Totenköpfe

Die Todesangst berührt uns fast alle © Joshua Veitch-Michaelis under cc

Nachdem wir uns mit der Angst vor dem Sterben und dem, was man an Nichttherapeutischem tun kann, beschäftigt haben, wollen wir uns nun der Frage zuwenden, welche therapeutischen Methoden es gibt, um die Todesangst zu lindern oder zu heilen. Neben den klassischen Therapiemethoden wollen wir dabei vor allem auch einen Blick auf Therapieverfahren richten, die weniger bekannt sind.

Zunächst ist zu sagen, dass Todesangst nicht nur schlecht ist. Sie verhindert, dass wir uns in allzu große Gefahr bringen. Doch akute Todesangst in einer Gefahrensituation wird gewöhnlich als unproblematisch angesehen, denn sie gehört zu solchen Erfahrungen einfach dazu. Man kann sie begreifen, auch wenn das Ereignis selbst belastend oder traumatisierend sein mag.

Hinderlicher und auf den ersten Blick weniger einsichtig ist, wenn nagende Todesangst auf einmal mitten im Leben auftritt, noch dazu scheinbar grundlos, weil das Leben eigentlich einigermaßen läuft.

Diese Angst kann zwei Formen annehmen, einmal die akute Todesangst, wie sie bei einer ausgewachsenen Panikattacke auftritt. Hier haben die Betroffenen wirklich das Gefühl, dass aus heiterem Himmel der Tod unmittelbar bevorsteht, oft ohne einen konkreten Auslöser zu kennen. Eine enorm belastende und traumatisierende Erfahrung, die nicht selten ein Türchen öffnet: Auf einmal ist man sterblich. Auch wenn man das vorher schon wusste (wer weiß das nicht?), doch die unmittelbare Erfahrung, die Konfrontation mit der Todesangst, die in der Panikattacke mit heftigen körperlichen Reaktionen verbunden ist, hat eine ganz andere Qualität, es ist die Wucht dieser direkten Erfahrung, die schwer zu verarbeiten ist.

Die andere Form ist eine tiefsitzende existentielle Todesangst. Es gibt mehrere Ausprägungen existentieller Krisen, eine davon ist das Gefühl einer nagenden Sinnlosigkeit des Lebens, weil der Tod am Ende doch alles kassiert: Egal was man tut, der Totenschädel grinst um die Ecke.

Bei Todesangst: Akzeptanz der Todes

Der erste und vielleicht schon wichtigste Schritt ist die Akzeptanz des Todes. Doch genau das ist es, was wir im Grunde nicht hören wollen: dass wir sterben müssen. Wir wollen beruhigt werden und hören, dass es doch noch längst nicht so weit ist, schließlich ist man jung und gesund, ernährt sich gut, geht zur regelmäßigen Vorsorgeuntersuchung, macht Sport. Vielen Menschen hilft das auch, um ihre Ängste zu kontrollieren.

Doch Menschen mit Todesangst kann man damit nicht mehr beruhigen und wie so oft ist eine der besten therapeutischen Methoden, die Sache frontal anzugehen. Ja, wir sterben alle früher oder später: Und?

Es ist ein Gefühl nagender Ohnmacht, was sich dann oft breit macht. Manchmal ist die Todesangst nur eine Stellvertreterin für andere Ohnmachtsgefühle. Die gilt es dann zu finden. Doch genauso gut können Ohnmachtsgefühle auf den Tod verweisen, beides gehört zusammen, auch wenn man es getrennt angehen kann.

Therapie kann bei Panikattacken helfen, zum einen die körperlichen Reaktionen zu verstehen und entsprechend gegenzusteuern. Entspannungsverfahren, Gedankenstopp, Achtsamkeitsübungen und Konfrontation gehören zum Arsenal der Verhaltenstherapie, vor allem gegen akute Todesangst und Panikattacken, manchmal kombiniert mit Medikamenten. Außerdem lernt man so, ein Stück weit Einfluss und Kontrolle über die Symptome zu gewinnen.

Tiefsitzende Todesängste werden so tendenziell nicht erreicht, doch hat man zwei Strategien. Die erste ist, man versucht sich abzulenken und nicht drüber nachzudenken. Da das der Normalfall ist und wir gerade Situationen betrachten, in denen die Normalität als Beruhigung nicht greift, muss man die Normalität entweder festigen oder der Geschichte mit dem Tod auf den Grund gehen.

Die Sinnfrage

Das Problem, das viele Menschen mit Todesangst haben, ist, dass sie sich die Frage nach dem Sinn des Lebens nun einmal gestellt haben. Ihnen einfach zu sagen, sie sollten das Ganze vergessen und sich nicht weiter drum kümmern, wird von Sinnsuchern oftmals (nicht nicht ganz zu unrecht) als beleidigend unterkomplex empfunden. Ihnen geht es ja gerade um diese Fragen. Sie haben oftmals mehr gesehen und ab und zu tiefer nachgedacht als andere. Auch das gilt es zu respektieren, anstatt es zusätzlich noch zu pathologisieren.

Doch das mit Respekt im Hinterkopf behaltend, muss man dennoch sagen, dass Sinnsuche und tiefschürfendes Nachdenken auch eine Flucht vor dem Alltag sein kann. Wenn das der Fall ist – und das merkt man daran, mit wieviel projiziertem Groll man den Alltag entwertet -, ist eine bessere Verankerung in der Normalität das therapeutische Mittel der Wahl.