Folgt man dem aktuellen Zeitgeist und bewertet mögliche Konsequenzen der modernen Gesellschaft wie soziale Isolation und Einsamkeit neu, ließe sich mit virtuellen Kontakten und Social Media durchaus auch Einsamkeit im Alter überwinden. In Teil 2 dieser Artikelserie wurden einige Vorteile von sozialen Online-Netzwerken wie Facebook, Foren o.ä. als verhältnismäßig barrierefreie Wege aus dem Alleinsein besprochen.

Immer seltener: Gemeinschaftlich gegen Einsamkeit im Alter

Immer seltener: Gemeinschaftlich gegen Einsamkeit im Alter © OakleyOriginals under cc

Dennoch, die Kehrseite einer technologisierten Welt ist die drohende Ausschließlichkeit: Ein vermindertes soziales Miteinander als Folge reduzierter Real-Life-Kontakte kann letztendlich auch – vor allem in Bezug auf Ältere – in eine einsame, weniger gemeinschaftliche Gesellschaft führen, welche Teil 1 dieser Artikelserie zur Einsamkeit bereits deklarierte.

Moderne Gesellschaft begünstigt Einsamkeit im Alter

Gerade Ältere scheinen die „Verlierer“ der modernen Gesellschaft zu sein: Urbanisierung, Globalisierung, die damit einhergehende zeitliche und örtliche Flexibilität, Überforderung und ähnliches lassen weniger Zeit und Kraft für Familien und das Umsorgen von pflegebedürftigen Angehörigen – demzufolge erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für Einsamkeit im Alter. Für viele Ältere sind außerdem Internet und andere technologische Neuerungen schwer verständlich und damit kein möglicher Weg aus dem Alleinsein.

Technische Innovationen, wie der kürzlich vom Fraunhofer-Institut vorgestellte Serviceroboter für Senioren, unterstützen zwar selbstbestimmtes Leben im Alter, bergen aber auch durch die Monitoring-Funktion, welche ein virtuelles „Nach dem Rechten sehen“ durch Angehörige möglich macht, die Gefahr der sozialen Vernachlässigung und der stärkeren Einsamkeit im Alter.

Daneben sollten also auch neue sozialgemeinschaftliche Wege aus der Einsamkeit ausgebaut werden, um Einsamkeit im Alter zu überwinden.

Mit sozialer Einbindung gegen Einsamkeit im Alter

Sozialgemeinschaftliche Projekte wie Mehrgenerationshäuser scheinen ein lohnenswerter Weg gegen die Einsamkeit im Alter zu sein. Man wohnt mit anderen Familien unter einem Dach und unterstützt sich. Auch als sogenannte „Leihoma“ bzw. als „Leihopa“ kann man Kontakte zu (Ersatz)-Familien knüpfen.
Diese Ansätze beruhen auf Gegenseitigkeit und sind nutzbringend für alle Beteiligten. Sie bieten eine Möglichkeit der „familiären“ Einbindung, vor allem, wenn die eigene Familie weit entfernt ist. Auf der anderen Seite ist die Zeit bei jungen Eltern knapp und regelmäßige Besuche von der Leihoma/dem Leihopa entlasten den oft straff geplanten Ablauf Berufstätiger und schenken Zeit für Kinder.

Bei Senioren mit eingeschränkter Mobilität hat das Projekt „Aufsuchende Altenarbeit“ der Stadt Bremen viel positive Aufmerksamkeit erregt. Festangestellte und ehrenamtliche Mitarbeiter besuchen Ältere: Man redet, geht spazieren und ist einfach nur beisammen. – Ein Modellprojekt, dessen Erweiterung auf andere Städte oder Landkreise anzuregen wäre, um gegen Einsamkeit im Alter vorzugehen.

Egal in welcher Form oder Altersklasse, Aktivitäten und soziales Miteinander sind ein probates Mittel gegen die Einsamkeit.

Aktiv und gemeinsam Einsamkeit überwinden

Häufige körperliche Aktivitäten und soziale Anbindungen erhöhen die Lebenszufriedenheit im Alter und können Einsamkeit reduzieren, wie die Studie von McAuley et al. (2000) zeigt. Auch sinkt die Wahrscheinlichkeit für Altersdepression (Strawbridge et al., 2001).

Wohngemeinschaften, Vereine, Reisegruppen oder ähnliches mögen angestaubt klingen und unmodern erscheinen, dennoch bieten sie eine Gelegenheit, sich weniger einsam zu fühlen – unabhängig vom Alter. Gerade bei freier Zeiteinteilung wird soziales Engagement in Obdachlosenheimen, Tierheimen oder ähnliches möglich und auf dankbare Hände und Ohren treffen. Denn diese Stellen werden gebraucht, sie können nur nicht vergütet werden – Entlohnung ist die Verbundenheit der Betroffenen.

Neben allen virtuellen und realen Möglichkeiten, der Einsamkeit zu entkommen, scheint zu guter Letzt auch die persönliche Einstellung zum Leben und zu sich selbst wichtig zu sein. Der vierte und letzte Teil dieser Serie, wie man im Zeitalter von Globalisierung und modernen Technologien Einsamkeit überwinden kann, zeigt auf, welche mögliche Rolle der Persönlichkeit zukommt, wenn man Einsamkeit fühlt.

Quellen:

  • Bremen online: Die Senatorin für Soziales, Kinder, Jugend und Frauen (o.A.). AUFSUCHENDE ALTENARBEIT – HAUSBESUCHE IN BREMEN. Verfügbar unter: „http://www.soziales.bremen.de/sixcms/detail.php?gsid=bremen69.c.22788.de“ [26.09.2013].
  • Fraunhofer-Institut (2013). Presseinformation, Kurzmeldungen: Serviceroboter für Senioren. Verfügbar unter: http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2013/september/Kurzmeldungen.html [26.09.2013].
  • McAuley, E., Blissmer, B., Marquez, D.X., Jerome, G.J., Kramer, A.F. & Katula, J. (2000). Social Relations, Physical Activity, and Well-Being in Older Adults. Preventive Medicine, Volume 31(5), 608–617.
  • Strawbridge, W.J., Deleger, S., Roberts, R.E. & Kaplan, G.A. (2002). Physical Activity Reduces the Risk of Subsequent Depression for Older Adults. American Journal of Epidemiology, 156(4) 328-334.