortan weiter und bemerkte, dass die Ereignisse dieser anderen Leben einen auffälligen Bezug zu gegenwärtigen Problematiken des Patienten hatten, also Anfälle von Atemnot förderten Bilder zutage, in denen jemand im Rauch erstickt ist und dergleichen und hielt die Idee der Reinkarnation für plausibel.

Daraus ergibt sich die nächste Frage, ob man an Reinkarnation glauben muss, um eine Reinkarnationstherapie machen zu können. Man muss es nicht, die Abneigungen sich auf das Spiel mit den Bildern einzulassen sollten nicht zu groß sein, doch am Ende des Tages sind es immer meine Bilder, die da immer wieder auftauchen und darum geht es.

Wichtig zu erwähnten, dass es sich dabei ausdrücklich nicht um eine Ursachensuche in früheren Leben handelt, sondern um spezifische Techniken um unbewussten Themen in der Gegenwart auf die Spur zu kommen.

Da das Erleben anderer Leben, mit denen man identifiziert ist, regelmäßig auch mit dem Tod endet, ist dieser ein Dauerthema der Reinkarnationstherapie. Gerade die traumatischen und verdrängten Bereiche wie Geburt, Sexualität, Täter/Opfer und Tod werden hier beleuchtet.

Und das hilft gegen Todesangst?

Es kann in doppelter Weise helfen. Zum einen taucht, wie erwähnt, das oft verdrängte Thema Tod hier immer wieder auf und wird so konfrontiert. Zum anderem sind bildhafte Erfahrungen nicht die etwas schlechtere Therapie, sondern ungeheuer kraftvoll, was man umgekehrt merkt, wenn Menschen Ängste oder Befürchtungen haben, die ja oft „auch nur“ Phantasie sind. Was zählt ist die eigene Wahrheit, die Überzeugung, die ein Patient hat. Menschen mit Nahtoderfahrungen sind auch nicht gestorben, aber dennoch haben sie oft die Todesangst verloren. Die Reinkarnationstherapie kann Menschen in diese Nähe führen, umso mehr, da sie oft mit dem verbundenen Atmen verknüpft wird, einer emotional intensiven Technik.

Schlussbetrachtung

Todesangst kann man heilen oder lindern. Man kann schauen, welche Ängste der Einzelne mit dem Tod verbindet und diese ansprechen. Je höher der Grad an emotionaler Verwicklung in den Therapieprozess, umso größer die Möglichkeit zu helfen. Neben den therapeutischen Möglichkeiten gibt es eine Reihe kultureller Techniken und es gilt das zum Individuum Passende zu finden.

So unterschiedlich diese Ansätze sein mögen, ein Element ist allen gemeinsam: Man muss im Moment ankommen und das kann man tatsächlich lernen.