Etwas gegen Einsamkeit tun, heißt, nicht allein zu Hause sitzen

Etwas gegen Einsamkeit tun, heißt, nicht allein zu Hause zu sitzen © Martin Fisch under cc

Im vorangegangenen dritten Teil dieser Serie zum Thema, was man gegen Einsamkeit tun kann, zeigte sich, dass nicht nur Ältere sondern Personen aller Alters- und Lebenssituationen durch körperliche Aktivitäten und soziales Miteinander Einsamkeit überwinden können. Doch manchmal, so scheint es, reichen die Möglichkeiten allein nicht aus. Oft ist es auch die Persönlichkeit, die den Kampf gegen das Alleinsein erschwert.

Die persönliche Komponente, um Einsamkeit zu überwinden

Die Befähigung für ein vernünftiges respektvolles Miteinander einmal vorausgesetzt, scheint das Überwinden von Einsamkeit für viele Menschen trotz allem eine Hürde zu sein. Eine Metaanalyse der Universität Chicago (Masi et al., 2011) zeigt, dass man durch Arbeit an sich selbst auch etwas gegen seine Einsamkeit tun kann.
Anhand einer qualitativen Zusammenfassung der Daten mehrerer Studien ergab sich, dass Interventionsansätze zur Verbesserung der sozialen Fähigkeiten, zur Veränderung fehlangepasster sozialer Kognitionen und zur Erhöhung des Selbstbewusstseins Einsamkeit vermindern können.

Nachfolgend seien einige dieser persönlichen Komponenten als mögliche Wege aus dem Alleinsein aufgeführt.

Einsamkeit nicht beachten = etwas gegen Einsamkeit tun

Gerade im Hinblick auf die Knüpfung sozialer Kontakte kann es verunsichern, wenn man als Motiv dafür die Einsamkeit in den Vordergrund stellt. Womöglich empfindet man sich dann als weniger wertvoll und Minderwertigkeitsgefühle könnten die Folge sein. Besser wäre, für sich selbst zu betonen, dass man mit Gleichgesinnten gemeinsamen Interessen nachgehen möchte.

Auf der anderen Seite sollte man auch lernen, mit sich allein zu sein, die Einsamkeit nicht zu fürchten. Momente der Stille müssen nicht unangenehm sein. Bewusst seinen Gedanken nachhängen zu können, während man einen Spaziergang macht, sich dem eigenen Selbst zu stellen mit all seinen Emotionen und Ängsten kann sehr wertvoll sein – so man es als wertvoll erachtet.

Ängste überwinden: Rausgehen macht selbstbewusst

Rausgehen und etwas gegen Einsamkeit tun

Rausgehen und etwas gegen Einsamkeit tun © Alexander von Halem under cc

Oftmals ist es so, dass mit zunehmender Zeit, welche man innerhäuslich verbringt, Unsicherheit und Ängste im sozialen Miteinander zunehmen. Man fühlt sich hilfloser, achtsamer, schüchterner – Alleinsein und Einsamkeit erhalten die Oberhand und ihre Überwindung rückt in weite Ferne. Hinauszugehen und am alltäglichen Leben teilzuhaben, und sei es zunächst nur für den nächsten Einkauf, scheinen wichtige Punkte zu sein, um etwas gegen die Einsamkeit zu tun.

Soziale Kognitionen überdenken

Ängste, Misstrauen und Abneigung gegenüber Anderen können das Gefühl, einsam zu sein, verstärken. Eine Überarbeitung der sozialen Kognitionen, d.h. der Wahrnehmungen, Emotionen und Gedanken gegenüber dem sozialen Umfeld, scheint angebracht. Geht man mit den Anderen nicht so hart ins Gericht, übt Nachsicht, ist aufgeschlossen sowie interessiert am Leben anderer und macht sich auch die eigenen Unzulänglichkeiten bewusst, können soziale Kontakte entstehen und auch erhalten bleiben.
Mit zunehmenden sozialen Kontakten wird die Selbstverständlichkeit dafür steigen und das Selbstbewusstsein, sich in diesen Situationen zu bewegen, wachsen. Dies macht es zukünftig auch leichter, Kontakte zu pflegen.

Ist es einem dagegen nicht mehr möglich aktiv seinen Interessen nachzugehen, etwa bei eingeschränkter Mobilität, scheint eine weitere persönliche Komponente von besonderer Wichtigkeit.

Etwas gegen Einsamkeit tun, heißt, Hilfe annehmen können

Um Einsamkeit zu überwinden, sollten sich mobil Eingeschränkte eingestehen, dass sie Hilfe brauchen, damit sie sich weniger einsam fühlen: Jemand, der zu ihnen nach Hause kommt, für sie da ist, und sei es nur wenige Stunden in der Woche. Für viele erfordert dieses Eingeständnis erst einmal Stärke. Dennoch profitieren von solch einem Bündnis bestenfalls beide Seiten. Nette Gespräche, Problembesprechungen oder einfach die Lebenserfahrung teilen, kann für alle Beteiligten sehr erfüllend sein.

Insgesamt scheint es auch ein Stück weit an einem selbst zu liegen, wie sich die gewählte soziale Beziehung gestaltet. Die persönliche Einstellung kann wichtige Ansätze liefern, um etwas gegen Einsamkeit zu tun – daran knüpfen sich dann die in dieser Serie vorgestellten interaktiven Möglichkeiten an, welche einen erneuten Einstieg in das soziale Leben bieten können.

Quelle:

  • Masi, C.M., Chen, H.Y., Hawkley, L.C. & Cacioppo, J.T. (2011). A meta-analysis of interventions to reduce loneliness. Personality and social psychology review, 15(3), 219-66.