Teddybär auf rotem Stoff

Der einzige Zeuge… © Erich Ferdinand under cc

Geächtete oder verbotene Sexualpraktiken sind vor allem solche, die tote, dehumanisierte und nichthumane Objekte als Sexualpartner wählen oder Sex mit nahen Verwandten oder eigenen und fremden Kindern beinhalten.

Nekrophilie und Zoophilie

In der Nekrophilie ist das Element des Todes und damit ein aggressives Element offensichtlich, auch wenn man das Sexualobjekt nicht selbst getötet hat. Im Grunde ein entstelltes Element der normalen Sexualität, die Hingabe braucht, doch bei einer Leiche fallen deren sexuelle Wünsche, Ansprüche und Kritik natürlich aus. Das könnte ein Motiv sein. Diese Sexualpraxis, die die Totenruhe stört, löst in der Regel Abscheu aus und das zu allen Zeiten.

Sex mit Tieren ist bei uns und heute geächtet und dann verboten, wenn sie dem Tier Schaden zufügt, gemäß § 17 des Tierschutzgesetzes. Doch in anderen Teilen der Erde, und früher auch bei uns, gehört(e) die Zoophilie zur Sexualität, unausgesprochen, dazu.
Nicht nur die rohen Hirtenburschen nutzten diese leicht verfügbare Sexualpraktik, auch die feinen Damen hatten ihren Schoßhund, der derber auch „Punzenlecker“ genannt wird.

Inzest und Pädophilie

Geächtete oder verbotene Sexualpraktiken sind der verwandtschaftlich nahe Inzest und besonders die Pädophilie oder die praktizierte Form der Pädosexualität. „Kinderficker“ stehen in unserer Gesellschaft moralisch ganz unten, sogar noch im Gefängnis.

Bei der Pädophilie spielt die schwere Asymmetrie der potentiellen Partner eine entscheidende Rolle, da die bevorzugten Sexualpartner, Kinder, nicht frei entscheiden können was sie wollen, sowie physisch und emotional ausgeliefert sind, weil sexuelle Übergriffe in erster Linie durch Verwandte und/oder Vertrauenspersonen stattfinden, die nicht immer pädophil sind. Doch in allen Fällen, besonders bei wiederholten Übergriffen, kommt es zu einer schweren Verunsicherung und Störung in der Psyche des Kindes, zumal diese oft mit versteckten oder offenen Drohungen begleitet sind.

Die Beeinträchtigung oder Zerstörung des Wertesystems klingt etwas technisch und verharmlosend, doch man muss wissen, dass über ein stabiles Wertesystem und Vertrauen zu verfügen grundlegende Aspekte einer gesunden Psyche verkörpern. Werden diese zerstört, kommt es zu massiven Problemen aus dem Bereich posttraumatischer Belastungsstörungen oder der schweren Persönlichkeitsstörungen. Hier ist die Borderline-Störung die häufigst auftretende Krankheit nach chronischem sexuellen Missbrauch. Dass eine immer anwesende Hochspannung, die sich, als sogenannte „frei flottierende“ Angst, bis in unerträgliche Panikattacken steigert, die Borderline-Störung begleitet und noch Jahre später entsetzliches Leid beim Opfer auslöst, sollte man wissen.

Beim Inzest spielen kulturelle Faktoren eine starke Rolle, man findet diese Praktiken „pervers“ und begründet das meist biologisch mit der merkmalverstärkenden Inzucht. Dennoch ist der Inzest ein gesellschaftliches Tabu, auch wenn es bei manchen Arten im Tierreich eine natürliche Vermeidung von Inzucht gibt. Das bekannteste literarische Motiv ist der Mythos des Ödipus, der dem bekannten Ödipuskomplex seinen Namen gab.

Allgemeine Betrachtungen

Zur Sexualität zu zweit gehört immer die Grenzüberschreitung und damit ist sie immer auch ein aggressiver Akt. Der Lohn des aggressiven Wagnisses und der Hingabe ist ein Gefühl der grenzüberschreitenden Gemeinsamkeit, die im Orgasmus ihren wortwörtlichen Höhepunkt findet. Das Gefühl des kurzfristigen Verschmelzens, der Einheit, einem kurzen, aber intensiven Glück, gefolgt von einer länger andauernden wohligen Entspannung.

Das Wagnis die Grenzen zu überschreiten, das Wagnis sich dem anderen auszuliefern, zum Spielball in seiner Hand zu werden, die Kontrolle aufzugeben und die Angst davor zu überwinden, führt dazu, dass, wenn das Vertrauen nicht enttäuscht wird und man spielerisch die Grenzen erkundet und respektiert, das gegenseitige Vertrauen immer größer und die liebevolle und umsorgende Verbindung nicht trotz, sondern durch Sex immer tiefer wird.

Die besten Orgasmen haben eine große Nähe zur Spiritualität und zu Drogenerfahrungen, bei denen es auch um Einheitserfahrungen geht. Der Drang zu verschmelzen und dem anderen ganz nahe zu sein, in ihn hinein zu krabbeln, ihn mit Haut und Haare vernaschen zu wollen, ist hinter dem liebevollen Knabbern, dem aggressiveren Beißen und der extremen Zerrform des Kannibalismus aus sexuellem Motiv zu spüren.

Liebe und Aggression überwinden Grenzen und vereinnahmen. Der Tod wird als Gleichmacher bezeichnet. Wer alles kurz und klein schlägt, macht alles unterscheidungslos. Liebe umschließt, lässt Unterschiede jedoch bestehen. Wenn Liebe die Aggression umarmt, scheinen wir in der Sexualität und im Leben auf einem gutem Weg zu sein, wo die Aggression über Liebe dominiert, rutschen wir in gefährliche Spielarten, sowie in geächtete oder verbotene Sexualpraktiken ab.

Bei allen Kontroversen scheint mir das noch immer der beste Kompass zu sein.